Unter dem Sand

2moulins

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#02 24.02.17 2moulins
 
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2moulins

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Unter dem Sand

... geht unter die Haut !!

Im zweiten Weltkrieg vergruben die Deutschen an der dänischen Küste rd. 2 Mio. (!!) Minen, weil sie dort eine Invasion erwarteten, die dann aber in der Normandie stattfand. Nach Ende des Krieges musste das Ganze natürlich weggeräumt werden, damit man sich dort wieder gefahrlos bewegen konnte.

Was lag näher, als dies vom Verursacher erledigen zu lassen. Also setzte man deutsche Kriegsgefangene ein, um die Minen auszugraben und zu entschärfen.

Der Film zeigt eine solche Gruppe deutscher Gefangener, die im Mai 1945, also unmittelbar nach Kriegsende, ohne irgendwelche Hilfsmittel diesen Job übernehmen musste. Bei den Gefangenen handelt es sich hier um 14 Jugendliche, fast noch Kinder. Ihnen wird versprochen, dass sie nach Erledigung der Aufgabe nach Hause dürfen. Vor ihnen liegt ein Strandabschnitt mit rd. 50.000 Minen.

Dass das Ganze nicht reibungslos über die Bühne gehen kann, verwundert aufgrund der hohen Anzahl dieser gefährlichen Todesfallen nicht. So bleibt es nicht aus, dass ein um's andere Mal eine Entschärfung misslingt und man die schrecklichen Auswirkungen zu sehen bekommt.

Der Film besticht durch teilweise sehr schöne Aufnahmen der dänischen Küstenlandschaft, sorgt aber andererseits für beklemmende Momente und Grauen. Der dänische Feldwebel, der die Befehlsgewalt über die Jungen und den Auftrag zur Räumung hat, erscheint zeitweise hasserfüllt gegen den deutschen Feind, zeigt aber immer wieder Verständnis für die Jungen und setzt sich einige Male für diese ein. Als Zuschauer ist man ihm gegenüber etwas zwiegespalten, entwickelt aber durchaus und zunehmend Sympathien für diesen Charakter. Insbesondere in Situationen, in denen es einzelnen Jungen sehr schlecht geht, zeigt er sich von seiner besseren Seite.

Die jungen Darsteller machen ihre Sache sehr gut. Man fiebert und leidet mit ihnen. Und manchmal kriegt man bei den Geschehnissen einen Kloß in den Hals....

Die Dänen haben sich damals nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Und der Film bringt in Erinnerung, was sich damals abspielte.

"Unter dem Sand" ist 2017 für den Oscar für den besten fremdsprachigen Film nominiert, und ich würde es ihm wünschen, dass er ihn kriegt!

Offensichtlich hat kaum jemand hier im Forum den Film gesehen. Jedenfalls habe ich keine Meinungen darüber wahrgenommen. Ich kann ihn auf jeden Fall empfehlen, wenn man sich für Geschichten aus Kriegszeiten interessiert und keine Probleme mit beklemmenden, traurigen Erzählungen hat.

Die BD hat übrigens ein Spitzenbild!

9-10/10
 
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Cable

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ich habe den Film zwar nicht gesehen, aber häufige Kritik über seine sehr einseitige Sichtweise gelesen. Wo normalerweise die Nazis die Bösen sind, werden hier die Dänen zu den Bösen. Das lese ich aus deiner Kritik aber nicht so raus.
 

2moulins

Filmgott
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......häufige Kritik über seine sehr einseitige Sichtweise gelesen. Wo normalerweise die Nazis die Bösen sind, werden hier die Dänen zu den Bösen. Das lese ich aus deiner Kritik aber nicht so raus.

In der Tat bin ich auf die Darstellung "Gut/Böse" lediglich knapp mit diesem Hinweis eingegangen:

Die Dänen haben sich damals nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Und der Film bringt in Erinnerung, was sich damals abspielte.

Ich sehe die Darstellung aber nicht einseitig, da ich denke, dass es die Zielsetzung der Macher war, diese für die Dänen nicht gerade ruhmreiche Episode in der Geschichte in Erinnerung zu bringen und damit auf ein Kriegsverbrechen (der Dänen) hinzuweisen. Damit rücken die Dänen hier tatsächlich - gewollt und wohl richtigerweise - in die Rolle der 'Bösen'.

Kriegsgefangene dürfen für solche Arbeiten, die zu hoher Wahrscheinlichkeit mit dem Tod enden, ja eigentlich nicht herangezogen werden. Mir erscheinen solche "Regeln" in Kriegszeiten aber auch befremdlich und unverständlich, wenn man sich vor Augen hält, was Soldaten vor ihrer Gefangenschaft (normalerweise) getan haben! Mir ist es auch total verständlich, dass man sich seitens der Dänen sagt: Sollen doch die, die uns diese Minen in unseren Boden gelegt haben, selbst wieder 'rausholen. (Mit "die" kann man natürlich nur die Nationalitäten meinen und nicht die konkret Handelnden.... Was die jungen Gefangenen zuvor tatsächlich getan haben, weiß man nicht. Hier kann man nur pauschalieren, was im Film auch zur Diskussion kommt.)

Hier kommt hinzu, dass es sich durchweg um Jugendliche zwischen 15 und 18 handelt, sozusagen Kindersoldaten (vgl. "Die Brücke"), das letzte Aufgebot der Deutschen zum Ende des Krieges. Das sind nicht gerade die typischen Nazis, sondern bereits in dieser Funktion Opfer des Krieges.

Ich muss aber sagen, dass der Film bei mir nicht bewirkte, die Dänen für das gezeigte Vorgehen nur als die "Bösen" zu sehen und verurteilen zu müssen. Vielmehr zeigte das Geschehen, dass Krieg in jeder Ausprägung verabscheuungswürdig und grausam ist. Allein die Tatsache, solch heimtückisches Werkzeug wie Minen einzusetzen, ist ja entsetzlich und verachtenswert. Wenn man dann diese Zahlen (um 2 Mio.) hört .... unfassbar!
Gleichwohl wird deutlich, dass es wohl kaum eine Nation gibt, die "keine Leichen im Keller" hat.

Dass die Dänen nicht durchweg schlecht wegkommen, zeigt sich am Charakter des Feldwebels, der die Jungen beaufsichtigt. Einerseits wird er eingeführt als ein Mann voller Hass gegen die Deutschen und zeigt das auch im weiteren Verlauf immer wieder. Andererseits zeigt er aber auch Verständnis und Mitleid für die Jungen und kümmert sich um sie. Per Saldo war er mir mehr sympathisch als "böse".

Exkurs: Es kommt einem beim Zuschauen auch in den Sinn: Was, wenn einige dieser tödlichen Fallen immer noch im Sand dieser schönen Urlaubsstrände lauern? Im Grunde muss man erwarten, dass nicht alle gefunden wurden und heute noch dort liegen. Jedenfalls kann einen ein Strandspaziergang an dieser Küste auf unangenehme Gedanken bringen.
 

Cable

Filmvisionaer
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Danke für die ausführliche Antwort. Klingt auf alle Fälle interessant, bei den von mir bisher gelesenen Bewertungen des Filmes war ich am wackeln, ob der für mich was sein könnte. Wird beizeiten sicher mal geschaut werden.
 
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