Blackhat
Hackerangriffe auf ein chinesisches Atomkraftwerk und auf die Chicagoer Börse in unmittelbarer Folge lassen die Welt erzittern. Einzige Rettung scheint der Super-Hacker Nicholas Hathaway (Chris Hemsworth) zu sein, doch der brummt gerade im Knast wegen Kreditbetrugs...
Die Grundidee ist so einfach wie brisant in Michael Manns ersten Film nach 6 jähriger Abstinenz, denn die Angst vor solchen virtuellen Anschlägen ist hochaktuell. Also beste Voraussetzungen für einen brillanten Thriller, sollte man meinen.
In punkto Optik und auch Akustik gelingt dies Mann auch tadellos, die Skylines der asiatischen Metropolen bei Nacht sehen famos aus, die diversen Schusswechsel sind gut getimt und hämmern mit brachialer Gewalt aus den Boxen. Auch der unterkühlte Score ist stets present, wenn er gebraucht wird. Soweit, so Michael Mann. Doch von einem Regisseur solchen Kalibers, der uns
Heat und
Colleteral bescherte, darf man auch Inhalt und eine gewisse Tiefe der Figuren erwarten und hier scheitert
Blackhat vor allem am letztgenannten Punkt.
Über das fachchinesisch der IT-Experten mag ich mir als totaler Laie in diesem Metier kein Urteil bilden, doch als solcher hat man Probleme, der Handlung zu folgen und so manche Entwicklung in eben dieser Handlung scheint mir dem puren Zufall überlassen worden zu sein. Aber da kann ich mich auch täuschen, weil ich eben nicht jedes Wort korrekt zuordnen konnte. Nichtdestotrotz kommt keine Langeweile auf, weil alles im Fluss bleibt und die Protagonisten von einer wunderschön fotografierten Location zur anderen hetzen.
Wesentlich negativer bemerkbar macht sich da schon eher der Umstand, das es das Drehbuch (von Mann selbst verfasst) leider nie schafft, den handelnden Personen eine Vita mit auf dem Weg zu geben. Bis auf Viola Davis' FBI Agentin Carol Barrett sind alle so dröge wie eine vegane Frikadelle. Vor allem Chris Hemsworth, den ich sonst gerne sehe, ist hier in meinen Augen total fehlbesetzt. Denn dem Sunnyboy nimmt man seine Rolle als Super-Nerd so gar nicht ab, zumal er ja im Laufe der Handlung immer mehr zu einem Tausendsassa a lá Jason Bourne mutiert, was dann seiner Figur letztlich die Krone aufsetzt. Ein weiterer Kritikpunkt ist der fehlende Gegenpol, denn erst in den letzten Minuten erscheint der Initiator der ganzen Misere auf der Bildfläche und entpuppt sich dann als müde Imitation von Jürgen von der Lippe!! Toll...
Trotz aller Kritik an Handlung und Personen ist aus
Blackhat unterm Strich doch noch ein recht unterhaltsamer und auch gelegentlich spannender Thriller geworden. Doch das hat er vor allem der visuellen Genialität (die schon zigfach gesehenen Ausflüge in die Welt der Chips, Platinen und sonstigen Innereien der Computer lass ich jetzt mal außen vor) von Michael Mann zu verdanken, während er beim Drehbuch ungewohnt schlampig war. Da darf und sollte man mehr von ihm erwarten!
6/10