Dogtooth

Tarantino1980

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Dogtooth

Eine Familie lebt auf Ihrem Grundstück fern ab der Realität. Die drei Teenager werden gänzlich von der Außenwelt abgeschottet und es wird Ihnen von Ihren Eltern eine alternative Realität vorgelebt. Einzig der Vater geht einem normalen Job in der normalen Welt nach und versucht, gemeinsam mit seiner Frau, die Kinder gänzlich anders zu erziehen und Ihnen ein vollkommen anderes Weltbild zu vermitteln.

Yorgos Lanthimos inszenierte im Jahr 2009 einen Film, der mit Sicherheit die Filmwelt wieder gesspalten hat. Die einen feiern den Film, so wie ich, die anderen werden ihn als triviales und wirres Kunstkino abtun. Für mich persönlich ist Lanthimos durch The Killing of a Sacred Deer so mit die Regie Entdeckung. Natürlich macht er schon länger Filme, aber ich bin erst kürzlich auf ihn aufmerksam geworden und mir war direkt klar, mit diesem Mann muss ich mich genauer beschäftigen. Daher bestätigt Dogtooth meinen absolt positiven Eindruck über diesen Mann. Sicherlich ist dieser Film alles andere als leichte Kost. Der Zuschauer bekommt hier, teilweise sehr unverblümt, Bilder präsentiert die zum einen sehr schokierend sind, zum anderen einen aber auch in ihren Bann ziehen. Und ich rede hier nicht von explizierter Gewaltdarstellung sondern vielmehr üer eine beklemmende und bedrückende Atmosphäre die sich durch den ganzen Film zieht, weil man vergebens nach Antworten sucht. Man bekommt fakten präsentiert ohne Vorgeschichte und ohne Erklärung. Aber diese Fakten sind wirklich erschrekend und ich als Vater habe so manches mal nur mit dem Kopfgeschüttelt, weil diese Erziehung und dieses Weltbild was von den Eltern in diesem Film vermittelt wird so falsch und sowas von weit weg von richtig bzw. alternativ ist, das es einen schon wütend werden lässt. Aber genau das ist auch was diesen Film so interessant macht. Er weckt Emotionen und bildet somit viel Potential zur Interpretation und Diskussion.

Der Cast des Filmes ist stellenweise richtig gut! Gerade die Darsteller der jugendlichen Kinder haben hier eine tolle Leistung abgeliefert. Besonder gut hat mir Mary Tsoni gefallen, die leider aber schon 2017 verstorben ist, kurz vor ihrem 30. Geburtstag. Sie hatte in Dogtooth die jüngere Tochter gespielt und das mit einer sehr tollen Leistung. Aggeliki Papoulia, die die ältere Tochter spielte, hat auch einen tollen Job gemacht. Durch ihre teilweise sehr kindliche Naivität und stellenweise vollkommen emotionslose Darstellung konnte man das Ganze noch viel intensiever als Zuschauer miterleben.

Mir hat Dogtooth gut gefallen, auch wenn der Film stellenweise ein sehr tiefer Schlag in die Magengegend war und es auch ein Film ist, der einen länger nicht loslässt. Daher meine Warnung an alle die lieber Filme schauen die einen roten Faden besitzen und eine komplette Geschichte erzählen. Diese Fraktion sollte einen großen Bogen um Dogtooth machen. Jeder der jedoch Filme mag die Interpretationsspielraum lassen, interessante Inszenierungen mögen und gerne fernab von Hollywood sich umschauen, sollte sich diesen Film einmal ansehen. Ich fand ihn äußerst Interessant und toll inszeniert.

Wertung: 8/10
 

Russel Faraday

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Oh ja, das ist ein fieser Bastard von einem Film. Selten etwas so Krankes und Kaputtes gesehen.
 

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Habe mir den Film vor einiger Zeit aus dem TV aufgenommen und gesehen. Leider war die deutsche Synchronisation meiner Meinung nach extrem schlecht und hat für einen großen Teil der Stimmung des Films zerstört. Habe ihn mir kurz danach auf Blu-ray zugelegt und suche noch nach der idealen Gelegenheit den Film einmal in der Originalfassung anzuschauen.
 

Tarantino1980

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Habe mir den Film vor einiger Zeit aus dem TV aufgenommen und gesehen. Leider war die deutsche Synchronisation meiner Meinung nach extrem schlecht und hat für einen großen Teil der Stimmung des Films zerstört. Habe ihn mir kurz danach auf Blu-ray zugelegt und suche noch nach der idealen Gelegenheit den Film einmal in der Originalfassung anzuschauen.

Was hat Dich an der Synchronisation gestört. Die Tatsache das teilweise das gesprochene Wort nicht so gut Lippensynchron ist wie bei einer Synchro einer Englischen OV? Das habe ich auch bemerkt, erkläre mir es aber so das es ja nunmal nicht viele Grieschiche Produktionen gibt die überhaupt synchronisiert werden, von daher könnte ich mir das gut vorstellen das hier einfach die Erfahrungswerte der Synchronspreche noch nicht diesselb sind, wie bei anderen ausländischen Filmen.

Falls Du meinst das viele Dialoge sehr hölzern klangen, so habe ich das tatsächlich als Stilmittel von Yorgos Lanthimos wahrgenommen, da dieser Film sehr emotionslos inszeniert wurde und alle Personen keine große Gefühle gezeigt haben. Weder die Eltern gegenüber ihren Kindern, als auch die Eltern untereinander bzw. die Geschwister untereinander. Alles wirkte sehr kühl und distanziert und das obwohl in dem Film ja einige sexuelle Handlungen gezeigt wurden. Das war auch für mich sehr gewöhnungsbedürftig sowas eher als "Pflichtakt" präsentiert zu bekommen, als, wie es üblicherweise der Fall sein sollte, Lustempfinden. Gerade die Szenen zwischen dem Sohn und der Kollegin vom Vater waren ja sowas von kühl, aber dennoch schien ja sowohl auf der Seite des Vaters als auch des Sohnes ein Interesse zu existiren das dieser Akt vollzogen werden muss. Auch der Sex zwischen Vater und Mutter war ja alles andere als leidenschaftlich.

Von daher werde ich mir den Film wohl auch mal in der OV mit UT anschauen um zu hören ob zumindest phonetisch die Darsteller eine ähnliche Attitüte an den Tag gelegt haben wie in der Synchro, oder ob es eben ein Stilmittel war um genau diese Stimmung zu vermitteln.
 
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