Der Staat gegen Fritz Bauer

Die wilde 13

Storyboard
Teammitglied
Registriert
12 Nov. 2008
Beiträge
18.011
Ort
Duckburg
Filmkritiken
112


Der Staat gegen Fritz Bauer


Deutschland, Ende der 50er Jahre. Die Zeit von Wirtschaftswunder und kollektiver Verdrängung des 3. Reiches. Dagegen kämpft der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer leidenschaftlich an und versucht, die Täter der Nazizeit, von denen einige sich ins Ausland abgesetzt haben, viele jedoch sich unerkannt im schon riesigen Beamtenapparat der noch jungen Bundesrepublik verschanzen, vor Gericht zu bringen. Der Organisator der Judenverfolgung, Adolf Eichmann, steht dabei ganz oben auf seiner Liste...

Den Namen Fritz Bauer hatte ich noch nie gehört und so geht es wohl fast jeden, der den Filmtitel von Lars Kraumels neuen Film liest. Doch ein flüchtiger Blick über die Inhaltsangabe des Streifens machte mich neugierig, wer dieser Mann war, der auf Bildern oder alten Fernsehbildern wie eine Mischung aus Herbert Wehner und Herbert von Karajan auf mich wirkte.

Die Rolle dieses Unikums übernahm Burghart Klaußner (Das weiße Band) und er ist ein Glücksgriff. DAS ist Schauspielkunst! Ein großartige Leistung. Ihm zur Seite steht der junge Roland Zehrfeld, von dem ich zunächst dachte, "was macht denn Brendan Fraser in einem deutschen Film?" Er macht seine Sache auch wirklich gut. Ebenfalls klasse ist auch Michael Schenk als Eichmann wie auch der gesamte Cast durch die Bank eine sehr gute Arbeit abliefert.

Doch was nützen zwei hervorragende Hauptdarsteller, wenn die Inszenierung nicht stimmt? Doch keine Sorge, Lars Kraumel liefert einen perfekten Politthriller ab, den man durchaus mit Die Unbestechlichen oder Die 3 Tage des Condor auf eine Stufe stellen kann. Der Staat gegen Fritz Bauer ist durchgehend spannend in Szene gesetzt, was ja durchaus nicht selbstverständlich ist, wenn man zumindest einige Details aus der jüngeren Geschichte Deutschlands schon kennt. Das hier und da sich ein wenig Pathos einschleicht, kann ich da gerne verzeihen. Wunderbar gelungen sind hingegen wieder die wenigen aber dafür umso feineren humorvollen Szenen und Dialoge, die Lars Kraumel, der auch für das Drehbuch verantwortlich ist, seinem Fritz Bauer mit auf den Weg gegeben hat. Bemerkenswert ist auch der Umstand, das quasi so nebenbei der unsägliche Paragraph 175 ein wichtiges Thema dieses Films ist.

Lars Kraumel gelingt mit diesem Film hoffentlich das, was auch Fritz Bauer Intention zeitlebens war. Die Auseinandersetzung mit einem Kapitel der deutschen Geschichte, die das deutsche Volk niemals ignorieren oder gar leugnen darf. Die nachfolgenden Generationen sind nicht schuld an dem, was damals unfassbares geschehen ist, doch wir sollten uns zumindest den Respekt vor den Opfern bewahren und damals wie heute die Schuldigen vor Gericht bringen.


8,5/10
 

Tarantino1980

Screenplay
Teammitglied
Registriert
25 Aug. 2008
Beiträge
23.320
Ort
Città di Giallo
Filmkritiken
221
AW: Der Staat gegen Fritz Bauer

Liest sich sehr gut die KK :hoch:. Ich denke den Film muss ich mir auch einmal anschauen. Sobald ich ihn mal gesehen habe werde ich mich hier auf jeden Fall nochmal genauer zu Wort melden!
 

Louis Cyphre

Filmgott
Registriert
22 Juli 2011
Beiträge
9.728
Ort
HAMBURG
Filmkritiken
44
AW: Der Staat gegen Fritz Bauer

Ich habe ihn auch eben in der 11 Uhr !!! Vorstellung gesehen und bin auch begeistert von diesem starken und wichtigen Film.
Habe zum Glück festgestellt, das viele junge Leute im Saal waren. Denn schließlich bringt der Film ein zwar fast unbekanntes, aber sehr wichtiges und sehr spannendes Stück deutsche Geschichte, sehr informativ rüber.
Ein Riesenlob auch an die hervorragenden Darsteller, die die Geschichte äusserst glaubhaft rüberbrachten.
Der deutsche Film lebt. Auch abseits der ewigen Keinhirn und Schweighöfer Filme !!!

9/10
 

2moulins

Filmgott
Registriert
21 Juni 2008
Beiträge
7.042
Ort
Saarland
Filmkritiken
13
Gestern abend mit meiner Frau angeschaut.

Starker Film! Toll inszeniert, sehr gute Darsteller mit hervorragenden Leistungen, insbesondere Burghart Klaußner ist als Fritz Bauer hervorragend. Auch die 50er (bis Anfang 60er) kommen sehr gut 'rüber. Regt zur Weiterbeschäftigung mit der Geschichte, den tatsächlichen Begebenheiten, an und lässt manche Politiker, die eigentlich einen guten Ruf genießen (genossen) - Adenauer! - in einem anderen Licht erscheinen.

9-10/10
 
Oben