Die Frau, die singt

Leatherface

Filmvisionaer
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Gesamtübersicht aller Kritiken zu Die Frau die singt - Incendies:

#02 09.01.13 Leatherface
 
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Leatherface

Filmvisionaer
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AW: Die Frau die singt

Die Frau die singt - Incendies

ist ein kanadisches Drama aus dem Jahre 2010, welches 2011 für den Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert war.

Mit dem aufdecken der Wahrheit begann ihr Leben.

Über einen Notar lässt die verstorbene Mutter ihrem Sohn und ihrer Tochter ihren letzen Willen verlesen.

Sie verzichtet auf eine würdige Beerdigung, wenn ihre Kinder nicht zwei Briefe übermitteln. Einen an ihrem tot geglaubten bzw. nie gekannten Vater, den anderen an ihren Bruder, von dessen Existenz die Kinder nichts wußten.

Erst wenn dieser Wille erfüllt ist, gestattet sie eine würdige Beerdigung und ihre Kinder erhalten zudem einen weiteren Brief.

Der Bruder streubt sich zunächst und so startet seine Schwester erstmal alleine die Suche. Diese führt sie in den Nahen Osten wo sie Stück für Stück das dunkle Geheimnis ihrer Mutter lüftet.

Ein Film der Sorte, den man im Prinzip nicht kennt und somit kaum Beachtung schenkt, der beim ansehen dann allerdings eine emotionale Wucht entwickelt, die einem erstmal vollkommen fertig zurück läßt.

Während der Suche wird in Rückblicken immer wieder die Geschichte der Mutter erzählt, die an diesen Orten statt gefunden hat. Diese ist geprägt von Leid, Hass und Vergeltung.

Am Ende der Suche kommt es zur grausamen und unvorstellbaren Wahrheit über die beiden Kinder,

es stellt sich heraus, daß ihr erster Sohn im Waisenhaus von einem Angriff auf dieses verschont blieb und von den Angreifern mit genommen und "umerzogen" wurde. Dieser wurde nun im Gefängnis als Folterer eingesetzt, bei dem auch Vergewaltigungen an der Tagesordnung waren. Unwissend war seine Mutter eine der Gefangenen...

die einen einfach nur regelrecht umhaut

4/5
 

Russel Faraday

Filmvisionaer
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AW: Die Frau, die singt

Film wurde gestern gesichtet. Hab mich, wie empfohlen, vorher nirgends informiert und ging völlig unvoreingenommen an die Sache heran.

Meine bescheidenen drei Cents:

Der Film ist nicht gerade förderlich, vorgefertigte Meinungen gegenüber religiös begründeten Kriegen zu entkräften. Im Gegenteil kommt man zur Erkenntnis, daß beide Seiten komplett einen an der Klatsche haben und die Welt vermutlich ein netterer Ort wäre, wenn es nur Atheisten gäbe. Hab das meiner Freundin gegenüber geäußert, und obwohl sie Christin ist, hat sie mir nach der Bus-Szene zugestimmt. Ok, das ist sicher Stammtischgeschwätz, aber in dem Moment kam mir echt die Galle hoch (ach ja, dieses "Deine Mutter hat die Familie entehrt. Verpiss dich, oder wir werden dich steinigen"-Geschwurbel hat auch das eine oder andere Ressentiment gegenüber gewissen ethnischen Gruppen geschürt - soviel zur globalen "alle haben sich lieb"-Familie)

Sieht man von der haarsträubenden Geschichte ab, die sich im Finale zu einer ziemlich abstrusen "hier kommt die Scheiße in geballter Ladung"-Soße formiert, ab
Ödipus läßt grüßen
, hat man einen durchaus spannenden Film, der seinen Schlüssel in der Vergangenheit der Mutter verbirgt und diesen sehr geschickt nur Stück für Stück offenbart.

Ein ganz großes Problem ist Hauptdarstellerin Lubna Azabal. Die ist zwar prinzipiell gut, ich habe ihr aber ihr Alter in den verschiedenen Epochen einfach nicht abgenommen, so daß ich mit Freundin stets hin- und hergerechnet habe, wie das alles zeitlich passen könnte. Hier wäre es imho sinnvoller gewesen, die Rolle von verschiedenen Darstellerinnen spielen zu lassen, die dem Alter der Figur angemessener gewesen wären.

Alles in allem ein Film, der mich sehr zwiespältig zurücklässt, was mir aus ähnlichen Gründen übrigens auch bei "Babel" so geht.

Ach ja: die Filmtochter ist echt schnucklig. ;)
 
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Leatherface

Filmvisionaer
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AW: Die Frau, die singt

Ich glaub, der Film wollte da bewußt keine Partei ergreifen. Daher wurde die Stadt, in der dann die Aufbereitung der Vergangenheit begann, namentlich auch gar nicht genannt.

Ob die Geschichte jetzt abstrus ist? Kann sein. Unterstreicht aber m. E. nach eher hierdurch die Unfassbarkeit, die durch religiös motivierte Taten entstehen. Und dies auch heute noch regelmäßig, wie man ständig den Nachrichten entnehmen kann. Man könnte da echt meinen, daß manche Völker evolutionsbedingt irgendwo im Mittelalter stehen geblieben sind.

Niemand (bis auf extreme Gruppierungen) will ja irgendwem seine Religion absprechen, aber Extremismus (egal wo und bei wem) ist immer der falsche Weg.

Ich selbst habe so etwas auch schon mitmachen "dürfen". Einmal war dies weniger schön.

-Ich will keinen deutschen Mann (oder wohl besser gesagt, meine Familie duldet dies nicht)

-ein früherer Weggefährte (inkl. seine aktuelle Frau) während meiner Jugendzeit wurde aufgrund Ehrenmord per Kopfschuss hingerichtet

es ist eine Schande für die Familienehre, wenn ein **** Kind bei zwei deutschen aufwächst....

Und genau solche Thematiken hat der Film unter dem Mantel eines Thrillers da m. E. nach absolut klasse und spannend aufgearbeitet, obwohl ich aufgrund der Rückblenden anfangs doch eher verwirrt war, als das ich der Geschichte folgen konnte. Später hatte sich dies aber auch gelegt:)
 

Despair

Filmvisionaer
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AW: Die Frau, die singt

Ein heftiger Film, der trotz seiner ruhigen Machart von Anfang bis Ende mitreißt. Leider wurde etwas zu häufig auf die Tränendrüse gedrückt, und das Ende der Geschichte haut zwar rein, wirkt aber doch etwas weit hergeholt. Ansonsten habe ich nichts zu meckern.

7,5/10 Punkte

Der Film ist nicht gerade förderlich, vorgefertigte Meinungen gegenüber religiös begründeten Kriegen zu entkräften. Im Gegenteil kommt man zur Erkenntnis, daß beide Seiten komplett einen an der Klatsche haben und die Welt vermutlich ein netterer Ort wäre, wenn es nur Atheisten gäbe.

Leider ist es die nackte Realität, dass beide Seiten einen an der Klatsche haben. Was zum größten Teil nur auf die Fanatiker zutrifft, die wirklich aus purer Verblendung zur Waffe greifen. Doch auch bei den "Normalbürgern" ist oftmals ein gewisser Fanatismus im Spiel, der dann meist die eigene Familie oder das nähere Umfeld betrifft (siehe das Ding mit der Ehrenschuld). Für eine bessere Welt braucht's nicht ausschließlich Atheisten - es würde schon reichen, wenn andere Glaubensrichtungen ohne Vorbehalte akzeptiert würden. Was wohl nie der Fall sein wird. Man braucht schließlich Gründe für die gegenseitige Ausrottung und diverse Eroberungsfeldzüge... ;)
 
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