Sleep Tight

deadlyfriend

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#02 17.02.13 deadlyfriend
 
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deadlyfriend

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Sleep Tight


César ist der Hauswart eines Wonhkomplexes. Er fungiert dort als Hausmeister und Rezeption gleichzeitig. Er scheint damit nicht unzufrieden zu sein, doch er hat nicht die Fähigkeit Glück zu empfinden. Deshalb schwankt er zwischen Suizid und sinnlosem Leben. Seine Zeit vertreibt sich der auf die Hausbewohner symphatisch wirkende Zeitgenosse, seinen Mitmenschen mit kleinen Gemeinheiten das Leben zu erschweren. Er hat nämlich alle Wohnungsschlüssel und lässt sich einiges einfallen. Er hofft im Unglück Anderer sein eigenes Glück zu finden. Allerdings hat er in Clara einen schwierigen Fall zu meistern. Eine Frohnatur par Excellence, die sich durch nichts unterkriegen lässt. Deshalb zieht er alle Register und überschreitet Grenzen......

Jaume Balagueró versucht nach den beiden erfolgreichen [Rec]-Filmen keineswegs einen drauf zu setzen. Ganz im Gegenteil. Er kopiert nicht sein Rezept, sondern entwickelt wieder was gänzlich Anderes. "Sleep tight" ist eine wunderbare Mischung aus Psychogramm und Thriller, was er perfide mit schwarzem Humor anreichert. Dabei verwandelt sich das nur scheinbar satirische Grundkonzept in einen Alptraum.
Auch für den Zuschauer, da man irritierenderweise mit einem unglaublich widerlichen Misanthropen mitfiebert. Seine Taten sind abscheulich, aber dennoch bangt man um ihn. Nach dem Abspann ist man darüber fast geschockt, aber Balagueró schafft es durch seine phänomenale Betrachtungsweise den Zuschauer emotional in die Verwirrung zu stoßen. Dies liegt aber auch an dem fantastisch aufspielendem Luis Tosar, der hier wirklich eine Glanzleistung abgibt. Trotzdem schafft es seine "Gegnerin" (Marta Etura), ebenfalls den Zuschauer für sich zu gewinnen, weshalb man sich wirklich in einem Dilemma befindet.

Die Atmosphäre ist grandios und in der zweiten Hälfte zieht der Regisseur den Spannungsbogen geschickt auf Hochspannungsleitung, da man durch die Personenkonstellation einfach nicht sicher sein kann, was als Nächstes passiert.
Trotzdem ist der Film natürlich sehr dialoglastig und hat weder schnelle Schnitte, noch Actioneinlagen zu bieten. Filmfans die mit einer ruhigen und subtilen Erzählungsweise nichts anfangen können, werden mit "Sleep Tight" wenig anfangen können. Auch wenn sie von [Rec] begeistert waren. Die Filme sind absolut nicht miteinander zu vergleichen.

Jaume Balagueró, den ich inzwischen zur Speerspitze in Europa zähle, hat ein weiteres Mal bewiesen was für ein Teufelskerl er ist. Erstmal weil er den Mut hatte, nach seinem Megaerfolg keine Kopie abzliefern und zweitens weil er doch eher ein unbeleuchtetes Thema gewählt hat. Über ein paar Ungereimtheiten kann ich da locker wegschauen, da hier nicht die Analyse der Taten und ihre Aufklärungsmöglichkeit im Vordergrund steht, sondern das Profil eines unglücklichen Menschen und seinen Versuchen eine Wende zu erreichen.

Pflichtfilm für Leute die gerne etwas Anderes als üblich sehen möchten!
 

Despair

Filmvisionaer
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AW: Sleep Tight

Na, das klingt doch interessant und schön schwarzhumorig fies. Auf jeden Fall besser als [Rec], den ich eher als durchschnittlich empfand.

Allerdings hat er in Clara einen schwierigen Fall zu meistern. Eine Frohnatur par Excellence, die sich durch nichts unterkriegen lässt.

So ein Exemplar kenne ich. Die Frau kann dich schon morgens um Sechs mit ihrer chronisch guten Laune zur Weißglut treiben. Da könnte ich mir der Film vielleicht als Inspirationsquelle dienen... :grr:

Nein, natürlich nicht. Ich würde ihr selbstverständlich nie etwas antun. :D
 

Tarantino1980

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AW: Sleep Tight

Vielen Dank nochmal für den Tipp deadly. :kiss:

Nach Fragile, [Rec] und [Rec]² war mir klar das ich mich mit einem gewissen Jaume Balagueró näher beschäftigen muss. ;) Dein Tipp im Zuletzt gesehen Thread erinnerte mich daran und nun habe ich Nägel mit Köpfen gemacht und mir endlich die noch fehlenden Filme von Ihm in die Sammlung gestellt!

Angefangen habe ich mit diesem hier, da mich Deine KK sehr neugierig gemacht hat.

deadlyfriend schrieb:
"Sleep tight" ist eine wunderbare Mischung aus Psychogramm und Thriller, was er perfide mit schwarzem Humor anreichert. Dabei verwandelt sich das nur scheinbar satirische Grundkonzept in einen Alptraum.


Dem kann ich uneingeschränkt zustimmen. Zu Anfang könnte man meinen man hätte es mit einer schwarzen Komödie zutun. Je weiter die Handlung jedoch fortschreitet, umso heftiger wird der Film, ohne das er ins Horror Genre wechselt. Dennoch bekommt man als Zuschauer regelrecht immer wieder tiefe Magenschläge verpasst, weil das Gesehehene wirklich sehr beängstigend ist. Ständig stellte ich mir die Frage, würde man es selber bemerken wenn sowas einem widerfahren würde was
César "seiner" Clara antut. Möglichkeiten für solche Leute gibt es genug. Sei es der Hausverwalter der nur mit stillen Beobachtungen erfährt wie jeder seine Wohnungen verlässt, oder die Security Firma im Büro, die Abends ihre Runden dreht. Balagueró spielt hier perfekt mit den Grundängsten eines jeden. Ich denke jeder behauptet von sich der sicherste Ort der Welt und der Ort an dem man sich am wohlsten fühlt die eigenen vier Wände sind. Und genau in diesen wiederfährt Clara Nacht für Nacht schreckliches ohne das sie auch nur die Spur von einem Verdacht hat.

deadlyfriend schrieb:
Auch für den Zuschauer, da man irritierenderweise mit einem unglaublich widerlichen Misanthropen mitfiebert. Seine Taten sind abscheulich, aber dennoch bangt man um ihn. Nach dem Abspann ist man darüber fast geschockt, aber Balagueró schafft es durch seine phänomenale Betrachtungsweise den Zuschauer emotional in die Verwirrung zu stoßen. Dies liegt aber auch an dem fantastisch aufspielendem Luis Tosar, der hier wirklich eine Glanzleistung abgibt.

Eine Tatsache die ich trotz der Information aus dieser KK auch bei mir festgestellt habe. Einerseits fragt man sich zu Anfang warum
César das alles macht, im späteren Verlauf erfährt man zwar seine "Motive", diese sind aber in keinster Weise für einen rationell denkenden Menschen nachvollziehbar. Im Gegenteil Clara ist nett zu ihm, behandelt ihn in keinster Weise wie einen Bediensteten und dennoch tut er ihr solche Dinge an, nur aus dem einen Grund, nämlich das sie glücklich und zufrieden ist, dient ihm als Motivation und Motiv genug, ihr solche Dinge anzutun. Und obwohl man dies als Zuschauer sieht schafft es Balagueró mit seiner phantastischen Regiearbeit, und Luis Tosar mit einer wirklich tollen schauspielerischen Leistung, dass man tatsächlich mit César mitfiebert, sich sogar dabei ertappt wie man ihm wünscht er kommt ungeschoren davon. Und das noch nichtmal weil César von Typ eigentlich Mr. Nice Guy ist, oder einfach "supercool bzw smart" rüberkommt. Aber dennoch fiebert man mit ihm. Die Sequenz in der Carla mit ihrem Freund eine heiße Liebesnacht verbringt und er von seinem üblichen Vorhaben dadurch abgebracht wird bzw. der Morgen danach ist einfach genial. In anderen Filmen würde man sich eher wünschen, dass der "Bösewicht" von dem Freund des Opfers endlich mal ordentlich eins auf die Mütze bekommt, aber hier ertappt man sich in der Tat dabei das man mitfiebert und hofft das César es schafft zu flüchten. Eine verdrehte Welt ;)

Was mich auch noch sehr beeindruckt hat waren die Szenen mit César und seiner Mutter. Man sah ihr förmlich an das sie aus dem tiefen Ihrer Seele schreien will, Ihren Sohn aufhalten will dies zu tun und er erzählt ihr in aller Ruhe von seinen Machenschaften und das in einer Art und Weise, so das man denken könnte, als wäre er ein ehrlich arbeitender Mensch dem es im Leben nicht einfach gemacht wird und seine arme kranke Mutter die einzige Person ist welche ihm etwas trost spenden kann. Aber auch das ist nicht der Fall. Ich habe das so verstanden das ihn halt seine Mutter als Kind damals nie richtig akzeptiert hat, wahrscheinlich wegen seiner Art und seinem "Defekt" kein Glück empfinden zu können. Und genauso wie er alle anderen tyrannisiert, macht er dies auch bei seiner Mutter. Hier ist es noch eine spur extremer weil diese Frau sich wirklich nicht mehr wehren kann.

deadlyfriend schrieb:
Trotzdem schafft es seine "Gegnerin" (Marta Etura), ebenfalls den Zuschauer für sich zu gewinnen, weshalb man sich wirklich in einem Dilemma befindet.


Und genau das ist hier der Geniestreich in dem Film. Es gibt Filme in denen das Opfer irgendwas schlimmes getan hat, oder einfach nur unsymphatisch ist. Aber Clara ist nichts von dem. Sie ist lieb, nett, sieht gut aus und eigentlich kann man sich nicht vorstellen das es Leute gibt die so einer Frau etwas böses wollen. Wenn Sie
César von oben herab behandeln würde, oder ihn wie Luft behandeln würde hätte man zumindest noch ein halbwegs nachvollziehbares Motiv. Aber so hat man als Zuschauer keinerlei Grund diese Frau nicht zu mögen!


deadlyfriend schrieb:
Jaume Balagueró, den ich inzwischen zur Speerspitze in Europa zähle, hat ein weiteres Mal bewiesen was für ein Teufelskerl er ist.

Auch hier kann ich Dir nur zustimmen. Das war jetzt mein vierter Film von Ihm und ich freue mich jetzt schon das ich noch drei weitere ungesehene von Ihm rumstehen habe. Ich hoffe nur das dieser Mann sich nie für einen großen Hollywood Blockbuster verpflichten lässt, er sollte genau das machen was er bisher gemacht hat. Kleine, sehr feine, Perlen die es aber mit jeder großen Produktion aufnehmen können, ja stellenweise sogar übertreffen! Ich hoffe auch nicht das Hollywood auf so einen Film wie Sleep Tight aufmerksam wird und versucht ihn zu remaken. Das kann nämlich nur in die Hose gehen :D
 
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2moulins

Filmgott
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AW: Sleep Tight

..........Pflichtfilm für Leute die gerne etwas Anderes als üblich sehen möchten!

Zutreffende Kritik, die ich mit unterschreiben könnte. Insbesondere die Feststellung, die Du gut formuliert hast, dass man irgendwie mit diesem Fiesling mitfiebert, obwohl er es natürlich nicht verdient hätte.

8/10
 

Despair

Filmvisionaer
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AW: Sleep Tight

Ich kann mich den Meinungen hier im Thread nur anschließen: "Sleep Tight" ist ein kleiner, gemeiner und gleichzeitig angenehm unaufgeregter Film, der den kleinen Misanthropen in einem selbst zum Schmunzeln bringt. Auch wenn man die Taten des Hausmeisters nicht nachvollziehen kann - irgendwie mag man den fiesen Hund trotzdem. Was aber auch daran liegen könnte, dass die liebe Clara ein wenig zu eindimensional rüberkommt. Und die Kompetenz der Polizei quasi nicht vorhanden ist. Dem Sehvergnügen schaden diese kleinen Schnitzer aber in keinster Weise. Daumen hoch für einen Film, der vom Charme her direkt den Siebzigern entsprungen sein könnte.

8/10 Punkte
 
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