Schachnovelle

Firefly

Filmvisionaer
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#02 06.03.2011 Firefly
 
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Firefly

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Schachnovelle


Vorsicht, hier wird die Handlung gespoilert


Schachnovelle ist ein Film, welcher auf dem Buch von Stefan Zweig basiert, allerdings keine 1:1 Romanverfilmung ist. Doch dazu später…


Der regierende Schachweltmeister Czentovic wird auf einer Überfahrt zu einem Turnier durch einen verspäteten Mitreisenden aufgehalten. Werner von Basil schliesst sich sofort in sein Zimmer ein und möchte keine Kontakte zur Mannschaft oder den anderen Passagieren. Doch bei einem kurzen Ausflug beobachtet er ein gekauftes Spiel einiger Passagiere mit Czentovic. Nur durch das eingreifen von Werner kann die Partie mit einem Remise enden. Czentovic ist verblüfft und bittet Werner um eine Revanche und möchte wissen, auf wie vielen Turnieren er schon gespielt hat. Werners Antwort : Er hielt soeben seine erste richtige Schachfigur in Händen !


Rückblende :


Der österreichische Anwalt Werner von Basil schafft mit Hilfe von Bischof Ambrose Kunstschätze ausser Landes, kurz nachdem das NS Regime Österreich annektiert hat. Auf Warnung hört er nicht, auch nicht, als der Gestapo Mann Berger die wunderschöne Irene Andreny auf ihn ansetzt. Bei einem ball wird Berger von Basil gedemütigt, welcher ihm anschliessend verhaften lässt, da er durch Irene keine Informationen bekommen hat. Berger versucht Basil zu brechen, doch ist dieser Willensstark. Als er aufzugeben droht, kann er durch Zufall ein Buch stehlen, welches sich aber als Schachbuch mit Zügen von bekannten Schachpartien entpuppt. Basil beginnt die Partien mit Figuren aus brotkrummen nachzuspielen, doch dann entdeckt Berger das Buch. Von nun an beginnt Basil die Partie in seinem Kopf ohne Figuren nachzuspielen und kann dadurch dem zerbrechen trotzen.


Zurück :


Als Czentovic die Partie gegen Basil spielt, wird dieser plötzlich handgreiflich gegen ihn und will wissen, wieviel er aus ihm rausbekommen hat. Irene kommt hinzu, kann Basil beruhigen dass er nichts verraten hat und geht mit ihm zusammen aufs Deck.

Der grösste Unterschied zwischen Film und Buch ist das Ende.
Im Buch spielt er mit Czentovic eine Partie Schach, welche er im Kopf spielt und dann einen unerlaubten Zug macht, um festzustellen, dass eine ganz andere Konstellation auf dem Brett als in seinem Kopf ist.
Dieses Ende wäre meiner Meinung nach das bessere Ende gewesen, da es den psychisch labilen Basil viel deutlicher gezeigt hätte.


Curd Jürgens spielt den Werner von Basil mit einer Hingabe, die nur er zustande bringt. Nicht umsonst ist er einer der besten deutschsprachigen Charakterdarsteller seiner Zeit gewesen. Leider ist Mario Adorfs Rolle nicht gerade berauschend, ich hätte ihn gern öfters und anders agierend gesehen, doch das gibt seine Rolle nicht her. Felmy spielt den Berger mit der richtigen Mischung aus Naivität und Narzismus, ganz grosse Klasse.
Schön war es auch, Dietmar Schönherr in einer Nebenrolle zu sehen.



Schachnovelle ist eines jener Filme, die eine gigantische Buchvorlage haben und dieser kaum gerecht werden können, doch allein als Film funktioniert er sehr gut und ist ein Stück Deutscher Filmgeschichte, welche leider viel zu wenig beachtet wird.

( Die Bewertung im OFDB kann ich absolut nicht nachvollziehen )
 
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