Cocktail für eine Leiche

Tarantino1980

Screenplay
Teammitglied
Registriert
25 Aug. 2008
Beiträge
23.312
Ort
Città di Giallo
Filmkritiken
219

Cocktail für eine Leiche


Die Idee ein Theaterstück zu verfilmen, es dabei aber weiterhin wie ein Theaterstück aussehen zu lassen, nur mit den kameratechnischen Vorteilen eines Films kann nur von einem stammen. Die Rede ist natürlich von Alfred Hitchcock. Auch wenn bei diesem Film vieleicht nicht so eine extreme Spannung aufgebaut wurde wie bei seinen anderen Meisterwerken, so muss man hier, gerade als Filmfan, einfach sein Handwerk bewundern. Man bekommt im Grunde eine erweiterte Theaterbühne als Handlungsort geboten. Natürlich hätte man das Ganze auch in einem normalgroßen Haus drehen können, nur dann wäre es nichts besonderes mehr gewesen. Die Kunst lag daran das originale Theaterstück Rope´s End von Patrick Hamilton genauso zu adaptieren wie es Hitchcock getan hat. Zum einen hat er es geschafft den Charme eines Theaterstücks zu erschaffen, zum anderen aber auch die üblichen Stilmittel aus einem Film zu benutzen. Der begeisteirte Filmfan wird hier so einige Kamerawinkel finden die einfach nur, vorallem aus damaliger Sicht, da der Film 1948 entstanden ist, einfach nur phänomenal sind. Vorallem wenn man bedenkt wie groß im Grunde der Handlungsort nur war. Der Film wirkt als ob er ein einem Take gefilmt worden wäre, da es aber zu dieser Zeit nur 10 minütige Filmrollen gab musste Hitchcock leider Schnitte machen, welche aber sehr subtil in den Film eingebaut worden sind. Ich bin mir sicher das Hitchcock später diesen Film tatsächlich nur in einem einzigen Take gedreht hätte, aber dazu fehlte ihm damals leider die notwendige Technik.

Genauso wie bei einem Theaterstück treten nach und nach immer mehr Charaktere in Erscheinung welche die Handlung vorantreiben. Die drei Hauptcharaktere Brandon Shaw (John Dall), Phillip Morgan (Farley Granger) und Rupert Cadell (James Stewart) harmonieren wirklich perfekt und treiben im Laufe des Filmes ein regelrechtes Katz und Maus spiel. Es war schön mit anzusehen wie die drei zusammen spielen. Stewart wie gewohnt gut, aber auch Dall und Granger wussten zu überzeugen. Ursprünglich sollte Cary Grant die Rolle des Rupert Cadell übernehmen aber so gerne ich Grant auch sehe denke ich das James Stewart dafür die bessere Wahl war, auch wenn dieser nur durch die Absage von Grant überhaupt in Erwägung gezogen worden ist. Aber ich finde er harmoniert einfach besser mit Dall und Granger. Wenn ich mir hingegen Granger und Dall mit Cary Grant vorstelle, könnte ich mir Vorstellen das der Focus eher auf Grant gerichtet ist und die anderen beiden einfach zu sehr in den Hintergrund gerückt worden wären. Der Rest des Cast´s ist eigentlich nur nettes Beiwerk um die Handlung etwas transparenter zu machen. Im Grunde ist niemand der anderen in der Lage gewesen, den drei Herren das Wasser zu reichen.

Dieser Film richtet sich zum einen an Theaterfreunde zum anderen an absolute Hitchcock Fans. Ich glaube das Leute, die einen lupenreinen Thriller oder Krimi erwarten, entäsucht sein könnten von diesem Film. Wenn man aber als Filmfan sich ein Stück Filmgeschichte ansehen will und sich dann auch noch für die Tatsache begeistern kann das dieser Film wirklich komplett an einem Ort, welcher noch begrenzter als bei Das Fenster zum Hof ist, der sollte umbedingt einen Blick riskieren. Allen anderen rate ich eher von diesem Hitchcock ab, da die Gefahr einfach zu groß ist das man enttäuscht wird bzw. ein falsches Bild über diesen Mann erhalten könnte.

Wertung: 8.5/10
 
Zuletzt bearbeitet:

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.003
Ort
Garma
Filmkritiken
185
AW: Cocktail für eine Leiche

Der Film wirkt als ob er ein einem Take gefilmt worden wäre, da es aber zu dieser Zeit nur 10 minütige Filmrollen gab musste Hitchcock leider Schnitte machen, welche aber sehr subtil in den Film eingebaut worden sind. Ich bin mir sicher das Hitchcock später diesen Film tatsächlich nur in einem einzigen Take gedreht hätte, aber dazu fehlte ihm damals leider die notwendige Technik.


Das ist für mich das gigantische am Film. Diese Überblendungen um den Rollenwechsel zu kaschieren finde ich einfach nur phänomenal.
 

Tarantino1980

Screenplay
Teammitglied
Registriert
25 Aug. 2008
Beiträge
23.312
Ort
Città di Giallo
Filmkritiken
219
AW: Cocktail für eine Leiche

Das ist für mich das gigantische am Film. Diese Überblendungen um den Rollenwechsel zu kaschieren finde ich einfach nur phänomenal.

Alleine die Idee gehabt zu haben einen Film wie ein Theaterstück zu drehen, aber dann doch die üblichen Stylmittel eines Filmes zu benutzen fand ich sehr genial! Die Überblendungen waren sehr gut und ich bin mir nochnichtmal sicher ob ich alle überhaupt mitbekommen habe weil ich von der Handlung so gefesselt war.
 

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.003
Ort
Garma
Filmkritiken
185
AW: Cocktail für eine Leiche

Alleine die Idee gehabt zu haben einen Film wie ein Theaterstück zu drehen, aber dann doch die üblichen Stylmittel eines Filmes zu benutzen fand ich sehr genial! Die Überblendungen waren sehr gut und ich bin mir nochnichtmal sicher ob ich alle überhaupt mitbekommen habe weil ich von der Handlung so gefesselt war.


Die sind meistens daran zu erkenen, das du nichts im Bild siehst und immer das Gefühl hast, das etwas vor der Linse steht. Ein Sessel beispielsweise an dem die Kamera entlang gleitet. Für kurze Zeit sieht man die Rückwand. In diesem Moment tauscht er die Rolle und gleitet am Sessel vorbei zurück zur Szenerie. Davon gibt es verschiedene Variationen. Ich müsste ihn mir auch nochmal ansehen und genauer drauf achten. Ist bestimmt spaßig.


Die Idee einen Film eher wie ein Theaterstück zu drehen hatte er glaube ich aber bereits in den 20er oder 30er Jahren. Bei "Sir John" wenn ich mich richtig erinnere, aber das kann auch falsch sein.
 

Tarantino1980

Screenplay
Teammitglied
Registriert
25 Aug. 2008
Beiträge
23.312
Ort
Città di Giallo
Filmkritiken
219
AW: Cocktail für eine Leiche

Die sind meistens daran zu erkenen, das du nichts im Bild siehst und immer das Gefühl hast, das etwas vor der Linse steht. Ein Sessel beispielsweise an dem die Kamera entlang gleitet. Für kurze Zeit sieht man die Rückwand. In diesem Moment tauscht er die Rolle und gleitet am Sessel vorbei zurück zur Szenerie. Davon gibt es verschiedene Variationen. Ich müsste ihn mir auch nochmal ansehen und genauer drauf achten. Ist bestimmt spaßig.

Wie gesagt ein paar sind mir bei der Sichtung aufgefallen. Wenn man sich genau darauf fixiert wird man bestimmt alle sehen, aber man ist halt immer wieder so abgelenkt von der Handlung :D

Die Idee einen Film eher wie ein Theaterstück zu drehen hatte er glaube ich aber bereits in den 20er oder 30er Jahren. Bei "Sir John" wenn ich mich richtig erinnere, aber das kann auch falsch sein.

Den kenne ich ja leider noch nicht. Aber er befindet sich ja seit kurzem auch in meiner Sammlung also werde ich ihn mir früher oder später auch einmal ansehen.
 

SAB

Filmgott
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
7.351
Ort
Mönchengladbach
Filmkritiken
43
AW: Cocktail für eine Leiche

Super Kritik zu einem meiner Lieblings-Hitchcocks!:hoch:
Jetzt habe ich gerade unheimlich Lust den wieder mal anzuschauen!
 

Johannesbk

Leinwandlegende
Registriert
6 Dez. 2008
Beiträge
5.509
Ort
Ein Ort so schön wie Hyrule
Filmkritiken
0
AW: Cocktail für eine Leiche

Wie immer eine gelungene Kritik von Tarantino 1980
Gute Filme altern nicht wirklich. Zu letzt irgendwann in früher Jugend angesehen. Damals nur als Film betrachtet. Heute mit mehr Hintergrundwissen kommt die Genialität der Drehtechnik und des Stücks noch viel besser herüber. Wobei was die Nebenfiguren wie vor allem die Haushälterin in Beziehung zum Ex-Lehrer angeht ebenso wichtig erscheinen wie die Hauptfiguren selber. Allein die Szene wo sich Mrs. Wilson mit Rupert unterhält und dann jäh daran erinnet wird, dass sie nur die Haushälterin ist. Oder wo sie die Truhe abräumt:hoch:
Insgesamt ein Meisterwerk, deshalb von mir 10/10
 

Tarantino1980

Screenplay
Teammitglied
Registriert
25 Aug. 2008
Beiträge
23.312
Ort
Città di Giallo
Filmkritiken
219
AW: Cocktail für eine Leiche

Wie immer eine gelungene Kritik von Tarantino1980

Danke! Freut mich zu hören das Dir sowohl meine Kritik als auch der Film gefallen haben!

Gute Filme altern nicht wirklich. Zu letzt irgendwann in früher Jugend angesehen. Damals nur als Film betrachtet. Heute mit mehr Hintergrundwissen kommt die Genialität der Drehtechnik und des Stücks noch viel besser herüber.
Insgesamt ein Meisterwerk, deshalb von mir 10/10

So geht es mir mit sovielen älteren Filmen. Früher konnte ich mit vielen "Filmperlen" nichts anfangen bzw. habe sie irgendwie nie gesehen. Aber das hat sich zum Glück in den letzten Jahren geändert und je mehr man sich mit dem Thema Film beschäftigt, desto unweigerlicher kommt man an z.B. einem Alfred Hitchcock vorbei. Dieser Mann war einfach ein Genie in meinen Augen!

Cocktail für eine Leiche ist nur einer seiner vielen Filme, wo er aus meiner Sicht, die Filmwelt sehr mit geprägt hat. Die gesamte Inszenierung des Filmes als Theakterstück ist wirklich gigantisch und das in Verbindung mit dem tollen Cast macht diesen Film wirklich zu einem Must see für jeden Hitchcock Fan!
 
Oben