My Son, My Son, What Have Ye Done

kelte

Filmvisionaer
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#02 04.02.11 kelte
 
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kelte

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My Son, My Son, What Have Ye Done


Mein Sohn, mein Sohn, was hast du getan?! Wenn dieser Satz von einer Mutter kommt ist meist was passiert, etwas was den normalen Alltag eines scheinbar normalen Menschen in einem Zeitraum verändert oder unwiderruflich verändern wird.

Detectiv Havenhurst (W. Dafoe) wird zu einem Tatort gerufen. Der Täter, Brad Maccallum, hat mit einem Schwert jemanden getötet und hält angeblich zwei Geiseln im Haus fest. Vor Ort trifft er die Freundin des Täters sowie seinen Freund und Mentor (Udo Kier) vom Theater.
In Rückblicken wird eine Erklärung und Lösung gesucht während im Haus der Täter immer mehr in griechische Mythologien, Chaos und Wahnsinn verschwindet.
My Son ist der neue Film von Werner Herzog und wurde von David Lynch produziert. Dazu noch ein gut aufgelegter, was bedeutet diabolisch spielenden, Michael Shannon und man kann sich als Fan des avantgardistischen Kinos denken wohin die Reise geht. Diese Geiselnahme wird nicht "typisch" wie in Hollywood Filmen dargestellt, weder actionreich noch arg dramatisch an Herzzereissenden Dialogen. Was in so einem Film entsteht ist vergleichbar mit einer greifbaren Reise in den Geisteszustand des Täters. In Rückblenden nimmt man Teil wie es zu diesem Tag kommt. Dazu taucht man die Dialoge, die Umgebung in Metaphern und Mythologien. Hier ist es die Griechische jedoch muss man dazu diese nicht bis ins Detail kennen, denn diese Form von Wahnsinn hat zwar viele Kleider aber unter dem Stoff wandert fast immer dieselbe Haut von Mensch.

So ist der Film definitiv kein Futter für jedermann, nichtmal für jeden Liebhaber von Lynch oder Herzog wenn man beide Talente primär auf ihre eigenen Werke fixiert,- denn hier haben beide diese Geschichte in einen eigenen cineastischen Kosmos metamorphisch verwoben. Man muss sowas mögen und Lust darauf haben, Lust dorthin zu schauen wo Nichts sein könnte, denn das was langweilig oder nichtssagend wirkt, kann oft das Detail sein. Und so übersieht man die Puzzlestücke zum Ganzen, so wie es die Menschen aus Brad´s Umgebung übersehen haben könnten.

Die Frage ist nur,- wenn man etwas erkennt, wie kann man es auch aufhalten? Diese Frage wird nicht beantwortet. Was zurück bleibt ist ein beklemmendes Gefühl. Denn während, beispielsweise ein Terry Gilliam mit Fantasy Motiven eine geistige Parallelwelt erschafft, so erschaffen Herzog und ganz klar auch die Handschrift von Lynch hier mit realen Motiven, mit der Umgebung und gezielten darstellerischen Metaphern einen Dämon der überall wohnen kann. Für mich ist genau das die Kunst von Arthaus Kino. Auf engen Raum etwas erschaffen wofür andere Welten benötigen.

Fazit,- zur Höchstnote reicht es nicht ganz, vielleicht später mal denn der Film möchte irgendwann nochmal gesehen werden. Einfach nur um die Gesten von Brad nochmal zu analysieren. Oder die Umgebung des Filmes. Irgendwie Grossartig aber gewiss nicht so leicht durchschaubar wie es auf dem ersten Blick wirkt...
 
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