Tokyo Godfathers

TheBjoern

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Filmkritiken
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Tokyo Godfathers


Tokyo Godfathers ist der dritte Film vom -viel zu früh verstorbenen- Regiemeister Satoshi Kon. Dem zu Folge handelt sich um ein Anime. Doch wer Satoshi Kon kennt weiß, dass seine Filme einen besonderen Stellenwert unter dem japanischen Animationskino einnehmen. Seine Art Geschichten zu erzählen ist eher komplex und arbeitet auf verschiedenen (Traum)ebenen. Realität und Fiktion haben keine klare Trennung. Man könnte seinen Stil neumodern als „Mindfuck“ bezeichnen, doch würde ich selbst diesen Ausdruck nicht verwenden. Zu unästhetisch wirkt dieser Ausdruck, findet sich in seinen Bildern doch eine gewisse Poesie wieder, die man nicht unbedingt auf den ersten Blick erahnen mag.

Doch zurück zu Tokyo Godfathers. Bei diesem Film ging Satoshi Kon einen anderen Weg. Es wird eine (für Kon) gerade zu gewöhnliche Geschichte erzählt ohne weitere Ebenen, in denen man sich verlieren könnte.
Es ist Weihnachten und wir begleiten drei Obdachlose in den Straßen von Tokyo. Die drei könnten nicht unterschiedlicher sein. Ein ungefähr 48 jähriger Mann, ein langer großer Transvestit und ein ungefähr 15 jähriges Mädchen. Bei ihrer nächtlichen „Abfall-Sammel-Touren“ finden sie zwischen den ganzen Müll ein Findelkind. Der Transvestit entdeckt seine „Muttergefühle“ und möchte am liebsten das Kind behalten. Der Tatsache bewusst, dass Obdachlose nicht wirklich für ein Kind sorgen können, wollen sie die leibliche Mutter des Kindes ausfindig machen, damit diese Stellung zu ihrer Tat nehmen kann. Einfach der Polizei übergeben möchten sie das Kind auch nicht, denn es hat ein Anrecht aufrichtig geliebt zu werden. So beginnt eine abenteuerliche Reise quer durch Tokyo.


So dramatisch dieser Auftakt klingen mag, so tendiert Tokyo Godfathers mehr zu einer Komödie. Das besondere in dieser Geschichte sind vor allem die skurrilen Charaktere. Jede der drei Person besitzt ein starkes und individuelles Profil, bei dem das Zusammenspiel nur von profitieren kann. Es kommt zu Verfolgungsjagden und Entführungen. (Einmal mehr zeigt sich, dass Satoshi Kon als Lynch des Animes bezeichnet wird) So überspitzt mache Situation oder Ausdrucksweise dargestellt wird, steckt doch viel Wahrheit in dem Gesehenen.
Auf ihrer Reise wird ihnen immer mehr bewusst warum sie dort gelandet sind, wo sie nun leben. Die wachsende Zuneigung zum Kind lässt sie daran erinnern, welche Schicksale sie selber durchmachen mussten.


Letztendlich muss ich zugeben, das Tokyo Godfathers für mich sein schwächster Film aber keinesfalls ein schlechter Film ist.
Eine ruhige Inszenierung war nie die Art von Kon. Doch ist dies sein hektischster Film. Das dauerhafte „Overacting“ der Charaktere und das permanente Geschrei des Kindes lässt niemals Ruhe aufkommen und hat mich auf Dauer ganz wirr im Kopf gemacht. Obwohl das für mich der einzige Kritikpunkt ist, ist er doch schwerwiegend. Die Charaktere sind toll, die Handlung gut durchdacht und besitzt letztendlich auch mehrere Ebenen, aber subtilere. Doch konnte ich es nicht vollkommen genießen, da sich die Inszenierung mir zu sehr aufdrängte.


7/10
 
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