The Woodsman

crizzero

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The Woodsman


Ein bemerkenswerter Film über die schwierige Resozialisation eines Pädophilen mit wirklich extrem starken Darstellern. Kevin Bacon - ohnehin durch Filme wie "Sleepers", "She's Having a Baby", "Mystic River" oder zuletzt "Death Sentence" einer meiner absoluten Lieblingsschauspieler - spielt gekonnt den geknickten Walter, der aus dem Gefängnis entlassen wird und kurz darauf eine Arbeitsstelle und eine Wohnung vermittelt bekommt. So weit, so gut. Seine Wohnung liegt allerdings genau gegenüber einer Schule.

Es scheint für Walter schwierig - wenn nicht gar unmöglich - der nach wie vor latent vorhandenen Pädophilie entgegenzuwirken. Selbst nach zwölf Jahren Gefängnis leidet der Mann immernoch unter seinen pädophilen Neigungen. Rückfällig werden würde logischerweise die Rückkehr ins Gefängnis bedeuten und das dann lebenslänglich.
Im Sägewerk, wo er nun arbeitet, begegnen ihm die Kollegen immer wieder mit Missgunst, Diffamierung oder auch purem Hass. Einzige Konstante ist Vickie, wunderbar verkörpert von Golden-Globe-Gewinnerin Kyra Sedgwick, die selbst eine unschöne Vergangenheit hat und sich von dem ebenfalls seelisch gebeutelten Walter angezogen fühlt. Sie sieht ihn zudem nach wie vor als Menschen und nicht als Monster.
Im Verlauf des Films wird man Zeuge einer immensen Wertungsspannung zwischen den Denkkategorien Mensch und Monster. Zwischen einem schüchternen, geschundenen Mann und einem Pädophilen, der eine Vorliebe für junge Mädchen zwischen acht und zwölf Jahren hat. Ein Dazwischen scheint es nicht zu geben. Man will weder verurteilen, was man nicht versteht, noch gutheißen, was derart grausam ist. Er hat ihnen ja nie weh getan, wie er in Sitzungen mit seinem Psychater beteuert, aber dennoch saß er für etwas zwölf Jahre lang im Gefängnis... man erahnt nur, was passiert sein muss.

Das Drama besticht bis ins letzte Detail mit Perfektion. Jeder Schnitt sitzt, jede Szene wird gekonnt eingefangen, die Dialoge sind mal impulsiv, mal äußerst sensibel. Die Dynamik der fesselnden Story geht über die nur 85 Minuten Spielzeit nicht ein einziges Mal verloren. Gründe, warum auch gerade Regisseurin Nicole Kassell ein riesen Lob für diesen thematisch sehr schwierigen Film gebührt. Sie schafft es eine diffizile, tabubrechende Problematik gefühlsintensiv, authentisch und vor allem wertungsfrei in einem Film zu thematisieren.

Die Darsteller könnten nicht besser besetzt sein. Eine Kyra Sedgwick, die mir vorher absolut kein Begriff war, meißelt sich in das Hirn eines jeden Filmenthusiasten. Benjamin Bratt als Walters Schwager, Eve als Sekretärin im Sägewerk und allen voran der einmalige Mos Def als Sergeant Lucas spielen ausgezeichnete Nebenrollen und überzeugen auf der ganzen Linie. Gerade die Auftritte von Rapper Mos Def sind kleine Höhepunkte. Wenn er Walter in seiner Wohnung besucht, zunächst mit etwas Humor und Einrichtungstipps das Gespräch beginnt, um ihn dann aber mit kleinen Anekdoten aus erlebten Fällen einzuschüchtern und unter Druck zu setzen, bestaunt man bei den Protagonisten schauspielerische Leistungen am Limit. "The Woodsman" ist eines der eindringlichsten Dramen der Filmgeschichte und für mich ein absolutes Meisterwerk.

10/10
 
Zuletzt bearbeitet:

Alexboy

Filmvisionaer
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AW: The Woodsman

Da kann ich dir vollkommen zustimmen.
Wunderbares Dialog - Kino mit hervorragenden Schauspielern die eine unglaublich dichte, unangenehme Atmosphäre erzeugen. Sehr bewegend.
10/10:hoch:
 

Dex_McCroul

Filmstar
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AW: The Woodsman

Und hier kann ich dir wieder voll und ganz zustimmen, Crizzo.
The Woodsman ist wirklich ein sehr guter Film, der mit seinem schwierigen Thema richtig umzugehen weiß. Meiner Meinung nach bietet Kevin Bacon in diesem Film die absolute Glanzleistung siner bisherigen Karriere auf.

Deshalb von 9/10.
 
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