Ein Hologramm für den König

Tarantino1980

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Ein Hologramm für den König


Geschäftsmann Alan Clay soll als Verteter seiner Firma in mitten eines großen Bauvorhabens dem saudi-arabischen König eine neue Hologramm Technology für Konferenz Calls vorstellen. Für Alan Clay entwickelt sich dieser Aufenthalt aber anders als erwartet...

Die erneute Zusammenarbeit zwischen dem Regisseur Tom Tykwer und dem allseits bekannten Schauspieler Tom Hanks ist auch dieses mal wieder von Erfolg gekrönt. Tom Tykwer hat hier wieder, meiner Meinung nach, einen herforragenden Film inszeniert. Er schafft es in sehr schönen und ruhigen Bildern dem Zuschauer eine Kultur näher zu bringen, ohne in die üblichen Klischees abzurutschen. Die Story besteht aus zwei Elementen. Zumeinen die Erlebnisse der Privatperson Alan Clay, der sich zunächst einmal nicht nur in einer ungewohnten Umgebung zurechtfinden muss sondern auch erst einmal wieder seinen Platz im Leben finden muss und einem sehr dünnen roten Faden bzgl. des Business Parts der Story, welche auch Titelgebend für den Film ist. Ich persönlich mag ja solche Filme sehr die einem das Gefühl vermitteln das man einfach nur einen Teil eines Lebens der Protagonisten sieht und man das davor und danach nicht mehr erfährt, es einfach der Phantasie des Zuschauers überlassen bleibt. Hier bekommt man zwar in ein paar, übrigens sehr subtil und gut platzierten, Rückblenden wichtige Inforamationen aus der Vergangenheit von Alan präsentiert. Ich weiß nicht wie ich dieses Gefühl am besten beschreiben soll, welches ich bei dieser Art von Filmen empfinde. Es gibt die großen Hollywood Blockbuster wo man genau das Muster eines Aufsatzes erkennen kann (Einleitung, Haupteil, Schluss) und meistens erkennt man auch recht schnell wenn das "große" Finale auf einen zusteuert. Anders ist es bei solchen Filmen wie Ein Hologramm für den König wo zwar auch gewisse Dinge etwas vorhersehbar sind, aber in keister Weise wie eine einstudierte Inszenierung wirken. Vielmehr hat man das Gefühl man sieht einfach Ereignisse im Leben der Leute ohne zu Wissen, wie es endet. Und genau das ist auch in diesem Film der Fall.

Vom Cast her hat mich natürlich vorallem wieder Tom Hanks begeistert. Aber auch Sarita Choudhury ist eine absolute Bereicherung für diesen Film gewesen. Die Chemie zwischen den Beiden passte absolut und das spiegelt sich auch in den gemeinsamen Szenen wieder. Ansonsten gab es noch ein paar nette Rollen. Ben Wishaw hingegen war sehr farblos, was aber auch definitiv an seiner Rolle lag, hier hätte man wirklich jeden x-beliebigen Darsteller für nehmen müssen. Wishaw konnte sein Potential hier also garnicht zeigen, schade da ich ihn eigentlich gerne sehe.

Der Film ist also ein absolutes muss für jeden Tom Tykwer Fan, aber natürlich auch für jeden Tom Hanks Fan. Mich hat der Film absolut unterhalten und beeindruckt und wandert auf jeden Fall in meine Sammlung!

Wertung: 8.5/10
 

Die wilde 13

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Ich habe Ein Hologramm für den König gestern abend gesehen und ich hatte viel Spaß damit. "Tom-Tom" haben das wirklich gut hinbekommen.

Tolle Bilder, eine zwar recht banale aber auch aus dem Leben gegriffende Storyidee, die im Grunde nur als Türöffner dient um den beruflich wie privat gescheiterten Alan Clay in eine völlig neue Situation zu bringen. Tom Hanks macht daraus fast eine One Man Show ohne viel Aufhebens aber immer auf den Punkt. Klasse Performance! Aber so richtig vom Hocker gehauen hat mich Hanks Sidekick Yousef (Alexander Black), der so treudoof dreinblickt, das man ihn knuddeln könnte. Seine Kommentare und Ansichten sind echt schräg, vor allem dann, als er verbotenerweise mit dem Christen Alan Clay nach Mekka reinfährt. Diese humorige Note bezüglich der unterschiedlichen Kulturen hat dem Film sehr gut getan, wobei aber auch kritische Töne zumindest kurz angerissen wurden, wie der fehlende Respekt gegenüber dem Christen Clay (Clay wegen Cassius Clay??) oder die Szene im Rohbau, wo erbärmlichste Arbeitsbedingungen für die Philippinos herrschten, die als "Gast"arbeiter im Land weilen.
Das Zarah als Frau in Saudi Arabien als Ärztin arbeitet und auch sonst recht selbstständig ist, wurde leider nur am Rande und ziemlich subtil in wenigen Szenen in Frage gestellt, denn in einem Land, wo Frauen kein Fahrrad fahren dürfen oder überhaupt sich keinen Sport ansehen dürfen, ist diese Figur doch eigentlich recht ungewöhnlich. Da hätte ich gerne mehr über sie erfahren, wieso sie z.B. überhaupt Medizinerin werden durfte.

Insgesamt eine schöne Geschichte, die vor allem mit ihren humorigen Momenten - und davon gibt es etliche - punkten kann. :hoch:

"Mögen sie Chicago?"
"Nicht im Winter!"
"Nein, ich meine die Band."

Und Yousef dreht das Autoradio bis zum Anschlag...
:D
 

Willy Wonka

Locationscout
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Als ich den Film letztens Jahr im Kino gesehen habe, hat mir vor allem die Atmosphäre des Films gefallen. Tom Tykwer hat die Geschichte vollkommen unaufgeregt inszeniert ohne große Effekthascherei oder dramatischen Zuspitzungen, obwohl der Plot durchaus dazu eingeladen hätte. Stattdessen gewinnt der Film durch seine Reduzierung in Bezug auf seine Dramatik eine Eigendynamik und etwas Alltägliches, was mir gefallen hat.

Ist übrigens auf der Blu-ray der Beginn des Films auch auf Englisch gewesen? Habe mich im Kino damals sehr darüber gewundert, aber später gelesen, dass es wohl in einigen Kinos der Fall war.
 

2moulins

Filmgott
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Gestern abend sah ich den Film zusammen mit meiner Frau.

Ich persönlich mag ja solche Filme sehr die einem das Gefühl vermitteln das man einfach nur einen Teil eines Lebens der Protagonisten sieht und man das davor und danach nicht mehr erfährt, es einfach der Phantasie des Zuschauers überlassen bleibt. ....... Es gibt die großen Hollywood Blockbuster wo man genau das Muster eines Aufsatzes erkennen kann (Einleitung, Haupteil, Schluss) und meistens erkennt man auch recht schnell wenn das "große" Finale auf einen zusteuert. Anders ist es bei solchen Filmen wie Ein Hologramm für den König wo zwar auch gewisse Dinge etwas vorhersehbar sind, aber in keister Weise wie eine einstudierte Inszenierung wirken. Vielmehr hat man das Gefühl man sieht einfach Ereignisse im Leben der Leute ohne zu Wissen, wie es endet.

Tatsächlich hatte ich auch nach etwa der Hälfte des Films genau diesen Eindruck, als ich zu meiner Frau sagte: "Ich weiß gar nicht, wohin der Film eigentlich steuert und was er mir sagen will. Wie siehst Du das?" (Ich war im Vorfeld völlig unbedarft und wusste gar nichts von der Handlung.)

Jetzt könnte man das einem Film genausogut negativ anlasten. Aber hier fand ich's einfach interessant und unterhaltsam, diesem kurzen Abschnitt im Leben des Alan Clay (Tom Hanks) zuzusehen, was ja durch die zeitweiligen kurzen Rückblicke ein wenig ausgeweitet wurde.

Im letzten Drittel entwickelte sich ja dann doch noch so etwas wie eine "übliche" Geschichte, in dem Clay mit der Ärztin anbandelte und zuletzt (mit neuem Job) in Saudi-Arabien bleiben wollte --> also eine Entwicklung in die Richtung: Mit dem bisherigen Leben abschließen - einen neuen Sinn gefunden - die Zukunft wird besser und schöner.

Vom Cast her hat mich natürlich vorallem wieder Tom Hanks begeistert. Aber auch Sarita Choudhury ist eine absolute Bereicherung für diesen Film gewesen. Die Chemie zwischen den Beiden passte absolut und das spiegelt sich auch in den gemeinsamen Szenen wieder.

Tom Hanks erschien mir auch (wieder) sehr sympathisch. Wenn man - wie ich - schon Vieles mit ihm gesehen hat, kommt er einem vor, wie ein alter Bekannter. Und hier gab es keine Überraschungen, sondern er verkörperte genau den Charakter, der genau zu ihm passt. Die Ärztin fand ich auch sehr attraktiv und natürlich. Und die Beiden passten wirklich gut zusammen.

Das Zarah als Frau in Saudi Arabien als Ärztin arbeitet und auch sonst recht selbstständig ist, wurde leider nur am Rande und ziemlich subtil in wenigen Szenen in Frage gestellt, denn in einem Land, wo Frauen kein Fahrrad fahren dürfen oder überhaupt sich keinen Sport ansehen dürfen, ist diese Figur doch eigentlich recht ungewöhnlich. Da hätte ich gerne mehr über sie erfahren, wieso sie z.B. überhaupt Medizinerin werden durfte.
Ja, wäre sicherlich auch interessant gewesen, hier mehr zu erfahren. Das dem nicht so ist, hängt wohl eher mit dem oben erwähnten Punkt zusammen, dass eben einfach ein Einblick in diesen Teil des Lebens der Protagonisten gezeigt wird. Dabei lernt man die Ärztin als Frau kennen, die einerseits die "Gesetze" und ihre persönlichen Grenzen in einem solchen Land kennt, sich aber gerne entgegen diesen verhält und selbstbewusst das macht, was ihr gefällt (halbnackt baden, Wein trinken, mit einem Christen anbandeln....). Es beeindruckt schon etwas, dass eine Frau sich trotz der Rahmenbedingungen in Saudi-Arabien zu einer solch starken Persönlichkeit entwickeln kann. Ihre Erziehung kann wohl nicht ganz so erzkonservativ gewesen sein. (Jetzt erwische ich mich gerade dabei, mir etwas zusammen zu spinnen, was man gar nicht sah. Dann hat doch der Film eine Wirkung erzielt.:))​

Aber so richtig vom Hocker gehauen hat mich Hanks Sidekick Yousef (Alexander Black), der so treudoof dreinblickt, das man ihn knuddeln könnte. Seine Kommentare und Ansichten sind echt schräg, vor allem dann, als er verbotenerweise mit dem Christen Alan Clay nach Mekka reinfährt. Diese humorige Note bezüglich der unterschiedlichen Kulturen hat dem Film sehr gut getan, wobei aber auch kritische Töne zumindest kurz angerissen wurden, .......
Anfangs fand ich diesen Yousef eher etwas deplatziert. Mit zunehmenden Auftritten hat sich das aber schnell gewandelt, und ich fand diese humorige Note sehr angenehm. Dazu der "Running Gag" mit der Musik im Auto. Ich fand's dann richtig spannend, was als Nächstes kommt. Dass das Electric Light Orchestra ("Turn to Stone") mit von der Partie war und dass diese Musik Clay besonders gefiel, so dass er selbst das Radio lauter drehte, freute mich besonders! :hoch:

Die angerissenen kritischen Töne, welche mehr oder weniger beiläufig eine Botschsft neben der eigentlichen Geschichte 'rüberbrachten, nahm ich ebenfalls wahr. Unaufdringlich wurde man als Zuschauer auf bestimmte Dinge aufmerksam gemacht, ohne dass der Zeigefinger überdeutlich erhoben wurde.

Teilweise wurde das ja sogar auch mit Humor begleitet: "Habt Ihr eigentlich auch Gewerkschaften?" - "Nein, aber wir haben Phillipinos."

Interessant auch, dass - wie z.B. in Sachen Alkohl - offensichtlich alle von Verboten wissen und sich nach außen daran halten, aber im Privaten dann doch anders leben.​
Ist übrigens auf der Blu-ray der Beginn des Films auch auf Englisch gewesen?

Ja, ist dort genauso. Die ersten Minuten - anscheinend ist es ein Traum, der wie ein Werbespot wirkt - sind in O-Ton. So ganz erschlossen hat sich dieser Einstieg für mich nicht, passte eigentlich nicht zum Film.


Direkt nach dem Film hätte ich ihn punktemäßig eigentlich eher im Mittelfeld angesiedelt. Je mehr ich darüber nachdenke und mich damit befasse, gefällt er mir posthum zusehends besser :), so dass ich 8/10 gebe.
 

Tarantino1980

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Es freut mich wirklcih sehr das ich nicht der Einzige bin der diesen Film so gut findet!


Tolle Bilder, eine zwar recht banale aber auch aus dem Leben gegriffende Storyidee, die im Grunde nur als Türöffner dient um den beruflich wie privat gescheiterten Alan Clay in eine völlig neue Situation zu bringen. Tom Hanks macht daraus fast eine One Man Show ohne viel Aufhebens aber immer auf den Punkt. Klasse Performance!

Als ich den Film letztens Jahr im Kino gesehen habe, hat mir vor allem die Atmosphäre des Films gefallen. Tom Tykwer hat die Geschichte vollkommen unaufgeregt inszeniert ohne große Effekthascherei oder dramatischen Zuspitzungen, obwohl der Plot durchaus dazu eingeladen hätte. Stattdessen gewinnt der Film durch seine Reduzierung in Bezug auf seine Dramatik eine Eigendynamik und etwas Alltägliches, was mir gefallen hat.

Tatsächlich hatte ich auch nach etwa der Hälfte des Films genau diesen Eindruck, als ich zu meiner Frau sagte: "Ich weiß gar nicht, wohin der Film eigentlich steuert und was er mir sagen will. Wie siehst Du das?" (Ich war im Vorfeld völlig unbedarft und wusste gar nichts von der Handlung.)

Jetzt könnte man das einem Film genausogut negativ anlasten. Aber hier fand ich's einfach interessant und unterhaltsam, diesem kurzen Abschnitt im Leben des Alan Clay (Tom Hanks) zuzusehen, was ja durch die zeitweiligen kurzen Rückblicke ein wenig ausgeweitet wurde.

Ich mag ja bekannterweise solche Filme in denen man nicht eine nach Schema F perfekt getrimte Story vorgesetzt bekommt. Daher finde ich solche Filme einfach sehr erffrischend in denen man einfach nur einen gewissen Abschnitt aus dem Leben der Charaktere zu Gesicht bekommt. Man fühlt sich, mir geht es jedenfalls so, dann immer als Beobachter und hat nicht das Gefhül das der Film mit dem Holzhammer versucht eine Gesichte zu erzählen. Dies fällt mir leider immer häufiger bei aktuellen Hollywood Produktionen auf das man genau weiß jetzt bekommt die Hauptfigur erklärt damit es später die Story vorantreibt und/oder ihn/sie aus einer misslichen Lage rettet. Genauso nehmen sich leider viel zu wenig aktuelle Filme die Zeit eine Story langsam aufzubauen bzw. ausführlich genug sich zu entwickeln. Es ist eher eine Effekthascherei und eine möglich große Menge von bekannten Gesichtern innerhalb von kürzester Zeit in die Handlung mit aufzunehmen in der Hoffnung damit den Zuschauer zu beeindrucken oder bei Laune zu halten. Aber bei mir tritt dadurch häufig genau das Gengenteil ein.

Das dieser Film sehr von der Performance von Tom Hanks lebt ist mir auch sehr bewusst, aber genau das in Verbindung mit den tollen Bildern von Tom Tykwer macht den Film für mich schon zu etwas Besonderem!

Das Zarah als Frau in Saudi Arabien als Ärztin arbeitet und auch sonst recht selbstständig ist, wurde leider nur am Rande und ziemlich subtil in wenigen Szenen in Frage gestellt, denn in einem Land, wo Frauen kein Fahrrad fahren dürfen oder überhaupt sich keinen Sport ansehen dürfen, ist diese Figur doch eigentlich recht ungewöhnlich. Da hätte ich gerne mehr über sie erfahren, wieso sie z.B. überhaupt Medizinerin werden durfte.

Einerseits fande ich es auch schade das genau die von Dir beschriebenen Aspekte nicht näher beleuchtet wurden, aber andererseits bin ich sogar etwas froh das es nicht der Fall war, weil dadurch vielleicht etwas die Leichtigkeit des Filmes verloren gegangen wäre und somit die Grundstory zusehr darauf sich hätte focusiert. Generell hätte man das Thema natürlich stärker betrachten können, aber im Gesamtkontext zu dem Film bin ich froh das es nicht der Fall war.

Insgesamt eine schöne Geschichte, die vor allem mit ihren humorigen Momenten - und davon gibt es etliche - punkten kann. :hoch:

"Mögen sie Chicago?"
"Nicht im Winter!"
"Nein, ich meine die Band."

Und Yousef dreht das Autoradio bis zum Anschlag...
:D

Diese Szene ist einfach göttlich. Die Autofahrt mit den amereikanischen Musikhits welche Yousef offensichtlich sehr liebt. Einfach herrlich banal und dennoch perfekt inszeniert!



Ist übrigens auf der Blu-ray der Beginn des Films auch auf Englisch gewesen? Habe mich im Kino damals sehr darüber gewundert, aber später gelesen, dass es wohl in einigen Kinos der Fall war.

Diese Frage kann ich Dir leider noch nicht beantworten da meine Erstsichtung On Demand war. Aber ich werde ihn bestimmt nochmal auf Blu-ray sehen, steht ja zumindest in der Sammlung bei mir und sobald ich eine zweite Sichtung hinter mir habe, werde ich mich hier bestimmt nochmal zu Wort melden!
 
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