Eleanor & Colette

Die wilde 13

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Filmkritiken
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Eleanor & Colette

"Du bist nicht schwerbehindert, sondern schwer zu ertragen“
Colette

Ein Satz, der vordergründig ganz gut die an Schizophrenie und Angstzuständen leidende Eleanor Riese (Helena Bonham Carter) beschreibt, doch hinter der direkten, exzentrischen Schale verbirgt sich ein sanftmütiger Kern, den man zunächst gar nicht erwartet.

Im Drama von Bille August, das auf wahren Begebenheiten beruht, geht es darum, das auch psychisch Kranke ein Recht auf Mitbestimmung von Therapie und Dosierung von Arzneien haben sollten. Die Realität sieht leider so aus, das dies meist gegen den Willen der Patienten und mit Gewalt vonstattengeht, nur um sie ruhig und gefügig zu machen. Dabei wird auch keine Rücksicht auf teils gravierende Nebenwirkungen genommen, die im Falle von Eleanor ihre Nieren und Blase in starke Mitleidenschaft ziehen. Nach einem solch brutalen Vorgang hat Eleanor die Schnauze von den "Halbgöttern in Weiß" endgültig voll und bekommt über eine Hilfsorganisation Kontakt zur Anwältin Colette Hughes (Hillary Swank). Die behandelnden Ärzte und medizinischen Institutionen sind davon so gar nicht begeistert.

Im Kontrast zu den eher ruhigen und faktenreichen Szenen vor Gericht entwickelt sich Abseits dieser sterilen Welt langsam eine Freundschaft zwischen Eleanor und Colette, die zu Herzen geht. Die spröde wirkende Anwältin, die durch frühere Tätigkeiten einen sehr intensiven Einblick in die Psychatrie und den Umgang mit den dortigen Patienten erlangt hat, macht es sich zur Lebensaufgabe, diesen drangsalierten Menschen zu ihrem überfälligem Recht zu verhelfen. Und Eleanor ist mit Leidenschaft, Herz und einer dicken Portion teils schmerzhafter Offenheit ihr größter Trumpf aber auch mit der Zeit ihr bester Ratgeber, denn auch Colettes Psyche ist nicht die beste.

Von Helena Bonham Carter erwartet man ja teils schon etwas surrile Charaktere, die sie stets mit voller Leidenschaft zum Leben erweckt, doch ihre Eleanor ist mehr als nur skurril, verrückt oder einfach nur anders. Sie spielt wirklich fantastisch und trägt mit ihrer Performance den Film fast alleine. Ihr dabei zuzuschauen, wie sie im Laufe des Film ihrer Rolle so viele Facetten verleiht, macht jede Menge Freude und lohnt sich das Anschauen schon alleine. Es ist aber auch ein großer Nachteil, denn bis auf Hillary Swanks Colette lässt sie den anderen Figuren kaum Luft zur Entfaltung. Vor allem hätte man sich einen stärkeren Gegenpart von Seiten der Ärzte gewünscht. So plätschern die Szenen ohne Eleanor meistens nur vor sich hin, was sehr schade ist.

Dennoch ist Eleanor & Colette ein gelungener Film, der zum einen sehr nachdenklich stimmt, zum anderen aber auch durch feinen Humor und der fantastischen Helena Bonham Carter sehr viel Freude bereitet.

7,5/10
 
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