Shame

Die wilde 13

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Shame

Der gutaussehende Brandon (Michael Fassbender) lebt in New York und hat offensichtlich einen gut bezahlten Job in einer Werbeagentur. Doch seine kompletten Gedanken und sein Tagesablauf kreisen stets nur um das eine: Sex, Sex, Sex!
Als seine Schwester Sissy (Carey Mulligan) sich bei ihm einnistet, kommt seine geile Welt aber gehörig ins Wanken...

Das fast schon dokumentarisch anmutende Porträt eines von seiner Sucht getriebenen inszenierte Steve McQueen (12 Years a Slave, Hunger, beide ebenfalls mit M. Fassbender) im Jahre 2011. Er verzichtet dabei auf eine stringente Geschichte zugunsten von diversen Momentaufnahmen und Phasen im durchorganisierten Leben von Brandon. Dieser wird von Michael Fassbender mit Mut und manischer Leidenschaft verkörpert. Wie ein Junkie auf der Suche nach dem nächsten Schuss oder besser gesagt Stich bewegt er sich durch sein eigentlich schickes Leben. Dabei wird jede halbwegs attraktive Frau, der er begegnet mit Blicken auf "Brauchbarkeit" fixiert. Fast schon selbstverständlich, das Brandon auch in der digitalen Welt auf diversen Seiten seiner Sucht frönt und macht dabei auch auf der Arbeit nicht halt. Dort wird gerade sein PC nach Viren untersucht uns so sieht man ihn eigentlich nie arbeiten. Und Call-Girls sind mit ihm schon per du...
Durch das Verlangen nach schneller Befriedigung ist für ihn eine echte (Liebes)Beziehung völlig opsolet, was seine Kollegin Marianne schmerzlich zu spüren bekommt. Seine Schwester Sissy, die sich als Sängerin in einem Nachtclub verdingt, ist das völlige Gegenteil von ihm. Sie ist chaotisch, naiv und impulsiv. Warum beide so verschieden geworden sind, wird im Film nicht näher erklärt, schlechte Erfahrungen in ihrer Kindheit schweben aber im Raum. So sind sie sich nicht ganz grün und als er sich dessen bewusst wird, was für ein kranker Typ er im Grunde ist und ihr indirekt die Schuld dafür gibt, mündet das in einer Katastrophe.

Shame ist großartiges Schauspielkino und in einer Art auch eine kritische Bestandsaufnahme unserer Gesellschaft, in der nur Sex sells and rules. Der Score ist cool und passend und die Kamera ist immer nahe dran an den Protagonisten - fabelhaft z.B. die minutenlange, todtraurige Version des Sinatra-Klassikers "New York, New York" von Carey Mulligan - und bei aller Freizügigkeit und nackter Haut kommt eine erotische Stimmung beim Zuschauer niemals auf. Ganz im Gegenteil, denn Brandon lebt nach dem Motto "Nach dem Orgasmus ist vor dem Orgasmus" und da bleibt für Erotik oder gar Liebe leider kein Platz mehr.


8/10
 
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