Pi

deadlyfriend

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AW: Pi

Pi



9:13 Privatnotiz

Als ich noch sehr klein war, sagte meine Mutter mir, dass ich nicht in die Sonne starren soll. Doch als ich 6 Jahre alt war, tat ich es.


Das Mathematikgenie Max beschäftigt sich mit der Entschlüsselung eines Musters bei Aktienkursen. Dabei wird er von heftigen Schmerzattacken geplagt, die einen außerordentlichen Konsum von Schmerztabletten nach sich ziehen.
Obwohl er seine Versuche als gescheitert erklärt, spuckt der Computer eine Zahl aus, bevor er den Geist aufgibt. Nachfolgend wird er von irgendwelchen Börsenhaien verfolgt und auch eine Gruppe von Juden ist ihm auf den Fersen, da er ihnen helfen soll die Tora mathematisch zu entschlüsseln. Alles dreht sich um eine 216 stellige Zahl, die ihn langsam aber sicher in den Wahnsinn treibt.

2:50 Ich drücke Return

Menschen stehen blutend in der U-Bahn Station, andere verschwinden aus einem fahrenden Zug und was machen all die Ameisen in seiner Wohnung? Wieso liegt da ein Gehirn am Fuße der Treppe?

17:55 Privatnotiz

Der zweite Anfall innerhalb von 24 Stunden


Regisseur Darren Aronofsky hat hier mit seinem Erstling ein unglaubliches Meisterwerk abgeliefert. Die Kameraführung ist fantastisch und bringt mit wenigen Kniffen eine mörderische Spannung ins Geschehen. Genie oder Wahnsinn? Das gilt für den Hauptprotagonisten genauso, wie für den Mann hinter der Kamera. Der Film besteht aus einem unglaublich hohen schwarz/weiß Kontrast. Das Weiß wirkt überbelichtet und Graustufen sind nur selten zu vernehmen. Die Paranoia im Film wird durch diese fulminante Optik total verstärkt. Wenn die Kamera dann nur noch sein Gesicht zeigt, während er durch die Straßen hetzt, ist durch den hohen Kontrast ein äußerst ungewohntes, aber fantastisches Filmerlebnis gegeben.

10:18 Ich drücke Return

Unterstützt wird das Alles durch einen unglaublich starken Soundtrack. Neben Cint Mansell, der den Hauptrack geschrieben hat, geben sich Orbital, Autechre und Massive Attack die Klinke in die Hand und bieten einen Electroscore vom Allerfeinsten.

Mathematik ist die Sprache der Natur

Darren Aronofsky, der uns bereits mit "Requiem for a dream", "The Fountain" und "The Wrestler" mehrfach in Staunen und Entzücken versetzt hat, macht Filme wie sie unterschiedlicher kaum sein können. Die einzige Parallele liegt in der Visualisierung des Tablettenkonsums zu "Requiem for a dream". Ansonsten stellt jeder Film etwas völlig Eigenes dar. Dies rechne ich ihm hoch an und sehe ihn als den besten und auch innovativsten Regisseur der Neuzeit, da Kollege Nolan sich ja derzeit lieber mit Comics beschäftigt.

17:22 Privatnotiz

Als ich noch sehr klein war, sagte meine Mutter mir, dass ich nicht in die Sonne starren soll. Doch als ich 6 Jahre alt war, tat ich es.



TOP-Empfehlung für aufgeschlossene Geister!
 

Darkknight666

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Gehört hab ich schon von dem Film doch rangetraut hab ich mich nie, ich glaube aber nach der Kritik sollte ich ihn mir doch mal zulegen.
 

Die wilde 13

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AW: Pi

Vielen, vielen Dank für diese tolle (und außergewöhnliche) Kritik!
Da schließe ich mich gerne an :hoch:
Pi ist der einzige Aronofsky,den ich noch nicht kenne.Nach dieser Kritik habe ich bei Amazon soeben die Arthaus Collection Version bestellt,damit ich bald diese Lücke schließen kann.:)
 

deadlyfriend

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Da schließe ich mich gerne an :hoch:
Pi ist der einzige Aronofsky,den ich noch nicht kenne.Nach dieser Kritik habe ich bei Amazon soeben die Arthaus Collection Version bestellt,damit ich bald diese Lücke schließen kann.:)


Freut mich ungemein:D Ich bin sehr gespannt wie du ihn findest. Der ist aber wirklich ein wenig seltsam. Gut, sind seine anderen Filme auch;) Allerdings hat dieser hier gerade mal 60000 Dollar gekostet. Visuell kannst du jetzt natürlich keine Effekte wie in "The Fountain" oder "Requiem for a dream" erwarten. Aber er zeigt das man nicht Hunderte von Millionen benötigt, um einen guten Film zu drehen. Ideenreichtum und eine Geschichte reicht oftmals auch.
 

Russel Faraday

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feines filmchen. auch für einen mathe-muffel wie mich jederzeit nachvollziehbar. und wer kennt nicht das gefühl, eine regelmäßigkeit in der unregelmäßigkeit finden zu wollen?

"pi" stellt diese besessenheit, im chaos eine ordnung finden zu wollen, sehr anschaulich dar. habe selber schon an mir bemerkt, daß ich manchmal ein system sehen will, wo es keines gibt. als ollen "turm"-fanatiker ist es naheliegend, überall eine 19 sehen zu müssen. und wißt ihr was? wenn man sie sehen will, sieht man sie!!! ;)

man merkt dem film allerdings deutlich an, daß hier ein kurzfilmer am werk ist, was der regisseur (leider) auch noch in "requiem..." über gebühr strapaziert. in "pi" paßt es, in "requiem..." nervt es, weshalb ich mit letzterem auch ziemlich auf kriegsfuß stehe.
 

deadlyfriend

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man merkt dem film allerdings deutlich an, daß hier ein kurzfilmer am werk ist, was der regisseur (leider) auch noch in "requiem..." über gebühr strapaziert. in "pi" paßt es, in "requiem..." nervt es, weshalb ich mit letzterem auch ziemlich auf kriegsfuß stehe.


Das sehen wir dann widerum völlig konträr. "Requiem" ist für mich die unangefochtene Nummer 1 im Drogenfilm. Inhatlich, visuell und auch darstellerisch. Da kommt bei mir nichts drüber. Was meinst du mit dem "Kurzfilmer"? Seine 3 Filme zuvor sind mir nicht bekannt. Ich weiß nicht was das für welche waren. Studentenarbeiten?
War die "Requiem" zu langatmig, oder zuviel Input innerhalb der Spieldauer?
 

Russel Faraday

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[...]
War die "Requiem" zu langatmig, oder zuviel Input innerhalb der Spieldauer?

ich meine da vor allem diese kurzfilmüblichen schnitte und großeinstellungen. mag das bei einem film von 10 oder 15 minuten ok sein, ist es (für mich zumindest) auf spielfilmlänge einfach nur nervend und ermüdend. "pi" hat solche szenen auch, aber nicht so übertrieben wie "requiem..." bei letzterem haben mich auch die darsteller tierisch genervt, weshalb der film auch deshalb bei sichtungsversuchen stets durchgefallen ist. naja, man muß ja nicht immer alles gut finden.
 

deadlyfriend

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ich meine da vor allem diese kurzfilmüblichen schnitte und großeinstellungen. mag das bei einem film von 10 oder 15 minuten ok sein, ist es (für mich zumindest) auf spielfilmlänge einfach nur nervend und ermüdend. "pi" hat solche szenen auch, aber nicht so übertrieben wie "requiem..."

Okay, dann magst du wahrscheinlich den inszenatorischen Stil nicht. Kann passieren! Passiert mir bei diversen Filmen auch gelegentlich.

bei letzterem haben mich auch die darsteller tierisch genervt, weshalb der film auch deshalb bei sichtungsversuchen stets durchgefallen ist. naja, man muß ja nicht immer alles gut finden.

Das kann ich jetzt dagegen nicht so richtig nachvollziehen. Alleine Jennifer Connelly fand ich einfach nur Spitzenklasse. Aber okay, wenn einem ein Film nicht gefällt, ist man oftmals dann auch auch von anderen Dingen zusätzlich genervt. Du hast aber ansonsten nichts gegen die Darsteller?
 

Russel Faraday

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[...]
Das kann ich jetzt dagegen nicht so richtig nachvollziehen. Alleine Jennifer Connelly fand ich einfach nur Spitzenklasse. Aber okay, wenn einem ein Film nicht gefällt, ist man oftmals dann auch auch von anderen Dingen zusätzlich genervt. Du hast aber ansonsten nichts gegen die Darsteller?

nein, ganz im gegenteil. Jennifer Connelly ist eine für mich ungemein attraktive frau, die auch ordentlich schauspielern kann.

vielleicht waren die erwartungen nach "pi" auch einfach zu hoch, aber an "requiem..." bin ich einfach nicht rangekommen, und daran wird sich nun wohl auch nichts mehr ändern. kann man nix machen. ich hab da kein problem mit. gibt ja noch genügend andere filmfische im filmteich. ;)
 

deadlyfriend

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nein, ganz im gegenteil. Jennifer Connelly ist eine für mich ungemein attraktive frau, die auch ordentlich schauspielern kann.


Na dann bin ich ja beruhigt;)

vielleicht waren die erwartungen nach "pi" auch einfach zu hoch, aber an "requiem..." bin ich einfach nicht rangekommen, und daran wird sich nun wohl auch nichts mehr ändern. kann man nix machen. ich hab da kein problem mit. gibt ja noch genügend andere filmfische im filmteich. ;)

Versuch ihn in 20 Jahren nochmal:D Nach den nächsten 47 Comicverfilmungen, 86 Remakes und 128 3D Blockbuster, siehst du ihn in anderm Licht:nice:

Trotzdem noch was: Die Musik in Pi und auch in Requiem halte ich für obere Liga. Hat dir die auch nicht gefallen? Beide von Clint Mansell. Das Stück von Requiem wurde ja nachfolgend inflationär verwendet.
 

Russel Faraday

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Na dann bin ich ja beruhigt;)



Versuch ihn in 20 Jahren nochmal:D Nach den nächsten 47 Comicverfilmungen, 86 Remakes und 128 3D Blockbuster, siehst du ihn in anderm Licht:nice:

Trotzdem noch was: Die Musik in Pi und auch in Requiem halte ich für obere Liga. Hat dir die auch nicht gefallen? Beide von Clint Mansell. Das Stück von Requiem wurde ja nachfolgend inflationär verwendet.

"lux aeterna"
na sischer dat. Clint Mansell hat's drauf. kommt selten vor, daß ich die musik zu einem film super finde, wenn ich den film nicht mag.
 

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"lux aeterna"
na sischer dat. Clint Mansell hat's drauf. kommt selten vor, daß ich die musik zu einem film super finde, wenn ich den film nicht mag.


Deswegen wollte ich mich irgendwann auch nochmal mit "Pop will it itself" beschäftigen. Nicht das mir damals was entgangen ist:D
 

Russel Faraday

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Deswegen wollte ich mich irgendwann auch nochmal mit "Pop will it itself" beschäftigen. Nicht das mir damals was entgangen ist:D

wußte gar nicht, daß Mansell vorher mal ne band hatte. erinnert mich an Danny Elfman mit seinen "The Mystic Knights of the Oingo Boingo" oder Graeme Revell mit SPK. schade, daß letzterer niemals den sprung nach oben geschafft hat und mittlerweile für B- und C-filmchen herhalten muß. dabei sah's nach "the crow" soooo gut aus. :(
 

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wußte gar nicht, daß Mansell vorher mal ne band hatte. erinnert mich an Danny Elfman mit seinen "The Mystic Knights of the Oingo Boingo" oder Graeme Revell mit SPK. schade, daß letzterer niemals den sprung nach oben geschafft hat und mittlerweile für B- und C-filmchen herhalten muß. dabei sah's nach "the crow" soooo gut aus. :(


Das ist Graeme Revell ja schon von SPK gewohnt;) Die wollten damals leider auch nur wenige hören. Habe noch die "Machine Age Voodoo" und die "Metaldance" Maxi im Regal.
Mansell wurde wohl von Aronofsky zur Filmmusik gebracht. Die scheinen befreundet zu sein.
 

Despair

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Erstklassige Kritik zu einem wunderbar gestörten Film. War mein erster und neben "The Wrestler" auch mein einziger Film von Aronofsky. Das sollte ich unbedingt mal ändern.
 

Eraserhead

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Sehr geile Kritik :hoch:
Ich bin über mehrere Umwege, nämlich über die Band Autechre an diesen Film geraten, war dann natürlich sehr verzückt, als er kürzlich bei Arte gezeigt wurde :)

Dieser ganze Mathematik ist alles - Verschwörungs - Verdrehte S/W Bilder-Kram liegt voll auf meiner Linie.

Lynch meets Matrix meets tritt in den Arsch, astrein :hoch:
 
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