Camp Beaverton: Meet the Beavers
Da Burning-Man-Festival in den Black Rocks im Norden des US-Bundesstaates Nevada ist eines der größten experimentellen Kunst-Festivals der Welt. Die beiden Regisseurinnen Ana Grillo und Beth Nelsen befassen sich in ihrer Dokumentation mit dem Camp Beaverton, welches einen Teilbereich dieses Festivals darstellt und Frauen dazu motiviert sich mit ihrer eigenen Sexualität zu befassen.
Wer aber nun mit der Erwartung an den Film geht, möglichst viel nackte Haut und verschiedene lesbische Sexpraktiken zu sehen, wird enttäuscht werden, denn die Dokumentation zeigt viel mehr die Vor- und Nachbereitungen des Festivals und gibt den Teilnehmerinnen – den sogenannten Beavern - dieses Festivals genug Raum, um ihre Erfahrungen und ihre Faszination bezüglich des Festivals kundzutun.
Sex wird bei in diesem Camp nicht nur als der Liebesakt zwischen zwei oder mehreren Frauen angesehen, sondern vielmehr als die Empfindung von Lust, das Spielen und das Entdecken des eigenen oder fremden Körpers interpretiert. Wichtig sind die Gemeinschaft, die Freiheit, die Freude und das Experimentieren. Alles Merkmale, die im Zuge der 1968er-Bewegung und der Hippie-Kultur schon fast in den Mainstream eingedrungen sind, aber über die Jahre von konservativen Bewegungen konterkariert wurden.
Freilich werden nicht nur einige konservative Zuschauer mit Befremden diese Art des Feierns beobachten, sondern selbst offene Menschen werden bei diesem Hedonismus auf ihren eigenen Wertekosmos zurückgeworfen. Das Ziel des Films oder der Beavers ist es aber gar nicht, die Gesellschaft umzustürzen und für neue Werte einzutreten, sondern vielmehr soll innerhalb dieses achttägigen Festivals ein Schutzraum für Queer- und transsexuelle Frauen geschaffen werden. Ein Raum fernab der Zivilisation, wo die Hitze der Wüste genauso spürbar ist, wie die gemeinschaftliche Befriedigung der Lust. Dass dieses „Utopia“ für jeden Menschen anders beschafften ist, wird vor allem gen Ende deutlich, wenn eine der Regisseurinnen selbst über das Festival resümiert. Gerade dieser Blick von außen, mit der neugewonnen Kenntnis über das Festival, die Menschen und der Liebes- und Feierkultur, ist der Verknüpfungspunkt zwischen dem „Anderen“ und dem „Gewohnten“. Für den Zuschauer bleibt am Ende ein interessanter Einblick in einen Mikrokosmos, der sich vielleicht nicht für jeden erschließen wird, aber den eigenen Horizont erweitert und vielleicht sogar anregt, über den gesellschaftlich-reglementierenden Diskurs über Sex nachzudenken.