AW: Frenzy
Endlich habe ich diese Perle Hitchcocks auch einmal bewundern dürfen. Bevor ich auf den Film eingehe muss ich hier einfach das fabelhafte Bild der Blu-ray loben. Ein Film der 1972 das Licht der Welt erblickte in so scharfen und knackigen Bildern bewundern zu dürfen ist einfach ein Genuss für mich!
Aber der eigentliche Film bzw. die Inszenierung war nochmal ein viel größerer Genuss!
Bereits die ersten Aufnahmen aus einem Hubschrauber, der über die Themse Richtung Tower-Bridge fliegt, haben letztlich auch durch die musikalische Untermalung etwas von Rückkehr. Die Rückkehr nach England. Alfred Hitchcock verließ seine Heimat bereits vor vielen Jahren und stieg in Hollywood zu einem der größten Regisseure aller Zeiten auf.
Eine wirklich tolle Eröffnungssequenz. Dieser Hubschrauberflug über die Themse war einfach toll photographiert.
Für seinen letzten klassischen Thriller, wählte er London und die Pinewood Studios aus, besetzte den Film mit britischen Darstellern und spazierte leichtfüßig in die 70er. Erstmalig in einem seiner Filme gab es nackte Tatsachen und auch der Look des Films näherte sich dieser Filmepoche an. Der Hauptcharakter war nicht auf den ersten Blick symphatisch und traumhaft schöne Blondinen gab es ebenfalls nicht.
Dies ist mir auch sehr schnell aufgefallen bzw. bewusst geworden das Hitchcock in Frenzy stellenweise neue Wege gegangen ist. Nackte Frauenkörper wurden in anderen Filmen nur angedeutet. Selbst in Psycho, in dem es sogar eine Duschszene gab, sah man keinen komplett unverhüllten Frauenkörper. Dies war hier definitiv anders. Weiß man eigentlich ob es Hitchcocks Idee war sowas mal auszuprobieren, also einfach mal neue Wege zu gehen oder war es eher eine Art "Zwang" um weiterhin am Puls der Zeit zu sein?
Trotzdem erkennt man seine Handschrift recht schnell. Sei es durch die Handlung, die wieder mal einen Unschuldigen durch das Drehbuch hetzt, oder aber durch viele Kameraeinstellungen und Fahrten. Spätestens aber bei seinem zynischen Humor, ist es unverkennbar der Altmeister.
Die komplette Inszenierung schreit natürlich nach Hitchcock . Die Story ist typisch, die Polizeiarbeit wird immer mal wieder gezeigt und viele Kameraeinstellungen und Fahrten sind einfach typisch für ihn. Aber genau deshalb schätze ich seine Filme so denn obwohl es immer wiederkehrende Elemente gibt, gewisse Handlungen sich ähneln wird ist es dennoch immer irgendwie neu bzw. anders und nie langweilig!
Allerdings gibt es hier den graphisch heftigsten Mord seines Gesamtwerkes. Ein Mord der ohne Blut auskommt, dafür an seiner Intension und Nachhaltigkeit für immer im Gedächtnis bleibt. Zumindest haben mich die Bilder nach meiner Erstsichtung im Kindesalter nicht mehr losgelassen.
Oh ja das kann ich mehr sehr gut vorstellen wie diese Sequenz auf ein Kind gewirkt haben muss. Ich empfand sie ja selbst heute bei meiner Erstsichtung als sehr intensiv, vorallem wenn man bedenkt das diese Szene im England der 70er Jahre entstanden ist. Hier zeigte es sich einfach mal wieder was für ein genialer und inovativer Regisseur Alfred Hitchcock doch war. In einem heutigen Film wäre genau die selbe Szene nichts besonderes mehr. Ihr würde wahrscheinlich sogar zum verhängnis das man kein Blut sieht. Heute würde wahrscheinlich der Mörder vorher die Frau blutig schlagen bevor er sie stranguliert. Aber aus damaliger Sicht war diese Inszenierung denke ich mal schon sehr extrem, besonders wenn sie in einem britischen Kinofilm zu sehen war. Ich fand sie sehr gut in Szene gesetzt und es wird wohl eine Sequenz bleiben, die mir immer im Gedächtnis bleiben wird weil genau ab da der Film für mich in eine ganz andere Richtung ging. Man hatte zwar bis zu dieser Szene vermutet das der "Krawatten Mörder" eine größere Rolle in dem Film spielen wird, es wäre aber aus meiner Sicht auch gut möglich gewesen das die erste Erwähnung und die erste Frauenleiche nur "nettes Beiwerk" sein sollten und es im Grunde um etwas ganz anderes im Film gehen sollte. Aber ab dieser Szene war es für mich klar in welche Richtung der Film gehen wird, ohne das jetzt negativ zu werten.
Der Spannungspegel ist ungemein hoch, die Locations sind dreckig und auch das gesamte charakterliche Umfeld hat nichts mehr mit Hochglanz zu tun. Hitchcock wie man ihn selten gesehen hat, weshalb der Film auch nicht nur Freunde fand. Ich persönlich schätze ihn ungemein, da ich zum Einen den Regisseur verehre, aber zum Anderen auch die Thriller der 70er mag. Die Mischung sitzt hier jedenfalls perfekt.
Ich kann mir sehr gut vorstellen das dieser Film in seiner Entstehungszeit beim Publikum nicht gut angekommen ist, da er halt nicht die Erwartungshaltung eines "neuen Hitchcock Films" erfüllt hat. Er war anders! Zwar gab es, wie bereits oben erwähnt, einige Stilelemente die typisch für Hitch sind, allerdings war die gesamte Inszenierung anders als bei anderen Meisterwerken von ihm. Ich denke es war auch bei mir die Mischung aus dem typischen Hitchcock Film, aber auch dem leicht "dreckigen" Look des Filmes der in so vielen Gialli z.B. vorhanden ist oder generell in Thrillern der 70er wieder zu finden ist.
Der Hauptcharakter war nicht auf den ersten Blick symphatisch und traumhaft schöne Blondinen gab es ebenfalls nicht.
Der Cast hat mir sehr gut gefallen. Besonders Barry Foster hat seine Rolle wirklich gut gespielt! Sein Charakter war natürlich auch generell sehr interessant, aber auch sein Spiel hat mich hier wirklich überzeugt!
Wie bei Hitchcock fast üblich, entlarvt er den wirklichen Mörder schon sehr früh für den Zuschauer. Allerdings äußerst eindringlich und wirklich krass in seiner Art und Weise. Gerade als man einen vermeintlichen Symphatieträger ausgemacht hatte. Suspense in Reinform.
Wie bereits erwähnt war die Entlarvung des Mörders für mich in diesem Film defintiv eine Schlüsselszene. Zum einen weil man zu dem Zeiptunkt nicht damit gerechnet hatte das er der Mörder ist, aber auch zum anderen weil ab da der Film in eine klare Richtung ging und man etwas zu Gesicht bekam, wo man zu Anfang des Filmes nicht mit gerechnet hatte. Als ich
Frenzy in den Player legte hätte ich nicht im entferntesten damit gerechnet und genau das macht für mich immer einen guten Film aus wenn man überrascht wird, im besten Falle sogar etwas geboten bekommt was man zu Anfang nicht erwartet hätte.
"Frenzy" gehört in jedem Fall zu den Filmen, die man als Thrillerfreund gesehen haben sollte. Als Fan von Hitchcock sowieso!
Dem kann ich mich nur uneingeschrenkt anschließen! Es war heute meine Erstsichtung und wird mit Sicherheit nicht die letzte gewesen sein.
Frenzy ist einfach ein toller und spannender Film der an den richtigen Stellen Spannung aufbaut, aber dem Zuschauer auch genügend Zeit bietet die Charaktere näher kennen zu lernen.
Wertung:
8/10