Der Bulle von Paris

Die wilde 13

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Der Bulle von Paris


Der Pariser Polizist Louis Mangin (Gérard Depardieu) ist einer von der ruppigen Sorte und wird bei Verhören schnell agressiv. Als er die Verdächtige Noira (Sophie Marceau) kennenlernt zeigt sich aber immer mehr seine verletzliche Seite. Ob das gutgehen kann...?

Ein etwas seltsamer Krimi, der sämtliche Regeln sprengt. Ein Spannungsbogen oder zumindest ein wenig Action? Fehlanzeige! Auch eine logische Handlung sucht man vergebens aber trotzdem ist dieser Film aus dem Jahre 1985 auf seine ganz eigene Art und Weise interessant, da sehr unkonventionell. Ohne Vorspann wird der Zuschauer direkt in ein minutenlanges Verhör geschmissen und man hat erstmal ziemlich lange damit zu tun, die ganzen genannten Namen zu sortieren. Die Polizisten, allen voran Mangin, gehen mit ihrer "Kundschaft" rüde um aber sonst passiert im Grunde nicht viel. Es wird viel geredet aber meistens aneinander vorbei. Und wer jetzt hofft, das es zumindest einen coolen Score gibt, der sieht sich enttäuscht, denn es gibt gar keinen! Bis auf einer Szene in einer Disco und gegen Ende gibt es keinerlei Musik und trägt somit dazu bei, das hier und da der Eindruck einer Dokumentation entsteht.

Auch die Elemente eines klassischen Film Noir bedient der Der Bulle von Paris, oder sollte ich eher sagen könnte er bedienen. Eigentlich alles da: der einsame und desillusionierte Bulle und die undurchschaubare Verdächtige, in die sich dieser Bulle verliebt. Das größze Defizit ist natürlich die fehlende Spannung sowie die nur ansatzweise gelungene Atmosphäre. Und leider stimmt auch die Chemie zwischen Depardieu und Marceau überhaupt nicht. Auch schauspielerisch können beide nicht überzeugen, vor allem für Marceau ist die Rolle (noch) eine Nummer zu groß. Zwar wunderbar gegen ihr Image als süßes Mädchen von nebenan (siehe La Boum I & II) besetzt, doch sie kann in den wenigsten Szenen überzeugen und wirkt eher ahnungslos, ja fast schon lustlos. Schön anzusehen ist sie aber dennoch...

Wie gesagt, ein Krimi, der im Grunde keiner ist, eher eine Studie unserer Gesellschaft. Der halbgare Plot ist nur Mittel zum Zweck um zu zeigen, das wir trotz Kommunikation aneinander vorbeileben weil wir leider immer das Zuhören vergessen. Aus heutiger Sicht eigentlich ganz beruhigend, das es das auch schon damals ohne Internet und Smartphone gab.

6/10
 

Tarantino1980

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So jetzt kam ich endlich auch dazu diesen Film zu schauen. Schön das es schon eine entsprechende KK gab!


Ein etwas seltsamer Krimi, der sämtliche Regeln sprengt. Ein Spannungsbogen oder zumindest ein wenig Action? Fehlanzeige! Auch eine logische Handlung sucht man vergebens aber trotzdem ist dieser Film aus dem Jahre 1985 auf seine ganz eigene Art und Weise interessant, da sehr unkonventionell.

Das hast Du wirklich perfekt geschrieben. Obwohl man hier wirklich von einem sehr spannungsarmen Kriminalfilm sprechen kann hat er mich auf irgendeine Weise doch gefesselt. Vielleicht war es die unkonventionelle Erzählweise bzw. Inszenierung eines solchen Filmes. Die Sets und Schauplätze waren sehr nüchtern und selbst die Polizeiarbeit wirkte eher wie auf als wenn Autohändler versuchen ihrer Kundschaft einen überteuersten Neuwagen aufzuschwatzen als das man das Gefühl hatte es wären Polizisten die in einem Fall ermitteln. Und diese Aussage meine ich jetzt noch nichtmal negativ, im Gegenteil es hatte was und auf eine gewisse Art und Weise hat es diesen Job einmal von einer ganz anderen Seite beleuchtet. Normalerweise sieht man eher die Außeneinsätze der Polizisten und nur ganz kurz den Innendienst. Hier war es genau umgekehrt, was durchaus seinen reitz hatte.


Und wer jetzt hofft, das es zumindest einen coolen Score gibt, der sieht sich enttäuscht, denn es gibt gar keinen! Bis auf einer Szene in einer Disco und gegen Ende gibt es keinerlei Musik und trägt somit dazu bei, das hier und da der Eindruck einer Dokumentation entsteht.

Eine sehr interessante Beobachtung. Ich muss zu meiner Schande gestehen es ist mir noch nicht mal aufgefallen, also habe ich auch nichts vermisst. Meiner Meinung nach hätte ein Score hier teilweise aber auch garnicht so recht gepasst.

Und leider stimmt auch die Chemie zwischen Depardieu und Marceau überhaupt nicht. Auch schauspielerisch können beide nicht überzeugen, vor allem für Marceau ist die Rolle (noch) eine Nummer zu groß. Zwar wunderbar gegen ihr Image als süßes Mädchen von nebenan (siehe La Boum I & II) besetzt, doch sie kann in den wenigsten Szenen überzeugen und wirkt eher ahnungslos, ja fast schon lustlos. Schön anzusehen ist sie aber dennoch...

Hier muss ich dir leider etwas wiedersprechen, zumindest was meine Wahrnehmung angeht. Ich stimme Dir in dem Punkt zu das sie auch damals schon sehr schön anzusehen war, aber mich auch schauspielerisch abgeholt hat. Gerade weil sie, für damalige Verhältnisse, eine andere Rolle bzw. einen anderen Typ Frau gespielt hat, fand ich ihre Leistung recht gut. Natürlich nicht zu vergleichen mit der Frau zu der sie dann wurde, aber in Anbetracht das sie damals erst 19 Jahre alt war, fand ich die Leistung schon recht ordentlich und in einigen Szenen, zumindest bilde ich es mir ein, konnte man auch schon das Talent aufblitzen sehen.

Wie gesagt, ein Krimi, der im Grunde keiner ist, eher eine Sudie unserer Gesellschaft. Der halbgare Plot ist nur Mittel zum Zweck um zu zeigen, das wir trotz Kommunikation aneinander vorbeileben weil wir leider immer das Zuhören vergessen. Aus heutiger Sicht eigentlich ganz beruhigend, das es das auch schon damals ohne Internet und Smartphone gab.
6/10

Hier stimme ich Dir wieder fast vollkommen zu. Bei mir gibt es noch einen halben Punkt mehr bei der Bewertung, aber im Grunde ist es kein Krimi sondern eher eine Mischung aus Krimi und Drama. Eine Gesellschaftsstudie umschreibt das gesehene eigentlich sehr gut. Ich bin mir nur noch nicht sicher ob ich den Film besser gefunden hätte wenn es einen spannenderen Plot gegeben hätte, oder was fehlte um eine höhere Bewertung bei mir zu erziehlen. Der Film ist nicht der ganz große Wurf aber er hat mich unterhalten und ich bin froh ihn gesehen zu haben.

Wertung: 6.5/10
 
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