Supershark

Russel Faraday

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Supershark

Eigentlich fühlte ich mich bereits berufen, mich aufs KK-Altenteil zurückzuziehen (nicht mal so sehr, weil ich dem netten KK-Unterforum mit aller Macht den Rücken zukehren wollte, sondern vielmehr, weil mir in letzter Zeit nur so wenige [bzw. gar keine] KK-würdigen Filme vor Bug, Radar und unter Schreibfingerchen geraten sind), und eigentlich wollte ich meinen Ruhestand kürzlich für Asylums „AE: Apocalypse Earth“ wieder verlassen. Aber erstens stellte sich dieser als weit weniger blöde und trashig heraus, als sich erahnen ließ, und zweitens geriet schon einen Tag nach Sichtung des Films ein anderer Vertretet der wirklich üblen Schrottfilmzunft ins Visier meiner nichts entgehenden Aufmerksamkeit. Ergo stelle ich „AE“ nun mal hintenan und widme mich lieber einem Film, betitelt „Supershark“, der, wie soll es auch anders sein, wenn eine Billigfilmschmiede bzw. ein Billigfilmschmied „irgendwas mit Haien“ auf die Menschheit loszulassen gedenkt… ach Mist, ich hab mich total verhaspelt. Also kurzum: auf zu einer Trash-KK:

Ein launiger Strand in Sonnenschein. Vielleicht ein blumiger, fröhlich duftender Morgen, an dem die Vögel tirilieren, die Büffel zur Paarung schreiten, oder aber ein herrlicher Mittag, unser leuchtender Stern im strahlenden Zenit, man selbst mit einem Long Drink in der einen und einem schundigen Laymon-Roman in der anderen Hand im Strandkorb sitzt und sich des Lebens erfreut. Doch da! Was ist das? Ein vierbeiniger Panzer stapft röhrend und schnaubend über den Sand und feuert aus allen Rohren. Und halt! Was springt das aus dem Wasser? Ist es ein Flugzeug, ist es ein Mensch? Nein, es ist Super-Hai. Der trägt seine Unterhosen über den langbeinigen Tretern, legt einen Bauchklatscher hin und fängt an, sich mit Stapfe-Tank ordentlich eins aufs Maul zu geben, kritisch beäugt von ein paar militärischen und zivilen Beobachtern.

Szenenwechsel zu einer Ölplattform. Ein Text verrät uns, dass die Handlung nunmehr einen Zeitsprung von einer Woche zurück in die Vergangenheit (Dr. Sam Becket-Gedächtnis-Zitat „Oh Mann“) gemacht hat. Die bösen Ölförderer sind ein ganz schön übler Haufen, benutzen sie, wie man später erklären wird, eine fiese Chemie, um die Erde ihres schwarzen Goldes wegen unterseeisch auszubeuten. Blöderweise verursacht dies ein Erd… ähm… Seebeben submaritimer Art, welches ein Loch in den Meeresboden reißt, aus dem alsbald uns Super-Hai hervordonnert, rund 30 Meter bestaunenswerter Fisch, die Plattform rammt, selbige zur Explosion bringt und schließlich an deren Fühlern knabbert, worauf die ganze Chose kopfüber in die Meerbrühe kippt und mitsamt Mann, Maus und Playboy-Bildern jämmerlich absäuft.

Wir haben etwa fünf Minuten Film hinter uns, und ich weiß schon gar nicht mehr, wo ich die ganzen Tische herbekommen soll, auf die ich meine Denkerstirn gern klatschen möchte.

Nochmal Szenenwechsel, diesmal präsentiert sich Öl-Firma-Chef John Schneider (Filmnamen habe ich vergessen), der beteuert, dass alles nur ein tragischer Unfall gewesen sei, der nix, aber auch gar nix mit unlauteren Fördermethoden zu tun gehabt hätte gewesen war sein. Für einen Öl-Boss wirkt er sogar recht unschmierig (hehe, Wortspiel 1), und so kauft es ihm die frisch gebotoxte Journalisten-Tussi („Schickse. Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du die Schicksen nicht ‚Tussi’ nennen sollst?“) auch ab, woraufhin wir zum nächsten Szenenwechsel schreiten, welcher uns (kann auch der übernächste Szenenwechsel sein, oder der überübernächste) unseren Helden vorstellt: Skipper Chuck, dem nach gescheiterter Ehe nur sein Boot geblieben ist, denn das Miststück von Gattin hat ihm sonst alles aus dem Kreuz geleiert, was zu leiern ging. Bei selbigem (also bei Chuck, nicht bei dem Miststück) schlägt nun Umwelt-Scully Kat Carmichael auf, um einen Bootstrip käuflich zu erwerben, der zur Sperrzone der kürzlich noch von der bestandteilauflösenden Ölstation okkupiert worden war. Chuck nimmt Kats Kröten (Wortspiel 2) mit den Worten „100 Dollar pro Stunde, drei Stunden Minimum“, klaubt sie ihr aus dem Patschehändchen, und schon geht’s Richtung Brennpunkt. Irgendwie lernen wir noch ein paar Baywatch-Badewächter kennen, die sich hier in der Gegend strandaufsichtstechnisch ein karges Zubrot verdienen, und endlich taucht auch Super-Hai wieder auf, der sich ganz stilecht daran macht, mühsam die uns umständlich vorgestellten Charaktere wieder abspenstig zu machen, sprich in der Blüte ihres kurzen Lebens aus selbigem zu reißen und sie in mundgerechte Happen zu zerteilen, was bei DEM Maul bedeuten, sie in einem Stück zu verspeisen.

Unterm Strich wird auch den Rest des Films nicht mehr passieren, wenn man vom langweiligsten Bikini-Contest der Filmgeschichte absieht, der mal eben rund eine Viertelstunde Zelluloid verbrennt.

Trash-Veteran Fred Olen Ray, mir vor allem vom inbrünstig gehasstliebten „Star Slammer – The Adventures Of Darla“ aka „Prison Ship“ ein Begriff, sagte sich wohl anno 2011, was die Jungs von Asylum mit ihren mannigfaltigen „XYZ-Shark“ („XYZ“ sei hier beliebig mit „Mega“, „Atom“, „Monster“, „Mars“ oder was auch immer zu ersetzen)- Filmen zuwege brachten, könne er schon längst, so dass er sich höchstpersönlich eines „Shark“-Stoffes annahm (o Mann, ich bin so was von juckig auf „Sharknado“, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen!). Das Resultat ist Asylum zumindest ebenbürtig, kommt aber, wie ich zähneknirschend zugeben muß, deutlich sympathischer als so mancher Genre-Auswurf aus der Asylantenbude daher.

Die Gründe hierfür sind einfach: mit Tim Abell als Chuck und Sarah Lieving als Kat(fish) Carmichael hat Ol(l)en (Wortspiel 3) Ray zwei ausgesprochen angenehme Darsteller am Start, die meilenweit über den abgehalfterten ehemals-auch-nicht-mehr-als-bestenfalls-C-Promis gewesenen karrieretechnisch gescheiterten Schauspielern vergleichbarer Asylum-Produktionen liegen. Sicher, ihre Rollen stammen aus dem Schablonenreiseführer, und als Zuschauer weiß man schon nach zehn Minuten, welchen Weg der Film mitsamt seinen Protagonisten nehmen wird, aber es macht einfach Spaß, den beiden bei ihrem Agieren vor der Kamera zuzusehen. Vor allem Abell erweist sich als so sympathischer Bursche, dass man sich schon fragen kann, warum er (bislang?) nie über kleine Rollen in TV-Serien oder ähnlichen Schundproduktionen wie „Supershark“ hinausgekommen ist. Seine Partnerin Sarah Lieving ist mindestens ebenso angenehm (und bietet auch optisch was), könnte aber durchaus in den folgenden Jahren noch einiges reißen… ich halte die Augen nach ihr offen. Das mir persönlich einzig bekannte Gesicht im Film stellt John Schneider dar, der seine bekannteste Rolle sicher als Supermans Ziehvati in „Smallville“ gespielt haben dürfte, mir aber eher als schmieriger Porno-Produzent in „Nip/Tuck“ in Erinnerung bleiben wird. Dort war er so eklig, dass es schon fast schade ist, dass er seinen Öl-Bonzen hier nicht annähernd so widerlich rüberbringt, was man bei einer solchen Rolle eigentlich erwarten dürfte.

Effekttechnisch werden wir hier mit CGI-Schrott der untersten Kategorie bedient. Hier stimmt hinten und vorne nix, was dem ganzen eine unfreiwillige Komik spendiert (freiwillige Komik gibt es im Film übrigens erstaunlich wenig, was man durchaus bemängeln könnte). Wenn sich Sharkobongo auf den Sandboden schmettert und dann auf seinen stocksteifen C64-Flossen durch die Botanik hüpft, sieht das so abartig dämlich aus, dass man schon an akutem Lachkrampf ernsthafte Schäden davontragen könnte, wenn man nicht aufpasst. Von seinen Flugkünsten ganz zu schweigen.
zweitbeste Szene im ganzen Film: Sharky-Baby pflückt einen Kampfbomber aus der Luft (!!!), was Kat zum lakonischen Kommentar: „Oh, er kann fliegen.“ verleitet.

Kinners, ich hab gelegen.

(Oi weh, die KK wird schon wieder viel zu lang), deshalb in aller Kürze der Rest: Der Film bleibt sich von Anfang an treu, wird, wie man es erwarten kann, mit jeder fortschreitenden Handlungsminute blöder und blöder, lässt aber zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise Langeweile aufkommen (vom oben bereits erwähnten Bikini-Contest abgesehen, der wirklich einfach nur schnarchig ist und keinen anderen Zweck erfüllt, als ein paar visuell durchaus ansehnliche Damen in knapper Strandbekleidung vorzuführen… nun ja, das Silikonmonster hätte man sich lieber schenken sollen). Dann und wann darf Sharkolossus mal wieder etwas Kanonenfutter verschnabulieren und seinen mies ge-CGI-ten Körper ins rechte (oder vielmehr unrechte) Licht rücken, sich im Beinahe-Finale den in der Eröffnungsszene gezeigten Endkampf mit dem mit Abstand dämlichsten Militärgerät des Universums liefern (dem vierbeinigen Panzer, der fast noch mieser animiert ist als Sharkalooda) und hier und da für etwas Blutgesuppe sorgen, welches freilich stets familienfreundlich bleibt. Die Gore-Fraktion kommt wahrlich nicht auf ihre Kosten, der Trash-Freund dafür umso mehr.

Eine Überraschung bietet der Film dann aber doch (nun, eigentlich zwei).
1) Es kommt zu keiner Schlußszene, die eine mögliche Fortsetzung bedeuten könnte.
2)
Der böse Ölprinz geht tatsächlich NICHT drauf, womit nun wirklich niemand rechnen konnte.

Gesamtfazit: „Supershark“ ist meilenweit (Lichtjahre) davon entfernt, auch nur annähernd ein guter Film zu sein. Er ist nicht mal „nur“ unterdurchschnittlich. Um die Wahrheit zu sagen, ist er eigentlich so erbärmlich mies, dass der Normalzuschauer ihn sich lieber erst gar nicht ansehen sollte. Aber er ist dank seiner beiden Hauptdarsteller einfach so verflucht sympathisch, dass man den Film einfach mögen muß. Daß der Film saublöd ist, versteht sich von selbst. Aber herrje, der Film ist so… nett. Ok? Ich hab’s gesagt. Er ist NETT. Nun steinigt und verbannt mich.

Effekte sind grottig, Spannung totale Fehlanzeige. Punkt für Punkt wird abgehakt, was man sich eben so vorstellt, wenn man einen Film über ein fieses Mega-Tierchen dreht, das die Menschheit terrorisiert.

Ich warte mal ab, wie „Sharknado“ bei mir landen wird, aber momentan ist „Supershark“ im „Shark“-Genre (gibt es das? Nun, wenn Asylum so weitermacht, wird es das bald… geben, meine ich) mein heimlicher Favorit.

Für Leute wie mich und Firefly auf jeden Fall zu empfehlen.

PS: Dem aufmerksamen Leser wird oben nicht (oder doch?) entgangen sein, dass ich von der zweitlustigsten Szene im Film gesprochen habe. Der Vollständigkeit halber hier noch die lustigste:
Die graue Baywatch-Maus steht neben der scharfen Baywatch-Schlampe am Strand, nachdem zweitere der ersteren den angehimmelten potentiellen Erzeuger ihrer Kinder ausgespannt hat [„Er steht nun mal nicht auf dich, er steht auf mich.“], was erstere zur gewagten Aussage verleitet: „Ich wünschte, ich wäre tot.“ Nun ja, schnippschnappschnupp, dein Wunsch sei mir Befehl.
 
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Firefly

Filmvisionaer
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AW: Supershark

Ich warte mal ab, wie „Sharknado“ bei mir landen wird, aber momentan ist „Supershark“ im „Shark“-Genre (gibt es das? Nun, wenn Asylum so weitermacht, wird es das bald… geben, meine ich) mein heimlicher Favorit.

Für Leute wie mich und Firefly auf jeden Fall zu empfehlen.

Aber nur bis du 2headed Shark Attack gesehen hast ;)

Supershark wurde von mir soeben bestellt

Ein Shark Genre :lol::lol::lol:
Einfach geil

Aber Sharknado und Ghost Shark stehen bei mir auch ganz oben in der " Muss man gesehen haben um zu glauben, was es für Schrott gibt " Liste :o
 

Cable

Filmvisionaer
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Ich glaub ich muss mir vom Fly mal die ganzen "Sharks" ausborgen. :nice:
 

Willy Wonka

Locationscout
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Owe, wieder einer Asyluminiert :hoch:;)

Nein, lass es bitte kein neuer Trend werden. :eek:

Das Cineplex in Münster will bald sogar schon eine Shark-Night veranstalten...

PS: Das einzig gute an den diesem dummen Filmen sind höchstens die daraus entstehenden Kritiken. :hoch:
 

Russel Faraday

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Aber nur bis du 2headed Shark Attack gesehen hast ;)

doch, den habe ich gesehen. war ganz schön aua in so ziemlich allen belangen. da ist "Supershark" doch ne ganz andere granate.

Supershark wurde von mir soeben bestellt

Ein Shark Genre :lol::lol::lol:
Einfach geil

Aber Sharknado und Ghost Shark stehen bei mir auch ganz oben in der " Muss man gesehen haben um zu glauben, was es für Schrott gibt " Liste :o

definitiv. :ugly:
 

Firefly

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PS: Das einzig gute an den diesem dummen Filmen sind höchstens die daraus entstehenden Kritiken. :hoch:

Also das finde ich nicht, den Spass machen sie wirklich alle.:lol:
Und was hier teilweise mit geringsten Mittel gemacht wird, verdient auch Anerkennung ! :bart:
 
S

stanleydobson

Guest
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also, ich fand den ziemlich geil. (im trashrahmen :D )

Kannte ich natürlich deine kk ;)

Für mich war das verhalten der schauspieler nicht doof genug und die cgi effekte zu rar gesäht

Zbsp sharknado hat IMO bisher das dämlichste verhalten der cast zu bieten.... aber wie schon erwähnt ist der heute gesichtete mega shark vs crocosaurus mein aktueller favorit :ugly:
 

Firefly

Filmvisionaer
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Lieber Russel

Ich danke dir dafür, dass du hier mit mir die Trashfahne hochhälst.
Wie heisst so schön : Irgendwer muss diesen Scheissjob auch machen.

Schon vor einiger Zeit gesehen, aber nun kann ich mich mal äussern.

Was auch gesagt werden muss : Mit diesem Film begann eine meiner Liebsten TV Reihen : er war der erste der von Kalkofe als SchleFaZ vorgestellt wurde !!
Kann man zu deiner Denkwürdigen Lobeshymne noch was sagen ?
Nein, den es wurde alles schon gesagt was wichtig ist, um ihn zu lieben oder einen grossen Bogen um ihn zu machen !

Und lieber Russel : Ich will in Zukunft noch viel mehr von dir lesen !!
Ätsch, das hast du jetzt davon :p

PS : Eines noch : wunderst wen, das die Amis in Afghanistan Krieg so lang gebraucht haben, wenn sie solche Kampfpanzer als Geheimwaffe hatten ??? :autsch::rolleyes:
 
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