Qatsi

Balthier9999

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Gesamtübersicht aller Kritiken zu Koyaanisqatsi:

#02 16.08.10 Balthier9999

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Balthier9999

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Koyaanisqatsi


Koyaanistqasi ist der erste Film einer Trilogie von Godfrey Reggio. Den Inhalt zu beschreiben, dürfte sich wegen seiner Außergewöhnlichkeit als schwierig erweisen. Der gesamte Film besteht im Prinzip fast nur aus Landschafts- und Stadtaufnahmen – mal im Zeitraffer, mal in Zeitlupe; er kommt also völlig ohne Schauspieler und Kulissen aus. Untermalt wird das Ganze mit der großartigen Musik von Philip Glass. Wer ihn nicht kennt: er ist einer der wichtigsten Komponisten der Gegenwart und Vertreter der Minimal Music. Viele adaptieren seinen Sound, einige Stücke werden aber auch im Original genutzt. ‚Pruit Igoe‘ (gehört zum Score von Koyaanisqatsi) fand beispielsweise im GTA IV-Trailer Verwendung, aber auch in Filmen, z.B. Watchmen, kann man das Stück hören.

Die ersten Minuten zeigen ruhige, meditative Szenen von Felslandschaften, die von Wolkenbergen zu bewaldeten Hügeln und ruhigen Seen übergehen, bis schließlich große Strommasten die Idylle optisch zerschneiden. Der Film wechselt in die Stadt und visualiert mit wirksamer Mithilfe der Musik (The Grid) deren Systematik. Nach einem aufschlussreichen Finale klären Zitate von Hopi-Indianern einen Teil der Bedeutung des Films. Der Name Koyannisqatsi heißt übersetzt ungefähr „Leben im Ungleichgewicht“ (Life out of Balance).

Reggios Meisterwerk ist einer der besten Filme, die ich je gesehen hab. Ich liebe Philip Glass’ Musik, die hier perfekt in den Film eingebunden wird. Autos fahren beispielsweise exakt im Rhytmus von ‚The Grid‘ ins Bild, die durch Langzeitbelichtung entstehenden Streifen der Rücklichter in der Nacht scheinen mit der Geschwindigkeit der Musik zu tanzen, der Verkehr stoppt und läuft, wie im steten Takt des Lieds. Zudem begeistern die (wahrhaftig) atemberaubenden Bilder: Ein gigantischer Truck stößt mit seiner maschinellen Kraft in die Szene und schon im nächsten Moment strömt eine riesige tiefschwarze Wolke aus dem Boden, die das komplette Bild einhüllt. An anderer Stelle fallen unter hektischen Tönen riesige Gebäude in sich zusammen oder es explodieren Atombomen. Die Szenen, jede einzelne, auch die Landschaftsaufnahmen, sind derart gewaltig und schön, dass ich manchmal sogar tränende Augen hatte. Jedoch wird man vom Inhalt dieser Szenen wachgerüttet, der total im Kontrast zur ihrer Schönheit steht. Im letzten Kapitel trauert man deswegen umso mehr; ich werde den Mann mit der Schiffermütze nie vergessen. Das Finale ist, lässt man sich auf den Film ein, wie ein Schlag mit dem Hammer. Und das wohlgemerkt ohne Dialog, nur mit Bildern und Musik.

Über den moralischen Hintergrund lässt sich streiten. Mir ist das egal, da zum ersten der Film einfach sensationell ist und zum zweiten der Film genug Interpretationsraum bietet. Daher kann ich ihn jedem empfehlen. So etwas ist echt selten!

10/10
 

Russel Faraday

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AW: Qatsi

yeah, baby. "the grid" :hoch: :rock:

ich kannte jahrelang nur den soundtrack von Philip Glass, bis ich mir irgendwann endlich die RC1 des films geordert habe, da es ihn bis dahin in D nicht zu kaufen gab; könnte sogar einer der hauptgründe gewesen sein, weshalb ich mir überhaupt einen codefree-player zugelegt habe.

schon von den ersten filmminuten war ich hin und weg, und der film landet mindestens einmal jährlich im player. die hypnotischen bilder (meine lieblingsszene: ein verwaschenes bild, aus dem sich langsam die formen eines flugzeuges herausbilden, welches in scheinbar unendlicher langsamkeit über die rollbahn tuckert), die absolut geniale musik.

"koyaanisqatsi" ist ein meisterwerk, das seinesgleichen sucht (da kann auch kein "baraka", übrigens vom "koyaanisqatsi"-kameramann, mithalten). die symbiose aus bild und musik ist perfekt, die szenen hämmern sich einem auf ewig ins unterbewußtsein. höhlenmalerei, großstadt-chaos, rakete, höhlenmalerei.

die "fortsetzungen" können da leider nicht mehr ganz mithalten, da sowohl die musik nachläßt, als auch die botschaft, die Reggio in seine bilder packt, weit weniger subtil daherkommt.

sollte man unbedingt gesehen haben.

auch von mir volle punktzahl. ==> 10/10
 

Willy Wonka

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AW: Qatsi

Eine sehr gelungene Kritik und das schreibe ich nicht nur, weil es deine erste Kritik ist, sondern weil man merkt, dass du dir sichtlich Mühe gegeben hast, diesen Film zu rezensieren.
Leider habe ich ihn immer noch nicht gesehen, obwohl er mir von mehreren User damals sehr empfohlen worden ist nach meiner Sichtung von „Chronos" und „Baraka".

Wenn ich den Film gesehen habe, werde ich mich auf jeden Fall noch einmal zu Wort melden.
 

Balthier9999

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AW: Qatsi

meine lieblingsszene: ein verwaschenes bild, aus dem sich langsam die formen eines flugzeuges herausbilden, welches in scheinbar unendlicher langsamkeit über die rollbahn tuckert
Die Szene ist auch genial! Dann biegt das Flugzeug ein und sogleich kommt ein neues aus der selben Richtung. Und später wenn die Autos gezeigt werden, sieht man nochmal ein Flugzeug in denselben Farben über eine Brücke fahren – einfach spitze gemacht, mehr fällt mir dazu nicht ein.^^
die "fortsetzungen" können da leider nicht mehr ganz mithalten, da sowohl die musik nachläßt, als auch die botschaft, die Reggio in seine bilder packt, weit weniger subtil daherkommt.
Ja, das ist für mich nun die nächste Frage: Eigentlich mag ich Fortsetzungen überhaupt nicht, mir reicht schon dieser eine Film. Ob sich die anderen Filme noch lohnen?
Eine sehr gelungene Kritik und das schreibe ich nicht nur, weil es deine erste Kritik ist, sondern weil man merkt, dass du dir sichtlich Mühe gegeben hast, diesen Film zu rezensieren.
Leider habe ich ihn immer noch nicht gesehen, obwohl er mir von mehreren User damals sehr empfohlen worden ist nach meiner Sichtung von „Chronos" und „Baraka".
Danke und anschauen! :ugly: Chronos und Baraka kenne ich nicht, aber so wie es aussieht, scheinen die nicht an Koyaanisqatsi ranzukommen.^^
 

Russel Faraday

Filmvisionaer
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AW: Qatsi

[...]
Ja, das ist für mich nun die nächste Frage: Eigentlich mag ich Fortsetzungen überhaupt nicht, mir reicht schon dieser eine Film. Ob sich die anderen Filme noch lohnen? [...]

von fortsetzungen im eigentlichen sinn kann man nicht sprechen. Reggio versucht halt, in den folgefilmen in ähnlichem stil andere themen zu verarbeiten; die natur und der mensch in "powaqqatsi" und der computer und der mensch in "naqoyqatsi". was mich an letzterem besonders stört, ist die tatsache, daß Reggio nicht mehr nur zeigt, sondern inszeniert, was sich besonders im einsatz von computergrafiken zeigt; dem thema angemessen, aber das ist nicht mehr das "natürliche" "-qatsi" der vorgänger.

auch die musik von Philip Glass hat sich gewandelt, kein vergleich mit dem erstling, dabei schätze ich seine arbeiten sehr (hab seine oper "waiting for the barbarians" sogar live gesehen).

die nachfolger sind nicht per se schlecht, sie sind nur nicht mehr so gut wie das original. anschauen kannst du sie dir freilich, sind beide hübsch anzusehen. nur das gewisse etwas fehlt imho.

bei youtube gibt es sicher ein paar clips, die einen eindruck vermitteln, was dich erwartet.
 

Balthier9999

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AW: Qatsi

Ja, ein paar Ausschnitte von Naqoyqatsi hab ich gesehen. Das ist schon eine völlig andere Welt. Da fehlt in der Tat der Reiz, dass es nicht reale Ausschnitte sind. Aber ich werde sie mir sicher irgendwann anschauen (müssen^^). Wenigstens Powaqqatsi.
 

Russel Faraday

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AW: Qatsi

in UK erscheint am 21. april ein neues BD-set ("Koyaanisqatsi" & "Powaqqatsi").

da die deutsche BD absolut induskutabler murks ist und man bei der neuen scheibe angibt, daß der bildtransfer von Godfrey Reggio abgesegnet wurde (wenn auch noch immer nicht in vollbild, wie ursprünglich konzipiert), rechne ich mal mit einer guten VÖ, sicher mit dem Criterion-master.

hoffentlich ist mit dem ton auch alles in ordnung. die deutsche scheibe ist ja in dieser beziehung auch komplett in die hose gegangen.
 
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