Die Faust im Nacken

Die wilde 13

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AW: Die Faust im Nacken

Die Faust im Nacken


3 Jahre nach Endstation Sehnsucht drehte Elia Kazan wieder mit Marlon Brando. Diesmal spielt er den gescheiterten Ex-Boxer und Hafenarbeiter Terry Malloy, der sich zwischen falschen Freunden, seinem Gewissen und der Liebe entscheiden muss.


Eine im Kern wahre Geschichte, die der Journalist Malcolm Johnson akribisch recherchierte und so die korrupten und kriminellen Machenschaften der Gewerkschaften in den New Yorker Docks aufdeckte. Er erhielt dafür den Pullitzerpreis. Im Mittelpunkt seiner Artikel in der "SUN" stand der unkonventionelle und mutige Pater Corridan, der im Film als Pater Barry (Karl Malden) zu Ehren kommt.

Im Gegensatz dazu setzte Kazan den "Lump" Terry Malloy in den Mittelpunkt der Geschichte. Hin- und hergerissen zwischen der Loyalität zu seinem Bruder Charley (Rod Steiger in seiner ersten großen Kinorolle), der als Anwalt für den skrupellosen Gewerkschaftsboss Friendly (von wegen Nomen est Omen...) - dargestellt von Lee J.Cobb - arbeitet und seinen eingeschüchterten Kollegen und der Liebe zu Edie ( Eva Marie Saint in ihrem beeindruckendem Debüt), die die Schwester eines Arbeiters ist, bei dessen gewaltsamen Tod Teddy nicht ganz unbeteiligt war, muss er sich entscheiden, auf wessen Seite er schliesslich steht.
Marlon Brando gelingt dieser Spagat ausgesprochen ausdrucksvoll. Verloren zwischen Trotz, Verzweiflung und Stolz ist jede Geste und jede Mimik auf den Punkt gebracht. Hier kommt das Method Acting von Lee Strasberg voll zum Tragen. Auch Karl Malden läuft als Pater Barry mehrmals zu Höchstform auf.

Die Inszenierung gelang Kazan sehr kraftvoll, was vor allem dem Dreh an den Originalschauplätzen geschuldet ist. Der rauhe und entbehrungsreiche Alltag der Menschen dort ist in jeder Einstellung spür - und greifbar, ebenso die ehrliche Hässlichkeit der Docks. Man taucht sofort in dieses schwitzige Milieu ein und kann so mit den starken Akteuren mitfühlen und mitbangen.

Ein zeitloses Meisterwerk, das bis heute (leider) nichts von seiner Aktualität verloren hat.

10/10
 
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