The Lords of Salem

BladeRunner2007

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AW: The Lords of Salem

The Lords of Salem

Inhalt:
Heidi (Sheri Moon Zombie) ist DJ beim lokalen Radiosender WIQZ. Eines Tages bekommt sie eine seltsame Holzbox zugeschickt mit der Aufschrift „ein Geschenk von den Lords“. In dieser Holzbox befindet sich eine alte Schallplatte. Heidi geht davon aus, dass ihr diese aus Promotionzwecken zugeschickt wurde. Also beschließt Heidi, die Platte in ihrer Show zu spielen. Doch jedes Mal, wenn Heidi diese in ihrer Sendung spielt, verfällt sie in eine art Trance und durchlebt die grausame Vergangenheit ihrer Stadt. Sind diese bizarren Visionen nichts weiter als Halluzinationen oder sind die „Lords“ zurück, um Rache an den Frauen von Salem, Massachusetts zu nehmen?


Über Rob Zombie kann man viele Dinge sagen, doch eines ist nicht zu leugnen. Er ist ein Regisseur, der sich mit jedem Film weiterentwickelt. Ob nun zum Guten oder Schlechten muss jeder selbst entscheiden. „The Lords of Salem“ ist anders als alles, was er zuvor gemacht hat.


Der Film ist der absolute Wahnsinn - im wahrsten Sinne des Wortes. Zombie baut eine unglaublich surreale, düstere, wirre, bedrohliche Atmosphäre auf. Die Furcht und die Paranoia, die die Protagonistin Heidi im Film durchleidet, überträgt sich gnadenlos auf den Zuschauer. Der Film wird sehr langsam und ruhig erzählt. Das Tempo wird hier von Zombie vorgegeben. Die Erwartungshaltungen, sowie die Sehgewohnheiten des Zuschauers scheinen Zombie nicht einmal ansatzweise zu interessieren. Ähnlich wie in The Shining, The Exorcist oder Rosemary's Baby. Einflüsse von Stanley Kubrick, Roman Polanski und Ken Russell sind deutlich spürbar. „The Lords of Salem“ ist ein Slow-Burner und erinnert allgemein stark an viele europäische Horrorfilme der 70er Jahre. Außerdem verzichtet Zombie vollkommen auf den Einsatz von CGI.


Visuell ist der Film die reinste Wucht. Zombie's Bilder sind total verstörend und zur selben Zeit unheimlich faszinierend. Jede einzelne Einstellung ist perfekt geframed, genau wie jede Kamerafahrt. Es gibt Grauen erregende, langsame und lange Kamerafahrten. Zombie schöpft die Steadicam voll aus. „The Lords of Salem“ ist mit einem Budget von ca. 2.5 Mio. US Dollar der günstigste Film, den Zombie bisher gedreht hat. Doch er lässt ihn aussehen, als sei es der mit Abstand teuerste.


Die Musik stammt dieses mal aus der Feder von Bandkollege John 5. Er wollte einen Score schaffen, der nicht besonders melodisch klingt und somit eher vom Geschehen des Films ablenkt. Jedoch sollte dem Zuschauer die Musik noch lange nach Ende des Films im Kopf herum schwirren. Ich kann nur sagen: Mission geglückt. Ohne seine Musik wäre der Film wahrscheinlich nicht einmal halb so furchteinflößend und fesselnd.


„The Lords of Salem“ ist seit sehr vielen Jahren der erste Horrorfilm, der es schaffte, mir Angst zu machen. Ich dachte, so etwas würde ich nie wieder erfahren. Dabei verzichtet Rob Zombie weitestgehend auf klischeehafte Schocks und Jump Scares. Auf Blut und Gewalt setzt der Film ebenfalls nicht. Einzig und allein die Atmosphäre löst ein enormes Unbehagen beim Zuschauer aus.


Der Cast ist – wie es für Zombie üblich ist - wieder einmal sehr breit gefächert. Sheri Moon Zombie gibt als Heidi ihre bisher überzeugendste Leistung ab. Die 3 Hexen-Schwestern Lacy (Judy Geeson), Sonny (Dee Wallace) und Megan (Patricia Quinn) liefern wunderbar überzogene Darstellungen ab, ohne jemals ins Lächerliche ab zu driften. Viele ihrer Szenen sind einfach herrlich „creepy“. „Whitey“ (Jeffrey Daniel Phillips) und Herman (Ken Foree) sind die Freunde und Arbeitskollegen von Heidi. Sie spielen ihre Rollen deutlich realitätsbezogener. Während Herman die Entspannung selbst ist, weiß Jeffrey Daniel Phillips als besorgter und mitfühlender Freund zu überzeugen. Bruce Davison spielt die Rolle des Francis Matthias. Diese Rolle dient lediglich zur Exposition, um den Zuschauer nicht völlig im Dunkeln zu lassen. Das ist etwas schade, aber Bruce holt das beste aus dieser Rolle heraus und liefert trotzdem eine mehr als gute Performance ab. Außerdem ist er ein enormer Sympathieträger. Showstealer ist allerdings Meg Foster (bekannt aus „Sie Leben!“). Sie spielt die Rolle der Hexenanführerin Margaret Morgan. Die Frau ist böse bis in die kleinste Faser ihres Daseins. Absolut diabolisch. Die perfekte Besetzung.


Zombie gibt seinen Charakteren einiges an Tiefe, jedoch nicht so zwanghaft verkrampft wie teilweise in seinen früheren Werken. Trotzdem sollte man hier keine Charakterstudie erwarten. Aber das will Zombie mit diesem Film auch gar nicht erreichen. Zombie hatte bei „The Lords of Salem“ 100%ig kreative Freiheit. Der Film wirkt wie aus einem Guss, nichts wirkt aufgezwungen oder aus der Not heraus entstanden. Alles entfaltet sich ganz natürlich. Außerdem handelt es sich wieder um originelles Material von Herrn Zombie. Zu viel kreative Freiheit kann jedoch auch nach hinten losgehen. Das ist bei diesem Film zum Glück nicht der Fall. Das geringe Budget zeigt Zombie seine Grenzen auf und lässt ihn somit nicht über die Stränge schlagen. Er konzentriert sich auf das Wesentliche und verliert niemals den Fokus. White Trash Charaktere gibt es nicht und der Fuck Count ist enorm niedrig. Zombie ist um einiges reifer geworden.


Die letzten 10 Minuten des Films sind derartig abgefahren, dass ich während des Abspanns mit heruntergefallener Kinnlade auf den Bildschirm starrte und ein riesengroßes „?“ in meinem Kopf herum schwirrte. Ich werde The Velvet Underground's „All Tomorrow's Parties“ nie wieder hören können ohne dabei an „The Lords of Salem“ denken zu müssen. Genial, wie Zombie hier Musik und Bilder perfekt zusammenspielen lässt.


Fazit: Rob Zombie's Magnum Opus. Ein bildgewaltiger Horrortrip, der den Zuschauer in Angst und Schrecken versetzt. Ein Meisterwerk – die Rückkehr des wahren Horrors.


10/10





Edit: hier meine ursprüngliche Kritik vom 25.04.2013 als Spoiler ;)

Der Film ist der absolute Wahnsinn - im wahrsten Sinne des Wortes. Zombie baut eine unglaublich surreale, düstere, wirre, bedrohliche Atmosphäre auf. Die Furcht und die Paranoia, die Heidi im Film durchleidet, überträgt sich gnadenlos auf den Zuschauer. Der Film wird sehr langsam und ruhig erzählt. Ähnlich wie in The Shining, The Exorcist oder Rosemary's Baby. Also ein Slow-Burner. Zombie's Film fühlt sich an wie eine Mischung aus Kubrick und Polanski. Überhaupt errinert The Lords of Salem stark an viele europäische Horrorfilme der 70er Jahre.

Visuell ist der Film einfach eine Wucht. Zombie's Bilder sind total verstörend und zur gleichen Zeit aber auch sehr faszinierend. Jede einzelne Einstellung ist perfekt geframed, genau wie jede Kamerafahrt. Handheld und 16mm gibt es hier nicht. Sondern eine umwerfende Optik und verdammt schöne, und deshalb Grauen erregende, langsame und lange Kamerafahrten. Zombie schöpft die Steadycam voll aus. Obwohl es mit Abstand Zombie's billigster Film ist, sieht er so aus, als sei er teuerste. Und so fühlt er sich auch an.

Die Musik stammt dieses mal aus der Feder von Bandkollege John 5. Er wollte einen Score schaffen, der nicht besonders melodisch ist und somit vom Film eher ablenkt, aber auch etwas, das man nicht so schnell vergisst. Etwas das unterbewusst sehr stark funktioniert. Hat er das erreicht? Ja, hat er. Ohne seine Musik wäre der Film wahrscheinlich nicht einmal halb so angsteinflößend.

Apropos angsteinflößend. The Lords of Salem ist seit sehr vielen Jahren der erste Horrorfilm, der es schafft, mich in Angst und Schrecken zu versetzen. Ich dachte, so etwas würde ich nie wieder erfahren. Dabei verzichtet Rob Zombie weitestgehend auf billige Schocks und Jumpscares. Auf Blut und Gewalt setzt der Film ebenfalls nicht. Es ist einfach diese einzigartige Atmosphäre, die das möglich macht. Total verstörend.

Schauspielerisch geht der Film absolut in Ordnung. Show-Stealer ist jedoch Meg Foster. Die Frau ist als Oberhexe einfach perfekt besetzt. Böse bis in die kleinste Faser ihres Daseins. Absolut diabolisch.

Zombie gibt seinen Charakteren einiges an Tiefe, jedoch nicht so zwanghaft verkrampft wie z.B. in Halloween II. Rob hatte dieses mal 100%ig kreative Freiheit und das sieht und merkt man einfach. Der Film wirkt wie aus einem Guss, nichts wirkt aufgezwungen oder aus der Not heraus entstanden. Alles entfaltet sich ganz natürlich. Außerdem war das endlich mal wieder originelles Material von Zombie und kein Remake.

Die letzten 10 Minuten des Films sind derartig abgefahren, dass ich während des Abspanns mit heruntergefallener Kinnlade auf den Bildschirm starrte und ein riesen großes „?“ in meinem Kopf herum schwirrte.

Zombie hat es außerdem schon wieder getan. Ich werde All Tomorrow's Parties nie wieder hören können ohne dabei an The Lords of Salem denken zu müssen :D


Fazit: Man wird diesen Film entweder lieben oder hassen. Ich finde es ist Rob Zombie's bester Film und einer der besten Horrorfilme, die ich jemals gesehen habe. Endlich hat ein Horrorfilm mir mal wieder richtig Angst gemacht. Dieses Gefühl habe ich so sehr vermisst. Dazu noch absolut bildgewaltig, gepaart mit einem sehr eindringlichen Score. Daher gibt es von mir auch die volle Punktzahl!


10/10
 
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Tarantino1980

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AW: The Lords of Salem

Eine wirklich tolle Kritik :hoch:. Du hast mich damit richtig neugierig auf den Film gemacht. Weiß man den ob eine deutschsprachige VÖ erhält? Laut ofdb gibt es den ja bisher nur in UK. Ich bin jedenfalls durch diese Kritik hier sehr neugierig geworden.

Besonders die Aussage "Eine Mischung aus Kubrik und Polanski" hat mich sehr neugierig gemacht ;)
 

BladeRunner2007

Filmvisionaer
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Der wird sicherlich auch in Deutschland eine Heimvideo VÖ bekommen. Fragt sich nur wann. Freigabetechnisch muss man sich aber keine Sorgen machen. Der Film könnte uncut sogar mit ner 16er davon kommen.
 

SAB

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AW: The Lords of Salem

Zombie's Film fühlt sich an wie eine Mischung aus Kubrick und Polanski. Überhaupt errinert The Lords of Salem stark an viele europäische Horrorfilme der 70er Jahre.
Das kann ich bestätigen. Die Atmosphäre in Heidis Wohnung bzw im Hausflur hat mich mehrfach an Polanskis "Der Mieter" erinnert; nur noch eine Spur "kranker".:)

The Lords of Salem ist seit sehr vielen Jahren der erste Horrorfilm, der es schafft, mich in Angst und Schrecken zu versetzen. Ich dachte, so etwas würde ich nie wieder erfahren.
Oh ja. Der war auch echt furchteinflößend.

Show-Stealer ist jedoch Meg Foster. Die Frau ist als Oberhexe einfach perfekt besetzt. Böse bis in die kleinste Faser ihres Daseins. Absolut diabolisch.
Habe ich ja gestern schon geschrieben!:hoch:

Die letzten 10 Minuten des Films sind derartig abgefahren, dass ich während des Abspanns mit heruntergefallener Kinnlade auf den Bildschirm starrte und ein riesen großes „?“ in meinem Kopf herum schwirrte.
So ähnlich fühlte ich mich auch. Wahrhaft surreales Finale mit einer gewaltigen Bilderflut!:rock:

@BladeRunner: Du hast alles perfekt ausgeführt, was ich gestern nur in wenigen Punkten und auch nur ansatzweise in meinem Vierzeiler wiedergegeben habe.:)
 

Kratos666

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AW: The Lords of Salem

Hört sich wirklich Klasse an, den werd ich mir auf alle Fälle vormerken.
Vielen Dank für die tolle Kritik.:hoch:
 

BladeRunner2007

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Vielen Dank für die Blumen :)

PS: Wer bisher nichts mit Zombie's Filmen anfangen konnte, sollte The Lords of Salem imo trotzdem eine Chance geben. Einfach weil er ganz anders ist als alle seine bisherigen Filme. Fuck Count ist enorm niedrig gehalten, keine White Trash Charaktere, keine unnötigen Gewaltausbrüche, keine grobkörnige, dreckige Optik und keine Shakycam.

Man kann ja von Rob halten, was man will. Aber er ist wenigstens ein Regisseur, der sich mit jedem Film weiterentwickelt hat. Ob nun zum positiven oder negativen bleibt jedem selbst überlassen. :)
 

Willy Wonka

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Großartig, wie du deine persönlichen Eindrücke in Worte gefasst hast. In jeder Zeile spürt man deine Begeisterung für den Film.

Außerdem funktioniert deine „Kritik" wie ein Teaser. Es wird nichts von der Handlung verraten, aber dennoch bekommt man schon einen Eindruck vom Film und dessen Stil. Und meistens weckt bei mir ein Teaser größeres Interesse an einem Film als ein Trailer.

Zombie schöpft die Steadycam voll aus.

Allein mit dem Satz hast du mich schon überzeugt. :bart:
 

BladeRunner2007

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Hey, das freut mich richtig, dass meine Worte dich so anfixen :)

Ich bin gespannt, wie der Film allgemein ankommen wird. Und bei euch natürlich ;)
 

Tarantino1980

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Ich habe ihn mir dann heute auch endlich angesehen und ich muss sagen ich bin auch absolut begeistert von diesem Film. Die Optik und die Atmosphäre sind schon wirklich sehr gut! Da hat Rob Zombie wirklich einen tollen Job gemacht :hoch:

Der Film ist der absolute Wahnsinn - im wahrsten Sinne des Wortes. Zombie baut eine unglaublich surreale, düstere, wirre, bedrohliche Atmosphäre auf. Die Furcht und die Paranoia, die die Protagonistin Heidi im Film durchleidet, überträgt sich gnadenlos auf den Zuschauer.

Dem kann ich mich nur anschließen! Die Atmosphäre hat mich sehr schnell gepackt. Man bekommt schön photographierte Bilder präsentiert!

Ähnlich wie in The Shining, The Exorcist oder Rosemary's Baby. Einflüsse von Stanley Kubrick, Roman Polanski und Ken Russell sind deutlich spürbar. „The Lords of Salem“ ist ein Slow-Burner und erinnert allgemein stark an viele europäische Horrorfilme der 70er Jahre.

Das kann ich bestätigen. Die Atmosphäre in Heidis Wohnung bzw im Hausflur hat mich mehrfach an Polanskis "Der Mieter" erinnert; nur noch eine Spur "kranker".:)

Ich fühlte mich auch sehr, ohne das man das Gefühl hatte Zombie hätte hier zu sehr abgekupfert, an Der Mieter oder Rosemary´s Baby erinnert. Die Stimmung in die mich diese beiden Filme gebracht haben war eine sehr ähnliche wie jetzt bei The Lords of Salem. Ich fand es auch sehr positiv, dass hier eine sehr langsame und dadurch intensiv wirkende Präsentation des Stoffes gewählt wurde. Man hatte nicht das Gefühl man bekäme die Story mit dem Holzhammer präsentiert. Häufig ist es so, gerade bei solchen okulten Storys, dass es entwieder zu brav inszeniert wird, oder es zu extrem wird. Bei The Lords of Salem fand ich die Mischung perfekt. Zu Anfang wird man als Zuschauer sozusagen in Sicherheit gewogen. Man denkt man bekäme eine typische Story präsentiert, alle Zutaten sind sozusagen vorhanden. Die exzentrische Radio Moderatorin Heidi, die offenbar eine bewegte Vergangenheit hinter sich hat, somit sich also von dem Durchschnittsbürger unterscheidet. Dann noch ein Team von Arbeitskollegen/Freunden, welche Sie bei der "Recherche" hätten unterstützen können und natürlich der Buchautor Francis Matthias, welcher die entscheidenden Informationen an Heidi weiterreicht. Soweit so konstruiert :D. Aber wir haben es hier mit einem Rob ZombieFilm zu tun und zum Glück ist er andere Wege gegangen.

Mal abgesehen vom Charakter Francis Matthias hat sich kein Charakter so entwickelt bzw. sich so in die Story eingefügt wie man es hätte erwarten können. Üblicherweise wäre Heidi bei Ihrer Suche nach den Lords of Salem immer tiefer in den Sog und das düstere hineingeraten, hätte aber sowohl in ihrem Kollegen/Freundeskreis, aber auch in ihrem Co-Ermittler Francis immer noch einen Bezug zur realen Welt und somit Halt und Hilfe erhalten. Aber genau diese Elemente blendet zum Glück Zombie komplett aus! Man sieht zwar einen ermittelnden und recherchierenden Francis, der auch schnell auf die richtigen Spuren kommt, diese aber niemanden mitteilen kann! Heidi war schon längst tief im Sog der Dunkelheit und unter fremder Kontrolle, selbst ihre Freunde konnten ihr da nicht mehr raus helfen. Diese Hilflosigkeit fand ich bärenstark dargestellt von Sheri Moon Zombie!

Visuell ist der Film die reinste Wucht. Zombie's Bilder sind total verstörend und zur selben Zeit unheimlich faszinierend. Jede einzelne Einstellung ist perfekt geframed, genau wie jede Kamerafahrt. Es gibt Grauen erregende, langsame und lange Kamerafahrten. Zombie schöpft die Steadicam voll aus. „The Lords of Salem“ ist mit einem Budget von ca. 2.5 Mio. US Dollar der günstigste Film, den Zombie bisher gedreht hat. Doch er lässt ihn aussehen, als sei es der mit Abstand teuerste.

Visuell hat mich der Film absolut überzeugt! Wirklich tolle Bilder die zum einen sehr künstlerisch wirken, zum anderen aber auch verstörend zu gleich. Ich stimme auch hier mit Dir überein das es der bisher beste Film von Rob Zombie ist. Er hat hier die perfekte Mischung aus Realismus und Surrealismus!

Die Musik stammt dieses mal aus der Feder von Bandkollege John 5. Er wollte einen Score schaffen, der nicht besonders melodisch klingt und somit eher vom Geschehen des Films ablenkt. Jedoch sollte dem Zuschauer die Musik noch lange nach Ende des Films im Kopf herum schwirren. Ich kann nur sagen: Mission geglückt. Ohne seine Musik wäre der Film wahrscheinlich nicht einmal halb so furchteinflößend und fesselnd.

Wer nicht schon durch die Bilder in den Bann des Filmes gezogen wird, wird es spätestens bei dem absolut stimmigen Score. Eine perfekte Harmonie zwischen Bild und Ton. Alleine als man das erste mal die Platte hört bekommt man förmlich eine Gänsehaut. Wirklich toll!


Die letzten 10 Minuten des Films sind derartig abgefahren, dass ich während des Abspanns mit heruntergefallener Kinnlade auf den Bildschirm starrte und ein riesengroßes „?“ in meinem Kopf herum schwirrte.

Auch hier fand ich die Mischung aus Realismus uns Surrealismus perfekt. Zum einen sieht man die Ereignisse aus der Okulten Sicht in echt genial inszenierten Bildern und zum anderen, nachdem der Film eigentlich zu Ende ist, in Form einer TV Reportage welche die selben Ereignisse zusammengefasst mit den entsprechenden Hintergrundinformationen dem Zuschauer präsentiert. Als Zuschauer hat man den Vorteil das man auch die Okulte Welt zu Gesicht bekam, somit das Bild klarer wird. Aber für den "Außenstehenden" auf den die TV Reportage geziehlt ist, wirkt es so als sei es einfach eine Art Sekte oder ähnliches, welche aus unerklärlichen Gründen sich umgebracht hat. Diesen Spagat fand ich super interessant. Wie bereits erwähnt ist es nichts neues das es Filme zu okulten Themen gibt. Es gibt da auch schon einige Gute, aber meistens sind sie eher in der realen Welt angesiedet und der Zuschauer erhält immer nur kurze Ausschnitte dieser dunklen okulten Welt.

Ich bin weiß Gott kein Anhänger oder ähnliches solcher Themen, aber für einen Horrorfilm ist es nunmal ein sehr passender Stoff. Man hat die Möglichkeit den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse interessant zu verfilmen. Die meisten Ähnlichkeiten habe ich daher wirklich zu Rosemary´s Baby gesehen, wobei Roman Polanski´s Film, den ich wirklich liebe, natürlich anders gedreht worden ist, aber auch eher in der okulten Welt angesiedelt ist, als in der realen. Der größte Unterschied zwischen beiden Filmen liegt wohl darin, mal abgesehen das Polanskis Film nicht so surreal ist, das seine Interpretation des Stoffes eher auf der normalen realen Ebene stattgefunden hat. Man bekam, wie zuvor erwähnt, immer mal wieder im Laufe des Filmes kurze Einblicke in diese okulte Welt, der Schluss zeigt dann aber jedoch wie mächtig und somit wie aussichtslos die Lage für Rosemary war.

Bei Heidi hatte ich jedoch sehr schnell das Gefühl das es nicht gut für sie enden wird. Ich hatte zwar wie gesagt kurz den Eindruck als würde ein sonst übliches Element verwendet, also das Francis sie noch rechtzeitig informieren kann und sie somit retten könnte, aber er bekam hierzu ja keine Gelegenheit!

The Lords of Salem ist wirklich ein toller Film. Ich denke auch das er nicht nur Freunde von Rob Zombie Filmen interessieren könnte, eben weil die Inszenierung zum Teil als eine Homage an die 70er Jahre Okult-Horror Filme zu verstehen ist, aber eben auch mit modernen Elementen gepart und einer Bildsprache, wie sie selten in einem Horrorfilm vorkommt.

Also wer gute Horrorfilme zu schätzen weiß vorallem sich auch an "Eyecandy" erfreuen kann, bekommt hier die volle Dosis. Wer eine typische Story, wohlmöglich noch mit Happy End erwartet, sollte einen riesen Bogen um den Film machen.

Aber ich bin mir sicher das es hier noch ein paar Fans des Films geben wird ;)

Wertung: 9/10
 
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Tarantino1980

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Was bin ich froh, dass dir der Film so gut gefallen hat. :truppe:

Wieso? Hattest Du Angst das Du der einzige bist der ihn gut findet und den Film zu würdigen weiß ?;)

Im Grunde war ich mir nach Deiner KK schon sehr sicher das er mir gefallen wird, daher hatte ich ihn mir auch direkt vorbestellt und ihn nicht erst ausgeliehen. Den hätte ich ihn zuerst nur geliehen hätte ich mich über die Leihgebühr geärgert den spätestens nach der ersten Sichtung wäre er in meine Sammlung gewandert. Absolut toll der Film!
 

BladeRunner2007

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Finde es einfach toll, dass dieser Film doch recht positiv wegkommt bei vielen Leuten. Wir feiern den ja geradzu ab hehe. Finde es nervig, dass seine Filme immer nur gebashed werden, weil Rob Zombie draufsteht.
 

Tarantino1980

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Wir feiern den ja geradzu ab hehe. Finde es nervig, dass seine Filme immer nur gebashed werden, weil Rob Zombie draufsteht.

Ich finde das auch sehr schade. Ich würde Rob Zombie jetzt nicht zu meinen Lieblings-Regisseuren zählen, aber ich mag seine Filme. Bei The Lords of Salem hat er aber eindeutig bewiesen das auch er sich weiterentwickelt und nicht nur immer den selben Film dreht. Daher sehe ich es genauso wie Du, wenn man Interesse an Horrorfilmen hat, sollte man sich auch diesen hier einmal ansehen. Natürlich sind Zombie typische Elemente drin, was ich aber gut finde, den wenn er einen konventionellen 08/15 Horrorfilm gedreht hätte, wäre der Film nicht außergewöhnlich gewesen und man hätte keine eigene Note erkannt.
 

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Finde es einfach toll, dass dieser Film doch recht positiv wegkommt bei vielen Leuten. Wir feiern den ja geradzu ab hehe. Finde es nervig, dass seine Filme immer nur gebashed werden, weil Rob Zombie draufsteht.
Ich habe ihn mir auch soeben aufgrund eurer Kritiken angesehen. Meiner Meinung nach sollte Zombie vielleichtmal jemand anderes das Drehbuch / Story schreiben lassen, denn für mich zog sich das ganze etwas. Die Bildsprache Zombies finde ich gewaltig in diesem Film. Allein den Hausflur der Darstellerin mal perspektivisch von oben mit Decke zu zeigen, hat was, finde ich.

Was den kommerziellen Aspekt dieses Films angeht, so ist er zumindest in den Dortmunder Filialen der Videothekenkette, in der ich jobbe ein Totalausfall. Den Film will kaum einer ausleihen...

Ansonsten leider auch nichts für mich, bzw. ein Film, den ich mir in die Sammlung stellen würde.

Fabelhaft aber, wie es Zombie immer wieder gelingt, alteingesessene Horror Darsteller/innen vor die Kamera (zurück) zu holen.

Sid Haig, Meg Foster, Dee Wallace (Cujo). Und hat jemand von Euch Ken Foree aus Romeros Kaufhaus "Zombie" bemerkt / wiedererkannt? ;)
 

dax

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The Lords of Salem

Zombie klaut unverholen bei allem was in diesem Genre Rang und Namen hat und macht daraus ein immerhin bemüht wirkenden aber extrem theatralischen und stellenweise wirklich lächerlichen Film der mich in keiner Sekunde packen konnte.
Zu sehr waren seine Vorbilder offensichtlich, zu sehr war sein Unvermögen diese Kopieversatzstücke zu einem spannenden Film zusammenzuflicken erkennbar.
Manche Bilder hatten eine tolle Wirkung, das meiste wirkte wie eine Theateraufführung einer Laienschauspielertruppe mit einem überfordertem Regisseur, der so mein Gefühl, manchmal auch nicht wußte was er da eigentlich machen wollte.

2/10
 
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kelte

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der Film ist Dreck :runter: jede zugedröhnte Althippiekommune kommt grusliger rüber als der Shit
 

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Wow, interessant mal das genaue Gegenteil zu lesen, er steht auch noch fest auf meinem Wunschzettel, aber warte noch auf die richtige Stimmung...:D
 
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