Fritz und Friederike

Willy Wonka

Locationscout
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
21.964
Ort
Twin Peaks
Filmkritiken
126
AW: Fritz und Friederike

Fritz und Friederike

Da ein Onkel bei der Kindererziehung nichts mit einem Mädchen anzufangen weiß, hat er seine Nichte als Junge aufgezogen und hat Friederike kurzerhand zu einem Fritz erklärt. Das schien wohl auch einige Jahre gut gegangen zu sein, aber nun im Tenaager-Alter setzt sich das Jugendamt ein und möchte Friederike gern auf einem Mädcheninternat wissen, damit sie endlich gemäß ihres Geschlechts fraulicher agiert und nicht flucht, trinkt, reitet und fechtet wie ein Mann.

Einige Jahre vor dem Film hat Simone de Beauvoir mit ihrem Werk „Das andere Geschlecht“, eine neue Frauenbewegung angetrieben und wurde daraufhin zur bekannteste Intellektuelle Frankreichs. Das Grundlagenwerk des Feminismus wurde 1951 - und somit ein Jahr vor Veröffentlichung von „Fritz und Friederike“ - erstmals in Deutschland veröffentlicht. Ein Schlüsselsatz des Werks lautet: „Man wird nicht als Frau geboren, man wird es“. Die Prämisse des Films mutet jetzt eine Konsequenz des philosophischen und feministischen Werks zu sein, aber nicht als intellektueller Diskurs über Geschlechterrollen, sondern vielmehr als komödiantischer und lockerer Abgesang auf vermeintlich überholte Modelle. Dass Frauen in „Hosenrollen“ bereits genug komödiantisches Potenzial besaßen, hatten bereits viele deutsche Stummfilme der 1920er Jahre unter Beweis gestellt und in dieser Hinsicht sollte man „Fritz und Friederike“ nicht zu kritisch lesen, sondern sich an die bewusste Komik, den konservativen Habitus einiger Charaktere und den Charme des Films erfreuen. Ich hatte jedenfalls auch in Hinblick auf die Genderdiskurse viel Spaß mit dem Film.
 
Oben