Der Staat gegen Fritz Bauer
Deutschland, Ende der 50er Jahre. Die Zeit von Wirtschaftswunder und kollektiver Verdrängung des 3. Reiches. Dagegen kämpft der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer leidenschaftlich an und versucht, die Täter der Nazizeit, von denen einige sich ins Ausland abgesetzt haben, viele jedoch sich unerkannt im schon riesigen Beamtenapparat der noch jungen Bundesrepublik verschanzen, vor Gericht zu bringen. Der Organisator der Judenverfolgung, Adolf Eichmann, steht dabei ganz oben auf seiner Liste...
Den Namen Fritz Bauer hatte ich noch nie gehört und so geht es wohl fast jeden, der den Filmtitel von Lars Kraumels neuen Film liest. Doch ein flüchtiger Blick über die Inhaltsangabe des Streifens machte mich neugierig, wer dieser Mann war, der auf Bildern oder alten Fernsehbildern wie eine Mischung aus Herbert Wehner und Herbert von Karajan auf mich wirkte.
Die Rolle dieses Unikums übernahm Burghart Klaußner (
Das weiße Band) und er ist ein Glücksgriff. DAS ist Schauspielkunst! Ein großartige Leistung. Ihm zur Seite steht der junge Roland Zehrfeld, von dem ich zunächst dachte, "was macht denn Brendan Fraser in einem deutschen Film?" Er macht seine Sache auch wirklich gut. Ebenfalls klasse ist auch Michael Schenk als Eichmann wie auch der gesamte Cast durch die Bank eine sehr gute Arbeit abliefert.
Doch was nützen zwei hervorragende Hauptdarsteller, wenn die Inszenierung nicht stimmt? Doch keine Sorge, Lars Kraumel liefert einen perfekten Politthriller ab, den man durchaus mit
Die Unbestechlichen oder
Die 3 Tage des Condor auf eine Stufe stellen kann.
Der Staat gegen Fritz Bauer ist durchgehend spannend in Szene gesetzt, was ja durchaus nicht selbstverständlich ist, wenn man zumindest einige Details aus der jüngeren Geschichte Deutschlands schon kennt. Das hier und da sich ein wenig Pathos einschleicht, kann ich da gerne verzeihen. Wunderbar gelungen sind hingegen wieder die wenigen aber dafür umso feineren humorvollen Szenen und Dialoge, die Lars Kraumel, der auch für das Drehbuch verantwortlich ist, seinem Fritz Bauer mit auf den Weg gegeben hat. Bemerkenswert ist auch der Umstand, das quasi so nebenbei der unsägliche Paragraph 175 ein wichtiges Thema dieses Films ist.
Lars Kraumel gelingt mit diesem Film hoffentlich das, was auch Fritz Bauer Intention zeitlebens war. Die Auseinandersetzung mit einem Kapitel der deutschen Geschichte, die das deutsche Volk niemals ignorieren oder gar leugnen darf. Die nachfolgenden Generationen sind nicht schuld an dem, was damals unfassbares geschehen ist, doch wir sollten uns zumindest den Respekt vor den Opfern bewahren und damals wie heute die Schuldigen vor Gericht bringen.
8,5/10