The 6th Day

Willy Wonka

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The 6th Day


Stell dir vor, du kommst nach der Arbeit nach Hause und siehst, dass du bereits anwesend bist. Eine exakte Kopie deines Ebenbildes feiert gerade mit deiner Familie deinen Geburtstag und du bist nicht anwesend, sondern schaust von außen durch's Fenster...

In einer nicht zu weit entfernten Zukunft ist die Klonierung des Menschen aufgrund eines gescheiterten Experiments noch immer verboten, obwohl das Klonen von verstorbenen Haustieren – den sogenannten Repets - schon zum Alltag gehört. Das menschliche Gehirn sei einfach zu komplex für einen Klonvorgang und verursache nur negative Resultate. Aber die Geschichte hat uns schon oft gelehrt, dass Gesetze und Verbote den „Fortschritt" nicht aufhalten können und dass hinter geschlossenen Türen weiterhin geforscht wird. Und wer weiß vielleicht laufen bereits mehr Klone durch die Welt als man glauben möchte...

Adam Gibson (Arnold Schwarzenegger) scheint nicht ganz in dieser Welt zu passen, denn er lehnt die bereits in der Gesellschaft etablierten Repets ab und fühlt sich auch ansonsten in der Vergangenheit wohler, wo noch nicht alles perfekt war und man sich noch beim Rasieren schneiden konnte. Dass genau er – als ein Anachronismus seiner Zeit – die Schattensaiten der wissenschaftlichen Entwicklungen erfährt, liegt auf der Hand und dass durch die zunehmende Technisierung der Gesellschaft eine Flucht kaum möglich ist, hat Will Smith bereits zwei Jahre zuvor in „Der Staatsfeind Nr. 1" unter Beweis gestellt. Ähnlich wie Smith verliert auch Arnold Schwarzenegger durch eine Verwechslung sein bisher dagewesenen Leben und versucht die Drahtzieher zu überführen und darüber hinaus seine Familie zu schützen und noch seinen eigenen Klon im Auge zu behalten.

Unter der Regie von Roger Spottiswoode versucht Arnold Schwarzenegger einmal mehr seinen stereotypierten Image zu entfliehen und sein Repertoire mithilfe einer Science-Fiction-Dystopie zu erweitern. Wie bereits bei Paul Verhoevens „Total Recall" wird die Action und die lockeren Sprüche von Schwarzenegger in einer ernstzunehmenden Thematik integriert, die am Rande zentrale Fragen der Menschenwürde, des Substantialismus und der Subjektivität behandelt. Dass der Film in dieser Hinsicht nicht genug reflektiert und dass die kritischen Themen und Fragen nur lose Versatzstücke für einen Actionthriller in einer nahen Zukunft bleiben, mag einige Zuschauer missfallen. Selbst Actionfans werden nicht voll auf ihre Kosten kommen, da der Film nur wenig „Haudrauf-Action" bietet.

Das birgt die Gefahr, dass Film weder Fisch noch Fleisch ist und keinem richtig gerecht werden kann. Doch genau in dieser Mitte fühle ich mich wohl und ich bevorzuge lieber einen Actionfilm mit einer interessanten Thematik, die vielleicht nur ein loser Aufhänger für ein Action-Star-Vehikel ist, als einen banale und primitive Geschichte, die wieder einmal nur einen Mann zeigt, der seine entführten Tochter retten muss oder einen Spezialauftrag im bolivianischen Dschungel bekommt.

Dass die Stärken des Films nicht bei den Performances der Schauspieler liegen, zeigt bereits die Verpflichtung von Arnold Schwarzenegger als Hauptdarsteller der Geschichte, aber selbst der kleine Auftritt von Robert Duvall kann nur bedingt überzeugen. Die anderen Darsteller setzen keine besonderen Akzente, aber fallen auch nicht durch ein schlechtes Schauspiel in Erscheinung, sondern bleiben auf einen soliden und souveränen Level. Der Unterhaltungswert des Films resultiert vorwiegend aus einer spannend inszenierten Geschichte, die mit einer futuristische Ausstattung überzeugt und mit einer handwerklichen sauberen Inszenierung. Den Vergleich mit „Total Recall“ kann der Film nicht mithalten, da „The 6th Day“ in dieser Hinsicht konventioneller ausgefallen ist und mehr unter der fehlenden Intensivierung des Leitthemas leidet. Wieso gerade dieser Film beinahe ein Nischendasein fristet, ist für mich beinahe unerklärlich da er eindeutig zu den besseren Schwarzenegger-Filmen zählt und neben „Terminator 3“ einer der besten Spätwerke von ihm ist.
 
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