Vor Hausfreunden wird gewarnt

Die wilde 13

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Vor Hausfreunden wird gewarnt


Ein englischer Lord (Cary Grant), der sein schlossähnliches Anwesen zwecks finanzieller Nöte zur Touristenbude umfunktioniert hat, verliert seine Gattin (Deborah Kerr) mir nichts, dir nichts, an einen amerikanischen Millionär (Robert Mitchum) und versucht sie mit Hilfe der gemeinsamen Freundin Hattie (Jean Simmons) zurückzuerobern...

Schon der Vorspann macht gute Laune. Die vier Protagonisten werden als Babys in Szene gerückt. Köstlicher Einfall.
Das dem Film ein Bühnenstück zugrunde liegt, merkt man dem Film größtenteils an, da er fast ausschließlich im Heim (oder dem Zuhause?) des englischen Paares spielt, was aber zu keiner Zeit als störend empfunden wird.

Lässt man sich auf die Idee ein, das sich Mann und Frau innerhalb weniger Minuten ineinander verlieben können (soll es ja geben), dann erlebt man eine wunderbare Komödie mit klasse Dialogen und sprühenden Wortwitz, wo jeder um den heißen Brei herumredet aber doch immer den Nerv trifft. Ist die erste halbe Stunde noch ein wenig verhalten, nimmt der Film mit dem Erscheinen der grandiosen Jean Simmons enorm Fahrt auf. Sie ist völlig gegen den Strich besetzt und macht das außerordentlich gut. Ebenso Robert Mitchum, der mit seiner für ihn ungewöhnlichen Rolle als Charmeur prima klar kommt.
Cary Grant ist einfach er selbst und Deborah Kerr spielt die hin - und hergerissene Lady sehr sympathisch, obwohl sie drauf und dran ist, ihren Mann zu betrügen. Wie sie und Mitchum Dinge tun, wo sie besser nicht bei gesehen werden sollten, ist in einer wunderbaren Szenenfolge zu begutachten. Auch die Telefonszene zwischen Grant und Mitchum ist äußerst amüsant. Die Gegensätze von Briten und Amerikaner werden auch immer wieder mit einem Augenzwinkern thematisiert, doch ich gehe mal fest davon aus, das in der von mir gesehenen deutschen Synchro eine Menge davon untergegangen ist.

Vor Hausfreunden wird gewarnt (übrigens ein doofer deutscher Titel) ist rundum gelungenes Wohlfühlkino, in dem man jede Szene und jeden Dialog förmlich aufsaugt und dabei stets ein Schmunzeln im Gesicht hat. Wer Schenkelklopfer oder derben Slapstick erwartet ist hier allerdings fehl am Platz.

Alles in allem verdiente 8/10 wobei der bestimmt dank der Dialoge und einer fabelhaften Jean Simmons bei mehrmaligen Ansehen bei mir noch durchaus wachsen kann.
 

Willy Wonka

Locationscout
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AW: Vor Hausfreunden wird gewarnt

Mir ist gerade erst aufgefallen, dass mittlerweile über drei Jahre vergangen sind als ich den Film zum ersten und letzten Mal gesehen habe. Er gehörte zu den ersten Filmen, die ich mit Cary Grant gesehen habe und da ich von dem für mich perfekten „Arsen und Spitzenhäubchen" verwöhnt war, habe ich dem Film damals nur mit 7/10 bewertet, was aber auch nicht als schlecht anzusehen ist.

Mittlerweile kann ich mich nicht mehr an sehr viele Details des Films erinnern, sondern nur an seine amüsante Grundstimmung, welche du in deiner Kritik sehr gut darlegst. Heute könnte der Film insofern ein wenig anders auf mich wirken, weil ich mit den Schauspielern mittlerweile ein bisschen besser vertraut bin und mit ihrer vorherigen Rollenwahl.

Bei einer erneuten Sichtung werde ich mich noch einmal zu Wort melden.
 

Tarantino1980

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AW: Vor Hausfreunden wird gewarnt

Eine sehr schöne Kritik! Der Film steht bei mir auch noch ungesehen rum. Sobald ich ihn gesichtet habe werde ich mich hier natürlich auch zu Wort melden.

Auf jeden Fall hast Du mich mit der Kritik nun neugierig gemacht ;)
 

Vince

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AW: Vor Hausfreunden wird gewarnt

Ich weiß, dass der Film einen halbwegs guten Ruf hat, kann das aber nicht einmal ansatzweise nachvollziehen. Ich schrieb damals:

Hier leider ein Rohrkrepierer: In einem hässlichen pastellfarbenen Hausschloss, das an deutsche und österreichische Heimatfilme der 60er erinnert, versucht Robert Mitchum also, Cary Grant die Frau auszuspannen. Das geschieht leider unerwartet verkrampft; vielleicht, weil die als modern und fortschrittlich gedachte Auffassung von Ehe im Film (Mann erlaubt Frau eine kleine Affäre in der Hoffnung, dass sie dann aus freien Stücken zurück kommt; schließlich hat er ja auch Affären) sich um eine Definition von "Liebe" bemüht, die aus heutigen Gesichtspunkten kurios wirkt. Manchmal blitzt jener Wortwitz auf, wie man ihn von anderen Filmen seiner Zeit kennt, insgesamt sind die Dialoge aber viel zu zäh (und Mitchum als Frauendieb zu unpassend), um bei der Stange zu halten.
4/10

"Arsen und Spitzenhäubchen" siehst du da imo nicht zu Unrecht die ein oder andere Klasse höher, Willy.
 

Die wilde 13

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AW: Vor Hausfreunden wird gewarnt

... und da ich von dem für mich perfekten „Arsen und Spitzenhäubchen" verwöhnt war, habe ich dem Film damals nur mit 7/10 bewertet, was aber auch nicht als schlecht anzusehen ist.
"Arsen und Spitzenhäubchen" siehst du da imo nicht zu Unrecht die ein oder andere Klasse höher, Willy.
Da gehe ich mit. Arsen und Spitzenhäubchen ist auf jeden Fall viel besser aber so ganz kann man die beiden Filme auch nicht vergleichen. Eher mit Ein Hauch von Nerz, um mal bei Cary Grant zu bleiben. ;)


Ich weiß, dass der Film einen halbwegs guten Ruf hat, kann das aber nicht einmal ansatzweise nachvollziehen. Ich schrieb damals:

Zitat:
Hier leider ein Rohrkrepierer: In einem hässlichen pastellfarbenen Hausschloss, das an deutsche und österreichische Heimatfilme der 60er erinnert, versucht Robert Mitchum also, Cary Grant die Frau auszuspannen. Das geschieht leider unerwartet verkrampft; vielleicht, weil die als modern und fortschrittlich gedachte Auffassung von Ehe im Film (Mann erlaubt Frau eine kleine Affäre in der Hoffnung, dass sie dann aus freien Stücken zurück kommt; schließlich hat er ja auch Affären) sich um eine Definition von "Liebe" bemüht, die aus heutigen Gesichtspunkten kurios wirkt. Manchmal blitzt jener Wortwitz auf, wie man ihn von anderen Filmen seiner Zeit kennt, insgesamt sind die Dialoge aber viel zu zäh (und Mitchum als Frauendieb zu unpassend), um bei der Stange zu halten.
4/10
Das die Engländer so kitschige Hütten gebaut haben, darfst du dem Film aber nicht ankreiden. :D
Klar, aus heutiger Sicht kommt der Film schon etwas angestaubt daher aber ich denke, die Ehe, die die beiden führen, ist eh nur als Aufhänger gedacht, um die englischen und amerikanischen Ansichten bzw. Stile gegeneinander auszuspielen. Dort der forsche und fast schon arrogante Ami, der sich nimmt, was er will, auf der anderen Seite die steifen und mitunter etwas exzentrischen Briten (der Butler :lol:), die sich an Tradition und Ehre gebunden fühlen und mit der Situation (Ehebruch) erstmal völlig überfordert sind. Die Lösung des Problems ist dann auch völlig schrullig aber konsequent britisch: ein Duell mit Pistolen im Hausflur...

Was dem Film vor allem im ersten Drittel fehlt ist Tempo. Erst mit Jean Simmons (die mir alleine schon 2 Punkte wert war) Auftreten nimmt der Film ja richtig Fahrt auf.
Und das Robert Mitchum der unpassende Frauendieb ist, können wir als Männer wohl kaum beurteilen, oder?;) Ich finde, er hat den Part des "Hoppla, jetzt komm ich" -Amis souverän gemeistert. Keine Glanzleistung aber die hat Cary Grant hier auch nicht hingelegt...

Ich habe mich jedenfalls gut unterhalten. :)
 

Tarantino1980

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AW: Vor Hausfreunden wird gewarnt

Gestern habe ich ihn endlich gesehen. Nachdem diese schöne und sehr passende KK fast schon drei Jahre alt ist :eek:. Ich hätte schwören können, es wäre weniger Zeit vergangen!

Das dem Film ein Bühnenstück zugrunde liegt, merkt man dem Film größtenteils an, da er fast ausschließlich im Heim (oder dem Zuhause?) des englischen Paares spielt, was aber zu keiner Zeit als störend empfunden wird.

Diesen Aspekt Deiner Kritik hatte ich schon wieder vergessen, aber ich hatte gestern bei der Sichtung auch das Gefühl, das die Vorlage ein Bühnenstück gewesen sein muss. Deine KK bestätigt dies ja nun :kiss:

Lässt man sich auf die Idee ein, das sich Mann und Frau innerhalb weniger Minuten ineinander verlieben können (soll es ja geben), dann erlebt man eine wunderbare Komödie mit klasse Dialogen und sprühenden Wortwitz, wo jeder um den heißen Brei herumredet aber doch immer den Nerv trifft.

Auch ich fand die Dialoge und den Wortwitz einfach super. Cary Grant ist wie gewohnt genial! Ich fand schon den Anfang genial, als er mitbekam das der "Tourbesucher" Charles Delacro Interesse an seiner Frau hat und anstatt öffentlich eine Szene zu machen sehr lässig und cool reagiert. Als dann allerdings auch noch...

nimmt der Film mit dem Erscheinen der grandiosen Jean Simmons enorm Fahrt auf. Sie ist völlig gegen den Strich besetzt und macht das außerordentlich gut.

.... Jean Simmons in Erscheinung tritt, wird der Film einfach herrlich lustig! Man merkt einfach das die Chemie zwischen ihr und Grant passte. Ihre gemeinsamen Szenen als Victor seinen Plan schmiedet und sie einen Tag gemeinsam mit ihm verbringt sind einfach super!

Ich denke das wird nicht das letzte Mal gewesen sein das ich diesen Film gesehen habe. Wobei es schön wäre, wenn noch eine restaurierte Blu-ray Fassung rauskommen würde, da gerade die Farben und die Helligkeit auf der DVD sehr wechselhaft waren. Ich denke unabhängig von der DVD VÖ wird das bei jeder so sein. Ich habe ihn in der Cary Grant Collection. Ich weiß nicht wie präsent Dir der Film noch ist 13, aber in der Szene als Victor das grüne Jacket anhatte ist es mir anfangs garnicht aufgeflallen das es nicht schwarz ist, erst als erwähnt wurde das es ein grünes ist habe ich drauf geachtet. Und wie gesagt es gab ein paar Helligkeitsschwankungen. Aber das alles hat mir natürlich den Filmgenuss nicht versaut, dafür war der Film einfach zu gut!

Wertung: 8/10
 
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