Der Junge im gestreiften Pyjama

deadlyfriend

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#02 18.10.09 deadlyfriend
 
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deadlyfriend

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AW: Der Junge im gestreiften Pyjama

Der Junge im gestreiften Pyjama


Berlin in den 40ern. Eine Familie muß den geschätzten Wohnsitz verlassen, da der Vater als Kommandant eines Konzentrationslagers eingesetzt wird. Die beiden Kinder sind eher weniger begeistert und können der neuen Heimat anfänglich nicht viel abgewinnen. Da entdeckt der kleine Bruno einen "Bauernhof" in dem seltsame Menschen wohnen. Alle tragen einen Pyjama mit Nummer versehen und können da merkwürdigerweise nicht raus. Am Zaun begegnet er einem Jungen in seinem Alter mit dem er sich anfreundet.

Der Holocaust durch die Augen von Kindern ist die Thematik mit der wir hier konfrontiert werden. Wer jetzt aber eine rührselige Brühe erwartet ist falsch gewickelt. Der Hauptstrang ist zwar die sich entwickelnde Freundschaft der beiden Jungen, aber es sind weitere hochinteressante Nebenplots vorhanden. Zudem ist die sich anbahnende Freundschaft fantastisch inszeniert, was den Dialogen und Ansichten der Jungs zu verdanken ist. Die gegenseitigen Fragen und Antworten sind wunderbar naiv und das ist keinesfalls despektierlich gemeint.

"Die Soldaten haben uns die Kleider weggenommen" - "Mein Vater ist Soldat, aber der würde nie jemandem was wegnehmen".

Die Judenvernichtung wird uns hier somit nicht durch die Keule, sondern sehr einfühlsam entgegengebracht. Auch bleibt uns eine überdeutliche schwarz-weiß Malerei erspart. Der Vater ist auch einfach nur Vater und die Mutter eben einfach auch Mutter. Man wird nicht von Beginn an dazu verdammt jeden in Uniform sofort zu hassen. Natürlich sind aber auch hier einige direkte Unsympathen am Werk, die aber nachvollziehbar eingebaut wurden.
Die Charaktere sind sowieso hervorragend ausgearbeitet, was bei der Spieldauer eine reife Leistung ist. Die Darsteller tun ihr übriges dazu, da sich ein glänzend aufspielendes Ensemble zusammengefunden hat. Besonders hervorheben möchte ich aber Vera Farmiga und David Hayman. Da war jede Minute Screentime vom Allerfeinsten obwohl sie nur in Nebenrollen zu sehen sind. Insgesamt hält der Film einen die komplette Spieldauer gebannt am Schirm und schafft es eine hochdramatische Spannung aufzubauen.

Einziges Manko ist die historische Genauigkeit aber die stand auch nicht im Vordergrund. Deshalb hat man wahrscheinlich absichtlich auf die Mitteilung von Orten und Daten verzichtet. Dadurch kann man diesen Aspekt getrost vernachlässigen.
Verzichten werde ich auch, allerdings auf den Vergleich zur Romanvorlage. Dies liegt aber daran das ich das Buch nicht kenne und somit nur den Film bewerten kann.

Wer sich also für Filme die in dieser Zeit spielen oder aber auch "nur" für Freundschaft interessiert, kann hier bedenkenlos zugreifen.
 

dax

Filmvisionaer
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AW: Der Junge im gestreiften Pyjama

Mal wieder ein super KK deadly, die mich allerdings wiedermal zum Kauf verführt.
Der Film steht jetzt auf der Einkaufsliste.
 

deadlyfriend

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AW: Der Junge im gestreiften Pyjama

Danke! Ich bezweifel aber stark das du den Kauf bereuen wirst. Ich bin aber überaus gespannt auf deine Meinung. Habe mich auch sehr über deine Rückmeldung zu "John Rabe" gefreut. Meistens bekommt man bei solchen Filmen leider kaum Resonanz. Gerade mal 200.000 Kinozuschauer hier im Land. In Spanien waren es 1,8 Millionen wenn ich richtig informiert bin.
 

dax

Filmvisionaer
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AW: Der Junge im gestreiften Pyjama

Gerade mal 200.000 Kinozuschauer hier im Land. In Spanien waren es 1,8 Millionen wenn ich richtig informiert bin.

Absolut unverständlich.
John Rabe war mindestens genauso gut wie der Untergang.
Die Inszenierung war bombastisch, das Thema war hochinteressant nur das eben kein Bruno Ganz den Hitler gespielt hat.
Dieses Desinteresse hat der Film einfach nicht verdient.
Jetzt freue ich mich aber schon auf "Der Junge im gestreiften Pyjama".
 

deadlyfriend

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AW: Der Junge im gestreiften Pyjama

Die Zahlen bezogen sich auf "Der Junge im gestreiften Pyjama" aber trotzdem paßt alles was du geschrieben hast auch auf ihn. Gut, "Der Untergang" liegt bei mir noch um einiges höher im Kurs.
Ich wollte auch erst gar keine Rezi schreiben, aber ich habe mal wieder das Desinteresse bei der OFDB gesehen. Keine einzige Rezension. Jeder viertklassige Actionmüll hat nach 2 Wochen im Kino schon 5 und der noch nicht mal eine, obwohl er bereits 5 Wochen auf DVD existiert. Also mußte schnell eine her.
 

kelte

Filmvisionaer
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AW: Der Junge im gestreiften Pyjama

der Titel erinnert mich an Bernd Clüvers melodramaturgie, in Der Junge mit der Mundharmonika...
den Film werde ich gewiss mal antesten
 

2moulins

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AW: Der Junge im gestreiften Pyjama

Sehr gute Kritik, deadlyfriend!:hoch: Ich bin erstaunt, wie alt die schon ist, denn ich habe den Film erst im letzten Jahr wahrgenommen.

Bei mir gab's den Film (erst) gestern im Heimkino. Sehr ruhig erzählte Geschichte, die mich berührte. Die Naivität der Jungen, insbesondere des Sohnes des Lagerkommandanten, wird glaubwürdig dargestellt. Dieser versteht nicht, warum man mit den Leuten in den Schlafanzügen so unfreundlich umgeht und sie als böse bezeichnet. Gleichwohl spürt er, dass er etwas "Verbotenes" tut, indem er den Kontakt mit dem Jungen am Zaun sucht. Nachvollziehbar ist dann auch z.B. die Verleugnung der Freundschaft, als die beiden Jungen gemeinsam in der Küche "erwischt" werden und der "Junge im Pyjama" gerade ein Stück Kuchen isst, das er zuvor von ihm geschenkt bekam.

Spoiler-Warnung für diejenigen, die den Film noch nicht kennen:

Der Schluss trifft einen heftig! Schon fast zurückhaltend wirkt die Darstellung, welches Schicksal die Juden erfahren haben. Am Ende sieht man nur die Stahltür des "Duschraumes", die Kamera fährt zurück in die "Umkleide" und das Bild blendet extrem langsam aus. Ich saß noch eine Weile geplättet vor der Leinwand - ein Film, bei dem der Abspann bis zum letzten Ton des Schlusstitels lief. Und auch danach lässt er einen nicht gleich wieder los.

Einigermaßen beeindruckend fand ich übrigens, dass die Briten eine solche Produktion in diesem Stil zustande brachten, wo sie doch sonst die Deutschen (Nazis) sehr plakativ darstellen.

9/10
 
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