Nightmare Concert

Tarantino1980

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Nightmare Concert
Lucio Fulci wird geplagt von Horrorvisionen. Sein privates Leben scheint plötzlich von seiner Arbeit überschattet zu werden.

Lucio Fulci inszenierte 1990 diese Horror Komödie, welche ich von der Grundidee sogar recht witzig fand. Ohne zu viel spoilern zu wollen sind für diesen Film nur ein paar Szenen neu gedreht worden, nämlich jene in denen Signore Fulci selbst zu sehen ist. In vielen seiner Filme hatte er ja bereits, ähnlich wie Alfred Hitchcock, immer einen kleinen Cameo. Anders als Hitchcock hatte Fulci jedoch sogar immer eine kleine Szene mit Sprechrolle. Daher war es nicht ganz neu ihn auch mal vor der Kamera zu sehen, aber hier in Nightmare Concert übernahm er sogar die Hauptrolle, was mir, wie gesagt von der Grundidee, gefallen hat. Alle anderen Szenen sind jedoch nur Archivmaterial aus alten Werken die er entweder selbst gedreht hat oder er als Produzent fungierte. Hier hätte ich es tatsächlich besser gefunden wenn es nur Szenen gewesen wären, aus Filmen bei denen er auch selber Regie geführt hat. Denn das ist das große Problem des Films. Die Szenen die aus seinen Filmen stammen funktionierten für mich sehr gut, immer mit einem schönen Augenzwinkern versehen und man konnte sich etwas vorstellen, wie es wohl war als Fulci diese Filme gedreht hat. Man darf hier nämlich nicht vergessen das der berüchtigte Splatterpapst Lucio Fulci tatsächlich ein Medizinstudium absolvierte, bevor er sich seiner eigentlichen Leidendschaft dem Filmemachen näher widmete. Und jeder der Lucio Fulci näher kennt wird wissen das seine Optik tatsächlich auch eher wie ein seriöser Arzt oder Rechtsanwalt war und nicht, wie ein kreativer Mensch der solche Filme gedreht hat. Von daher war die Besetzung hier in dem Film wirklich grandios da er in dem Film, bewusst oder unbewusst, sehr bieder und normal rüberkam, also zumindest in den Szenen wo er nicht an einem Filmset war. Denn dort spürte man seine innere Leidenschaft deutlich explodieren. Es gab eine Szene, die man leider nicht sah, aber es wurde beschrieben was passierte und ich habe mich wirklich köstlich amüsiert. Dann gab es noch eine Szene bei der er Regieanweisungen zu einem seiner Filme gab. Natürlich auch mit einem kleinen Augenzwinkern, aber wirklich genial gemacht! In den Szenen spürte man seine Leidenschaftlich deutlich. Die anderen eingefügten Szenen wirkten dann jedoch leider etwas beliebig und man hätte durchaus mehr daraus machen können.

Für Fans von Lucio Fulci ist dies mit Sicherrheit ein Film den man mal gesehen haben sollte. Für Neueinsteiger auf keinen Fall zu empfehlen und wer denkt, er bekäme hier einen weiteren Horror Klassiker aus Italien zu Gesicht, ist der Film auch nicht zu empfehlen Aber für jemanden wie mich, der mittlerweile Lucio Fulci als einen seiner Lieblingsregisseure betrachtet und der generell einen großen Fokus auf Regisseure hat, ist der Film absolutes Pflichtprogramm. Es ist ja eher selten das man seinen Lieblingsregisseur in bewegten Bildern sieht, außer eben in Interviews. Von daher war der Film schon interessant, aber weit entfernt von einem Meisterwerk.

Wertung: 4.5/10
 

Tarantino1980

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Es war für mich schwierig hier eine halbwegs spoilerfreie Kritik zu schreiben, ist mir auch nicht ganz gelungen, was aber denke ich zu verschmerzen ist, da der Film natürlich keine geniale Handlung hat. Dennoch fand ich es extrem Unterhaltsam wie z.B. Fulci am Set von When Alice Broke The Mirror zu sehen war und dort die "Kanibalenszene" abgedreht wurde und ihm dann bei seinem Lieblingsrestaurant ein Steak angepriesen wird. Oder frisches Tatar, wo er in seinen Filmen doch selbst das immer sehr gerne als Eingeweide bzw. Hirnmasse genutzt hat. Fand ich super witzig die Idee!

Legendär und deutlich besser als der orginale Film ist die Szene aus Sodomas tödliche Rache in der er dem Geisternazi dann Regieanweisungen gibt wie er die junge Dame behandeln soll. Die Szene im fertigen Film fand ich langweilig, aber so mit Fulci Regieanweisung einfach nur göttlich :lol:. Die hätte er so in den Film einbauen sollen! Auch die Szene als ein Nachbar mit einer Kettensäge zu gange war und Fulci sofort wieder an When Alice Broke The Mirror denken musst und dann wie ein Wilder die "zufällig" dort stehenden roten Farbdosen aufgestochen hat. Die rote Farbe sah dann natürlich orginal wie das rote Filmblut aus, welches man aus italienischen Filmen dieser Epoche kennt. Das fand ich auch ein sehr witziges Detail. Die Schlusszene fand ich dann auch gut. Fulci mit einer schönen jungen Dame an Bord eines kleinen Seegelschiffs, das hatte schon was.

Das waren dann aber auch die Szenen die am besten funktioniert haben, weil es eben seine Filme waren. Die meisten Szenen stammten wohl aus When Alice Broke The Mirror und aus The Massacre von Andrea Bianchi, den ich mir übrigens dann jetzt auch mal bestellt habe, da er irgendwie ganz interessant aussah, auch wenn leider die Film DVD nicht so ein gutes Bildmaster hat wie die Szenen in Fulci´s Nightmare Concert. Gerne hätte ich hier noch ein paar Szenen aus seinen Perlen gesehen. Aber wie gesagt ein Totalausfall war es für mich jetzt nicht.
 

Despair

Filmvisionaer
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Ich habe den Film jetzt zweimal gesehen. Hier meine Ansichten:

2008:
"Um Himmels Willen, was ist denn das!? Ein hundsmiserables Fulci-Spätwerk mit dem Meister persönlich als Hauptdarsteller, wiederaufbereiteten Splatterszenen und der wohl miesesten Synchro, die jemals in meinen Gehörgang drang. Story und schauspielerische Leistungen spotten jeder Beschreibung - dieser Film ist schlichtweg der pure Dreck. Dreck hat Fulci zwar reichlich verbrochen, aber meistens mit einem gewissen Grad an Unterhaltungswert und einer dichten Atmosphäre. Beides fehlt "Nightmare Concert" leider völlig...

1/10 Punkte"

2018:
"Nach ewigen Zeiten hab' ich Lucio Fulcis Resteverwertung mal wieder gesehen, und der Film ist noch genauso brutal schlecht wie früher.
biggrin.gif
Die Story um den langsam dem Wahnsinn anheimfallenden Regisseur (gespielt von Fulci höchstpersönlich) ist völlig Banane und dient nur dazu, möglichst viele Splatter- und sonstige Ekelszenen unterzubringen. Die sind heftigst übertrieben, herrlich widerlich und teilweise genauso pornös schlecht wie die schauspielerischen Leistungen des gesamten Ensembles. Dabei "überzeugen" vor allem der wie ein völlig irrer Donald Sutherland wirkende Psychater und Fulci als ziemlich derangiertes Abbild seiner selbst. Kleinigkeiten wie der Mercedes, der mal mit und mal ohne seinen Stern durch die Gegend fährt, runden das Gesamtbild ab.

Kurz gesagt: "Nightmare Concert" ist perfekt geeignet für einen feuchtfröhlichen Trashabend. Allerdings nur für hartgesottene Naturen, denn der Gewaltgrad ist selbst für heutige Verhältnisse nicht ohne (obwohl Köpfe und andere Körperteile in der Realität nicht ganz so leicht vom Rumpf zu trennen sein dürften.) Fulci-Kenner werden aber in diesem filmischen Desaster tatsächlich auch eine ordentliche Portion Eigenironie erkennen können, wenn der Meister am Ende auf dem Boot "Perversion" von dannen schippert..."

Fazit:
Das Ding ist grottenschlecht, entwickelt aber einen gewissen Unterhaltungswert, wenn man einige von Fulcis Filmen gesehen hat. Heute würde ich der "Katze im Gehirn" ein paar Punkte mehr geben. Der Spaßfaktor ist einfach zu hoch. :D
 

Tarantino1980

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Ich habe den Film jetzt zweimal gesehen. Hier meine Ansichten:

Sehr schön das Du Dich hier zu Wort meldest! :hoch:

Fulci-Kenner werden aber in diesem filmischen Desaster tatsächlich auch eine ordentliche Portion Eigenironie erkennen können, wenn der Meister am Ende auf dem Boot "Perversion" von dannen schippert..."

Ich glaube wenn dies mein erster Fulci gewesen wäre, ich hätte mir nie wieder einen Film von ihm angesehen. Ich hatte ihn mir tatsächlich bewusst bis fast zum Schluss meiner Retrospektive aufgehoben, weil ich auf noch mehr Szenen aus Fulci Filmen gehofft habe. Faktisch waren es dann ja nur zwei eigene Filme die hier wiederverwertet wurden, bei den anderen Szenen handelt es sich lediglich um Filme bei denen er als Produzent mit an Bord war.

Gerade Szenen aus When Alice Broke The Mirror werden hier ja häufig gezeigt und Kritiker behaupten man bräuchte danach den ganzen Film nicht mehr sehen, weil man das Beste bereits in Nightmare Concert gesen hätte, was absolut nicht stimmt. Natürlich sind beide keine Meisterwerke von Fulci, aber durchaus ansehbar wie ich finde.

Den Gag mit dem Namen des Bootes fand ich im Übrigen auch sehr geil! :rock:

Aber natürlich ist der Film definitiv nur für Lucio Fulci Fan´s geeignet.

Fazit:
Das Ding ist grottenschlecht, entwickelt aber einen gewissen Unterhaltungswert, wenn man einige von Fulcis Filmen gesehen hat. Heute würde ich der "Katze im Gehirn" ein paar Punkte mehr geben. Der Spaßfaktor ist einfach zu hoch. :D

Genau das ist die Einstellung mit der man sich diesen Film ansehen sollte. Man darf hier keinen ernsten Horror Film erwarten oder generell einen Film mit einer fesselnden Story. Er hat aber einen guten Unterhaltungswert und für Fans mit Sicherheit auch kein Totalausfall.
 
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