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crizzero

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Michael Mann ist ein Meister der Charakterentwicklung. Er versteht es auf unterschiedlichste Art und Weise Figuren zu vertiefen, ihnen einen Hintergrund zu geben und dem Film damit weitere Subebenen zu verleihen. Er lässt den Zuschauer dadurch in der Story buddeln und recherchieren, um ein möglichst genaues Bild von der jeweiligen Person zu erlangen. Das macht er manchmal über fantastische, jedwede Stimmung einfangende Bilder wie zum Beispiel in "Miami Vice" und manchmal über ellenlange, perfekt geschriebene Dialoge, wie man sie unter anderem in "Heat" bewundern kann.

"Insider" hat beides in einer extrem fesselnden Symbiose zu bieten. Zwar geht ihm im Vergleich zu obigen Filmen die Action ab, nur hat diese thematisch betrachtet auch rein gar nichts in so einem Film zu suchen. "Insider" ist ein perfekt gespielter Drama-Thriller, bei dem jede Szene, jede Musikuntermalung und jeder Dialog grandios eingefangen ist. Die Bilder wirken mit ihren Farbtönen, der Mimik ihrer Darsteller und den melancholischen Musikstücken lange nach.

Besonders begeistert das Spiel von Russell Crowe und Al Pacino. Der Eine mit seinen nervösen Ticks und seiner Unsicherheit, geplagt von Zweifeln und Angst, gepeinigt von der Sorge um seine Familie. Der Andere mit seinem empathischen Blick, seinem Engagement für die Wahrheit und seinen ehrlichen Worten, die stets mit dem Eingeständnis geschwängert sind, aus einer verlogenen, von Geld regierten Branche heraus zu operieren.

Michael Mann ist hiermit ein weiterer Meilenstein seiner unglaublich stylischen Filmographie gelungen. Sein von einzigartigen, diesmal sogar komplett unverwackelten Kameraeinstellungen geprägter Look und seine ausschweifende Erzählweise sind einfach atemberaubend gut. Der Film, der sich mit der zeitlosen Thematik rund um die Tabakindustrie beschäftigt und dahingehend auf einer wahren Begebenheit beruht, ist spannend, dramatisch und schauspielerisch absolut top. Der Film ist ein Plädoyer für die Wahrheitsfindung und sogar so ehrlich, dass er sich am Schluss selbst eingesteht, einige Sachverhalte der Dramaturgie zuliebe überdramatisiert zu haben.

10/10
 
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Willy Wonka

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Eine sehr schöne Kritik.

Das letzte Mal habe ich den Film vor ca. sieben oder acht Jahren gesehen und dementsprechend ist mir der Film nicht mehr sehr präsent. Zum damaligen Zeitpunkt hat mir der Film eigentlich ganz gut gefallen, aber Adjektive wie „großartig" oder „perfekt" habe ich nicht verwendet. Grundsätzlich bin ich sowieso kein großer Sympathisant von Michael Man.
 

Louis Cyphre

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Eine sehr schöne Kritik.

Das letzte Mal habe ich den Film vor ca. sieben oder acht Jahren gesehen und dementsprechend ist mir der Film nicht mehr sehr präsent. Zum damaligen Zeitpunkt hat mir der Film eigentlich ganz gut gefallen, aber Adjektive wie „großartig" oder „perfekt" habe ich nicht verwendet. Grundsätzlich bin ich sowieso kein großer Sympathisant von Michael Man.
Dem kann ich mich in allen Punkten nur anschliessen.:hoch:
 

Vince

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Grundsätzlich bin ich sowieso kein großer Sympathisant von Michael Man.

Ich inzwischen auch nicht mehr, aber "Insider" gehört für mich neben "Collateral" zu seinen besten Filmen ("Heat" finde ich dagegen überbewertet). Schade, dass er inzwischen nur noch durchwachsenen Style-Over-Substance-Kram dreht.
 

Willy Wonka

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Ich inzwischen auch nicht mehr, aber "Insider" gehört für mich neben "Collateral" zu seinen besten Filmen ("Heat" finde ich dagegen überbewertet). Schade, dass er inzwischen nur noch durchwachsenen Style-Over-Substance-Kram dreht.

Okay, jetzt will ich „Insider" noch eine Chance geben, denn deinen Beitrag kann ich sonst in allen Punkten nur zustimmen.
 

2moulins

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Meine Einnerung an den Film besteht darin, dass ich ihn extrem spannend empfand, weil ich völlig unbedarft heranging und bis über die Hälfte der Laufzeit nicht wusste, worum es eigentlich geht. Es wird lange Zeit vermittelt, dass der Hauptdarsteller unter Druck steht oder große Probleme hat, aber eben nicht weshalb bzw. welche. Habe so etwas bei einem Drama bis dahin noch nicht erlebt. Auch der Soundtrack gefiel mir hervorragend. Ich muss mir den Film bald nochmal ansehen.
 

crizzero

Filmvisionaer
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Meine Einnerung an den Film besteht darin, dass ich ihn extrem spannend empfand, weil ich völlig unbedarft heranging und bis über die Hälfte der Laufzeit nicht wusste, worum es eigentlich geht. Es wird lange Zeit vermittelt, dass der Hauptdarsteller unter Druck steht oder große Probleme hat, aber eben nicht weshalb bzw. welche. Habe so etwas bei einem Drama bis dahin noch nicht erlebt. Auch der Soundtrack gefiel mir hervorragend.

Das hört sich voll und ganz nach "Insider" an! Schön, dass er dir ebenso gut gefallen hat. Der Aufbau der Story und die Gewöhnung der Figuren aneinander sind absolut perfekt. Ich bin so begeistert von dem Film, dass ich ihn bald nochmal sehen will.
 
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