Der tödliche Kreis

deadlyfriend

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#02 25.07.11 deadlyfriend
 
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Der tödliche Kreis


Wenn man sich im Jahr 2011 für einen Film interessiert, geht man normalerweise ins Kaufhaus oder bestellt ihn per Knopfdruck im Internet. Wenn mal ein etwas schwierigerer Fall dabei ist, schaut man bei den Auktionshäusern nach. Wenn es dann ganz hartnäckig wird, landet man dann auch mal bei der VHS. Vorausgesetzt man interessiert sich wirklich für den Film und verbringt nicht seine Zeit damit, Pixel und Weichzeichner auf dem Bildschirm zu suchen.
In den meisten Fällen ist man erfolgreich und ab und an muß man auch für das Objekt der Begierde etwas tiefer in die Tasche greifen. Im vorliegenden Fall nützt das fast alles nichts, sofern man ihn nicht mit griechischen Untertiteln sehen möchte, da es dort wohl zumindest mal eine VHS gab. Ansonsten hilft nur viel Geduld. In diesem Fall sogar mehr als 30 Jahre.

1978 lief er nämlich auf der Berlinale und wurde 1980 sogar mal im ZDF gezeigt. Damit hat es sich auch schon, da wohl keine vernünftige Kopie mehr existiert. Das Filmmuseum in München hat nun keine Mühen gescheut und sich von der RAI eine Sendekopie besorgt, um sie am 24.07.2011 einmalig einem interessierten Publikum vorzuführen. Da die Fassung natürlich nur auf italienisch vorlag, hat man live während der Aufführung die Untertitel getippt und auf die Leinwand platziert.
Nebenbei bemerkt ist das Kino im Filmmuseum wirklich unheimlich schön und es herrscht eine tolle Atmosphäre. Dies lag aber auch am Publikum, da hier wirklich Filmfreaks saßen. Kein Popcorn, kein ploppen von Bierflaschen, kein SMS Geschreibe, sondern absolute Ruhe. Herrlich!

Nachdem der "Gastgeber" einige erklärende Worte zum Film und auch zu den oben erwähnten Beschaffungsmaßnahmen zum Besten gab, ging es los. Der Film beginnt passenderweise in einem Kino.

Dort ist ein Western zu sehen (hierfür gaben sich William Berger und Giuliano Gemma die Ehre), der die Hütte zwar nicht voll macht, aber dennoch einige Gäste anzieht. Diese lernt man kurz vor dem Film und auch während der Vorstellung ein wenig kennen. Kurz vor dem Showdown des Films im Film, kommt noch ein weiterer Gast ins Kino. Dieser wird aber nach kurzer Zeit erschossen.
Die sofort herbeigerufene Polizei riegelt das Kino ab und beginnt sofort mit den Ermittlungen. Immerhin handelt es sich bei dem Toten um ein ehemaliges Mitglied des Verteidiungsmisteriums. Durch die Befragungen kommt man aber nicht weiter und versucht den Vorfall mit allen anwesenden Personen zu rekonstruieren. Jeder soll sich an den Platz setzen den er auch vorher bei der Vorstellung besetzt hatte. Die Rolle des Opfers soll einer der Angestellten des Kinos übernehmen. Der Film startet erneut und an der gleichen Stelle des Films geschieht ein zweiter Mord im Kino. Die Polizei ist völlig ratlos..........

Regisseur Giuliano Montaldo drehte diesen Streifen 1978 für das Fernsehen. Dabei liefert er einen wirklich spannenden Thriller ab, der aber auch durchaus sehr gelungene komödiantische Einlagen bietet. Diese sind aber nicht so dominant, das sie den Handlungsverlauf stören würden. Sie sind eher belebende Elemente, die immer wohl dosiert in das Geschehen eingebracht werden. Der komplette Film spielt nur im Kino, aber das weiß Montaldo geschickt zu nutzen. Einige wirklich sehr gute Einstellungen sind zu sehen, was vor allem auch durch den Western-Hintergrund äußerst interessant ist. Die Kinoplakate im Vorraum bieten ebenfalls Einiges, da man dann doch den ein oder anderen Klassiker des italienischen Genre-Kinos erkennen kann. Atmosphärisch ist der Film nämlich genau dort angesiedelt. Auch einige Darsteller hat man schon mal in einem Giallo, oder aber auch in einem Spaghetti-Western gesehen.
Die Geschichte selbst wird von Minute zu Minute mysteriöser, da sie sich langsam von den Gesetzen unserer Logik entfernt. Deshalb kann man nie ganz sicher sein, ob man es hier wirklich mit einem reinrassigen Thriller zu tun hat, oder ob doch etwas Übernatürliches am Werk ist. Aber seht selbst.
Für den Italo-Freund ist der Film aber auf jeden Fall ein Genuß.
 
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