The Weather Man

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The Weather Man


Gore Verbinski ist schon ein vielseitiger Mann. Ließ er in dem Actionkracher „Fluch der Karibik“ Johnny Depp noch edelmütige Schwertkämpfe bestreiten, so musste sich Naomi Watts in dem Horrorfilm „The Ring“ mit dem Geist eines verstorbenen Mädchens rumärgern.
Dass Verbinski aber auch ganz anders kann, zeigte er schon 1997 in der Komödie „Mäusejagd“.
Der 2005 in den Kinos gestartete Film „The Weather Man“ hingegen lässt sich nicht so leicht in Kategorien einordnen. Mit Nicolas Cage in der Hauptrolle etikettiert Verbinski das Leben eines Mannes, der trotz seiner Karriere als Wettermann im Fernsehen, sein Leben nicht so in den Griff bekommt, wie er es sich und seinem Vater gerne beweisen würde.

Die Story, die sich augenscheinlich als waschechte Komödie tarnt, präsentiert auch so ziemlich alle Referenzen, die dieses Genre mit sich bringt. Doch Verbinski weigert sich stets, sich einfach all jenen Dogmen hinzugeben; sobald nämlich ein Blick hinter die Fassade gewagt wird, zeigt sich, dass es sich beim „Weather Man“ um ein reines Drama handelt, um einen Mann, der in seiner Familie um einen Funken Aufmerksamkeit, abseits seiner Karriere als Wettermann, buhlt.
Durch diese Mixtur ergibt sich eine einzigartige - wie durch ein Tiefdruckgebiet - unterkühlte Atmosphäre, die hervorragend durch den ungewöhnlichen Score von Hans Zimmer getragen wird und sich erstklassig in den Schauspielern manifestiert. Verbinski umschifft gekonnt alle Staffagen, die in irgendeiner Weise etwas mit Kitsch zu tun haben könnten; die Geschichte wird sogar um einen Subplot um einen Pädophilen ergänzt. Dass der Film durch solche und ähnliche Brüche nicht immer ganz harmonisch wirkt, kann, muss man aber nicht als Kritikpunkt deuten. Immerhin bleibt der Film so absolut unvorhersehbar. Und das kann man nun einmal nicht von allen Filmen dieses Genres behaupten.

8/10
 

LivingDead

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AW: The Weather Man

Kritik von Vince

THE WEATHER MAN
Ausschnitte aus meiner ofdb-Kritik

Was hat in dem ganzen Pulk aus trendsettenden, teils wegweisenden, stets jedoch die aktuelle Kinoszene bewegenden Werken eines Gore Verbinski und eines Nicolas Cage ein Film wie “The Weather Man” verloren? Irgendwo zwischendrin, im Jahre 2005, ging tatsächlich eine Tragikomödie um einen Wettermann und seine Familie ins Rennen. Belegt mit konservativen Werten. Vorbestimmt die traditionelle Wettersymbolik, ein familiäres Kammerspiel und ganz das Gegenteil dessen, was die Gemüter in den jüngsten Jahren beschäftigte. Und beinahe ist es wie ein Traum, als wäre dieser Film nie gemacht worden, als wäre er eine Geistererscheinung, die uns plötzlich zum Sonderpreis in den DVD-Regalen anlächelt. Im Cast ist Nicholas Cage aufgeführt, und zwar unter der Regie von Gore Verbinski. Selbst mancher Fan wird sich verwundert die Augen reiben, dass dieser Film tatsächlich aus dem Jahr 2005 stammen soll...

Doch es ist wahr. So wahr wie der Umstand, dass nicht immer die besten Werke von der breiten Masse diskutiert werden, sondern gerne mal im Strom der Prestigeprojekte untergehen. Wer hinter “The Weather Man” einen Schnellschuss ohne neue Qualitäten erwartet, liegt falsch. Aus thematisch betrachtet ollen Kamellen wurde etwas Erfrischendes gewonnen, das kontrovers zu sein vermag und dabei doch bestens unterhält.

In einem blaukalten Chicago, einer urbanen Hochburg mit Ecken und Kanten, faszinierend, schön anzusehen durch die Blaufilter, aber unwirtlich, entfaltet sich die vom Skript intelligent herausgespielte Individualität dieses Films. Die Einswerdung des Zuschauers mit dem Verlierertypen von Hauptfigur erfolgt über die Tatsache, dass dieser Mann von allen Seiten mit Problemen und Ereignissen beschallt wird. Und bevor er sich auf eine Sache richtig konzentrieren kann, ist bereits die nächste Sache im Anmarsch. Das Leben zieht an Dave Spritz vorbei wie das Wetter, das sein täglich Brot ist. Spritz will es ergreifen, doch fasst er nur ins Leere, in die Greenscreen-Hölle, ins Nichts.

Letztendlich muss man schon selbst ein Auge auf diesen Film geworfen haben, um zu verstehen, was daran so besonders sein soll. Es ist einfach die Art und Weise, wie die Wahrnehmung des Lebens durch Dave Spritz dargestellt wird. Gemäß seiner Persönlichkeit und seines bisherigen Werdegangs ist “The Weather Man” ein Drama mit komödiantischen Einlagen, ein dunkelgraues Wolkenfeld mit wenigen Strahlen Sonnenschein, die sich durchkämpfen. Eine sehr stark gezeichnete Hauptfigur, deren Gedanken bei der eigenen Familie hängen, doch auch bei Belanglosigkeiten, Sorgen um den Job, sexuelle Triebe, Philosophien über den Sinn des Lebens, über Psychologie und Soziologie. Die Frage, weshalb ein Fremder einen Prominenten, den er weder mag noch kennt, mit Fast Food bewirft - und warum es grundsätzlich immer Fast Food ist, das als Wurfobjekt dient. Alles Gedankengänge, die “The Weather Man” nicht ausspart, um ein lupenreines Familiendrama ohne überflüssigen Ballast zu zaubern. Gedankengänge, die vielmehr dabei helfen sollen, den Protagonisten noch besser zu beleuchten. So funktioniert die Zukunft des Dramakinos.

8/10
 

Travis

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AW: The Weather Man

Sehr schöner Film, eine schön prägnante Kritik und von mir somit eigentlich so gut wie nichts hinzuzufügen. Es sei denn vielleicht in Bezug auf die doch in schöner Regelmäßigkeit auf die Zuschauer herniederprasselnden Regenschauer, die immer wieder durch sonnige Abschnitte unterbrochen werden. Wettermäßig gesehen also schon ein lupenreiner April - so denn man einen hat. Das der April dabei macht was er will und es somit niemand vollständig Recht machen kann, liegt in der Natur der Sache. Das dies bei Tragikkomödien im doppelten Zustand der Fall ist, beweist Gore Verbinski eindrucksvoll. So läßt er für meinen Geschmack das Wetter vielleicht ein- bis zweimal zu häufig umschlagen und trägt so etwas zur künstlerisch nicht ganz so notwendigen Zersplitterung seines zweifelsfrei überdurchschnittlich gelungenen Werkes bei. Deshalb von mir "nur" eine 7/10.
Deiner Zusammenfassung des bisherigen Werkes von Verbinski möchte ich noch "Mexican" hinzufügen. Ein leider zu Unrecht oft unterschätzter Fun-Roadmovie, der nicht nur aufgrund seiner Besetzung zu überzeugen versteht.
 
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