Schwerter des Königs - Dungeon Siege

Despair

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Schwerter des Königs - Dungeon Siege


Der Inhalt in Kurzform: fieser Zauberer bedroht Königreich. Held zieht aus, ihn zu vernichten. Und nebenbei soll noch der Tod des Sohnes gerächt und die Ehefrau aus den Fängen des Miesnicks befreit werden. Piefiger Fantasy-Stoff von der Stange, gut abgehangen und zum zehntausendsten Mal wieder aufgewärmt. Aber das trifft wohl auf nahezu jeden klassischen Fantasy-Streifen zu. Es kommt vielmehr auf die Umsetzung an – und da schrillen beim Namen Uwe Boll bereits alle Alarmglocken. Dabei fängt der Film eigentlich recht gut an: ein Farmer, von allen Leuten Farmer genannt (!), bestellt wortkarg sein Feld und lebt mit Frau und Kind bescheiden aber glücklich vor sich hin. Bis zu dem Tag, an dem das nahegelegene Dorf von den Krugs überfallen und niedergemetzelt wird. Sein Sohn wird getötet, seine Frau verschleppt. Man ahnt also, warum die Rolle des Farmers mit Actionheld Jason Statham besetzt wurde.

Bis dahin ist alles recht solide in Szene gesetzt, doch schon beim ersten Auftauche der Krugs schwant einem Übles: ein paar in ranzige Bettvorleger eingewickelte, mit billig wirkenden Gummimasken ausgestattete Böslinge können einem gestandenen Ork nunmal nicht das Wasser reichen. Das denkt sich wohl auch Oberbösewicht Ray Liotta, also mischt er mit seinem ferngesteuerten schwarzen Ritter im Kampf kräftig mit – Magie macht's möglich. Dementsprechend ist es auch nicht so tragisch, wenn sein Alter Ego öfter mal ins Gras beißt (und dabei statt Blut schwarze CGI-Nebel versprüht): man hext einfach einen neuen herbei. Man merkt also schon: König Burt Reynolds hat's nicht leicht. Sieht man ihm aber garnicht an, da Mr. Reynolds' Schauspiel schon fast an Gesichtslähmung grenzt. Das gleicht aber sein giftkrötiger Neffe Matthew Lillard wieder aus, der den Brutus gibt und wild grimassierend durch die königlichen Gemächer tobt (was durchaus einen gewissen Unterhaltungswert hat). Glücklicherweise hat König Burt noch einen magischen Gegenpol zu „Saruman“ Liotta in der Hinterhand, nämlich „Gandalf“ John Rhys-Davies. Dieser hält seinen Chef nach einem fiesen Giftanschlag vom lieben Neffen auch gleich lange genug am Leben, um noch mit in die unvermeidliche Schlacht reiten zu können. Obwohl er irgendwie selbst genug Stress mit Töchterchen Leelee Sobieski hat, die offenbar mit dem bösen Ray was am Laufen hat. Ist aber eigentlich nicht weiter wichtig.

Was fehlt noch zum Fantasy-Glück? Natürlich, die epische Schlacht. Diese wird vorsorglich im Wald ausgetragen, damit nicht gleich offensichtlich wird, dass sie gar nicht so episch ausgefallen ist. Dafür gibt es Ninja-artige Kämpfer, die gekonnt durch die Botanik zwirbeln. Und Krugs, die sich selbst per Katapult an den nächstgelegenen Baum schießen. Und habe ich schon die Tarzan-Gedächtnis-Elben erwähnt, die sich an Lianen durch die kanadischen Wälder schwingen? Da bleibt kein Auge trocken...

Das alles klingt schön trashig und unterhaltsam, was es bis zu einem gewissen Grad auch ist. Wären da nicht noch die Dialoge, die aufgrund ihrer absolut inhaltslosen Dämlichkeit schon fast körperliche Schmerzen verursachen. In Verbindung mit der klischeehaften Geschichte sind sie dann auch der finale Todesstoß für dieses immerhin optisch halbwegs annehmbare Boll-Werk, das so gerne ein „Herr der Ringe“ wäre. Aber schlechtes Abkupfern und den Namen eines bekannten Computerspiels draufpappen reicht eben nicht, um auch nur annähernd an die Klasse des angepeilten Meisterwerks von Peter Jackson heranzukommen.

3/10 Punkte
 

crizzero

Filmvisionaer
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Sehr schöne Abrechnung, Despair! :hoch:

Ich habe mir den Schrott nach kurzem Reinzappen im TV nicht komplett angeschaut. Zu dämlich fand ich das Gesehene. Ich würde wohl wieder bolltypische 1/10 geben, wenn ich meine Zeit damit verschwendet hätte... :ugly:
 

Russel Faraday

Filmvisionaer
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AW: Schwerter des Königs - Dungeon Siege

[...] Wären da nicht noch die Dialoge, die aufgrund ihrer absolut inhaltslosen Dämlichkeit schon fast körperliche Schmerzen verursachen. In Verbindung mit der klischeehaften Geschichte sind sie dann auch der finale Todesstoß[...]

paßt 1:1 auf jeden "Star Wars"-teil ebenso. komisch, daß das dort niemanden stört... ;)
 

deadlyfriend

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AW: Schwerter des Königs - Dungeon Siege

Habe den Film nicht gesehen, aber die Besetzung liest sich ja mal erste Sahne:eek:
 

Despair

Filmvisionaer
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AW: Schwerter des Königs - Dungeon Siege

paßt 1:1 auf jeden "Star Wars"-teil ebenso. komisch, daß das dort niemanden stört... ;)

Bei der alten Star Wars-Trilogie merkt man, dass sie mit Liebe und Hingabe gemacht wurde. Der trashige Stil hat Charme, und die hohlen Dialoge haben wenigstens zündende Gags.

"Schwerter des Königs" ist hingegen ein unfreiwillig komischer Murks, dem eben dieser Charme völlig abgeht. Außerdem klaut Boll wirklich dreist beim Herrn der Ringe.
Dazu kommt noch, dass dieser Schrott um die 60 Millionen Dollar verschlungen hat...

Habe den Film nicht gesehen, aber die Besetzung liest sich ja mal erste Sahne:eek:

Dabei habe ich noch Ron Perlman unterschlagen. :D

Aber wie geschrieben: Burt Reynolds und John Rhys-Davies hatten offensichtlich keinen Bock, Ron Perlman hat nicht viel zu tun und Ray Liotta und Matthew Lillard sind gnadenlos am Overacten. Zumindest letzteres ist lustig anzuschauen.
 

Russel Faraday

Filmvisionaer
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AW: Schwerter des Königs - Dungeon Siege

Bei der alten Star Wars-Trilogie merkt man, dass sie mit Liebe und Hingabe gemacht wurde. Der trashige Stil hat Charme, und die hohlen Dialoge haben wenigstens zündende Gags.

ja, genau. "da! ich töte alle deine freunde" - "ich fühle, daß noch gutes in dir ist, vater" :D

"Angriff der Klonkrieger" ist hingegen ein unfreiwillig komischer Murks, dem eben dieser Charme völlig abgeht. [...]
Dazu kommt noch, dass dieser Schrott um die 120 Millionen Dollar verschlungen hat...
so paßt's. ;)

und was den "Herr der Ringe"-klau betrifft: JEDER fantasy-film danach hat sich mal mehr, mal weniger großzügig dort bedient. warum werden Boll-filme mit anderem maß gemessen als schund wie "Narnia" oder dieser drachenkinderfilm, dessen name mir grad nicht einfällt?

Boll ist ein grundsolider fantasy-film gelungen, der seine klaren schwächen (Burt Reynolds vor allem, aber der ist immer schwach, also bleibt er sich treu) hat, aber viel spaß macht. die effekte sind super, der look ebenfalls. alles andere als ein meisterwerk, aber der von dir beschriebene totalausfall ist der film doch nun wirklich nicht. da gibt es übleren filmischen dünnschiss ("Kampf der Titanen" - *brech*), der bei weitem nicht so niedergemacht wird. nur weil Boll draufsteht, sucht der geneigte zuschauer verbissen nach schwächen. aber jedem so, wie er's mag.

ich will bei einem film meinen spaß haben und nicht die ganze zeit drüber ablästern, wie beschissen schlecht er doch ist. meine zeit ist mir zu kostbar, um mich zweieinhalb stunden lang durch einen film zu quälen und hinterher abzulassen, daß er ja ach so übel ist.
 

crizzero

Filmvisionaer
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Boll ist ein grundsolider fantasy-film gelungen, der seine klaren schwächen (Burt Reynolds vor allem, aber der ist immer schwach, also bleibt er sich treu) hat, aber viel spaß macht. die effekte sind super, der look ebenfalls.

Oh mein Gott, die Effekte? Das war der letzte Dreck in meinen Augen. Und unter Boll spielt jeder noch so große Name scheiße, weil Boll einfach keine Ahnung hat, wie er aus Schauspielern Leistung herauskitzeln kann. An diesem lieblosen Fantasy-Schrott auch nur ein gutes Haar zu lassen, ist für mich vollkommen unmöglich. Da war mir Despair schon fast zu nachgiebig.

Deinen Vergleich zu einer zeitlosen Sci-Fi-Reihe wie "Star Wars" kannst du ohnehin nicht ernst meinen. Zu weit hergeholt wäre ja glatt untertrieben... :lol:
 

Despair

Filmvisionaer
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AW: Schwerter des Königs - Dungeon Siege

und was den "Herr der Ringe"-klau betrifft: JEDER fantasy-film danach hat sich mal mehr, mal weniger großzügig dort bedient.

Merick -> Gandalf
Gallian -> Saruman
Farmer -> Aragorn
Duke Fallow -> Gollum-artiger Pausenclown
Lianen-Schnepfen -> Elben aus Lothlorien
Krugs -> Orks
Brutstätte der Krugs -> Isengart
Dazu noch ein wenig Mordor-Flair hier und da, ist natürlich alles Zufall. :D

Sich dann noch einen bekannten Computerspielnamen zu sichern, um sich nicht einmal eigene Örtlichkeiten oder Monsterbezeichnungen ausdenken zu müssen, ist der Gipfel der Einfallslosigkeit.

warum werden Boll-filme mit anderem maß gemessen als schund wie "Narnia" oder dieser drachenkinderfilm, dessen name mir grad nicht einfällt?

Weil Bolls Filme fast immer lieblos heruntergekurbelt wirken. "Narnia" fand ich auch miserabel, zahme Kinderfantasy wie "Der goldene Kompass" ist ebenfalls nicht mein Ding. Zum Glück gibt es aber noch originelle Perlen wie "Der Sternwanderer", die sich nicht sehr an Tolkien orientieren. Dagegen kann dieser 0815-Schinken einfach nicht anstinken.

Boll ist ein grundsolider fantasy-film gelungen, der seine klaren schwächen (Burt Reynolds vor allem, aber der ist immer schwach, also bleibt er sich treu) hat, aber viel spaß macht. die effekte sind super, der look ebenfalls. alles andere als ein meisterwerk, aber der von dir beschriebene totalausfall ist der film doch nun wirklich nicht.

Für mich ist er genau das - ein Totalausfall. Die Gründe stehen ja in meiner Kritik. Am besten gefällt mir noch der Look, der nicht so glattgebügelt wirkt. Die Effekte sind allenfalls passabel, aber die Dialoge schlagen dem Fass den Boden aus und bewegen sich auf "Far Cry"-Niveau. Da hatte sogar "Dungeons And Dragons" mehr zu bieten.

nur weil Boll draufsteht, sucht der geneigte zuschauer verbissen nach schwächen.

Ich suche sie nicht, sie springen mich direkt an. :D Aber ich habe immerhin noch Hoffnung, dass mir mal ein Boll Film gefallen könnte. "Postal" und "Rampage" kenne ich nämlich noch nicht.

ich will bei einem film meinen spaß haben und nicht die ganze zeit drüber ablästern, wie beschissen schlecht er doch ist. meine zeit ist mir zu kostbar, um mich zweieinhalb stunden lang durch einen film zu quälen und hinterher abzulassen, daß er ja ach so übel ist.

Um das beurteilen zu können, muss ich mich doch bis zum Ende durchquälen. Was mir auch erst beim zweiten Versuch gelungen ist...
 

Leatherface

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AW: Schwerter des Königs - Dungeon Siege

den hab ich mir aufgenommen. Mal schauen, wann der geschaut wird.

Ich oute mich mal als Boll-Fan. Wahrscheinlich bin ich der einzige:D
 

kelte

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AW: Schwerter des Königs - Dungeon Siege

den hab ich mir aufgenommen. Mal schauen, wann der geschaut wird.

Ich oute mich mal als Boll-Fan. Wahrscheinlich bin ich der einzige:D
es gibt hier mehr Boll-schewisten als Kirmesmusikanten :nice:
der Film ist im Extented Cut ein gelungenes Fantasy Movie das natürlich nicht mit HdR mithalten kann aber trotzdem genug Stärken besitzt, dank Perlman und Statham die den Film tragen. Auch sind die Effekte besser als in manch anderem B-Movie. Sahnehäupchen ist wie immer der Audiokommentar vom Doktor mit den Stahlfäusten:)
 

Despair

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der Film ist im Extented Cut ein gelungenes Fantasy Movie das natürlich nicht mit HdR mithalten kann aber trotzdem genug Stärken besitzt, dank Perlman und Statham die den Film tragen.

Meine Kritik bezieht sich nicht auf den Extended Cut, aber ich glaube nicht, dass sie großartig anders ausgefallen wäre. :D

Statham spielt Statham, wie immer. Er ist halt von Natur aus die coole Sau, da stört auch die kaum vorhandene Mimik nicht. Perman wird leider unter Wert verkauft, da er nur eine unbedeutende Nebenrolle abgekriegt hat. Aber möglicherweise sieht das im Extended Cut ja anders aus.
 
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