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Willy Wonka

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Wie würde es sich anfühlen, wenn man zu jedem Zeitpunkt zwei Minuten in die eigene Zukunft schauen könnte? Gedanklich könnte man jede mögliche Variante durchspielen, um bei einer schönen Frau zu landen oder das Ausweichen von Tritten, Schlägen oder sogar von Schüssen wäre kaum noch eine Schwierigkeit. Nur ist es problematisch, dass jedes Mal, wenn man seine Zukunft kennt, sie sich bereits wieder verändern kann.

Die Idee des Films „Next" von Regisseur Lee Tamahori stammt von der Kurzgeschichte „Der goldene Mann" des Science-Fiction-Autors Philip K. Dick, dessen Ideen und Geschichten bereits mehrfach in Hollywood aufgriffen worden sind und als Grundlagen für viele Actionfilme oder Thriller dienten.

Doch eine interessante Idee muss auch in einer ergiebigen Geschichten eingearbeitet werden und bereits dieser Punkt viel den Drehbuchautoren (Gary Goldman, Jonathan Hensleigh, Paul Bernbaum) sichtlich schwer, da sich die Geschichte schon ein wenig abstrus anhört.
Der Mann mit den besonderen Fähigkeiten - Cris Johnson (Nicolas Cage) - gerät ins Visier der FBI, die seine Hilfe zur Aufspürung einer Atombombe brauchen. Gleichzeitig erfahren die Terroristen, dass das FBI an diesem Mann Interesse hat und befürchten, dass ihr Plan nicht mehr aufgehen könnte und so versuchen sie auch den Mann mit den magischen Fähigkeiten in ihre Gewalt zu bringen.
Dass die Atombombe nur als ein (schlechter) MacGuffin fungiert, ist nicht weiter schlimm, aber schlecht ist, dass die Terroristen neben ihren stereotypischen Eigenschaften irgendwie bedeutungslos bleiben, da wir keine Informationen über ihre Motive erfahren. Darüber hinaus scheint ihr Plan, Cris Johnson zu beseitigen, unausgereift und hohl.Woher haben sie die Informationen, dass das FBI an diesem Mann interessiert ist? Warum glauben sie, dass dieser Mann für ihren Plan wirklich eine Gefahr darstellt? Wäre es nicht viel einfacher gewesen, wenn sie ihren eigenen Auftrag stringent durchziehen und sich nicht weitere Mätzchen beim Katz- und Mausspiel mit Cris Johnson und dem FBI liefern? Das ist nur die Betrachtung von der einen Seite, aber auf der anderen Seite sieht es auch nicht viel besser aus. Wieso will das FBI bzw. Agentin Callie Ferris (Julianne Moore) gerade jetzt die Hilfe von Cris Johnson? Wieso wurden sie vorher noch nicht auf ihn aufmerksam? Dem Film fehlen fast alle Hintergründe und Motive und das ganze Szenario mit der drohenden Atombombe wirkt plump und auch die Liebesgeschichte zwischen Cris Johnson und seiner Angebeteten Liz Cooper (Jessica Biel) will sich nicht gut in das Konstrukt, dass sich Handlung nennt, einfügen.

Bei einem so schlechten Drehbuch, dass nicht nur bei den Grundlagen misslungen ist, sondern auch noch mit ziemlich primitive Dialogen ausgestattet ist und förmlich von den Massen an Logiklöchern zerfressen wird, ist es kaum verwunderlich, dass die Schauspieler keine guten Performances abliefern. Nicolas Cage spielt routiniert und ein wenig gelangweilt, Jessica Biel ist fast wie immer mehr schlecht als recht in ihrem Schauspiel und Julianne Moore orientiert sich in ihrer Darstellung sehr an Deputy Marshal Samuel Gerard (Tommy Lee Jones in „Auf der Flucht“) und kann in dieser Hinsicht wenigstens ihr eigenes Schauspielrepertoire erweitern.

Bei all den Kritikpunkten bietet der Film aufgrund der Idee noch ein paar nette Spielereien, sodass der Zuschauer sich nicht immer bewusst ist, ob es sich wirklich um die Realität handelt oder er nur eine mögliche Version von Cris Johnsons Zukunftsvision sieht. Durch diese direkten Überschneidungen bietet der Film noch einen gewissen Reiz und rettet den Film vor dem absoluten Untergang.
 
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Pretender

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Hab mir den vor Jahren auch zugelegt aber bisher nur einmal gesehen. War auch eher nur ein Blindkauf, da ich die Kurzgeschichten von Philip K. Dick sehr mag. Mich hat der damals aber auch nicht aus den Schuhen gehauen und die Effekte waren soweit ich mich erinnern kann auch auf sehr schlechtem Niveau.
Wird vllt. Zeit den mal wieder in den Player zu legen...
 

Willy Wonka

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Mich hat der damals aber auch nicht aus den Schuhen gehauen und die Effekte waren soweit ich mich erinnern kann auch auf sehr schlechtem Niveau.

Die Spezialeffekte waren wirklich sehr deutlich als solche zu erkennen. Da der Film bereits ein paar Jahre alt ist, war ich mir auch nicht sicher, ob die Effekte im Erscheinungsjahr auch schon schlecht waren oder nur heute schlechter wirken, weil man bereits besseres gewohnt ist. Das ist sowieso einer der größten Probleme bei Computeranimation, denn diese lässt aktuelle Filme viel schneller altern als die damaligen Filme ohne Computeranimation.
 

Pretender

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Da der Film bereits ein paar Jahre alt ist, war ich mir auch nicht sicher, ob die Effekte im Erscheinungsjahr auch schon schlecht waren oder nur heute schlechter wirken, weil man bereits besseres gewohnt ist.
Oh ja, die waren damals auch schon so schlecht!
 
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