Wie der Wind sich hebt

Die wilde 13

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Wie der Wind sich hebt


Der junge Jirō Horikoshi träumt den Traum vieler kleiner Jungs, denn er möchte zu gerne Pilot werden. Doch seine ausgeprägte Kurzsichtigkeit verhindert dies. In seinen Träumen nimmt er "Kontakt" zu dem Flugzeugingenieur Giovanni Caproni auf, der ihn darin bestärkt, wie er ebenfalls Flugzeuge zu konstruieren. Und Jirō macht seine Träume wahr, doch zu welchem Preis?

Hayao Miyazakis letzter Film führt uns entgegen der Gewohnheit in ein reales Japan (und Deutschland) in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Was Miyazaki aber freilich nicht daran hindert, vor allen in den Traumsequenzen von Jirō, Bilder voller Magie und Poesie auf die Leinwand zu zaubern. Dem gegenüber stehen teils düstere und brutale Panoramen der Zerstörung von Naturkatsatrophen und Krieg. Hier erinnert der Film teilweise an Die letzten Glühwürmchen von Isao Takahata, dem Mitbegründer des Ghibli-Studios und Mentor Miyazakis, die man durchaus als Reminiszens ansehen darf. Dieser Kontrast spiegelt sich auch im Inhalt wider, denn Jirō verdrängt die Zerstörungskraft seiner Kreationen, die letztendlich Pearl Habour in Schutt und Asche legen werden, zumal er genau weiß, das sein Arbeitgeber Mitsubishi für die japanische Armee arbeitet. Auch die Krankheit seiner großen Liebe Naoko begegnet er stets mit einer gewissen Naivität und Leichtgläubigkeit. Einer Naivität, die man auf moralischer Ebene leider auch dem gesamten Film attestieren muss. Wobei durchaus immer wieder auch subtile, leise Kritik durchschimmert.

Handwerklich gesehen ist Wie der Wind sich hebt eine Augenweide, so wie man es eben von Miyazaki erwarten darf. Klare und liebevoll gezeichnete Figuren, die vor schwelgerischen Hintergründen agieren. Dazu ein fast europäisch anmutender Score, der die Stimmungen der Bilder wundervoll untermalt. Einfach zum niederknien schön.

So bleibt unterm Strich ein Film, der optisch begeistert, aber inhaltlich seine Schwächen hat. Doch da es Miyazakis letzter Film ist, werde ich mal nicht so streng sein und vergebe immer noch sehr gute 8/10.
 
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Tarantino1980

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Danke für diese wirklich tolle und passende Kritik! :hoch:

Ich hatte den Film bereits am Sonntag gesehen aber ich habe mich nicht so recht herangetraut an eine KK, eben weil ich kein großer Anime Fan bin und ich schon bei der Sichtung merkte, das es ein besonderer Film ist. Natürlich hatte ich hier im Forum auch schon des öfteren von Hayao Miyazakis und dem Studio Ghibli gehört. Nun kann ich zumindestens aus handwerklicher Sicht bestätigen das zumindest dieser Film wirklich sehr schön animiert war. Es existiert wirklich viel Liebe zum Detail und es gab ein paar Einstellungen die wirklich wunderschön waren. Also visuell war der Film wirklich besonders!

Hayao Miyazakis letzter Film führt uns entgegen der Gewohnheit in ein reales Japan (und Deutschland) in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Was Miyazaki aber freilich nicht daran hindert, vor allen in den Traumsequenzen von Jirō, Bilder voller Magie und Poesie auf die Leinwand zu zaubern. Dem gegenüber stehen teils düstere und brutale Panoramen der Zerstörung von Naturkatsatrophen und Krieg.

Die Traumsequenzen waren wirklich sehr schön inszeniert und haben sich gut in den Film hineingefügt. Also die Mischung zwischen realen Geschehnissen im Leben von Jirō und den geträumten erlebnissen hat eine gute Ballance gebildet.

Dieser Kontrast spiegelt sich auch im Inhalt wider, denn Jirō verdrängt die Zerstörungskraft seiner Kreationen, die letztendlich Pearl Habour in Schutt und Asche legen werden, zumal er genau weiß, das sein Arbeitgeber Mitsubishi für die japanische Armee arbeitet. Auch die Krankheit seiner großen Liebe Naoko begegnet er stets mit einer gewissen Naivität und Leichtgläubigkeit. Einer Naivität, die man auf moralischer Ebene leider auch dem gesamten Film attestieren muss. Wobei durchaus immer wieder auch subtile, leise Kritik durchschimmert.

Ich bin jetzt kein Anime kenner aber ist es nicht generell in dieser Art von Film so, das die Charaktere häufig etwas naiv und kindlich dargestellt werden. Das meine ich jetzt nicht negativ. Ganz im Gegenteil ich emfpand das in Wie der Wind sich hebt sehr erfrischend. Bisher hatte ich ja immer das Bild im Kopf das in japanischen Anime Filmen die Charaktere immer sehr überzeichnet dargestellt werden und viele Klischees bedient werden. Dies empfand ich aber in dem Film nicht. Vielleicht lag es auch daran das auf reale Geschehnisse bezug genommen wurde, ohne das sie aber den Film überschatten. Ich fand es sogar gut das diese ganze Kriegsmaschinerie eher im Hintergrund stand und im Grund es nur um einen kleinen Jungen namens Jirō Horikoshi geht, der objektiv gesehen nie wirklich erwachsen geworden ist, sondern immer nur in seinen Träumen gelebt hat. Das einzige wo man vom Verhalten er merkte das er älter wurde war, das er eben auf einmal geraucht hat :D. Nein was ich damit sagen will ist einfach, das es ihm wirklich egal war wozu seine Entwürfe benutzt wurden. Er wollte nur die besten Flugzeuge bauen.

Und die Liebe zu seiner Partnerin Naoko wurde ja auch eher sehr kindlich dargestellt und erinnerte teilweise auch sehr an einen deutschen 50er Jahre Heimatfilm, also Mann trifft Frau, sie verlieben sich unsterblich und der Rest ist ein selbstläufer. Obwohl diese Geschichte hier ja leider kein Happy End hatte. Aber im Großen und Ganzen hat mir gerade diese "Leichtigkeit" und "Naivität" bei dem Film gefallen.

So bleibt unterm Strich ein Film, der optisch begeistert, aber inhaltlich seine Schwächen hat. Doch da es Miyazakis letzter Film ist, werde ich mal nicht so streng sein und vergebe immer noch sehr gute 8/10.

Von mir bekommt der Film eine 7/10 und das wiederrum stimmt mich etwas ängstlich, da es nur ein Punkt weniger ist als Deine Wertung und diese Wertung hatte ich für mich schon am Sonntag beschlossen, also noch bevor ich Deine KK gelesen habe. Ich glaube zwar nicht das ich jetzt zum Anime Jünger werde, dafür habe ich einfach zu wenig Zeit um auch noch dieses Feld abzuernten, aber dennoch glaub ich, das ich, wenn ich mal wieder eine Chance habe den ein oder anderen Film frei verfügbar zu sehen, sei es auf einem Streaming Portal wie Amazon oder Netflix, oder eben im TV, das ich ihn mir bestimmt ansehen werde.
 

Cable

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Ich habe den Film schon vor einiger Zeit gesehen, als großer Fan von Studio Ghibli und Myazaki im Besonderen kommt mir natürlich jeder Film vom Studio sofort ins Haus und ich hoffe, dass man nach der derzeitigen Restrukturierungsphase mit einer neuen Generation weitermachen wird. Es wäre ein großer Verlust, dieses Ausnahmestudio zu verlieren.

Wie der Wind sich hebt behandelt eine historische Person mit einer teilweise fiktiven Geschichte. Diese ist in sehr klassischer Art gefilmt, wie Tarantino schon schreibt, erinnert er teilweise an Heimatfilme der 50er. Dies war aber auch gewollt von Myazaki, der in seinem letzten Werk auch das klassische Kino würdigen und wohl einen Kreis zu seiner Startzeit ziehen wollte.

Dem Film wird oft vorgeworfen, dass er sehr naiv mit dem Thema des Krieges und den Zeros umgeht, aber diese Naivität hatte Jiro wohl auch in der Realität. Er wollte einfach nur Flugzeuge bauen.

Für mich ein wunderbarer Ghibli Film, wenn auch nicht ein großes Meisterwerk wie Mononoke Hime oder Das wandelnde Schloss, aber ein toller Abschied für Myazaki.

9/10
 
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