Room in Rome

deadlyfriend

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Room in Rome


Manchmal muss man eben auch Glück und Zufall ins Spiel bringen, um einen guten Film zu sehen. Eigentlich landete "Room in Rome" nämlich nur im Zuge einer Rom-Reise bei Lovefilm auf der Ausleihliste. Die ist inzwischen 10 Monate her und solange schlummerte der Film dort vor sich hin. Als er dann nun ankam, hatte ich im Grunde jegliches Interesse an dem Film verloren. Trotzdem wollte ich ihn zumindest kurz antesten und blieb nun völlig begeistert darauf hängen.
Für Rom-Touristen sei aber im Vorfeld gesagt, das der Film absolut nicht geeignet ist, um in Sehenswürdigkeiten zu schwelgen. Man weiß durch den Blick durch ein Fenster zwar ziemlich genau, wo sich die beiden Hauptdarstellerinnen befinden aber das war es dann auch schon. Trotzdem verschafft er einem wieder das Gefühl vor Ort zu sein. Warum vermag ich allerdings nicht zu beantworten.
Falls man aber den Film ausleiht um mal einen scharfen Lesben-Porno vor die Flinte zu bekommen, dem sei definitiv abgeraten. Natürlich gibt es hier eine Menge nackter Haut und auch mehrere Sexszenen, aber die sind weder explizit zu sehen, noch ist dies der Hauptinhalt.
Hier geht es um etwas Anderes: Den magischen Moment des Glücks! Dabei ist es völlig unerheblich auf welchem Weg er stattfindet. Da es relativ schnell in die Kiste geht, ist man anfänglich noch in softerotischen Gefilden. Mit zunehmender Spieldauer wird man allerdings verzaubert. Das sind nicht einfach nackte Tatsachen auf dem Bildschirm, sondern ungeahnte Momente. Momente voller Melancholie und Sehnsucht. Mich hat der Film ungemein an die Stimmung von "Lost in Translation" erinnert. Dieses Wissen, das möglicherweise der wundervollste Moment im Leben bald wieder ein Ende haben wird. Dieser fantastische Augenblick der sich gerade abspielt, aber man langsam aber sicher in Sorge gerät, weil die Uhr gnadenlos weitertickt und man genau weiß, das man ihn nicht festhalten kann. Egal, wie sehr man sich daran klammert. Das Wissen, das er sich nie mehr wiederholen wird.
Traumhaft schön und melancholisch zugleich.
Diese Stimmung hat Regisseur Julio Medem fast perfekt eingefangen. Mit traumwandlerischer Sicherheit liefert er uns dazu wunderschön fotografierte Bilder und lässt sie von optimal passender Musik untermalen. Das führt dazu das man auch als Zuschauer immer schneller begreift, das der Film ein Ende haben wird. Ein Ende das man im Grunde kennt, aber vor dem man trotzdem Angst hat. Man möchte diese Momente nämlich teilen. Zumindest versteht man sie. Aber vielleicht gibt es ja doch noch Hoffnung auf die Unendlichkeit.

"Room in Rome" landete wie gesagt vor ca. 10 Monaten auf meine Leihliste. Jetzt wandert er defintiv ins eigene Filmregal.

Noch ein Nachtrag: Es lohnt sich total den Film in der englischen Fassung zu schauen. Dadurch wirkt er nochmal um ein Vielfaches authentischer!
 
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crizzero

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Feine Kritik, der ich allerdings nicht komplett zustimmen kann. :)

Also sehe den Film nicht ganz so fantastisch. Klar, es geht um den Augenblick, der entsteht, wenn sich zwei flirtende Menschen aufeinander einlassen und eine Nacht voller magischer Erotik miteinander verbringen.

Aber wie das Ganze dann präsentiert wird, ist schon stark auf die sexuelle Komponente ausgelegt. Die wirklich starke Melancholie aus "Lost in Translation" ist für mich zu keiner Zeit erkennbar. Dafür sieht man zwei wunderschöne Frauen(körper), die sich einander hingeben. Handwerklich ist der Film durchaus in Ordnung, aber außer tollen Sexszenen transportiert der Film für mich nicht sonderlich viel. Ein erotisches Abenteuer im Urlaub wird da halt geschildert, aber mehr möchte ich da nicht hineininterpretieren.

Ich gebe dem Film 5/10.
 

deadlyfriend

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AW: Room in Rome

Feine Kritik, der ich allerdings nicht komplett zustimmen kann. :)

Danke:)

Also sehe den Film nicht ganz so fantastisch. Klar, es geht um den Augenblick, der entsteht, wenn sich zwei flirtende Menschen aufeinander einlassen und eine Nacht voller magischer Erotik miteinander verbringen.

Das hat auf mich anders gewirkt. Den Erotikbezug habe ich eher nur als Mittel gesehen, aber nicht als Mittelpunkt.

Aber wie das Ganze dann präsentiert wird, ist schon stark auf die sexuelle Komponente ausgelegt.

Ich fand die Szenen nicht explizit genug, um das im Vordergrund zu sehen. Für mich war das nie die Hauptsache. Eher wollte ich das die Szenen schnell vorbei gehen, da mich die Geschichte drumherum sehr interessiert hat. Die Erotikszenen wurden auch nie so ausgewalzt, weshalb ich das vom Tempo auch nicht als das Wichtigste gesehen habe. Das war für mich nur ein Transportmittel.

Die wirklich starke Melancholie aus "Lost in Translation" ist für mich zu keiner Zeit erkennbar.

Die habe ich für mich so empfunden. Natürlich stilistisch völlig anders aber dennoch gab es die Parallelen -->Kennenlernen-->Absolutes Glück-->Angst vor dem Ende der magischen Nacht. Zumindest war meine emotionale Haltung sehr sehr ähnlich. Das gab mir unheimlich viel.

Dafür sieht man zwei wunderschöne Frauen(körper), die sich einander hingeben. Handwerklich ist der Film durchaus in Ordnung, aber außer tollen Sexszenen transportiert der Film für mich nicht sonderlich viel.

Das habe ich wirklich komplett anders erlebt. Ich fand die Bilder fantastisch. Der Kontrast als Natascha rechts im hellen Bad steht und Alba im dunklen Raum davor. Fast wie ein Gemälde. Auch sonst gab es unheimlich schöne Perspektiven, die für einen "Erotikfilm" wohl eher untypisch sind. Fasziniert hat mich auch der immer wieder eingebaute Zusammenhang mit Kunstgeschichte. Das war für mich ein tolles Zusammenspiel zwischen Bildern, Historie und eben der Liebesgeschichte.
Der Pfeil des Amor der im Hintergrund auf die Beiden gerichtet ist etc... Da waren für mich sehr viele tolle Momente dabei.

Ein erotisches Abenteuer im Urlaub wird da halt geschildert, aber mehr möchte ich da nicht hineininterpretieren.

Das habe ich wirklich völlig konträr gesehen. Ich habe da für mich auch nichts reininterpretiert, sondern ihn eher so geschildert wie ich ihn erlebt habe.
Für mich war das nicht einfach nur ein Abenteuer im Urlaub. Da waren viel mehr Emotionen im Spiel. Zumindest aus meiner Perspektive.
 

crizzero

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Die Ästhetik der Erotik ist ja auch schon klasse eingefangen, aber der Film erzählt für mich zu wenig, um über die wunderschönen Bilder zweier sich liebenden Frauen hinweg mehr zu transportieren. Weil der Film diese höchsterotischen Schauwerte hat, die wirklich künstlerisch inszeniert werden, befindet er sich bei mir auch wertungstechnisch in der Mitte. Normalerweise bekommen Erotikfilme von mir aufgrund ihrer intellektuellen Anspruchslosigkeit eher grottenschlechte Bewertungen. Das hier ist aber schon einer der besseren Sorte, ganz klar. Trotzdem bietet er für mich eben leider nicht mehr als ästhetisch eingefangene Erotikszenen.
 

Die wilde 13

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AW: Room in Rome

Ich habe mir den Film heute auch angesehen, da er schon seit einiger Zeit ungesehen bei mir im Regal stand, da ich als Romfan darauf hoffte, auch schöne Motive der Stadt zu sehen. Nach deadlys Filmtipp habe das nun heute spontan geändert und obwohl Rom an sich kaum zu sehen war, schwebte durch den wunderschönen Ausblick des malerischen Hotelbalkons das historische und romantische Flair der Stadt in vielen Aufnahmen mit. Natürlich auch verstärkt durch die vielen Bezüge zur Kunstgeschichte. Das hat mir sehr gefallen, da mich dieses sehr interessiert.

Die Nacktszenen sind wunderbar eingefangen, waren aber nach einer Weile nichts besonderes mehr, weil mein Augenmerk zunehmend auf die Geschichten von Alba und Dasha gerichtet war. Was davon ist wahr? Was ist eine Lüge? Oder besser gesagt, die phantasievolle Ausschmückung der Wahrheit. Wie sich beide so immer mehr annäherten hatte was magisches an sich, was ich kaum in Worte fassen kann. Das Frühstück am Ende war dann der Höhepunkt in einem Film voller Höhepunkte(;)). Zunächst der Entschluss beider, ihr bisheriges Leben aufzugeben um dann bald darauf doch wieder Zweifel zu bekommen. Als dann Alba kurz darauf in der Wanne liegend von Amors Pfeil getrennt wird, ist dann endgültig klar, das diese Nacht einmalig bleiben wird.

Eigentlich sehr schade, das dieser kleine, feine Film so sehr auf seine Erotikszenen (die natürlich durch die beiden hübschen Frauen sehr ansprechend sind, keine Frage) dezimiert wird. Er hat viel mehr zu bieten und das hat deadly in seiner tollen Kritik auch wunderbar zum Ausdruck gebracht.:hoch:

Und obwohl von meiner Lieblingsstadt Rom selber fast nichts zu sehen ist, hat mir alleine diese flüchtigen Ausblicke vom Balkon wieder Lust auf die Stadt am Tiber gemacht. Also hat Room in Rome zumindest für mich hier meine Erwartungen erfüllt, wenn auch anders als gedacht.

Gebe eine 9/10 weil der Film in allen Belangen eine Augenweide ist und auch akustisch eine Menge zu bieten hat.
 

deadlyfriend

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AW: Room in Rome

Wunderbar das es dir ebenfalls so ergangen ist und du nachvollziehen kannst wie ich den Film empfunden habe.

Ich habe mir den Film heute auch angesehen, da er schon seit einiger Zeit ungesehen bei mir im Regal stand, da ich als Romfan darauf hoffte, auch schöne Motive der Stadt zu sehen. Nach deadlys Filmtipp habe das nun heute spontan geändert und obwohl Rom an sich kaum zu sehen war, schwebte durch den wunderschönen Ausblick des malerischen Hotelbalkons das historische und romantische Flair der Stadt in vielen Aufnahmen mit. Natürlich auch verstärkt durch die vielen Bezüge zur Kunstgeschichte. Das hat mir sehr gefallen, da mich dieses sehr interessiert.

Ja, das Hotel war sensationell. Ich fand auch das Ende mit "Bing" einfach nur überragend, da es ja bei ihren Wohnorten schon einen Bezug gab.

Die Nacktszenen sind wunderbar eingefangen, waren aber nach einer Weile nichts besonderes mehr, weil mein Augenmerk zunehmend auf die Geschichten von Alba und Dasha gerichtet war.

Genauso ist es mir ergangen. Anfänglich ging ich davon aus das das Hauptaugenmerk darauf gerichtet ist aber da lag ich völlig falsch. Mit zunehmender Spieldauer wurde es zum Beiwerk.

Was davon ist wahr? Was ist eine Lüge? Oder besser gesagt, die phantasievolle Ausschmückung der Wahrheit. Wie sich beide so immer mehr annäherten hatte was magisches an sich, was ich kaum in Worte fassen kann. Das Frühstück am Ende war dann der Höhepunkt in einem Film voller Höhepunkte(;)). Zunächst der Entschluss beider, ihr bisheriges Leben aufzugeben um dann bald darauf doch wieder Zweifel zu bekommen. Als dann Alba kurz darauf in der Wanne liegend von Amors Pfeil getrennt wird, ist dann endgültig klar, das diese Nacht einmalig bleiben wird.

Atemberaubend, nicht wahr? Diese Spannung und auch das Verständnis dafür das die Beiden diesen Moment krampfhaft festhalten wollen. Ich hatte ebenfalls gehofft, wobei mir natürlich bewusst war, das man wegen einer Nacht sein bisheriges Leben nicht in die Tonne treten wird. Das Frühstück im Sonnenaufgang mit dem Blick auf Rom war einfach nur überwältigend. Auch die Idee mit der dritten Fahnenstange.
Mich machte der Film melancholisch und glücklich zur gleichen Zeit. Ein Emotions-Feuerwerk!

Eigentlich sehr schade, das dieser kleine, feine Film so sehr auf seine Erotikszenen (die natürlich durch die beiden hübschen Frauen sehr ansprechend sind, keine Frage) dezimiert wird. Er hat viel mehr zu bieten und das hat deadly in seiner tollen Kritik auch wunderbar zum Ausdruck gebracht.:hoch:

Sehe ich auch so aber scheinbar kann man den Film auf verschiedene Arten wahrnehmen. Crizzero hat ja auch eher die erotischen Komponenten wahrgenommen. Auch in anderen Rezensionen im Netz wird der Film nur auf die Erotik reduziert. Bei mir hat er ein völlig anders Bild hinterlassen und ich freue mich ungemein das du auch gespürt hast, das dort deutlich mehr vorhanden war!
 

Die wilde 13

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AW: Room in Rome

Wunderbar das es dir ebenfalls so ergangen ist und du nachvollziehen kannst wie ich den Film empfunden habe.
Auf jeden Fall. Wie schon gesagt, lag der Film ja eh schon bei mir rum, da mich schon der Titel sowie Inhalt angesprochen haben. Dafür, das du mir dann den entscheidenden Kick gegeben hast, um mir den dann endlich mal anzuschauen war Gold wert, sonst hätte das wohl noch ewig gedauert.
Alleine die Kamera in der Eröffnungssequenz hat mir richtig gut gefallen, weil diese ja schon die ganze Zeit vor Ort war, da alles was man draußen sieht, aus dem Hotelzimmer gefilmt wurde. Im Prinzip hat die Kamera das Zimmer nie verlassen.
Danach wurde es erstmal ein wenig langweilig und ich dachte mir, das halte ich keine weiteren 90 min aus, mögen die Weibsbilder noch so nackig durch die Gegend rennen. Aber als dann Alba mit ihrer Lebensgeschichte begann, packte mich der Film zusehends und ich war verloren. Im Grunde erging es mir so wie wie Dasha, die auch einen zweiten Anlauf brauchte, um sich Alba zu nähern.


Ja, das Hotel war sensationell.
Wenn es dieses Hotelzimmer so in der Realität gibt, will ich dahin. :)

Genauso ist es mir ergangen. Anfänglich ging ich davon aus das das Hauptaugenmerk darauf gerichtet ist aber da lag ich völlig falsch. Mit zunehmender Spieldauer wurde es zum Beiwerk.
Aber immerhin ein sehr schönes Beiwerk. Dasha erinnerte mich ein wenig an Kiera Knightley, nur mit schöner Figur. Und die eher sportlich-drahtige Alba hatte auch ihre Vorzüge. Sympathisch sind sie beide, so das man mit beiden in ihre Gefühlswelten eintauchen konnte.


Ein Emotions-Feuerwerk!
Ja, aber ein sehr leises, melancholisches Feuerwerk. Erstaunlich, das man mit so viel nackter Haut diese eher nachdenkliche Stimmung erzeugen kann.

...in anderen Rezensionen im Netz wird der Film nur auf die Erotik reduziert. Bei mir hat er ein völlig anders Bild hinterlassen und ich freue mich ungemein das du auch gespürt hast, das dort deutlich mehr vorhanden war!
Vielleicht funktioniert der Film erst dann, wenn man(n) sich schon die Hörner abgestoßen hat? Oder wenn man schon einmal in einer ähnlichen Situation war, in der einem völlig bewusst war, das dieser Moment das ganze Leben verändern kann.
Der Rest sitzt eher noch mit freudiger Erregung sabbernd vor dem TV und ist am Ende enttäuscht, das es nicht noch mehr zu sehen gab. :rolleyes:
 

deadlyfriend

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Oder wenn man schon einmal in einer ähnlichen Situation war, in der einem völlig bewusst war, das dieser Moment das ganze Leben verändern kann.
Der Rest sitzt eher noch mit freudiger Erregung sabbernd vor dem TV und ist am Ende enttäuscht, das es nicht noch mehr zu sehen gab. :rolleyes:


Ich glaube das ist es! Ich schätze du hast da ins Schwarze getroffen. Vielleicht muss man diesen Moment erlebt haben, um ihn in einem Film zu erkennen. Zumindest wusste ich nach einiger Zeit worauf er hinaus möchte und kramte sofort in einer ähnlichen Situation in meiner Vergangenheit rum. Das unglaubliche Erlebnis totales Glück und die völlige Melancholie gleichzeitig zu empfinden. Unbezahlbar!
Ich denke mir du hast da den Treffer gelandet;) Vielleicht erkennt man ihn nur, wenn man ihn hatte.
 

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Ich glaube das ist es! Ich schätze du hast da ins Schwarze getroffen. Vielleicht muss man diesen Moment erlebt haben, um ihn in einem Film zu erkennen. Zumindest wusste ich nach einiger Zeit worauf er hinaus möchte und kramte sofort in einer ähnlichen Situation in meiner Vergangenheit rum. Das unglaubliche Erlebnis totales Glück und die völlige Melancholie gleichzeitig zu empfinden. Unbezahlbar!
Ich denke mir du hast da den Treffer gelandet;) Vielleicht erkennt man ihn nur, wenn man ihn hatte.
Du wirst es kaum glauben aber ein Erlebnis dieser Art (nicht ganz so melancholisch aber durchaus ähnlich) hatte ich ausgerechnet in Rom. Mehr gehört aber nicht hierhin aber ich erzähle es dir in Wien, wenn du möchtest. :)
 

crizzero

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Naja, solche Momente habe ich von 18 bis 20 auch mehrfach erlebt, aber trotzdem kommt in dem Film kein Zauber für mich rüber. Da habe ich wahrlich Magischeres erlebt als schlichten Hotelzimmersex. Und stets war klar, dass es nur diese eine Nacht sein würde...
 

Tarantino1980

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Endlich kam ich dazu mir diesen Film anzusehen! Und ich wurde nicht enttäuscht!

Vorab möchte ich mich hier natürlich nochmal bei deadly und der wilden 13 für ihre tollen Beiträge in diesem Thread bedanken!

Ich kann ehrlich gesagt auch nicht verstehen warum dieser Film als "Erotikfilm" bezeichnet ist. Für mich ist es ein Liebesfilm/Drama. Man bekommt natürlich zwei hübsche Damen zu Gesicht, aber wie hier bereits erwähnt wurde sind die Szenen nicht "ausgiebig" genug um es als einen Erotikfilm zu bezeichnen und die Handlung, welche in Erotikfilmen ja bekannterweise eher nur als Alibi fungiert ist in Room in Rome aus meiner Sicht nicht nur vorhanden, sondern dominiert auch den Film! Im Grunde waren die Sexszenen nur Beiwerk, gehörten zwar zum Verlauf der Handlung mit dazu, aber waren aus meiner Sicht nicht der Hauptfokus der Story.

Ich denke Regisseur Julio Medem hat die beiden Charaktere Dasha und Alba in so häufig nackt gezeigt weil er damit sozusagen dem Zuschauer ihr wahres Ich gezeigt hat. Schaut man sich z.B., nachdem man den Film komplett gesehen hat, nocheinmal die Anfansszene an und sieht Dasha in ihrem feinen Abendkleid erkennt man sofort den Unterschied zu der Frau die man im Laufe des Filmes kennengelernt hat und der Frau die sie am Anfang vorgab zu sein. Zu Anfang wirkte sie auf mich sehr straight und tough, aber je mehr man von ihr erfuhr desto mehr merkte man das sie eigentlich sehr zerbrechlich ist und alles andere als tough ist. Aber das passierte erst im Laufe der Nacht. Genauso Alba. Wirkte sie zu Anfang noch sehr unbekümmert und beschwingt, so merkte man doch sehr schnell das sie ernste Probleme hat und in den tiefen ihrer Seele unglücklich ist.

Noch ein Nachtrag: Es lohnt sich total den Film in der englischen Fassung zu schauen. Dadurch wirkt er nochmal um ein Vielfaches authentischer!

Dem kann ich mich nur anschließen. Vielen Dank für den Hinweis deadly. Ich hatte mir dann natürlich aus neugierde einfach mal gewisse Szenen nochmal im Nachgang in der Synchro angesehen und es hat mich z.B. da extrem gestört das Dasha in der Synchro nicht die Spur eines russischen Akzentes hatte! Hier merkte man natürlich ganz klar das der O-Ton seine Vorzüge hat ;)


Die Nacktszenen sind wunderbar eingefangen, waren aber nach einer Weile nichts besonderes mehr, weil mein Augenmerk zunehmend auf die Geschichten von Alba und Dasha gerichtet war. Was davon ist wahr? Was ist eine Lüge? Oder besser gesagt, die phantasievolle Ausschmückung der Wahrheit. Wie sich beide so immer mehr annäherten hatte was magisches an sich, was ich kaum in Worte fassen kann.

Das hast Du wirklich perfekt beschrieben. Auch wenn mich jetzt hier manche Leute für verrückt halten werden ich habe nach einer Weile z.B. garnicht mehr gesehen das die beiden den größten Teil des Filmes nackt waren, zusehr war ich von den Gesichten von Alba und Dasha abgelenkt. Und genau diese Frage was davon wahr ist und was eine Lüge bzw. eine Ausschmückung der Wahrheit fand ich sehr interessant. Was ich mich z.B. wirklich Frage, was nicht geklärt worden ist, ob Alba für den Tod des Sohnes von ihrer Partnerin Edurne nicht doch mehr verantwortlich war als sie es Dasha gegenüber sich eingestehen wollte. Vieleicht sind beide ja deswegen auch schon längst kein Paar mehr. Es wäre ja nur nachvollziehbar, auch wenn es ein tragischer Unfall war, das Edurne dies Alba nie verzeihen konnte bzw. sie einfach nicht mehr lieben konnte. Ich denke in solchen Momenten ist die Liebe einer Mutter zu Ihren Kindern stärker als die Liebe zu einem Partner! Oder was natürlich auch noch sein könnte, das nicht nur der Sohn ums Leben kam sondern auch Edurne und die Tochter, es für Alba aber unmöglich ist dies sich selber einzugestehen zuschweige denn dies Dasha zu erzählen. Ich finde gerade in der letzten Bad Szene merkt man eigentlich wie Alba seelisch am Ende ist. Sie hat ja bereits zuvor angedeutet das sie schon längere Zeit jeden Abend trinkt um überhaupt einschlafen zu können!

Je mehr man über Alba erfahren hat, desto mehr härtete sich in mir der Verdacht das sie im Grunde alles in ihrem Leben was sie geliebt hat auf tragische Weise verloren hat und in Dasha nicht nur einen One Night Stand im Urlaub sah, sondern vielmehr seit langem den ersten Lichtblick in ihrem Leben, sprich die Chance das sie ihr Leben wieder genießen und glücklich sein kann. Ich denke für Dasha war es eine wichtige Erfahrung in ihrem Leben, eine Nacht die sie nicht vergessen wird, aber für alba war es im Grund wirklich Liebe, die Hoffnung das ihr Leben durch Dasha wieder lebenswert wird.

Das Frühstück am Ende war dann der Höhepunkt in einem Film voller Höhepunkte(;)). Zunächst der Entschluss beider, ihr bisheriges Leben aufzugeben um dann bald darauf doch wieder Zweifel zu bekommen. Als dann Alba kurz darauf in der Wanne liegend von Amors Pfeil getrennt wird, ist dann endgültig klar, das diese Nacht einmalig bleiben wird.

Und genau hier denke ich das Alba das ganze ernst meinte, und vieleicht es sogar in Spanien nichts mehr gab was sie hätte aufgeben müssen das es ihr vieleicht durch eine Laune des Schicksales bereits genommen wurde. Für Dasha war aber hier aus meiner Sicht klar das es nur eine einmalge Nacht bleiben wird. Die Szene mit Amors Pfeil habe ich auch als sehr intensiv gefunden. Ich bin mir nur nicht sicher ob die letzte "Runde" in der Wanne noch freiwillig aus Sicht von Dasha war, oder ob sie sich eher dazu hat hinreißen lassen weil sie befürchtete, wenn sie Alba jetzt so zurück lässt, das sie sich etwas antun könnte. Ganz ehrlich ich hatte in dieser Szene den Eindruck, wäre Dasha, wie zunächst geplant, direkt dort gegangen, Alba hätte den Freitot gewählt und hätte sich in der Wanne ertränkt. So wirkte sie auf mich in der Szene. Erst das bleiben von Dasha gab ihr, zumindest temporär, wieder Kraft um dies nicht zu tun. Den ob es "nur" der Sohn von Edurne war der durch einen tragischen Unfall ums Leben kam, oder aber Edurne samt Kinder, für mich war klar das Alba sich hierfür die Schuld gibt und seitdem, bevor sie auf Dasha traf, es in ihrem Leben nichts mehr gab was es lebenswert macht.

Vielleicht funktioniert der Film erst dann, wenn man(n) sich schon die Hörner abgestoßen hat? Oder wenn man schon einmal in einer ähnlichen Situation war, in der einem völlig bewusst war, das dieser Moment das ganze Leben verändern kann.
Der Rest sitzt eher noch mit freudiger Erregung sabbernd vor dem TV und ist am Ende enttäuscht, das es nicht noch mehr zu sehen gab. :rolleyes:

Eine sehr interessante Theorie die durchaus sein könnte. Es ist jedenfalls sehr schade wenn man diesen Film nur auf seine Erotikszenen beschränkt. Er hat viel mehr. Angefangen bei der tollen Inszenierung von Julio Medem, einer wirklich tollen und passenen Musik zum Film, den sehr vielen und absolut stimmigen Begegnungen mit der Kunstgeschichte bis hin zu zwei sehr guten Darstellerinen in Form von Elena Anaya und Natasha Yarovenko. Elena Anaya hatte mir bereits in Die Haut, in der ich wohne sehr gut gefallen, aber hier zeigt sie definitiv das sie eine gute und talentierte Schauspielerin ist. Ich finde da gehört schon etwas dazu wenn man es schafft, obwohl man über weite strecken eines Filmes komplett Nackt vor der Kamera steht, das der Zuschauer gefesselt wird von der Geschichte und der Darstellung der Filmfigur, anstatt man permanent auf ihren Körper schaut. Ich glaube das hätte nicht jede Darstellerin geschafft.

Alles in allem ist Room in Rome ein sehr intensiver Film der den Zuschauer auf eine Berg und Talfahrt der Gefühle nimmt. Von Glück, über Melancholie bis hin zur Traurigkeit ist wirklich alles dabei.

Wertung: 8.5/10
 
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