MirrorMask

Frankie

Leinwandlegende
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Filmkritiken
40

Kritik von Vince


MIRRORMASK
Ausschnitte aus meiner ofdb-Kritik

Frauen sind kompliziert - besonders, wenn sie im Teenageralter sind. Eine simple Gefühlsregung kann da mal schnell ausarten in kreative Wunderwelten voller Emotionen, Rätsel, Dramatik und Spannung. Würden die Erwachsenen nur verstehen, welche verästelten Wege die Heranwachsende beschreiten muss...

“MirrorMask” ist eine weitere “Alice im Wunderland”-Variante, angemessen kindgerecht aufbereitet trotz einiger düsterer Gesellen in der Spiegelwelt wie Spinnen mit einem Auge als Körper, Rätsel und Menschenfleisch liebende Sphinxen oder die Entsprechung der klassischen bösen Hexe. Trotz der Freigabe ab 12 dürfte das Gezeigte wohl auch jüngeren Zuschauern zuzumuten sein - wenigstens in Anwesenheit eines Erwachsenen - und selbst ein Prädikat Marke “wertvoll” ist ohne schlechtes Gewissen denkbar. Schließlich ist die Botschaft zwar griffig und eingängig, aber nicht zu eindimensional - pädagogisch der heutigen Norm gegenüber absolut konform.

Kreativ dabei die Umsetzung, zumindest auf den ersten Moment - denn eigene Ideen, sofern man bis auf den Grund schaut, sind schlichtweg kaum vorhanden. Doch sind altbekannte Märchenmuster zumindest stilistisch so stark entfremdet, dass sie wie etwas Neues erscheinen, darunter aber immer den nostalgischen Zauber alter Märchen versprühen. Und schließlich will Dave McKean, der für Story und Regie verantwortlich zeichnet, auch genau diese Reminiszenzen eingebaut wissen; solche an “Alice im Wunderland”, an “Die Unendliche Geschichte”, an Jim Hensons “Labyrinth”.

Zum Bedauern desjenigen, der sich erzählerische Neuerungen erhoffte, ist die narrative Struktur so vorhersehbar wie eine Standard-Romantikkomödie. Man mag hier vielleicht überdurchschnittliche Familientauglichkeit entgegenhalten können und damit sagen wollen, dass Groß und Klein seinen Spaß haben kann. Doch so richtig tiefgehend, wirklich essenziell ist die Geschichte dann doch nicht, da hatte “Alice im Wunderland” wirklich die besseren Werkzeuge, um tiefe Löcher zu graben.

Alles in allem bleibt eine ambitionierte, visuell ungewöhnlich einfallsreiche Selbstfindungsreise durch ein surreales Meer voller verrückter Kreaturen, die ihre Wurzeln im klassischen Märchen gar nicht erst zu verbergen versucht, ebenso wenig wie eventuelle handwerkliche Defizite. Das ist ähnlich charmant wie die Hauptdarstellerin, jedoch vermisst man letztendlich doch einen Ausbruch aus dem ewig gleichen Muster, das sich in diesem Genre auch schon zunehmend um die Plots spannt wie ein goldener Käfig. In den Ansätzen ist es nur angemessen, sich auf Bestehendes zu stützen, doch am Ende sollten dann eigene Zeichen gesetzt werden; dies geschieht hier leider nicht.
6/10
 
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