Quiet Earth - Das letzte Experiment

Travis

Regie
Teammitglied
Registriert
2 Juni 2008
Beiträge
3.407
Filmkritiken
28
Gesamtübersicht aller Kurzkritiken zu Quiet Earth - Das letzte Experiment:

#02 05.12.08 Vince
 

Travis

Regie
Teammitglied
Registriert
2 Juni 2008
Beiträge
3.407
Filmkritiken
28
AW: Quiet Earth - Das letzte Experiment

Kritik von Vince


THE QUIET EARTH - DAS LETZTE EXPERIMENT

Ein meisterhaft erzählter und zugleich weit unter Wert verkaufter Science Fiction-Meilenstein der Achtziger Jahre, der einzig und allein an allzu schlampigen Brüchen mit der Logik krankt, die indes nicht einmal unbedingt notwendig gewesen wären.

Ein letzter Mensch findet sich auf einem leergefegten Planeten wieder. Er geht an eine Tankstelle und findet keinen Kassierer. Draußen wird ihm gewahr, dass kein Mensch auf der Straße ist. Er ruft, macht auf sich aufmerksam. Er schreibt ein großes Plakat mit seiner Adresse. Er beginnt, eine zweite Persönlichkeit zu entwickeln, mit der er sich unterhalten kann. Er zieht sich ein Frauenkleid an und rennt durch ein leeres Stadion. Er bezieht eine Villa und hält am Abend als Gott eine Rede. Beifall, den er selbst mit einer Fernbedienung steuert, ertönt aus montierten Lautsprechern und gibt ein Feedback auf seine Ankündigungen. Dann frühstückt er - und plötzlich steht hinter ihm eine Frau. Die beiden Fremden fallen sich augenblicklich erleichtert in die Arme.

Geoff Murphy zeichnet den Menschen als soziales Wesen, das andere Menschen benötigt, um zu überleben. Mit der Menschheit verschwanden zwar jegliche Regeln und Beschränkungen, doch die neu gewonnene Freiheit kann nicht genossen werden. Es fehlt der Beobachter, jemand, mit dem man das Erlebte teilen kann.
Doch schon mit der Dreierkonstellation - zwei Männchen, ein Weibchen - entwickelt sich wieder das alte menschliche Schema des Konkurrenzdenkens.

Wenn die ein bis drei Menschen durch vereinsamte Straßen irren, spricht die apokalyptische Atmosphäre dem Werk aus jeder Pore, wenngleich der Verfall der Welt ohne Menschen, die sie lenken, noch realistischer hätte dargestellt werden müssen. Dennoch, "The Quiet Earth" ist bei aller Faszination über die Leere der Welt eher ein Film im Diskurs. Durchgehend ist man mit existenziellen Fragen beschäftigt, während man den Darstellern auf Schritt und Tritt folgt: Was, wenn der Partner stirbt und man wieder der einzige Mensch auf der Erde ist? Was, wenn sich die beiden anderen gegen mich verschwören und mich im Stich lassen? Was, wenn wir noch mehr Menschen finden, vielleicht eine Menschengruppe - wie wird sie auf uns reagieren?

Fragen über Fragen, die auch Monate danach noch im Schädel des Zuschauers widerhallen werden und diesen in Sachen Handlungskontinuität vielleicht nicht ganz perfekten Film zu einem kleinen Meisterwerk erheben.
8.5/10
 
Oben