Augenblicke - Kurzfilme im Kino

Willy Wonka

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Erläuterung zu Augenblicke - Kurzfilme im Kino

In Zusammenarbeit mit der katholischen Kirchen werden seit 1992 Kinovorstellungen unter dem Titel „Augenblicke" veranstaltet, in denen verschiedene Kurzfilme auf der großen Leinwand präsentiert werden. Aufgrund des Initiators – der katholischen Kirche - könnte vermutet werden, dass es sich in den Kurzfilmen ausschließlich um kirchliche oder andere esoterische Themen handelt, aber das trifft nur auf wenige Filme zu. Schließlich werden die Filme nicht von der Kirche inszeniert, sondern die Deutsche Bischofskonferenz wählt aus diversen deutschen Kurzfilmen nach den Kriterien „Kinotauglichkeit – inhaltlicher und ästhetischer Anspruch – originelle und lebensbejahende Unterhaltung" Filme aus und zeigt sie in vielen Kinos in Deutschland unter Titel „Augenblicke“. Dadurch bekommen vor allem viele junge Filmemacher die Möglichkeiten ihre Abschlussarbeiten oder anderen kreativen Werke einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren und vielleicht so auf sich aufmerksam zu machen.

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Augenblicke 2012

Dieses Jahr feiert die Initiative ihr 20. Jähriges Jubiläum und wählte insgesamt zwölf Kurzfilme aus, welche summiert insgesamt eine Laufzeit von ungefähr zwei Stunden aufweisen. Da ich dieses Programm dieses Jahr zum ersten Mal wahrgenommen und gesehen habe, kann ich leider keine Vergleiche zu den vorherigen Jahre ziehen. Da die Filme keinen Bezug zu einander aufweisen und bei jedem Film andere Filmemacher im Hintergrund aktiv waren, stelle ich kurz die einzelnen Filme vor. Vorab sei gesagt, dass mir das Programm alles in allem gefallen hat.


Kurzfilme im Überblick


Zwei Männer und ein Tisch

Der erste Film stammt aus dem Jahre 2011 und entstand unter der Regie von Ester Amrami, die an der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg Filmregie studierte. In dem siebenminütige Schwarzweißfilm lernen sich Rouven und Yusuf bei einem Möbeltransport kennen. Yusuf wettert die ganze Zeit gegen Israel und aufgrund dieser verbalen Entgleisungen versucht Rouven seine israelische Herkunft zu verheimlichen. Der Film ist kurzweilig, aber bietet kaum Substanz.


About Love, Hate and the Other One

Der minimalistischer Zeichentrickfilm von Tobias Bilgeri handelt, wie der Titel es schon vermuten lässt, von Liebe, Hass und zwei anderen Dingen. Die Komik des Films resultiert aus dem Minimalismus und dem offenen Interpretationsraum. Ganz interessant.


Elysium

Der nächste Animationsfilm von Xin Sun und Yun Li, welche wie Tobias Bilgeri auch ihren Film zusammen mit der Kunsthochschule Kassel realisierten, wartet mit einem niedergeschlagenen Protagonisten in einer tristen Welt auf. Das ändert sich als eine kleine farbiges Wesen ihn und den Film auf einen farbenfrohen „Trip“ schickt. Hier hat mich vor allem die technischen Aspekte der Animation gefallen.


Flamingo Pride

Der Held des Films gerät als einziger heterosexueller Flamingo in eine Identitätskrise nachdem er sich in eine vorbeifliegende Störchin verliebt. Der CGI-Film ähnelt vom Charakterdesign und vom Aufbau an die großartigen Pixar-Kurzfilme. Mit dem Unteschied, dass dieser Film im Bezug auf die Animation eindeutig den Kürzeren zieht. Das ist nicht weiter verwunderlich, dass macht der Film aber mit ein paar nicht ganz familienfreundlichen Ansätzen wett. Hat mir auf sehr gut gefallen.


My Super Sea Wall

Der Dokumentarkurzfilm schlägt ernste Töne an und berichtet von der Inuit-Gemeinde in Kivalina, Alaska, die massiv unter dem Klimawandel leiden. Der Film versucht für die Einwohner eine Plattform zu schaffen, aber dieses geschieht mit einer plakative „Holzhammer-Methode“, dass es beinahe wehtut. Der kurze Film kann nur einen Einblick gewähren und schafft es in dieser Zeit keineswegs die Problematiken, Lösungsversuche und Ziele strukturiert und verständlich wiederzugeben, sondern versucht einzig und allein an die Emotionen der Zuschauer zu appellieren.


Careful with that Power Tool

Der Film zeigt Szenen, welche wohl jede Mutter im Kinosessel zusammenzucken lässt. Der Film lebt von seiner gelungenen und humorvollen Pointe.


Weiß

Der Hochglanz-Film könnte durchaus auch eine Werbung darstellen für Initiativen, die sich gegen Gewalt in Familien einsetzten. Schön gefilmt, aber teils zu künstlich und konstruiert.


Der kleine Nazi

Von der Idee sehr amüsant, aber leider ist jeder Witz schon bevor er filmisch umgesetzt vorhersehbar und das ist für mich der Knackpunkt des gesamten Films. Im Kinopublikum kam der Film dennoch gut an und auch die Filmbewertungsstelle Wiesbaden hat den Film mit dem Prädikat „Besonders wertvoll“ versehen und des Weiteren erhielt der Film den Murnau-Kurzfilmpreis im Jahre 2011.


Lulaland

Der Film lebt von dem Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller, welcher ihre Sache ordentlich machen, aber an manchen Ecken vielleicht doch zu sehr überdramatisieren in ihrem Spiel.


Die Berliner Mauer

Nachdem seine Frau gestorben ist, will Werner Schlömerkemper die Berliner Mauer aufbauen. Sein genaues Motiv bleibt ungewiss, da er kein Wort über seine Arbeit spricht. Das hat zur Folge, dass die Nachbarn den Mann für übergeschnappt halten. Der Film wurde bei Hong Kong Festival in den Rubrik Short Film mit dem Jury Prize ausgezeichnet und für den Berlin Today Award 2009 nominiert. Für mich ein netter Film, welcher in seiner Umsetzung aber nichts besonderes bietet.


Beinahe

Durch flüchtige Blicke entwickeln zwei anonyme Städter Interesse für einander. Immer wieder kreuzen sich ihre Blicke, aber traut sich jemand den ersten Schritt zu vollziehen? Uwe Greiners Film wurde von der Filmbewertungsstelle Wiesbaden mit Prädikat „wertvoll" versehen, gewann den Murnau-Kurzfilmpreis und hat den ersten Platz bei den Kurzfilmtagen in Thalmässing belegt. Ein kleiner Film, welcher aus einfacher Situation aus dem Alltag, einen interessanten Kurzfilm kreiert. Hat mir außerordentlich gut gefallen.


Underground Odyssee

Den Abschluss bildet der Schwarzweißfilm von dem Trio Christos Dassios, Uli Grohs, Robert Nacken, die in ihrem Film die Geschichte von Troja und Odysseus Revue passieren. Auch dieser Film lebt von seiner Pointe, welche für manche Zuschauer vermutlich zu vorhersehbar ausfallen wird. Dennoch gewann der Kurzfilm auch ein wichtigen Preis und zwar den Deutscher Kurzfilmpreis in Gold 2010 und wurde von der Filmbewertungsstelle Wiesbaden mit Prädikat „Besonders wertvoll" versehen. Ein kurzweiliger Kurzfilm mit einem netten und humorvollen Monolog.
 
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