Masters of Horror (TV-Serie)

Frankie

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Kritiken von Vince


MASTERS OF HORROR - SEASON 1

01. Cigarette Burns (John Carpenter)
John Carpenter, der knallehrlich von sich behauptet, seinen Namen auch unter filmischen Abfall zu setzen, wenn denn nur genug Geld dabei herausspringt, verpflichtet sich mit “Cigarette Burns” erneut einem Indiz für den kommerziellen Ausverkauf: dem Selbstplagiat. Der letzte gute, aber bereits unterschätzte Film Carpenters dürfte vor gut 10 Jahren “Die Mächte des Wahnsinns” gewesen sein, eine ausdrucksstarke Parabel auf den Gewalteinfluss von Medien.
Jener Film ist es, der Pate gestanden haben muss für “Cigarette Burns”. Carpenters “Masters of Horror”-Beitrag verändert das Konzept nur unwesentlich, indem er das Medium wechselt; diesmal ist es kein Schriftsteller, dessen Ergüsse die Konsumenten wahnsinnig macht; es ist ein Film.
Die qualitative Feste seines Beitrags bleibt dadurch natürlich bestehen; es bleibt nach wie vor ein raffiniertes, doppelbödiges Spiel mit Medien und Zensur.
Handwerklich findet Carpenter beflügelt durch die faszinierende Thematik zu alter Stärke zurück und inszeniert eine humorlose, düstere Kreuzung aus Neo Noir und Horror. Zugleich steht die brennende Frage im Raum, wie wohl ein Film aussehen möge, der seinen Betrachter zum Durchdrehen bringt. Die Indizien wie ein echter Engel, der als Sammlerstück eines reichen Filmfanatikers am Leben erhalten wird, werden eingestreut wie Relikte aus unvorstellbaren Dimensionen.
Doch wird schließlich die goldene Regel des Phantastischen Filmes gebrochen, nicht zu zeigen, was man wirkungstechnisch nicht zu zeigen imstande ist. Zuviel wird von “La Fin Absolue Du Monde”, dem ominösen Werk offenbart, dessen uneinschätzbare Aura augenblicklich gebrochen wird, sobald man Ausschnitte desselbigen zu Gesicht bekommt. Dabei hätte es gereicht, das Flackern des Bildes zu zeigen, reflektiert in den entsetzten Augen des Publikums.
Insofern bleibt ein handwerklich geglückter Kurzfilm mit einer starken Grundidee, die in diesem Fall nur leider wie ein Remake vergangener Tage anmutet. Jäger auf der Suche nach Neuem werden ohne Beute zurückkehren.
7/10

02. Dreams in the Witch-House (Stuart Gordon)
Love hin, Craft her, Stuart hin, Gordon her... die altbewährte Verbindung zwischen dem wegweisenden Horror-Schriftsteller und dem einstigen Kult-Splatterregisseur ist eine schöne Sache, führt hier aber bestenfalls zu einer amüsanten, gewöhnlichen Gruselgeschichte mit einem sympathischen Hauptdarsteller. Ein Haus, mysteriöse Anwohner, ein mathematischer Winkel, ein Zimmer mit Dachschräge, eine Ratte mit Menschengesicht und eine böse Hexe sind Gegenstand dieses Mystery-Horrors, der mit Verweisen auf “Suspiria” und “The Shining” angereichert wurde. Schöne nackte Frauen, die sich innerhalb von einer Sekunde in runzlige Ungetüme verwandeln, sind der Alptraum eines jeden Mannes - in der Ehe vollzieht er sich tödlich langsam, Gordon bringt ihn kurz und schmerzlos auf den Punkt.
Nur ist das alles weniger erschreckend als gehofft. Eine richtig unbehagliche Atmosphäre will sich gerade wegen der eher unbedrohlichen Hexe (schwaches Make Up, schwaches Schauspiel) nicht einstellen. Der Rattenmann gefällt jedoch in Anlehnung an alte Fantasystreifen aus den 80ern - unter dem Mantel der Selbstironie. Die rettet dann auch manche Szene, wenn es storytechnisch mal wieder etwas zu abstrus wird.
Doch gibt es leider zu viele klischeehafte Einstellungen, bedingt durch einfallslose Regie; ein in Aufsicht gefilmtes Haus mit dem "zu verkaufen"-Schild im Vordergrund, ein Auto, das in eine Einfahrt fährt, alles Szenen, die man schon hundertmal gesehen hat. Unter dem Strich nichtsdestotrotz ganz brauchbar, wenn man eine Alternative dazu sucht, mit der Fliegenklatsche die Zeit totzuschlagen.
5/10

03. Incident on and off a Mountain Road
Über eine unheimlich raffinierte und interessante Erzählstruktur bestreitet Don Coscarelli wohl eine der kurzweiligsten Episoden der ersten Staffel. Das Verweben der beiden zeitlich getrennten Handlungsstränge funktioniert auf faszinierende Weise und überrascht immer wieder mit kleinen Wendungen, bis schließlich ein unvorhersehbarer Plottwist wie ein Springteufel hervorschnellt.
Natürlich bedient sich der Macher von “Phantasm” dazu eines zeitgemäßen Trends, nämlich des Backwood-Terrorfilms. Dreist klaubt er sich allerhand verweste Opferleichen zusammen, pfählt sie vor eine Waldhütte und lässt das nächste Opfer auf einer einsamen Landstraße einen Unfall haben und von einer Art Boogeyman getrieben Richtung Hütte laufen. Während das vor zu noch nicht allzu weit entfernten “Wrong Turn”-Zeiten noch frisch war, muss man sich langsam Gedanken über das Verfallsdatum von dieser Art Horror machen, denn lange wird es nicht mehr dauern und er kann sich zu den Geistermädchen mit langen schwarzen Haaren gesellen.
Schön aber, wie das Klischee von der kreischenden Tussi, die panisch durch den Wald irrt, gebrochen wird - es ist eine tolle Sache, zu sehen, wie das Mädchen ganz ohne "Tough Girl"-Allüren (von wegen "starke Frauencharaktere" und so) knallhart zurückschlägt, aber ihre Aktionen komplett mit Realismus durchzogen bleiben - nicht jede Maßnahme will gelingen.
Wider Erwarten fährt Coscarelli ausgerechnet in der ausgelutschten Backwood-Behausung die volle Granate auf und überrascht mit einer stylishen, visuell-akustisch stimulierenden “Sirenen-Szene”, während ein Bohrer unschön zur Bedienung kommt. Der Bösewicht lehrt allerdings kaum das Fürchten, sieht auch fast genauso aus wie der erste Geist aus "Thirteen Ghosts", der wohl auch vom gleichen Darsteller verkörpert wurde.
Ach ja, und Angus Scrimm, der “Tall Man” aus “Phantasm” ist als verrückt gewordener alter Narr der absolute Oberhammer und die bis dato schrägste Figur in der Anthologie.
7/10

04. Chocolate (Mick Garris)
Einen eher enttäuschenden Beitrag liefert wenig überraschend der Chef selbst ab: Mick Garris. Es handelt sich um eine relativ uninspirierte Neuauflage des medial Begabten, dessen Sinne verrückt spielen und der sich so einer Frau verbunden fühlt und zufällig einen Mord miterlebt. Querfeldein über alle Genres hat man das schon gesehen, ja selbst die Wayans-Brüder haben die Idee schon für den Comedysektor verwurstet (“Senseless”). Die Tatsache, dass die Geschichte im Rahmen eines Verhörs erzählt wird, führt im Grunde zu nichts und verkommt damit zur bloßen narrativen Zierde - wie ein schöner Rahmen um ein hässliches Gemälde. Die Darsteller bleiben eher blass und eine Verbundenheit zwischen den beiden Fixpunkten der Story ist kaum zu erkennen, weil das ganze Ziel des Mannes zu sein scheint, die Frau von seiner verrückten Geschichte zu überzeugen. Daraus zumindest bestehen sämtliche Szenen und die Inhalte der Dialoge, was spätestens nach einer halben Stunde zur Tortur wird.
Inwiefern nun noch die Probleme der Hauptfigur mit seiner Familie in das Gerüst passen, bleibt auch unklar. Wenigstens sehen die egoperspektivischen Abschnitte ganz spannend aus. Den Kohl macht das aber nicht mehr fett.
Genau genommen ist es mit die schwierigste Aufgabe eines Filmemachers, dem Zuschauer die Sinneseindrücke der Fokusperson begreiflich zu machen; bei Garris hat man das Gefühl, er habe es nicht einmal versucht. Noch:
4/10

05. Sick Girl (Lucky McKee)
“Sick Girl” beginnt relativ zahm. Lucky McKee sieht sich veranlasst, die Exzentrik einer Frau in aller Ausführlichkeit zu sezieren, die nicht nur lesbisch ist, sondern auch noch beruflich mit Käfern zu tun hat und deren ganze Wohnungseinrichtung von Exoten in Terrarien geprägt ist - sehr zum Unvermögen der entsetzten Mieterin mit ihrer unschuldigen, kleinen Tochter.
Zugegeben, ein bisschen Klischee ist darin begraben, doch Angela Bettis, deren Darstellung in Tobe Hoopers’ “Toolbox Murders” mir noch grausig in Erinnerung ist, füllt das Klischee mit einem einzigen Over-the-Top-Acting-Bausatz zum blühenden Leben. Mit ihrer verschrobenen Spielweise blüht das ganze Umfeld auf und obwohl Bettis eindeutig dem Overacting erlegen ist, wirkt die Chemie zwischen ihr und Partnerin Erin Brown (aka Misty Mundae) ehrlich und nachvollziehbar.
Ehe man sich's versieht, mutiert “Sick Girl” dann zu einem gemischten Salat aus Insekten- und Ekelhorror, Gesellschaftskritik, Liebesgeschichte und Experimentalfilm, der vorne und hinten absolut zusammenpasst. Die verschiedenen Ansätze, die alle angesprochen werden sollen, könnten etwas überladen wirken, sind aber jederzeit aufeinander abgestimmt. Die Figuren sind schön schrill, der Score trifft jederzeit ins Schwarze, der Spannungsaufbau stimmt und die Ideen in der Inszenierung - von einer wirklich innovativen “Monster Vision” bis zu einer kunstvoll in Szene gesetzten Traumsequenz - sprießen wie verrückt aus jeder Pore. Dabei hat die Folge mit richtigem Horror bis zum Finale ja gar nicht viel am Hut...
8/10
 

Frankie

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Masters of Horror Season 1

06. Deer Woman (John Landis)
Dieser wahnsinnige John-Landis-Humor. Ich hab mich scheckig gelacht.
Es geht um einen Mordfall - ein Trucker wird in seinem Laster zerfleischt. Da werden die Überlegungen eines Ermittlers inszeniert, drei Wege, wie die Tat abgelaufen sein könnte, mit jeweils total absurden Ausgängen - Stichwort “Killerrehkitz”. Da sind zwei gestandene Cops, die von einem Indianer darüber aufgeklärt werden müssen, dass die “Deer Woman” nur eine Legende ist und die Fabelgestalt, halb Frau, halb Wild, nicht wirklich existiert. Und da sind all diese köstlichen Dialoge, voll beißender Ironie, bei denen man am liebsten die Faust wie eine Säge vor- und zurückschnellen lassen möchte. Sicher, es waren ein paar Längen dazwischen, hier und da wird es mal etwas trockener und wenn man die entsprechenden Passagen in Landis' Werwolfklassiker "American Werewolf" zum Vergleich heranzieht, kann “Deer Woman” in vielen Fällen einfach nur verlieren.
So sollte man “Deer Woman” vielleicht besser als Parodie auf die “Akte X: Monster of the Week”-Stories verstehen. Der Aufbau ist nahezu identisch und mal ehrlich, wenn der Ermittler kein zweiter Mulder ist, dann weiß ich auch nicht. Die Pathologin heißt "Dana" und hat sogar ein bisschen die gleichen Gesichtszüge wie Gillian Anderson. Dann Dialogzeilen wie "weißt du, normalerweise mache ich sowas nicht in meiner Freizeit" auf die Frage des Mulder-Verschnitts hin, ob er mitsamt Kollegen mal zum Tatort fahren wollen - das ist Akte X in Vollendung.
Ob so eine Episode nun in die "Masters of Horror"-Reihe gehört, ist wieder eine andere Frage. Rein horrortechnisch ist das Treiben ziemlich enttäuschend, da hätte noch mehr kommen können. Doch im Endeffekt ist das gar nicht so wichtig. Ein starker, weil herb ironischer Beitrag, übrigens mit einer “Deer Woman”, die wirklich zum Anbeißen ist - da bekommt man direkt Lust auf Wild.
7/10

07. Homecoming
Eine interessante und mutige Idee, die gnadenlos in den Sand gesetzt wurde. Man muss Joe Dante anerkennend zugestehen, dass er sich überhaupt an diese schwierige Thematik gewandt hat, aus typischem Horrormaterial ein Politikum zu machen.
Der Gedanke dahinter erscheint plausibel: Der Zombie ist ein willenloses Geschöpf, dessen Existenz von sinnentleerter Natur ist. Tot, aber dazu verdammt, wie Lebende umherzuwandeln, einen Zweck verfolgend, den sie nicht erfüllen können. Der Vergleich mit der Wählerschaft liegt da nahe: Individuen, die per Gesetz zwar dazu berechtigt sind, ihre Stimme abzugeben, die sich aber einem gigantischen politischen Apparat ausgesetzt sehen, auf den sie keinen Einfluss haben.
Nun - das regierungskritische Potenzial wird unter sterilen, möchtegern-satirischen Dialogen begraben, extrem unsympathische Figuren bestimmen den Verve der Folge. Dante fehlt jegliches Gespür, die Parallelen zum Zombie-Genre plausibel erscheinen zu lassen. Der humoristische Ton ist merkwürdig entrückt, was sich gerade in jenen Momenten bemerkbar macht, die Situationskomik transportieren sollen - wenn etwa der erste Zombie wählen geht und die verdutzte Wahlhelferin ihm den Weg zur Wahlkabine weist.
Die Zombies sind Make-Up-technisch noch auf "Dawn"-Niveau (Original-“Dawn”, wohlgemerkt) und handeln extrem uninteressant. Kurioserweise ist man sich darüber sogar im Klaren, wird dieser Umstand doch sogar in den Dialogen auf den Arm genommen (“Ich wünschte, diese verdammten Zombies würden endlich mal die Gedärme von jemandem fressen.”).
Die Botschaft ist schon angekommen: Die Toten werden zum Leben erweckt und sobald sie den Zettel in die Urne geworfen haben, fallen sie wieder tot um. Zweck erfüllt, haha. Aber Dante würde ich schon manchmal ganz gerne fragen, was er sich dabei gedacht hat, als er "Homecoming" inszenierte. Andere hätten aus dem Stoff Welten bauen können...
3/10

08. Jenifer (Dario Argento)
Es könnte stark abhängig sein vom Betrachter, wie man Argentos Beitrag aufnimmt. Fakt ist, das Drehbuch ist eine wahre Katastrophe, denn sobald der Cop die im Gesicht entstellte Blondine davor bewahrt hat, von einem Wahnsinnigen zerhackt zu werden, weiß man um das Ende der Geschichte Bescheid.
Die Story ist also schon mal erschreckend vorhersehbar und in der Folge dann noch mit allerhand Logiklöchern gespickt. Die Entscheidung der Hauptfigur (Steven Weber), Jenifer in sein Haus einzuladen und dafür seine Familie zu verlieren ist schlichtweg nicht nachvollziehbar - schon gar nicht, nachdem das anhängliche Ding dabei erwischt wird, die Innereien der Hauskatze in sich hineinzuschaufeln (und darüber noch glücklich zu grinsen).
Warum ich dennoch Gefallen gefunden habe an diesem Beitrag? Die Darstellung der Jenifer ist vom behaviouristischen Standpunkt aus wahnsinnig interessant und - hier kommt das Paradigma der Serie ins Spiel - ziemlich creepy. Der extrem attraktive Körper und dann die hässliche Entstellung des Gesichts. Die Anlehnung an die menschlichen Grundtriebe - Liebesbedürftigkeit, Verlangen nach Sex, Hunger, Neid, Gier, das Suchen von Geborgenheit - kombiniert mit animalischen Verhaltensweisen - macht in der Summe ein extrem verstörendes Gesamtbild. Die Sexszenen (hier tatsächlich künstlerisch notwendig, auch in der Häufigkeit!) entstehen fließend, beiläufig und natürlich getrieben durch einen der primären Grundinstinkte eines jeden Lebewesens.
So zerfahren das Skript auch sein mag, das halbmenschliche Wesen im Zentrum hat mich dort überzeugt, wo das Negativ “Incident On and Off a Mountain Road” versagte - bei der Figurenzeichnung. Schade, dass das auch vice versa für das Drehbuch gilt.
6/10

09. Dance of the Dead (Tobe Hooper)
Psychedelisch anmutendes, anarchisch-chaotisches Endzeitszenario, das durch die sehr sinneslastige Darstellung der wie im Vorbeiflug geschehenden Ereignisse zwar auf den ersten Blick äußerst interessant wirkt, auf Dauer allerdings ermüdet. Dazu trägt der penetrante Death Metal-Score bei, der einfach nicht zur Ruhe kommen will, sowie die fast schon Tony Scott-esken Bildmanipulationen, die in der Häufigkeit schnell selbstzweckhaft wirken.
Weiterhin ist der Inhalt unter der vielblättrigen Fassade altbekannt und abgegriffen, denn Tobe Hooper erschafft leider kein eigenständiges Gesellschaftsbild, sondern orientiert sich weitestgehend an der Filmgeschichte und übernimmt alle altbekannten, fast schon klischeehaften Manierismen einer am Ende gesellschaftlicher Ordnung stehenden Menschheit. Außerdem ist der titelgebende "Dance of the Dead", also das Tanzen von zombieähnlichen Menschen per Starkstromgerät, eine etwas merkwürdige Art, den Endzeit-Hedonismus zu vermitteln.
Die Darsteller, meist junges Fleisch, hampeln herum und overacten sich um den Verstand; nur die Protagonistin steht diesem Trend entgegen und zieht sich (wenn auch mit Hilfe ihres hübschen Gesichts) ganz achtbar aus der Affäre. Robert Englund wirkt als Anheizer in dem Metal-Schuppen ein wenig fehl am Platz, was aber in den Szenen jenseits seiner Entertainer-Rolle aufgewogen wird - hier handelt er wie ein Clown, der nicht ernstgenommen wird und seinem Assistenten den Kopf abbeißt, um zu demonstrieren, wie ernst er in Wirklichkeit sein kann.
"Dance of the Dead" hat seine seltenen Momente, zweifellos, aber weniger wäre hier klar mehr gewesen, im Sinne von: Weniger Chaos, mehr Substanz, bitte.
3/10

10. Imprint (Takashi Miike)
Takashi Miike ist verantwortlich für einen Beitrag, der die komplette erste Staffel gnadenlos überstrahlt mit einem brennenden Licht, das die restlichen Beiträge zu kleinen Häufchen Asche verwandelt. Ein abgestorbener Ginkgobaum mit wehenden Bändern vor einem Horizont, der in grünes Licht getaucht ist und vor dem sich ein rotblau gefärbter Fluss bewegt, ist nur eines der Panoramen, die sich im Japan des 19. Jahrhunderts an einem Geisha-Bordell auftun. Eine Bildgewalt, die ihresgleichen sucht.
Mit der charakteristischen Geduld führt Miike den Zuschauer behutsam in eine Kultur ein, die für sich genommen schon befremdlich genug ist. Wenn man dann mit den sadistischen Folterfantasien konfrontiert wird, die sich plötzlich wie ein schreckliches Geheimnis lüften, ist man in einer Totenstarre gefangen. Man kann den Blick kaum abwenden von den Gräueltaten, die da aufgrund eines vermuteten Diebstahls geschehen, und die weniger Strafe für die Verurteilte sind, sondern vielmehr Befriedigung für die Urteilssprecherin, die es deutlich genießt, Nadeln unter die Fingerkuppen oder in das Zahnfleisch ihres Opfers zu schieben.
Der Aufbau ähnelt “Audition”, mit dem Unterschied, dass die Absurditäten diesmal bereits in eine Welt einbrechen, die durch das Phantastische schon bestimmt ist. Das ermöglicht Miike subtile Andeutungen von Horror - wie ein plötzlich erscheinendes aschfales Gesicht hinter der Erzählerin - wo man in einer weniger märchenartigen Umgebung vielleicht schon einen konkreten Schockeffekt wahrgenommen hätte. Die grotesken Erscheinungen wirken nicht von Natur aus fehlentrückt und schockierend, denn in dieser Umgebung akzeptiert man sie bis zu einem gewissen Grad, der jedoch immer wieder überschritten wird, um Abgründe menschlichen Handelns teilweise symbolisch entstellt zu manifestieren.
Mit diesem Rezept gelingt Miike der wohl beste Beitrag der ersten Staffel, ein Fest von Schmerz und Pein, appellierend an ureigenste Emotionen und emotionale Abarten - zwischen der Liebe zu einer Frau, Gewalt und Inzest, Abtreibungen, Sadismus, Masochismus, Freundschaft, Isolation und Zerstörung.
9/10
 

Frankie

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Masters of Horror Season 1


11. Pick Me Up (Larry Cohen)
Ein Anhalter und ein Truckfahrer killen sich getrennt voneinander durch Touristen und anderes ahnungsloses Volk, das die Backwoods Amerikas durchquert. Als sich die Wege der beiden Schlächter kreuzen, kommt es zum Kampf um den Titel “König der Straße”...
Ganz ehrlich, ohne Witz, mein voller Ernst: Genau dieses Konzept habe ich mir mal irgendwann unter der Dusche aus Spaß durch den Kopf gehen lassen.
Wer hierin jetzt eine Einleitung für einen saftigen Verriss vermutet, der sieht sich getäuscht - immerhin bin ich schwer von mir selbst überzeugt und so hat es mich sehr begeistert, dass offenbar noch jemand auf die gleiche Idee gekommen ist und mal beide Seiten der Medaille betrachtet, nachdem es zuvor immer entweder ein Anhalter oder ein Fahrer war, der sich als Psycho entpuppte.
Die Handlung ist mit Absicht überzogen und gepflastert mit bewusst eingesetzten Klischees, was “Pick Me Up” auch ein Stück weit zur Hommage macht.
Kein Zweifel besteht daran, dass die beiden Killer bzw. Ihr Schau- und Zusammenspiel der glänzende Höhepunkt der Folge ist. Ganz besonders Michael Moriartys Leistung (spielt den Trucker) zergeht auf der Zunge. Die herrlich rauchige Intonation verbunden mit dem fast gleichgültigen, müden Blick zieht in ihren Bann, und die optische Ähnlichkeit zu Anthony Hopkins führt zur Nachstellung der legendären Improvisation in “Das Schweigen der Lämmer”, in der Hopkins nach dem “Chianti”-Satz mit der Unterlippe zittert wie eine Klapperschlange. Warren Kole, der in manchen Einstellungen wirkt wie ein junger Woody Harrelson, hält gut mit und gibt eine nette Vorstellung irgendwo zwischen Norman Bates (“Psycho”-Anspielung ist auch enthalten), dem von Jack Noseworthy gespielten Billy aus “Breakdown” und Antonio Banderas’ Miguel Bain aus “Assassins”.
Schade, dass Larry Cohen ausgerechnet dabei versagt, den beiden vortrefflich gezeichneten Killern ein hübsches Buffet zu servieren. Dabei hatte man mit Fairuza Balk schon ein saftiges Lendenstück, aber es ist geradezu unverständlich, was daraus gemacht wird. Zuerst wird sie ganz zu Beginn mal eben eingeführt und als sie dann (gefühlte) Stunden später endlich wieder auftaucht, hatte man sie beinahe schon vergessen. Auch die folgende Entwicklung enttäuscht gnadenlos, zeigt sie doch keinerlei Kreativität im ultimativen Aufeinandertreffen der Killer und wartet dann auch noch mit einem unhaltbaren Plottwist auf. So verschenkt der spannende Ansatz leider massig Potenzial.
´5/10

12. Fair-Haired Child (William Malone)
William Malone ist der Mann, der den “Dark Castle”-Produktionen gleichermaßen das Debüt und den besten Beitrag bescherte. Obwohl mit einem enttäuschenden Ende, ließ “House on Haunted Hill” William Castles Original mit allen Schikanen der modernen Filmtechnik wieder auferstehen und ich muss sagen, dass ich es damals beeindruckend fand, wie die Castleschen Sensations-Events auf neu getrimmt wurden.
Ob das nun die Aufnahme in den “Masters of Horror”-Zirkel rechtfertigt, sei mal dahingestellt, aber geht man die Liste der Regisseure durch, ist sowieso nur ein Bruchteil derer vorhanden, die man fast automatisch mit dem Horrorfilm in Verbindung bringen würde.
Dass es auf den Ruf aber auch gar nicht ankommt, zeigt “Fair-Haired Child”. Malone hat seine Chance zu 150 Prozent genutzt und hätte seinen Auftrag besser gar nicht erfüllen können. Im Fußball würde man das hundertprozentige Chancenverwertung nennen.
Klugerweise orientiert sich Malone voll und ganz an seinem Durchbruch. “Fair-Haired Child” wirkt schrill, spektakulär und doch angenehm altmodisch, denn alle Tricks und Kniffe von “House on Haunted Hill” wurden neu variiert - und da es sich damals um eine William Castle-Hommage handelte, wirkt der Kurzfilm ebenso. Da explodieren Blitze im Keller, der Wind rauscht, Blätter fliegen und ein grässliches Ungetüm mit Wasserkopf und leuchtenden Augen bewegt sich im Zeitraffer bedrohlich durch das Verließ, in dem ein Mädchen ausweglos eingesperrt ist. Eine Fleisch gewordene Geisterbahnfahrt, die der Regisseur mit beeindruckender visueller Stärke entfesselt.
Da ist es klar, dass für feingliedrige Storyelemente kein Platz ist. Ein simples Auferstehungsritual bildet den Rahmen, erfüllt aber seinen Zweck und die Fixpunkte sind konsequent über die komplette (knappe) Stunde verteilt. In der Folge bleiben Längen komplett aus, statt dessen erreicht Malone enormen Abwechslungsreichtum durch die schon früher liebgewonnenen Rückblenden in Schwarzweiß mit surrealen, ja absurd-verstörenden Fieberalpträume, denen diesmal das Kidnapper-Ehepaar aufliegt, das man auch mit jenem aus “Running Scared” in Verbindung bringen könnte.
Insofern bietet Malone das einzige richtige Horror-“Erlebnis” der ganzen ersten Staffel im Sinne von “Event” oder “Show”. Er demonstriert hier etwas, auf ganz pragmatische Weise, und kommt der eigentlichen Idee der “Masters of Horror”-Reihe damit womöglich am nächsten.
8/10

13. Haeckel's Tale (John McNaughton)
Es handelt sich hier um eine atmosphärisch relativ dichte, stilistisch aber etwas unentschlossenen Gruselmähr in historischer Ausstattung. Zu Beginn unmissverständlich an “Frankenstein” angelehnt, nennt man diesen im Rahmen der Folge beim Namen und ordnet die Geschichte des Wissenschaftler-Menschen Haeckel damit diachron in die Filmhistorie ein. “Haeckel’s Tale” findet kurz nach den Ereignissen statt und impliziert damit eine Steigerung zu Frankensteins grausigen Experimenten. Die soll in erster Linie durch Ekelszenen wie eine Gedärme-Fressszene (bei der man sich eine Inspiration durch den ursprünglich vorgesehenen George A. Romero bildlich vorstellen kann) oder Sex mit lebenden Leichen, tropfende Päderasten, untote Hunde (mit Assoziationen zu “Die Fliege II”) oder Zombie-Babys erreicht werden, und das macht einen etwas zwiespältigen Eindruck.
Doch die Ausstattung hilft über manches Defizit hinweg und bereitet ein zufriedenstellendes Sehvergnügen mit herbstroten Farbfiltern, alten Gerätschaften und Kostümen. Die Darsteller schlagen sich alle achtbar aus der Affäre und eine gewisse Hochwertigkeit kann man dem Beitrag nicht absprechen.
Zeitweise beweist McNaughton sogar seine Stärken als Regisseur; die Szene, als Haeckel in Obhut seiner Gastgeber einschläft, kurz aufwacht und zunächst die hübsche Elise (Leela Savasta) am Fenster beobachtet, kurz darauf dann ein Gespräch zwischen ihr und ihrem Mann (Tom McBeath) im Nebenzimmer durch die geöffnete Tür mitbekommt, ist von einer dichten Atmosphäre voller latentem Unbehagen bestimmt - auch wenn die restliche Inszenierung der Episode an diesen kleinen Hochmoment nicht ganz anknüpfen kann.
Folgend entwickelt sich ein leicht konfuser, aber niemals uninteressanter Verlauf, der später mit der typischen moralischen Essenz einer “Tales from the Crypt”-Episode aufgelöst wird - ein wenig schwarz und freilich wenig erfreulich sein Ende nehmend. Als Plottwist funktioniert dieses Ende nicht, höchstens als angenehme Erinnerungen an Vorgängerserien der “Masters of Horror”.
6/10
 
A

Amras

Guest

Cigarette Burns


Handwerklich fand ich Carpenters Beitrag recht solide, was mich allerdings gestört hat, war das zuviel bzw. überhaupt was von La Fin Absolue Du Mond gezeigt wurde. Wie Vince schon anmerkte hätte es gereicht, wenn man lediglich die Publikumsreaktionen gezeigt hätte.

Wertung: 7 von 10 Fluppen

Dreams In The Witch-House

Nun ja, hier kann ich mich euch nur anschließen: diese Folge kann man ideal als Hintergrundberieselung einsetzen.

Wertung: 5 von 10 Ratten

Incident On And Off A Mountain Road

Herrliche Backwood-Episode mit einem netten und zum Teil auch unerwarteten Storytwist.

Wertung: 7 von 10 Bäumen

Chocolate

Endlich mal eine Episode bei der ich das alte Homer Simpson-Zitat anbringen kann: laaaaaaaaaaaangweilig. Mehr gibt es hierzu nicht zu sagen.

Wertung: 4 von 10 Schlafpillen

Sick Girl:

Eine der besten Episoden der (ersten Hälfte) der Staffel. Den Ausführungen von Vince ist nichts mehr hinzuzufügen.

Wertung: 8 von 10 Käfern

Deer Woman

Ich liebe diese Episode. Das liegt auch zum großen Teil daran, dass ich schon immer ein Freund des Humors von John Landis war. Ok, der Horror-Faktor ist gleich Null, aber Deer Woman bringt ein wenig Abwechslung in die Reihe.

Zumindest gehört Mick Garris nach seinem eher enttäuschenden Beitrag in dieser Folge zu den Gewinnern: wer bei der Casino-Szene genau hinschaut, entdeckt Garris als glücklichen Jackpot-Gewinner im Hintergrund.

Wertung: 8 von 10 Hufe bzw. Hupen

Homecoming

USA, USA. Diese Episode besitzt eigentlich eine interessante Grundidee, aber Joe Dante bringt es tatsächlich fertig, eine strunzdumme und vor Patriotismus triefende Politik-Satire mit Zombies abzuliefern. Was Regisseure heute nicht alles nur des Geldes wegen machen. Zombies und Gesellschaftskritik kann halt nicht jeder Regisseur ansprechend umsetzen.

Außerdem habe ich bei der Friedhof-Szene nur noch ein Spruch a la „They are coming to get you, Mommy“ vermisst.

Wertung: 3 von 10 ungültigen Stimmzetteln in Florida
 

deadlyfriend

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Pelts (Staffel 2, Film 6)


Der Kürschner Feldman bekommt telefonisch von einem ihm bekannten Jäger die Information, das er die besten Tierfelle die er je gesehen hat, für ihn parat liegen hätte. Er macht sich sofort auf den Weg und findet zwei Leichen vor. Die Tierfelle nimmt er aber mit und ab diesem Zeitpunkt häufen sich die Todesfälle in seiner Umgebung.

Auch in der zweiten Staffel gibt es einen Beitrag von Dario Argento. Allerdings ist das meistens nicht direkt zu erkennen, da er hier anders zu Werke geht. Die Musik von Claudio Simonetti und auch einige Einstellungen weisen zwar auf die Herkunft hin, aber diese steht nicht im Fokus. Er tobt sich hier eher als Splatter-Regisseur aus und hat beinharte Brutalitäten zu bieten. Die Story gefällt mir ebenfalls, da natürlich deutliche Kritik an der Pelzindustrie zu vernehmen ist. Nicht umsonst geht jeder der etwas mit den Pelzen zu tun hat, erbarmungsglos zu Grunde.
Mit Meat Loaf und John Saxon hat er auch noch 2 bekannte Gesichter, die sichtlich Freude am Geschehen haben.
Damit haben wir eine wirklich gelungene Kurzgeschichte (knapp 55 Minuten), die absolut sehenswert ist.
 

Russel Faraday

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Magst du den Stil der kompletten Serie nicht, oder speziell nur diese Episode?

ich kenne nur "cigarette burns" und "pelts". "cigarette..." fand ich ok und hab etwa dieselbe meinung, wie sie auch hier zu lesen war. und "pelts" fand ich halt schrecklich (im negativen sinn). scheint ein für mich typisches Argento-phänomen zu sein: entweder meisterwerk oder totalausfall. der mann der extreme, dazwischen scheint es nichts zu geben.
 

deadlyfriend

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Sehen wir wirklich komplett anders. Mir hat die Episode sehr gut gefallen, wobei ich den Härtegrad nicht mochte. Aber der Rest erinnerte mich an eine Horrorserie in den 80ern deren Namen mir leider entfallen ist. Irgendein Laden mit verfluchten Gegenständen:confused: Egal, mich hatte das irgendwie daran erinnert und es gefiel mir:)
 

Russel Faraday

Filmvisionaer
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Sehen wir wirklich komplett anders. Mir hat die Episode sehr gut gefallen, wobei ich den Härtegrad nicht mochte. Aber der Rest erinnerte mich an eine Horrorserie in den 80ern deren Namen mir leider entfallen ist. Irgendein Laden mit verfluchten Gegenständen:confused: Egal, mich hatte das irgendwie daran erinnert und es gefiel mir:)

"erben des fluchs" dürftest du meinen. im o-ton heißt die übrigens "friday the 13th - the series"
 

Tarantino1980

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Masters of Horror Season 1


08. Jenifer (Dario Argento)
Es könnte stark abhängig sein vom Betrachter, wie man Argentos Beitrag aufnimmt. Fakt ist, das Drehbuch ist eine wahre Katastrophe, denn sobald der Cop die im Gesicht entstellte Blondine davor bewahrt hat, von einem Wahnsinnigen zerhackt zu werden, weiß man um das Ende der Geschichte Bescheid.
Die Story ist also schon mal erschreckend vorhersehbar und in der Folge dann noch mit allerhand Logiklöchern gespickt. Die Entscheidung der Hauptfigur (Steven Weber), Jenifer in sein Haus einzuladen und dafür seine Familie zu verlieren ist schlichtweg nicht nachvollziehbar - schon gar nicht, nachdem das anhängliche Ding dabei erwischt wird, die Innereien der Hauskatze in sich hineinzuschaufeln (und darüber noch glücklich zu grinsen).
Warum ich dennoch Gefallen gefunden habe an diesem Beitrag? Die Darstellung der Jenifer ist vom behaviouristischen Standpunkt aus wahnsinnig interessant und - hier kommt das Paradigma der Serie ins Spiel - ziemlich creepy. Der extrem attraktive Körper und dann die hässliche Entstellung des Gesichts. Die Anlehnung an die menschlichen Grundtriebe - Liebesbedürftigkeit, Verlangen nach Sex, Hunger, Neid, Gier, das Suchen von Geborgenheit - kombiniert mit animalischen Verhaltensweisen - macht in der Summe ein extrem verstörendes Gesamtbild. Die Sexszenen (hier tatsächlich künstlerisch notwendig, auch in der Häufigkeit!) entstehen fließend, beiläufig und natürlich getrieben durch einen der primären Grundinstinkte eines jeden Lebewesens.
So zerfahren das Skript auch sein mag, das halbmenschliche Wesen im Zentrum hat mich dort überzeugt, wo das Negativ “Incident On and Off a Mountain Road” versagte - bei der Figurenzeichnung. Schade, dass das auch vice versa für das Drehbuch gilt.
6/10

Die Kritik ist sehr passend und da sie im Grunde genau das aussagt was ich auch geschrieben hätte, spare ich mir hier eine eigenen KK. Der Film ist ganz nett, aber ich bezweifele, hätte ich nicht gewusst das er von Argento ist, das ich anhand der Bilder und der Kameraeinstellungen darauf gekommen wäre das es sich um einen Argento handelt. Leider sieht man hier nichts von seinem Talent. Ich weiß nicht ob er bei dem Film einfach eine schlechte Phase hatte, oder ob man ihm nicht die künstlerische Freiheit gegeben hat die er braucht. Fakt ist das es leider definitiv der bisher schwächste Film von ihm ist. Ich vergebe auch eine 6/10 weil er halt ganz nett gemacht ist aber so genial wie seine anderen Werke ist er definitiv nicht.
 

Tarantino1980

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AW: Masters of Horror (TV-Serie)

Pelts (Staffel 2, Film 6)

Der Kürschner Feldman bekommt telefonisch von einem ihm bekannten Jäger die Information, das er die besten Tierfelle die er je gesehen hat, für ihn parat liegen hätte. Er macht sich sofort auf den Weg und findet zwei Leichen vor. Die Tierfelle nimmt er aber mit und ab diesem Zeitpunkt häufen sich die Todesfälle in seiner Umgebung.

Auch in der zweiten Staffel gibt es einen Beitrag von Dario Argento. Allerdings ist das meistens nicht direkt zu erkennen, da er hier anders zu Werke geht. Die Musik von Claudio Simonetti und auch einige Einstellungen weisen zwar auf die Herkunft hin, aber diese steht nicht im Fokus. Er tobt sich hier eher als Splatter-Regisseur aus und hat beinharte Brutalitäten zu bieten. Die Story gefällt mir ebenfalls, da natürlich deutliche Kritik an der Pelzindustrie zu vernehmen ist. Nicht umsonst geht jeder der etwas mit den Pelzen zu tun hat, erbarmungsglos zu Grunde.
Mit Meat Loaf und John Saxon hat er auch noch 2 bekannte Gesichter, die sichtlich Freude am Geschehen haben.
Damit haben wir eine wirklich gelungene Kurzgeschichte (knapp 55 Minuten), die absolut sehenswert ist.

Der zweite Beitrag von Argento bei Master of Horror hat mir deutlich besser gefallen. Zwar immer noch nicht das was man von ihm gewohnt ist, aber einige Sachen haben mir gut gefallen. Den Schluss fand ich sehr gelungen und die letzten Einstellungen in Verbindung mit der genialen Musik von Claudio Simonetti zeigt deutlich Argentos Handschrift. Meat Loaf und John Saxon haben wirklich gut gespielt, passten sehr gut zum Film und die Kritik an der Pelzindustrie war in der Tat sehr gelungen. Was ich auch sehr schön fand war dieses alte Haus vom "Jäger". Wirklich eine sehr gelungene Kullisse. Für eine Kurzgeschichte ist dieser Film wirklich gut!

Wertung: 7.5/10
 
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Vince

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Masters Of Horror - Season 2


Pelts
Da ist das Thema mal wieder satirischer als seine Umsetzung: Argento vergeudet das kontroverse Potenzial der Folge extrem und inszeniert stattdessen eine typische episodische Heimsuchung aller, die mit einer bestimmten Schandtat (hier: Ermordung der besonderen Gattung von Pelzviechern) im Zusammenhang stehen. Das gipfelt regelmäßig in gellend brutalen, effekthascherischen und selbstgefälligen Splattereffekten, die mit ihrer zwar unrealistischen (Stichwort "Hautweste"), aber handwerklich formidablen Umsetzung das Highlight bilden. Drumherum hätte man das Töten von Tieren aus modischen Zwecken aber gerne etwas pointierter ausarbeiten dürfen. Atmosphäre gibt es auch nicht im Geringsten, so reißt es also die Handwerkskunst und der fiese Meat Loaf raus.
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,5

Pro-Life
Ganz ähnlicher Fall wie "Pelts": Kontroverse Thematik, mit der der Regisseur nichts anzufangen weiß. Perlman im Van vor den verschlossenen Toren der Abtreibungsklinik hat schon einen gewissen Suspensefaktor, sobald die Tore aber geöffnet sind, wird's wirr und Carpenter teilt in alle Richtungen aus, ohne sich um eine rote Linie zu kümmern. Dann gesellen sich noch "The Thing"-Referenzen und KNB-Gummimonster hinzu, und irgendwie scheint sich die Handwerksnähe zur großen Qualität der Anthologie herauszuschälen (Regisseure sollten viel öfter den Mut aufbringen, mit organischen Spezialeffekten zu arbeiten), aber auch hier wird's drumherum wieder konfus, unatmosphärisch und ein wenig unbeholfen.
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Family
Erinnert wegen der Bedienung von massig Klischees enorm an die "Geschichten aus der Gruft"-Reihe: Mit Weichzeichner aufgenommene Einstellungen von ruhigen Familienvororten als Kontrast zum Horror unter der Oberfläche, wie oft hat man das schon gesehen. Optisch wird die Psycho-Variante danach (abgesehen von ein, zwei netten Effektszenen) reichlich unspektakulär, die Handlung beginnt, sich auf die mäßig geschriebenen Dialoge zu stützen, was nur gelingt, weil der Hauptdarsteller seine Rolle einigermaßen tragen kann mit einer interessanten Interpretation (immer freundlich, aber nie zu sehr). Konventionell und vorhersehbar, ein fast "entschuldigender" Beitrag (als ob so etwas einfach dazugehört), aber ordentlich umgesetzt.
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Right To Die
Da mir gehäutete Menschen seit Kindheitstagen ohnehin einen Schauer über den Rücken jagen (hab "Hellraiser II" wohl zu früh gesehen), hatte die Folge bei mir natürlich schnell gewonnen. Der politisch-moralische Ansatz geht zwar genau wie bei "Pelts" und "Pro-Life" schnell unter, aber wen juckt das, sobald der Fast-Witwer seine erste Nacht alleine zu Hause verbringt und sich mit guter alter Suspense-Handwerkskunst der Horror eines leeren Hauses über ihm zusammenbraut. Die Maske ist schön fies geworden, Nacktheit und Ekel wechseln sich munter ab und zum Schluss gesellt sich noch der ein oder andere nette Twist dazu.
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The Screwfly Solution
Evolutionsbiologisch interessante Idee, aber wirr und spannungsarm umgesetzt, nichtssagend, wird viel zu sehr zerredet in pseudowissenschaftlicher Argumentation, kann kein Futter fürs Auge vorweisen und säuft so nach einem noch halbwegs vielversprechenden Auftakt bald ab.
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The Black Cat
Erzeugt nach gewissem Anlauf tatsächlich den typisch intrinsischen, psychologisch isolierten Grusel Poes, so als sei der Rest der Welt und eine lästige Illusion, die sich hin und wieder zwischen den Wahnsinnigen und seinen Wahnsinn stellt. Die Atmosphäre wird mit jeder Minute dichter, zumal Jeffrey Combs optimal besetzt ist und das Flair noch zusätzlich anregt, nur die Auflösung empfinde ich als lasch, ist aber wohl Geschmackssache. Ein Problem habe ich auch immer mit Gewalt gegen Tiere (und insbesondere Katzen), aber das ist meine persönliche Sache - künstlerisch ist da nix gegen einzuwenden.
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Valerie On The Stairs
Könnte etwas AUtobiografisches aus den Jugendjahren Stephen Kings sein. Beginnt durchaus ansprechend mit unbequemem Zimmersuspense, entwickelt sich mit unheimlichen Begegnungen auf der Treppenstufe weiter und endet dann leider in einer schlechten Mephisto-Maskerade, bevor ein unglaublich billiger Computereffekt den Deckel draufschraubt.
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We All Scream For Ice Cream
Ich mag das Voice Acting des Clowns und auch eine Körperschmelzszene im Badezuber auf ihre ungelenke Art - ansonsten bleibt eine ziemlich traurige Umsetzung coulrophoben Horrors, eine ungelenke Kreuzung aus "Es" und "Dorf der Verdammten". Das Drehbuch ist grütze, die Gruselsequenzen ohne Klischees nicht lebensfähig. Warum nicht mehr mutige Ideen? Angst, dass das Ganze nicht mehr seriös wirken könnte? Wer sehen will, wieviel mehr man aus Clowns herausholen kann, muss sich "Killer Clowns From Outer Space" herbeiwünschen...
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The Washingtonians
Nette Grundidee, die aber fast genauso schon in der zweiten Staffel "Die Simpsons" verarbeitet wurde ("Einmal Washington und zurück") - ohne Horror zwar, dafür aber viel besser. Die Folge konzentriert sich in den Horrorelementen auf den krassen Gegensatz aristokratischer Gesellschaften und deren kannibalischem Verhalten, inhaltlich soll die Historie als Horrorverstärker herhalten (wenn unsere Vorfahren solche Monster waren, was sind dann wir?"). Die Umsetzung wirkt leider konfus und billig, der Horror wird zu oft von überdrehten Humoreinlagen ausgehebelt, die wahrscheinlich einen erbärmlichen Versuch von Satire zu bedeuten haben (wie auch der Schlussgag untermauert), von echter Satire aber ähnlich weit weg sind wie die Militär-Zombie-Folge der ersten Staffel. Typischer Fall von: Stoff übersteigt die Kompetenzen der Ausführenden.
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Sounds Like
Hier erkennt man mal wieder besonders stark das eigentliche Anliegen dieser Anthologie, Horror in jeder erdenklichen Dimension bieten zu wollen - Optisch, haptisch, akustisch oder eben geräuschlos. "Sounds Like" funktioniert als eine Art "Akte X"-Rohschnitt durchaus passabel, die Soundeffekt-Abteilung bemüht sich nach Leibeskräften, den Horror über Akustik zu prägen, mit ansprechendem Ergebnis. Der Hauptdarsteller, der als leicht dümmlicher Sheriff in "True Blood" doch etwas besser aufgehoben ist, verfügt leider nicht über das Identifikationspotenzial, das seine Rolle erfordert. Bei der Konzentration auf den Sound bleiben die Schauwerte leider etwas auf der Strecken, hier ist "Sounds Like" betont bieder und unspektakulär gehalten.
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The Damned Thing
Grundsolide Südstaatenanekdote, die atmosphärisch ein bisschen an die "Ding aus dem Sumpf"-Neuverfilmung erinnerte (im "Masters Of Horror"-Kontext fühlte ich mich atmosphärisch noch am ehesten an John Carpenters Beitrag zu Staffel 1 erinnert, bei dem ja ebenfalls ein "Boondock Saint" die Hauptrolle spielte). Technisch spielt dieser Beitrag in der ersten Liga, ausgestochen allenfalls von Takashi Miikes "Imprint" oder William Malones "Fair Haired Child", dazu ein sehr guter Hauptdarsteller, reichlich Splattereinschübe und auch subtile Horroreffekte nach "Venom"-Art mit einfachsten Mitteln umgesetzt. Schade, dass später in einer Schlüsselszene doch wieder auf unausgegorene CGI gesetzt wird. Ansonsten kommt man trotz aller Vorzüge irgendwie schwer in die Geschichte rein; bei mir reicht es so nur zu
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Dream Cruise
Leider zu lang. Mit über 80 Minuten hat "Dream Cruise" schon Filmlänge und das ausgerechnet bei einem Kammerspiel mit einem Hauptdarsteller, der sich sichtbar schwer damit tut, dem Zuschauer seine Emotionen begreiflich zu machen, auch wenn die Flashbacks keinen Zweifel daran lassen, um welche Emotionen es sich handelt.
Wäre die komplette erste Hälfte auf offener See nicht ähnlich nichtssagend wie das erste Drittel "Open Water" (nur dass das irgendwo seineen Sinn und Zweck hatte), läge hier eine sehr effektive Verfrachtung des Neo-Japanohorrors auf neues Terrain vor. "Dream Cruise" hat die mit Abstand gruseligsten Sequenzen der zweiten Staffel zu bieten, resultierend aus einem Zusammenspiel von Make Up, Beleuchtung und klaustrophobischem Setting, darüber hinaus erzeugen die fortwährenden Neuansätze derselben Geschichte ein surreales Feeling. Wie schon in Staffel 1 hätte der asiatische Beitrag wieder der Klassenbeste werden können, wäre da eben nicht der langweilige Einstieg. Aber dranbleiben lohnt.
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The V Word
Achtung, Spoiler:
Der Titel dieser Folge spielt damit, dass der Vampirismus im Film längst zum Sklaven der Klischees geworden ist und dass man, wenn man heutzutage einen Vampirfilm drehen möchte, am besten gar nicht mehr von Vampiren spricht. So beginnt "The V Word" ironischerweise eher wie eine Gewaltstudie ("Doom 3" leitet die Folge ein), mutiert dann zum Zombiefilm, bevor erst viel später klar wird, dass es sich bei den Monstern nicht um Zombies handelt, sondern um Vampire. Somit stellt "The V Word" den wohl reflektierendesten Beitrag dar; sobald das aber einmal klar ist, verliert er leider auch viel von seiner Spannung. Anfangs kommt klassischer Haunted-Haus-Grusel auf: Ein düsteres Bestatteranwesen in der Nacht bei Blitz und Donner, leise Musik aus den oberen Stockwerken, Särge und Leichen unter Tüchern. Doch hat sich das Monster einmal gezeigt, ist die Spannung dahin und die Gewichtung verlagert sich auf das Zelebrieren von Filmklischees. Nicht ungelungen, lässt sich von dem wandernden Fokus aber etwas zu sehr aus dem Gleichgewicht bringen.
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