Geschichte einer Nonne

Die wilde 13

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Geschichte einer Nonne

Belgien, Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts: Die junge Arzttocher Gabriele van der Mal (Audrey Hepburn) geht sehr zum Unverständnis ihres hochangesehenen Vaters freiwillig in ein Kloster. Doch auch die stärkste Frömmigkeit kann ihren Ehrgeiz, eine gute Missionsschwester in Belgisch-Kongo zu werden, nicht tilgen...

Armut, Keuschheit und Gehorsam sind die drei Tugenden, die eine Nonne mitbringen muss, um das Leben in einem Kloster zu überstehen oder zumindestens den Willen dazu, diese Tugenden zu beherzigen. Das dies ein ewiger Kampf mit sich selbst ist, zeigt eindrucksvoll Fred Zinnemanns bewegendes Drama aus dem Jahre 1959.

Bedächtig, fast schon dokumentarisch fängt Zinnemann vor allem in der ersten Hälfte des Films Gabrieles Werdegang von der Novizin zur Nonne und ihrem stetigen Konflikt zwischen ihren Wünschen, der Liebe zu Gott und den Vorgaben des Klosters bzw. der katholischen Kirche ein. Neben dieser Inszenierung ist es aber vor allem Audrey Hepburns feiner Schauspielkunst zu verdanken, das Geschichte einer Nonne zutiefst berührt und uns einen detailierten Einblick in Abläufe, Riten und Alltag innerhalb der dicken Klostermauern beschert. Es ist eine fremde, manchmal auch sehr befremdliche Welt, die sich da sowohl für Gabriele als auch dem Zuschauer auftut und man fragt sich nicht nur einmal, ob die Einhaltungen der Klosterregeln denn immer wichtiger sein müssen als Nächstenliebe und gesunder Menschenverstand.

Für Audrey Hepburn war dieser Film auch irgendwie eine Rückkehr in ihre Kindheit und Jugend, da sie zum einem selbst in Belgien und den Niederlanden geboren und aufgewachsen ist und zum anderen den 2. Weltkrieg hautnah mitbekommen hat. So ist es auch kein Wunder, das sie Geschichte einer Nonne zu ihren persönlichen Lieblingsfilm auserkoren hat. Es steckt sehr viel von Audrey selbst in dieser Gabriele van der Mal.

Leider hatte dieser leise, an den Originalschauplätzen in Belgisch-Kongo und Brügge gedrehte Film, der immerhin für acht Oscars nominiert war (u.a. Regie, Kamera, Hauptdarstellerin), keine Chance gegen den damaligen Kracher Ben Hur, der bekanntlich fast alles abräumte. Somit ist dieses feine Meisterwerk, das auf dem biographischen Roman von Kathryn C. Hulme basiert, heute etwas in Vergessenheit geraten. Das aber haben weder Fred Zinnemann, Audrey Hepburn noch der wichtige Inhalt verdient!


10/10
 
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