Jesus Christus Erlöser

TaiFei

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#02 04.11.15 TaiFei
 
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TaiFei

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Jesus Christus Erlöser

Eine Dokumentation zu bewerten ist eigentlich nicht möglich, weshalb ich hier auch keine Punkte gebe. Es handelt sich bei diesem Film um eine überarbeitete Aufzeichnung des berühmt/berüchtigten Bühnenprogramms von Kinski in der Berliner Deutschlandhalle von 1971.
Kinski versucht sich hier in SEINER Interpretation des Neuen Testaments und gerät mit einem Teil des Publikums aneinander was letztendlich zu mehrmaligen Unterbrechungen des Auftritts und faktisch zum Abbruch führt. Vor einem praktisch privaten Kreis wird der Auftritt schließlich vollendet.
Kinskis cholerische Auftritte sind bekannt und obwohl seine Exzentrik ihn zu einem großen Schauspieler werden lässt, so dramatisch MUSS er hier versagen. Gewiss die provokanten Zwischenrufe der Störer mögen jegliche üblichen Konvention verletzen, dennoch sollte das nicht davon ablenken, was dieses Bühnenprogramm wirklich beinhaltete und dieses allein muss man mal analysieren.
Kinski rezitiert hier im Wesentlichen etliche Passagen aus der Bibel und verknüpfte diese mit anarchistischer, dem damaligen Zeitgeist entsprechend, „Sozialkritik“. Zwar gibt er in einem Interview zu verstehen, dieses Projekt schon seit vielen Jahren zu verfolgen, doch im Jahr 1971 wirkt das eher deplatziert. Hier ist die lateinamerikan. Befreiungskirche schon viel weiter und zwar auch praktisch, Vietnamkritik ist längst salonfähig und die 68er-Proteste schon Teil der Geschichte. Was bleibt ist ein egozentrisches Traktat eines Heuchlers, der, wie einer der Störer auch richtigerweise bemerkt, seinen Worten keine Taten folgen lässt. Kinski selbst verfolgte einen exzentrischen, aufwendigen Lebensstil welcher ihn letztendlich auch zwang in etlichen, seiner eigenen Ansicht nach, schlechten Filmen mitzuwirken. Im Zusammenhang mit dem Bühnenprogramm muss auch das berühmte Interview gesehen werden, welches Kinski schließlich, unter wüsten Beschimpfungen, abbrach. Das Interview offenbart jedoch einen Kinski, der selber nicht wirklich fähig ist, den Grund seiner „Neuinterpretation“ des Neuen Testaments zu artikulieren. Er verstrickt sich in immer gleichen Floskeln und widerspricht sich letztendlich gar selbst. Zwar ist eine Neuinterpretation durchaus überfällig, heute mehr denn je, allein Kinski kann oder will dies nicht vermitteln und einer seiner Ausbrüche „Was verstehst denn DU von GOTT“ während seines Programms offenbart letztendlich nur eine egomanische Weltsicht, die nichts aber auch gar nichts zu vermitteln weiß.
Fazit: Das Bühnenprogramm wurde nach einer zweiten Vorstellung in Düsseldorf, die ohne spektakuläre Provokationen seitens des Publikums auskam, abgebrochen, da der Veranstalter in Insolvenz ging. Was bleibt ist eine zeitlose Erinnerung an einen mühseligen Monolog, der zwar darstellerisch bemerkenswert inhaltlich jedoch absolut überflüssig war, welcher schließlich auf Grund der provokanten Einstellung eines großen Teils des Publikums, zum Eklat führte. Neu ist hier allenfalls die Diskussionsfreudigkeit des Publikums. In früheren Zeiten wäre das Stück wohl in einem Regen aus Eiern und Tomaten untergegangen, zumindest hätte es wohl aber jede Menge "Buhs" geerntet.
 
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