Re-cycle

deadlyfriend

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RE-CYCLE


Die Gebrüder Pang, die mit The Eye einen der besten Vertreter der Asien Horror Welle ins Rennen schickten, erschufen mit Re-cycle einen Film der einem wahrscheinlich so schnell nicht mehr aus dem Kopf gehen wird. Einmal wegen der fast unbegreiflichen Optik und einmal wegen der vergebenen Chancen dem Film den Stempel "Meisterwerk" aufzudrücken. Er fängt erstmal wie der mittlerweile normale Geisterfilm an. Die Schriftstellerin Tsui sitzt an Ihrem neuen Buch und bemerkt seltsame Geräusche und Schatten in ihren vier Wänden. Obwohl man dies ja nun schon oft genug gesehen hat, ist dieser Part des Films spannend inszeniert und macht Lust auf mehr. Mehr bekommt man allerdings nicht, denn mitten im Spannungsaufbau wird man auf einen surrealen Psychotrip chauffiert der durch seine Bildgewalt für immer in Erinnerung bleiben wird. Eine völlig neue Welt wurde kreiert die Ihresgleichen wohl nicht so schnell finden wird. Was hier an filmischer Innovation geboten wird, dürfte in näherer Zukunft nicht zu toppen sein. Details werde ich euch ersparen da kaum eine Beschreibung der Optik gerecht werden kann. Dieses visionäre Augenfest ist aber auch der Knackpunkt des Films. Es ist so genial, das es die Story und auch die Spannung mit wenigen Schlägen aus dem Ring katapultiert. Zu sehr ist man dem visuellen Overkill erlegen wodurch kein Platz mehr für die "Rahmenhandlung" existiert. Hätte man versucht die Story auf den gleichen Level wie das Einfallsreichtum der Kulissen zu bekommen, hätte man wohl die Kategorie 11 Punkte einführen müssen. Somit wurde diese Chance leider vertan. Zudem ist die Reise durch die Artenvielfalt der Stilrichtungen nicht sehr gut in einander gemischt worden. Außer dem Grusel Anfang und der Fantasy Tour gibt es nämlich auch noch Ausflüge ins Zombie Genre und leider auch ins Drama. Passen die Zombies und die Fantasy Welt noch sehr gut zusammen befinden sich zwischen Fantasy und Horror-Beginn schon größere Gräben. Das aber das Ende auf ein rührseliges Drama zuläuft schadet dem Film erheblich. Ich habe nichts gegen Dramen, ganz im Gegenteil, aber hier ist es völlig deplatziert. Besonders weil es extrem glitschig ist und mehr als nur den gehobenen Zeigefinger auf den Zuschauer deutet. Trotzdem muß man diesen Film unbedingt gesehen haben.
 
S

stanleydobson

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AW: Re-cycle

sehr entäuschend,langatmig und irgendwann nur noch langweilig der film...
einfach zu viele genres gemixed..der anfang hat mir noch gut gefallen aber dann ging es irgendwann nur noch abwärts mit dem film
 

dax

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AW: Re-cycle

Ich wiederhole hier mal meine knappe Kritik, die ich damals schon auf c... formuliert hatte.
Mittlerweile habe ich den Film 2 x gesehen und sehe es immer noch genauso:

Ein Wahnsinnsfilm mit einer Story, die einen noch Stunden danach bewegt.
Bilder die unvergleichlich sind und das alles voller Poesie.
Grandioses Kino.
Selten war ich so begeistert.

9,5/10
 

Vince

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AW: Re-cycle

Und ich ordne mich wie gehabt in der Mitte ein: visuell sehr interessant und ideenreich, ohne der Thematik jedoch auch nur annähernd Neues hinzufügen zu können. Eine zweite Sichtung hat dem Film eher Wirkung genommen als gegeben. Ich bleibe bei den 7/10, aber die Pangs haben schon Besseres zustande gebracht.
 

deadlyfriend

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AW: Re-cycle

Ich habe den Film bislang nur einmal gesehen aber ich hatte damals schon befürchtet das er nach mehrmaligem Sehen möglicherweise seinen Reiz etwas einbüßt, da für mich eben nur die Optik wirlich atemberaubend war. Das Ende bzw. das Endthema hatte mich schon sehr genervt. Besonders weil der Film eine Riesenchance war bestehende Gewohnheiten aufzubohren. Anshen werde ich ihn mir aber mit Sicherheit auch noch mehr als einmal.
 

Dex_McCroul

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AW: Re-cycle

Und ich ordne mich wie gehabt in der Mitte ein: visuell sehr interessant und ideenreich, ohne der Thematik jedoch auch nur annähernd Neues hinzufügen zu können. Eine zweite Sichtung hat dem Film eher Wirkung genommen als gegeben. Ich bleibe bei den 7/10, aber die Pangs haben schon Besseres zustande gebracht.

So ähnlich sehe ich es auch. Von mir bekommt er eine 7,5/10.

Ist aber auch schon lange her, dass ich ihn gesehen habe. Kann sein, dass er bei erneutem Schauen ganz anders abschneidet.
 

crizzero

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AW: Re-cycle

Kritik von Vince

RE-CYCLE
Ausschnitte aus meiner ofdb-Kritik

“Recycling” kann man es wahrlich nennen, was die Pang Brothers hier auf die Leinwand bringen. Der Surrealismus ist ein nur zu gerne gepflegter Vorwand, intelligente Geschichten zu erzählen, die dann oft nach vollständiger Entschlüsselung so beeindruckend gar nicht mehr sind. Vielmehr endeten sämtliche Ausflüge einer weiblichen Protagonistin aus der problembehafteten Realität in eine Fantasiewelt mit der gleichen moralischen Essenz: Die Probleme des wirklichen Lebens sind nicht wirklich das Ende der Welt, denn die Welt dreht sich immer weiter. Es kommen neue Probleme, die alten werden bewältigt. Und so steht am Ende eine geläuterte Hauptfigur, die ihr Leben wieder genießen kann, weil sie alles relaxter sieht. Das ist nun mindestens seit Disneys “Alice im Wunderland” immer wieder der Fall - zuletzt 2005 in Großbritannien mit “MirrorMask”. Was “Re-Cycle” nun variiert, ist lediglich die klar pessimistischere Auflösung, deren Twist am Ende jedoch auch nichts neues erzählt.

Doch zum Glück ist der neue Film der “The Eye”-Macher ein visuelles Kunstwerk der Extraklasse geworden, und so wird folgendes geschehen: Die Zuschauer spalten sich in zwei Lager. Eines, das die narrativen Unzulänglichkeiten kritisiert, und eines, das sich von der Originalität der Bilder gänzlich gefangen nehmen lässt.

Man sieht die detaillierte, postapokalyptisch veränderte Wohngasse mit ihrem riesigen Jahrmarktsrad am Ende, über einem leuchtend gelben Himmel, und man ist geneigt, dem vorhersehbaren Storyverlauf nicht weiter Beachtung zu schenken. Insgesamt zwölf stilistisch vollkommen unterschiedliche Ebenen werden aufgeboten, jede mit eigener Farbgebung, Artdesign, Beleuchtung und Architektur. Wenngleich manche Übergänge etwas bemüht erscheinen, so entwickelt sich die Reise durch die Geisterwelt doch als faszinierender Tunnel mit Stationen wie Welten, die sich mit ihrer Ausdrucksstärke allesamt gegenseitig ausstechen.

“Re-Cycle” ist also ein visuelles Meisterstück, dem jedoch leider keine entsprechend faszinierende Story zugrunde liegt. Der doppelte Plottwist - einer davon bereits mehrfach in der Geisterwelt angedeutet und damit vorhersehbar - ist ganz nett, entlarvt die opulent aufgetürmte Symbolik letztlich aber doch wieder nur als persönliches Problem der Hauptfigur, die mit sich selbst zu kämpfen hat. Alles wie gehabt. Das enttäuscht schon deswegen, weil es durchaus Momente gibt, in denen man glaubt, “Re-Cycle” breche endlich die Grundfesten der alten “Alice im Wunderland”-Geschichte auf und biete mit dem Schlussakt eine augenöffnende Erkenntnis. Dies geschieht dann leider doch nicht und so bringt auch das etwas düstere Ende nicht mehr den gewünschten Quantensprung, er verdunkelt lediglich ein wenig den Abspann. Dennoch für Optik-Gourmets eine herbe Erfahrung, die sich für sehr lange Zeit ins Gehirn einbrennen wird.
7/10
 

kelte

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Re-cycle
9/10

Vorweg,- der Film bekam von mir nach der ersten Sichtung 10 Punkte, dabei spielte das visuelle Erlebniss sicherlich eine Rolle aber wesentlich effektiver empfand ich die Story. Einen Punkt ziehe ich nur ab, weil man in der ersten halben Stunde zu sehr mit Tsui beschäftigt ist und dabei den Zuschauer ablenkt ehe er visuell erschlagen wird im positiven Sinne.
Die Geschichte von Tsui ist eine böse Geschichte gepaart mit philosophischen Grundsätzen darüber, wie schnell man Dinge ablegt ohne darüber nachgedacht zu haben was für einen Wert diese hatten, haben oder mal besitzen werden. Der materielle Mensch hat kein Problem damit, in der Gegenwart Dinge abzulegen da er nur im Jetzt lebt. Im oberflächlichsten Sinne kann dies Wohlstandsmüll sein inmitten einer recyclebaren Plastikkultur. Dabei wird man so abgestumpft beim recyclen, das man nicht mehr unterscheidet was Wertvoll und was Billig ist. Was mit kleinen billigen Dingen funktioniert, funktioniert sicherlich auch mit Dingen die eher das Leben prägen oder gar begleiten können.
Und dies ist auch der Plot der Geschichte. Das Visuelle, was die Pang Brüder dabei erschaffen ist ein philosophisches Bonbon, was gelutscht wird und gut schmeckt. Es ist zu perfekt, so perfekt schon das sicherlich eine Menge den Kern übersehen. Oder aber dafür nicht zugänglich sind,- was kein Vorwurf ist, denn so funktionieren nunmal Filme. Jeder sieht es anders.
Re-cycle führt den Zuschauer und Tsui an einen Ort der Gespenstischer nicht sein kann. Warum ist dieser Ort so Gespenstisch, ein Ort wo Dinge abgelegt werden und dabei in Vergessenheit geraten? Wichtige wie Unwichtige Dinge.
Weil eben dieser Ort nicht real für Jedermann ist sondern nur von Tsui erschaffen wurde...oder für Tsui.
So ist die Essenz im Kern der Wahrheit von Tsui eben jene
das sie ein Kind abgetrieben hatte. Zynisch gedacht,- ein Kind kann man ja jetzt abtreiben..machen wir später wenns besser passt ein neues.
Dieser Grundgedanke ist sowohl im Film als auch in unserer realen Welt bei vielen ein falscher Trugschluss. Denn alles was mal entstand, was organisches, was lebendiges,- dessen man einfach ablegt. Was wenn sowas weiterlebt? Irgendwo in uns? Mag sein das dieses im verborgenen weiterlebt und uns in Ruhe lässt,- aber irgendwann einmal klopft etwas an der Tür und will be-endet werden.
Jeder erschafft einmal in seinem leben einen dunklen Ort. Grandios wie die Pang Brüder diesen poetische Aspekt verfilmt haben,- in einer der beeindruckensten Bildersprachen die es gibt. Als würde man sein Fleisch ablegen und den Geist abtauchen, explodieren lassen in einer Fantasie über den dunklen Ort. Wo Leben und Tot so dicht bei-einander liegt das es schwer ist diesen Ort zu "verstehen".
in diesem Sinne
danke fürs Lesen :)
ps. ich wollte den Film auch Re-cyclen. Tat ihn nochmal rein und wurde erschlagen. Auch für den Ton gehört diesen Film der allerhöchste Respekt. Schade um die erste halbe Stunde.
 

deadlyfriend

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AW: Re-cycle

Du befandst die Auflösung nicht für plakativ? Ich fand den erhobenen Zeigefinger schon sehr unangenehm.
 

kelte

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AW: Re-cycle

Du befandst die Auflösung nicht für plakativ? Ich fand den erhobenen Zeigefinger schon sehr unangenehm.
ich empfand es nicht plakativ. eigentlich ist der film ein frauenthema im männergewand. so dinge wie abtreibung beschäftigen frauen weit mehr, als man es vielleicht denkt. Und ich bin mir 100% sicher, das so manche frau durch eine solche entscheidung ihrer psyche nichts gutes getan hat.
der film hat eine denkweise aufgegriffen und diese konsequent durchgezogen, fast schon radikal mit seinem visuellen stilmittel. dabei hat er ein paar nebensätze aufgegriffen was Re-cyclen betrifft (wie das mit dem Vater, den Menschen "ohne Namen") etc.
davon ab kann man es als zeigefinger betrachten was der film macht (so ziemlich alles kann man mit dem zeigefinger deuten bis hin zur pseudointerpretation der ich erlegen sein könnte ohne es zu merken), ich zumindest kann mich mit der thematik identifizieren und dem tenor der dahintersteht (und wenn man dann im realen sowas interpretiert ala usa, würde "dort" der liberale mensch stehen und auf der anderen seite einer wie ich mitm schild "abtreibung ist mord!") :)
 

kelte

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AW: Re-cycle

die Tage nochmal gesehen,- der steht bei mir zu recht ganz oben in den Punkten.
den werde ich nie leid
 
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