Snake King

crizzero

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Filmkritiken
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AW: Snake King

Kritik von Vince

SNAKE KING

Würde man normalerweise bei Attributen wie “schuppig” oder “ledrig” an ewige Jugend denken? Wohl kaum; doch aus irgendeinem Grund haben Tierhorrorfilmer einen richtigen Faible dafür entwickelt, diesen Zusammenhang herzustellen.

Wusste schon die recht missratene Bigger-Budget-Trash-Fortsetzung “Anacondas” mit einem hanebüchenen Vorwand um eine Jugendlichkeit fördernde Orchidee zu spielen, um eine kleine Gruppe Abenteurer in den bösen Dschungel zu locken, wird der gleiche Vorwand ein Jahr später im Rahmen der niedriger budgetierten Badish / Davidson-Produktionsreihe wiederholt. Und hier scheint der Unfug auch besser aufgehoben, denn 300 Jahre alte Amazonasmänner sind noch mit Abstand das glaubwürdigste Element im Plot.

Zumindest scheint jeder zu wissen, in was er da mitspielt, denn das obligatorische Treffen der Expediteure auf einem Flugplatz strotzt vor unfreiwilliger Komik. Die Witzischkeit kennt keine Grenzen - gerade dann, als B-Mime Stephen Baldwin (hat einst mit “Bud & Doyle” die falsche Abzweigung genommen) mit seinem Helikopter fünf Minuten zu spät kommt, vom Gruppenleiter einen Anschiss bekommt und ganz cool entgegnet, dass er noch ein Kind ins Krankenhaus fliegen musste, das von einem Jaguar angefallen wurde, und ganz untröstlich sei, deswegen nun fünf Minuten zu spät gekommen zu sein.

Aber letztendlich will man Schuppen und Leder sehen. Und gleich die erste Schlangenszene schickt sich gut an. Ein Mann wird von einer überdimensionalen Spaghetti zu Tode gerollt und das Blut quillt zwischen den Ringen hervor. Offensichtlich dem Computer entstammend, aber richtig schön schlangenhaft.
So hätte es gerne weitergehen dürfen, tut es aber nicht. Mit der Entblößung des Kopfes offenbaren die Designer ihr Unvermögen, ein wirklich cooles Schlangengeschöpf zu basteln. Dabei wäre das Vieh auf dem Cover doch eine nette Option gewesen, aber was man nun als Endresultat zugemutet bekommt, ist eine merkwürdige Mischung aus Drachen, Tiger, Giraffe und Hund, ein- und ausfahrbare Zähne inbegriffen. Noch dazu wuseln aus unerfindlichen Gründen immer noch zwei, drei weitere Köpfe herum, und man fragt sich bis zum Ende, ob es sich da nun um mehrere Viecher oder um eine Hydra handelt - das wird nie so richtig geklärt, weil man die untere Hälfte des Monsters nie wieder zu Gesicht bekommt. Was wiederum den Charme einer mechanischen Geisterbahn-Schlange hätte, die nur bis zum Hals modelliert wurde... WENN die Animationen nicht so grottig und offensichtliches CGI-Produkt wären. In Anbetracht dessen wäre eine reale On-Set-Animatronik die bessere Wahl gewesen, zumal die Attacken immer die gleichen sind. Aus dem Off, egal aus welcher Himmelsrichtung, lugt plötzlich ein Hals und schnappt nach einem Menschen, der dann höchst billig in der Luft zerteilt wird. Dass man das dann noch mit Monsterblickfeld und Kleingetier à la Mörderspinne aufpeppt, macht es nicht besser.

Nun, auch wenn die Schlange eine riesige Enttäuschung ist - ihrer Animation wegen ebenso wie aufgrund der ewig gleichen, einfallslosen Attacken - weiß sie am Ende doch zumindest die größten Unsympathen des Filmes schön bildhaft in die Mangel zu nehmen. Ansonsten fehlt aber vor allem eines, nämlich die wirkliche Liebe zum Trash. “Snake King” ist Fließbandware Deluxe, und man spürt nie den Wunsch, dem Zuschauer etwas Besonderes zu bieten. Schließlich kann man auch mit kleinen Mitteln Großes erreichen. Ein Anfang wäre es gewesen, werter Snake King, das turtelnde Pärchen kurz vor dem Abspann mit einem Haps zu verputzen...
3/10
 
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