Die Katze

Die wilde 13

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Die Katze


Julien und Clemence führen eine Ehe, die nur noch auf dem Papier existiert. So trostlos wie der Stadteil, indem sie leben, so ist auch ihr Dasein. Als Julien einer streunenden Katze ein Heim und vor allem Aufmerksamkeit schenkt, fühlt sich Clemence zutiefst erniedrigt und das Drama nimmt seinen Lauf...

Schon gleich der Beginn führt uns in eine Szenerie ein, die bessere Zeiten erlebt hat. Ein ganzer ehrwürdiger Stadtteil muss modernen Wohnsilos weichen. Er ist geprägt von Schmutz, Arbeitslärm und Trümmern.
Diese Trümmer sind natürlich als Symbol zur gescheiterten Ehe von Julien (Jean Gabin) und Clemence (Simone Signoret) zu sehen. Sowohl Stadtteil als auch Ehepaar gehören einer aussterbenden Art an.
Vor allem Julien hält an die Institution Ehe fest, auch wenn er seiner Frau nichts mehr zu sagen hat. Man(n) hält durch bis zum bitteren Ende, eine (dauerhafte) Trennung kommt nicht in Frage, sei das Zusammenleben mit der Frau, die er einst so vergötterte, auch die Hölle auf Erden. Und wenn man vor die Tür geht, sieht es ja auch danach aus...
Clemence ergeht es ähnlich. Für die Liebe hat sie damals auf ihre Welt und Familie beim Circus verzichtet. Ein Unfall als Artistin tat ihr übriges, um aus ihr eine verbitterte Frau zu machen.
Jean Gabin und Simone Signoret spielen dieses "Paar" so wunderbar unterkühlt aber dennoch geht die Vorstellung beider unter die Haut. Großartig.

Ein erschütternder Film, der durch die Langsamkeit der Bilder und der sparsamen aber effektiven Musik eine wirkungsvolle Charakterstudie zweier Menschen geworden ist, die das Leben hat auseinanderdriften lassen ohne das sie es eigentlich gewollt haben. Leider ein Schicksal, das vielen von uns im Alter so oder ähnlich blüht, wenn wir nicht beizeiten an uns uns selber und an der Liebe arbeiten.

9/10
 
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Despair

Filmvisionaer
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AW: Die Katze

Erstklassige Kritik zu einem hervorragenden Film. :hoch:

Gabin und Signoret sind klasse. Dagegen kann das deutsche Remake mit Götz George und Hannelore Hoger nicht anstinken.
 

Die wilde 13

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AW: Die Katze

Erstklassige Kritik zu einem hervorragenden Film. :hoch:
Danke! :)

Gabin und Signoret sind klasse. Dagegen kann das deutsche Remake mit Götz George und Hannelore Hoger nicht anstinken.
Zunächst war ich irritiert, da ich gar nicht wusste, das es mittlerweile ein Remake davon gibt aber gleichzeitig wusste, das der gute Götz in den 80ern einen Film gleichen Namens aber mit komplett anderer Story gedreht hatte. Und da war seine Filmpartnerin Gudrun Landgrebe... :denk:;)

Vielleicht schaue ich mir mal das Remake irgendwann an, wenn der im TV läuft aber ich kann mir kaum vorstellen, auch wenn ich Götz George sehr schätze, das die Leistungen sämtlicher Beteiligten an das Original heranreicht.

Dieses Zeitcollorit der 60/70er passt einfach perfekt zu Gabin/Signoret, die beide wie eine ausgestossene Katze ihren Platz in der Welt verloren haben. Auf der Suche nach ihrer alten Welt haben sie sich letztendlich auch selbst und einander verloren. Ein sehr bedrückender Film in dem vor allem auch die Katze gut "gespielt" hat. Ihre Blicke zu Clemence passten wie die Faust aufs Auge und die Szene als Clemence die Katze in der Fischabteilung im Supermarkt aussetzte war der einzige Moment im Film, wo ich schmunzeln musste, das sich der Stubentiger natürlich gleich über die Fische hermachte. Dessen "Beeredigung" in der Mülltonne war dann natürlich das genaue Gegenteil davon und ging mir als Katzenfreund schon ziemlich heftig an die Nieren.
 

Despair

Filmvisionaer
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Vielleicht schaue ich mir mal das Remake irgendwann an, wenn der im TV läuft aber ich kann mir kaum vorstellen, auch wenn ich Götz George sehr schätze, das die Leistungen sämtlicher Beteiligten an das Original heranreicht.

Kannst du ruhig anschauen, schlecht ist der Film nicht. Ist halt schwierig, wenn man bereits eine andere Verfilmung gesehen hat - siehe "Verblendung"-Thread. :D
Immerhin haben sie die Handlung nach Deutschland verlegt. George und Hoger als Franzosen wären irgendwie seltsam. :D

Angeblich ist die deutsche Version näher am Roman dran. Den ich aber nicht gelesen habe.
 
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