Bright Star

Die wilde 13

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"… gebettet auf meiner holden Liebsten reifender Brust,
ewig das sanfte Sich-Heben und -Senken zu spüren,
ewig wach in süßer Ruhelosigkeit,
ewig, ewig ihrem leisen Atemholen zu lauschen
und ewig so zu leben oder in den Tod zu sinken.!"

John Keats "Bright Star"



Bright Star

England im Jahre 1818. Die selbstbewusste und talentierte Schneiderin Fanny Brawne lernt den jungen und mittellosen Dichter John Keats kennen und lieben, doch die traditionellen Standesdünkel verhindern ein Zusammnleben oder gar eine Hochzeit. Doch es kommt noch schlimmer...

John Keats wird zu den größten Poeten der englischen Romantik gezählt und seine Liaison mit Fanny ist aus seinen noch erhaltenden Briefen an ihr dokumentiert. Diesem Briefwechsel verdanken wir wunderbare Gedichte und eines davon trägt eben den Namen "Bright Star" (s.o.).

Jane Campion gelingt es, diese Poesie mit wundervollen Bildkompositionen zum Leben zu erwecken. Mit herrlich natürlichen Farben ohne Weichzeichner oder anderem visuellen Schnick-Schnack gelingt es ihr, der Lyrik Keats Leben einzuhauchen. Grandios unterstützt wird sie dabei von den beiden Hauptdarstellern Abbie Cornish (Fanny) und Ben Whishaw (John). Während sie zu Beginn recht offen mit ihrer Zuneigung zu Keats umgeht und dabei immer mehr den Widerstand von Mutter und dem Mentor Johns zu Spüren bekommt, flüchtet sich der labile John in seine Schreibkunst um Fanny seine Gefühle zu gestehen. Abbie Cornish kommt mir dabei wie eine perfekte Mischung aus Charlize Theron und Kate Winslet vor und verleiht ihrer Figur mit jeder Geste und Mimik eine unglaubliche Tiefe und Glaubwürdigkeit. Ben Whishaw habe ich bisher nie besser gesehen, denn sein John Keats kann man sich anders gar nicht vorstellen. So jung und voller Energie aber doch so verletzlich und in sich gekehrt. Es macht wirklich großen Spaß, den beiden bei ihrem Spiel zuzuschauen zumal auch die Dialoge abseits der Keatsschen Poesie famos sind.

Dazu dieser filigrane Teppich von äußerst emotionalen Bildkompositionen (der zudem hin und wieder von feinsten Geigenklängen untermalt wird) der die Gefühlswelten beider Protagonisten umgibt bzw. verbindet. Das ist verführerische Kinomagie pur und lässt so manche (Freuden)Träne auf die Reise gehen. Da vergehen die 2 Stunden wie im Fluge und man ist das ein oder andere Male durchaus geneigt, die Pausetaste zu drücken, um die Bilder in sich aufzusaugen. Hier mal ein Beispiel:



Das dann der Abspann noch mit einem Gedicht von Keats unterlegt wird, passt letztendlich auch perfekt zum zuvor Gesehenen.


Wer also (Kostüm)Filme à la Jane Austen oder E.M. Forster mag, sollte auf jeden Fall auch hier einen Blick riskieren. Außerdem auch die Freunde des Clubs der toten Dichter, denn hier wird das gezeigt, was John Keatings u.a. seinen Schülern beibringen wollte: Die Macht der Poesie.

9/10
 
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