Maria Stuart - Königin von Schottland

Die wilde 13

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Maria Stuart - Königin von Schottland

Die kleine Insel vor der Küste Frankreichs befindet sich Mitte des 16. Jahrhunderts in der Krise. Es gibt viele Baustellen, u.a. Katholiken gegen Protestanten aber auch einen Streit um die Krone Englands, den die junge Maria Stuart (Saoirse Ronan), Enkelin Heinrich VII. von der amtierenden Königin Elizabeth I.(Margot Robbie), ihrerseits Tochter Heinrich VIII. für sich in Anspruch nimmt. Da dessen Ehe mit Elizabeths Mutter Anne Boleyn nie vom Papst legitimiert worden war, sah sich Maria als rechtmäßige Thronfolgerin an. Sah Elizabeth natürlich etwas anders und somit entbrannte ein jahrelanger Streit, bei dem beide viel verloren haben...

Eine altbekannte Geschichte, die stets Stoff für eine Neuverfilmung bietet, weil es so schön um Verrat, Intrigen und vor allem um zwei Frauen geht, die sich in einer Männerdomäne um Macht und Einfluss duellieren. Und genau diesem Ansatz folgt Regisseurin Josie Rourke. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen "Metoo"-Debatte funktioniert dieser Film prächtig. Sowohl Elizabeth als auch Maria sind Gefangene, obwohl sie die Königswürde haben. Gefangen in ihrer Rolle als Frau, die gefälligst das tun sollen, was die Männer, ob Vetreter der Kirche oder des Adels, ihnen sagen. Beide Frauen werden in ihren Bemühungen, den Konflikt möglichst friedlich zu lösen, von den verschiedensten Seiten torpediert, so das es am Ende doch keine Lösung geben kann und darf. Alles in allem übertreibt es Rourke mit ihrer Schwarz-Weiß-Malerei, indem Frauen nur gutes und Männer nur böses im Schilde führen aber letztlich hat sie damit gar nicht mal so unrecht. Es hätte ja ganz anders laufen können, wie eine fiktive Begegnung der beiden zeigt. Ein sowohl optischer als auch inhaltlicher Höhepunkt des Films.

Saoirse Ronan brilliert mal wieder und bietet uns wunderbare Schauspielkunst, da sie auch in den meisten Szenen präsent ist. Margot Robbie nutzt ihre kürzere Screentime dafür umso intensiver, indem sie Mut zur Hässlickeit beweisstt, als Elizabeth an den Pocken erkrankt. Auch ist ihre Wandlung zur "jungfräulichen Königin" im letzten Akt des Films äußerst beeindruckend. Ihre wohl einzige Chance. um sich in der Männerwelt durchzusetzen, in dem sie selbst zu eine Art Karikatur eines Mannes wird. Da ist letztendlich das Schicksal mit Maria doch noch gnädiger umgegangen. Selbst eine 18-jährige Gefangenschaft haben sie, wenn man dem Drehbuch von Maria Stuart - Königin von Schottland glauben darf, nicht älter aussehen lassen. Bestimmt, weil sie keinen Kontakt mehr zu Männern hatte und danach keine Chance mehr dazu hatte...

Insgesamt unterhält Maria Stuart - Königin von Schottland alleine schon durch deine prächtigen Kostüme, Frisuren und Settings, auch können die nebelverhangenden Highlands überzeugen, aber vor allen Dingen sein feministischer Ansatz machen aus einer Geschichte, dessen Ausgang eigentlich jeder kennt, einen sehenswerten und berührenden Film. Auf der Minusseite gibt es die schon erwähnte Schwarz-Weiss-Malerei und eine recht brave Inszenierung, die bis auf die Begegnung der beiden Monarchinnen keine weiteren Aha-Momente liefert.

8/10
 

Willy Wonka

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Ich habe ihn heute Abend im Kino auch endlich sehen können. Zunächst einmal hast du den Film hervorragend mit deiner Kritik eingefangen und beschrieben. Gerade mit den noch sehr frischen Eindrücken, kann ich dir eigentlich in allen Punkten zustimmen.

Insgesamt unterhält Maria Stuart - Königin von Schottland alleine schon durch deine prächtigen Kostüme, Frisuren und Settings, auch können die nebelverhangenden Highlands überzeugen, aber vor allen Dingen sein feministischer Ansatz machen aus einer Geschichte, dessen Ausgang eigentlich jeder kennt, einen sehenswerten und berührenden Film. Auf der Minusseite gibt es die schon erwähnte Schwarz-Weiss-Malerei und eine recht brave Inszenierung, die bis auf die Begegnung der beiden Monarchinnen keine weiteren Aha-Momente liefert.

Die Schwarz-Weiß-Malerei ist mir auch aufgefallen und vor allem durch die Filme, die ich in den letzten Wochen gesehen habe, wurde ich mit dieser Thematik häufiger konfrontiert und mich störte doch die plakative Charakterisierung der Männer. Andererseits ist es vielleicht nur legitim, wenn man bedenkt, wie viele Jahrzehnte diverse Filme Frauenfiguren plakativ und einseitig porträtiert wurden.

Stärker ist für mich dagegen die konventionelle Inszenierung ist Gewicht gefallen. Vor allem mit dem Hintergrund, dass ich erst gestern „The Favourite“ gesehen habe. Dadurch wird der Unterschied deutlich, was ein Regisseur mit einem historischen Stoff in der heutigen Zeit anfangen kann. „Maria Stuart“ wirkt in der kompletten Erzählung recht altmodisch.

Andererseits darf man nicht die vielen kleinen Details (die Menstruation wird visuell angedeutet, die weibliche Lust wird dargestellt, indem Maria Stuart geleckt wird etc.) vergessen, die zeigen, dass „Maria Stuart“ durchaus einen feministischen und modernen Gestus hat, der aber bei weitem nicht so ausgeprägt ist wie bei „The Favourite“.

Die Inszenierung ist konventionell und ist mir dennoch in manchen Stellen negativ aufgefallen, dass sie Luftaufnahmen durch Kamera-Drohnen und evtl. sogar Go-Pro-ähnliche Einstellungen integrierten, fand ich unpassend und effekthascherisch. Im direkten Vergleich ist die Inszenierung und Kameraarbeit von „The Favourite“ bewusst und fast durchgehend anachronistisch für solch ein Setting am deutlichsten erkenntlich durch das Fischaugenobjektiv. Das hat mir wiederum gefallen, da ich es als ein intentionales Konzept wahrgenommen habe und die Handschrift vom Regisseur und Kameramann deutlich war. Diese Handschrift habe ich bei „Maria Stuart“ nicht gesehen, was aber auch durchaus daran liegen könnte, dass es sich um das Spielfilmdebüt von Regisseurin Josie Rourke handelt.

Insgesamt ein guter Historienfilm mit einer großartigen Saoirse Ronan, einer leider unterrepräsentierten Margot Robbie und vor allem - wie es sich für das Genre gehört - einer tollen Ausstattung mit hervorragenden Kostümen und Make-up und Frisuren!

Bei mir ist die erste Tendenz zwischen 6-7/10.
 
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