Brimstone

Die wilde 13

Storyboard
Teammitglied
Registriert
12 Nov. 2008
Beiträge
18.011
Ort
Duckburg
Filmkritiken
112
Brimstone


Ende des 19. Jahrhunderts, irgendwo in der gottesfürchtigen Pampa der USA. Die stumme Liz (Dakota Fanning) bewirtschaftet zusammen mit ihrem Mann und den zwei Kindern eine Farm und verdingt sich zusätzlich noch als Hebamme. Eines Tages steht sie im Zuge dieser Tätigkeit vor eine großen Entscheidung doch der neue Dorfpfarrer (Guy Pierce) stellt sie vor noch viel größere Probleme, die tief in ihrer Vergangenheit begraben sind...

Was hier der Niederländer Martin Koolhoven in dieser europäischen Co-Produktion auf die Leinwand gezaubert hat, ist schlicht und ergreifend eine Wucht. Und dies kann man durchaus wörtlich nehmen! Von der ersten Sekunde an ist man von der unheilvollen Atmosphäre derart gefangen, das man die nächsten 150 min., die Tarantino-Like in 4 Kapiteln unterteilt sind, wie gebannt dem weiteren Treiben zuschauen muss. Es gibt kein Entrinnen, so wie es für Liz scheinbar kein Entrinnen aus ihrem Schicksal gibt. Wunderbar gespielt von Dakota Fanning, die, ihrer Stimme entraubt, vor allem durch ihre Augen mit uns spricht. Ihre Leistung wird aber noch getoppt von Guy Pierce, der mehr Teufel als Revenent ist. Nicht von ungefähr hat Koolhoven sein Werk bedeutungsschwanger Brimstone, also Schwefel, genannt.

Koolhovens dramatischer Western-Thriller ist von außergewöhnlicher Kraft und Intensität und er schreckt auch nicht vor exzessiver Gewalt ab. Ganz im Gegenteil, die Brutalität blitzt immer wieder rigide auf und trotzdem gelingt es allen Beteiligten, das Brimstone mehr von der Narrative, dem Schicksal der Beteiligten und der erdrückenden Atmosphäre lebt. Koolhoven nimmt sich viel Zeit, um sich Themen wie Inzest, Selbstaufgabe, Bigotterie oder Sadismus zu widmen, die er in faszinierende Bilder packt und ohne dabei die große Moralkeule zu schwingen. Brimstone ist mehr als ein Western, er ist eine Hymne auf die Willenskraft des Menschen sowohl in guter als auch in böser Hinsicht. Wobei hier die gute Seite stark weiblich ausgerichtet ist, so das wir nach The Missing, The Homesman oder Jane got a Gun fast schon vom neuen Genre des femininen Westerns sprechen können. Wenn dabei solche Perlen entstehen, kann uns das nur recht sein.

Neben Fanning und Pearce agieren mehr oder weniger lang noch weitere bekannte Stars wie die beiden GoT-Veteranen Kit Harrington und Clarice van Houten, Carla Juri und vor allem die junge Emilia Jones und heben diesen Film somit auch schauspielerisch auf eine der obersten Stufen. Da auch das Ende so konsequent wie brillant ist, komme ich nicht drum herum, das Prädikat "absoluter Pflichtfilm" zu vergeben. Wirklich schade, das Brimstone 2016 nur in homöopathischen Dosen in die deutschen Kinos kam und er somit bisher leider ein Dasein als Insider-Tipp fristet.

10/10
 

2moulins

Filmgott
Registriert
21 Juni 2008
Beiträge
7.043
Ort
Saarland
Filmkritiken
13
Uff - gerade gesehen. Das war echt schwere Kost - von vorne bis hinten.
Kein Film für einen netten Abend. Das muss man erst mal verdauen.

In den fast 2 1/2 Std. kam keine Langeweile auf, weil man ziemlich schnell in den Bann der bedrückenden Stimmung gezogen wird und den Kapiteln mit Spannung folgt. Die weiteren Kapitel nach dem Einstieg führen zunächst in die Vergangenheit, um nach und nach zu offenbaren, wie sich die Zusammenhänge, insbesondere das Verhältnis der Hauptpersonen zueinander, gestalten. Diese Art der Erzählung fand ich gut. Schauspielerisch werden starke Leistungen gezeigt. Manche Gewaltszenen sind schon etwas krass.

Die Bilder, die teilweise - nicht erkennbar - auch in Deutschland entstanden, sind streckenweise sehr gut, wobei mich allerdings von Anfang an die Optik der Ausstattung doch arg störte und dadurch etwas von der Intensität des Geschehens ablenkte. Alle Bauten, ob Häuser, Scheunen, Ställe oder Saloons - alles sieht nach Baujahr 2016 aus.Da haben die Ausstatter keine gute Arbeit geleistet. Der Kameramann hat offensichtlich ein Faible für Bilder aus der Vogelperspektive, was ich jetzt nicht negativ meine.

Anstatt Punkte zu vergeben, muss ich das erst mal sacken lassen. Ich war auf einen guten Western eingestellt und wusste zuvor gar nichts von der Handlung. Also ein klassischer Western ist das nicht.......
 

Oyo-koltsa

Leinwandlegende
Registriert
21 Juni 2008
Beiträge
5.454
Ort
Metropolregion Stuttgart
Filmkritiken
1
Brimstone

Woah, schwere Kost. Sau intensiv und brutal, wirklich kein Stimmungsaufheller, der da erzählt wird. Nach dem ziemlich zähen Beginn, um nicht zu sagen langweilig. Kommt spätestens aber ab Kapitel 2 sowas wie Fahrt auf. Zudem nimmt die Spannung und die Wut auf mind. einen Charakter kontinuierlich zu. Die Bilder und Schnitte sind eine Wucht.

Einen klassischen Western sollte man nicht erwarten, eher so in Richtung Godless, nur völlig humorlos und schonungslos.

Ich kann da keine Note geben, ich hatte sogar mal zwischen drin kurz (wenige Sekunden) die Augen zu, weil es so weh tat. Nix für zimperliche und ich dachte, viele andere Filme und auch GoT hätten mich ganz gut abgehärtet.

Aber irgendwie schaltet man nicht ab und bleibt dran.

Mal sehen, ob ich mir den nochmal gebe.
 
Oben