Venus im Pelz

Tarantino1980

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Venus im Pelz
Der Theaterautor Thomas versucht sich erstmals auch als Regisseur für sein neues Werk Venus im Pelz. Frustriert nach einem Vorsprechen für die weibliche Hauptrolle will er schon heimgehen als verspätet noch Vanda das Theater betritt und bei ihm noch vorsprechen will.

Roman Polanski inszinierte im Jahre 2013 diesen tollen Film. Bekanntermaßen bin ich zwar ein sehr großer Fan des Regisseurs, an dieses Werk hatte ich mich aber nie so recht herangetraut. Meine Befürchtung, ein Film der nur durch zwei Personen in einem Theater handelt, könnte mich nicht genug fesseln war vollkommen unbegründet. Im Gegenteil, Polanski zeigte mir erneut, auf sehr beeindruckende Weise, warum er zu meinen Lieblingsregisseuren zählt. Der Film fängt schon mit einer fantastischen Kamerafahrt an und war für mich zu keiner Minute langweilig. Die Inszenierung ist ähnlich eines Theaterstücks, nur eben mit den typisch filmischen Stilistiken die bei einem Theaterstück eben nicht möglich sind. In der einen Szene hat man das Gefüh, man schaue sich ein Theaterstück an, in der anderen wiederum nutzt Roman Polanski die Möglichkeiten eines Spielfilmes und verlässt die Theaterbühne. Ein sehr interessanter Mix.

Der Cast besteht wiegesagt nur aus zwei Personen. Zum einen Emmanuelle Seigner und zum anderen Mathieu Amalric. Beide spielen hier absolut großartig! Man merkt den Beiden die Spielfreude förmlich an. Die Darbietung von Emmanuelle Seigner hat mich buchstäblich überwältigt. Ich wusste nicht das diese Frau so wandlungsfähig ist. Sie hat zwar bereits in einigen Rollen in Polanski´s Filmen glänzen können, aber für mich war dies Ihre beste Rolle. Man merkt richtig das Ihr Ehemann sie hier hat nicht nur richtig gut aussehen lassen sondern auch das er ihr wahrscheinlich diese Rolle genau auf den Leib geschnitten hat. Sie hat hier wirklich eine absolute Bühnen/Leinwandpresenz. Aber auch Mathieu Amalric hat seinen Job sehr gut gemacht!

Der Film ist bestimmt nicht für jederman geeignet. Für Roman Polanski Fans ist er natürlich absolutes muss, aber auch Arthaus Interessierte bzw. Leute die gerne mal über den Tellerrand schauen ist dieser Film bestimmt mal ein Versuch wert. Allen anderen rate ich definitiv von diesem Film ab.

Wertung: 8.5/10
 

2moulins

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Meine Meinung vom 02.03.2015:

Ein Zwei-Personen-Stück, dass auf der Theaterbühne spielt. Insofern noch minimalistischer als "Gott des Gemetzels". Der weibliche Part wird gespielt von Emmanuelle Seigner (sehr erotisch - Polanski's Ehefrau! Respekt!). Die Story basiert auf einer Novelle eines gewissen Sacher-Masoch --> Sado-Maso lässt also grüßen.

Wer mit einem solchen Stück etwas anfangen kann, erlebt durchaus eine spannende Auseinandersetzung der zwei Akteure.

Der Moment, wenn die Frau, die ins Theater kommt, um für eine Rolle vorzusprechen, diese Rolle einnimmt, hat 'was. Ein regelrechter Gänsehaut-Moment! Und danach gibt's noch Einiges in dieser Richtung. Mancher wird das langweilig empfinden- Mich hat's gut unterhalten. Ist 'mal 'was anderes - wie der Saarländer zu sagen pflegt ;)

8/10

Eine baldige Zweitsichtung könnte wohl nicht schaden.
 

Tarantino1980

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Schön das Du Dich hier im Thread meldest. Ich hatte im Zuletzt Gesehen Thread bereits gesehen das Du den Film auch gesehen hattest.

Ich weiß nicht ob Du Dich noch so gut an den Film erinnern kannst, sind ja immerhin schon 5 Jahre nun her bei Dir aber mich würde mal interessieren wie Du Dir das ganze Wissen von Vanda erklärt hast. War es wirklich eine Privatdedektivin die im Namen von Thomas Freundin Ihn ausspionieren sollte oder war es eher ein fanatischer Fan von Thomas? Das wurde ja nicht wirklich aufgeklärt. Ich meine vielleicht gibt es da auch keine wirkliche Auflösung aber irgendwie hatte ich da die ganze Zeit drauf gewartet was passiert, woher sie sein Werk komplett in und auswendig kennt. Woher Sie das alles über Ihn und seine Freundin weiß. Die Erklärung mit der Privatdektivin fand ich dann doch etwas zu weit her geholt. Alleine das sie die ganzen Kleidungsstücke und Requisiten dabei hatte, geht doch weit über ein normales Vorsprechen hinaus.
 

2moulins

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Oh je - da muss ich leider passen, da ich keine genaueren Erinnerungen mehr daran habe. Deshalb auch mein Hinweis auf eine fällige Zweitsichtung.

Bei der Vielzahl von Filmen, die ich sah, gerät vieles in Vergessenheit, selbst dann, wenn mir ein Film sehr gut gefiel. Filme, bei denen sich Details und sogar Dialoge einprägten, gibt‘s wenige. Insbesondere aus den Zeiten, in denen Kinogänge besondere Events für mich waren, gibt‘s da auch eher solche auf ewig eingeprägte Eindrücke.

Ich lege „Venus im Pelz“ gerne in den nächsten Wochen nochmal ein. Dann kann ich mich ja nochmal melden.
 

Tarantino1980

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Oh je - da muss ich leider passen, da ich keine genaueren Erinnerungen mehr daran habe. Deshalb auch mein Hinweis auf eine fällige Zweitsichtung.

Kein Problem, das dachte ich mir schon.

Bei der Vielzahl von Filmen, die ich sah, gerät vieles in Vergessenheit, selbst dann, wenn mir ein Film sehr gut gefiel. Filme, bei denen sich Details und sogar Dialoge einprägten, gibt‘s wenige. Insbesondere aus den Zeiten, in denen Kinogänge besondere Events für mich waren, gibt‘s da auch eher solche auf ewig eingeprägte Eindrücke.

Oh ja das kenne ich. Das müssen schon gigantische Szenen sein die sich in mein Filmauge für ewig einbrennen. Aber Filme meiner Lieblingsregisseure kenne ich zumindest immer grob alle noch von der Handlung. Aber Details verschwinden, daher machen ja auch Mehrfachsichtungen spaß!


Ich lege „Venus im Pelz“ gerne in den nächsten Wochen nochmal ein. Dann kann ich mich ja nochmal melden.

Ja das wäre super!
 

2moulins

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Habe mir den Film jetzt nochmal angeschaut.

....... mich würde mal interessieren wie Du Dir das ganze Wissen von Vanda erklärt hast. War es wirklich eine Privatdedektivin die im Namen von Thomas Freundin Ihn ausspionieren sollte oder war es eher ein fanatischer Fan von Thomas? Das wurde ja nicht wirklich aufgeklärt. .......woher sie sein Werk komplett in und auswendig kennt. Woher Sie das alles über Ihn und seine Freundin weiß. .....

Deine Fragen kann ich Dir trotzdem nicht beantworten, denn vieles bleibt einfach offen. Vanda tritt ja in mehreren Rollen auf, z.B. als sie ein Jackett überzieht und eine Brille aufsetzt, wirkt sie wie eine Therapeutin, ganz zu Anfang wie eine billige Prostituierte und als sie ihre „Rolle“ als Vanda im Stück übernimmt (immer noch der stärkste Moment im Film) wie eine erfahrene, hervorragende Schauspielerin, die alle Ecken und Kanten des Stückes kennt. Oft gibt es Momente, in denen sich Bühnenstück und Realität so stark vermischen, dass man sich als Zuschauer in der realen Auseinandersetzung zwischen Schauspielerin und Regisseur wähnt, um durch einen „Rückfall“ in die (vulgäre) Sprache der Akteurin „aufgeweckt“ zu werden. Die Darstellung und Wandlungsfähigkeit von Emmanuelle Seigner ist Spitze!

Ehrlich gesagt, habe ich die offen bleibenden Punkte und Anspielungen - wie z.B. den Hinweis auf die Tätigkeit einer Privatdetektivin - nicht konkret hinterfragt. Dass sie das Stück von vorne bis hinten kannte, führe ich dagegen darauf zurück, dass sie ja das kpl. Script besaß, was den Regisseur ja sehr verwunderte. Und offensichtlich hatte sie sich stark damit auseinander gesetzt. Mit ihrem Vorsprechen zog sie Thomas in das Stück. Die Grenzen zur Realität verschwammen. Anfangs ließ sie nichts Gutes an der Geschichte, sah es als minderwertiges „Porno-Stück“ an. Am Ende, wenn sie die Rolle mit Thomas tauscht, diesem weibliche Attribute verleiht und an den „Pfahl“ fesselt, wirkt das wie eine Bestrafung - als sei das ihr eigentliches Ziel gewesen, ihn bloß zu stellen.

Übrigens ist mir im Abspann mal wieder der Name „Alexandre Desplat“ sehr positiv aufgefallen. Seine Musik ist einfach jedesmal phantastisch, auch hier sehr passend!
 

Tarantino1980

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Habe mir den Film jetzt nochmal angeschaut.

Das freut mich wirklich sehr das Du so schnell eine Sichtung gemacht hast!

Deine Fragen kann ich Dir trotzdem nicht beantworten, denn vieles bleibt einfach offen. Vanda tritt ja in mehreren Rollen auf, z.B. als sie ein Jackett überzieht und eine Brille aufsetzt, wirkt sie wie eine Therapeutin, ganz zu Anfang wie eine billige Prostituierte und als sie ihre „Rolle“ als Vanda im Stück übernimmt (immer noch der stärkste Moment im Film) wie eine erfahrene, hervorragende Schauspielerin, die alle Ecken und Kanten des Stückes kennt. Oft gibt es Momente, in denen sich Bühnenstück und Realität so stark vermischen, dass man sich als Zuschauer in der realen Auseinandersetzung zwischen Schauspielerin und Regisseur wähnt, um durch einen „Rückfall“ in die (vulgäre) Sprache der Akteurin „aufgeweckt“ zu werden. Die Darstellung und Wandlungsfähigkeit von Emmanuelle Seigner ist Spitze!

Die Wandlungsfähigkeit von Emmanuelle Seigner ist wirklich super, für mich ihre stärkste Rolle und man merkt das der Film eine Liebeserklärung von Roman Polanski an sie ist.

Ehrlich gesagt, habe ich die offen bleibenden Punkte und Anspielungen - wie z.B. den Hinweis auf die Tätigkeit einer Privatdetektivin - nicht konkret hinterfragt. Dass sie das Stück von vorne bis hinten kannte, führe ich dagegen darauf zurück, dass sie ja das kpl. Script besaß, was den Regisseur ja sehr verwunderte. Und offensichtlich hatte sie sich stark damit auseinander gesetzt. Mit ihrem Vorsprechen zog sie Thomas in das Stück. Die Grenzen zur Realität verschwammen. Anfangs ließ sie nichts Gutes an der Geschichte, sah es als minderwertiges „Porno-Stück“ an. Am Ende, wenn sie die Rolle mit Thomas tauscht, diesem weibliche Attribute verleiht und an den „Pfahl“ fesselt, wirkt das wie eine Bestrafung - als sei das ihr eigentliches Ziel gewesen, ihn bloß zu stellen.

Genau das Frage ich mich halt was ihre Motivation war. Anfangs dachte man halt sie wolle wirklich die Rolle haben. Keine Ahnung wie sie an das Script kam aber man merkte halt sehr schnell das da mehr dahinter stecken muss als das sie die Rolle haben will. Sie war so tief in der Geschichte drin wie es auch Thomas war, nur das sie halt an vielen Punkten anderer Meinung war. Ich empfand es halt auch so das sie ihn davon überzeugen wollten wie sexistisch die Story doch ist und damit auch falsch, das die Rolle der Vanda eine falsche Darstellung ist und daher hatte ich irgendwie auch die Erwartung das noch was kommt also das sie sich doch von irgendwoher kennen oder sie so ein Fan von ihm ist das sie ihm verfallen ist oder oder. Aber natürlich macht das Fehlen einer Auflösung den Film nicht schlecht. Es ist natürlich auch ein spannendes Element es nicht zu wissen!

Übrigens ist mir im Abspann mal wieder der Name „Alexandre Desplat“ sehr positiv aufgefallen. Seine Musik ist einfach jedesmal phantastisch, auch hier sehr passend!

Absolut. Die Musik hat die Bilder sehr gut untermahlt. Hat mir auch sehr gut gefallen!
 
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