Heaven's Gate - Das Tor zum Himmel

LivingDead

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Gesamtübersicht aller Kritiken zu Heaven's Gate - Das Tor zum Himmel:

#02 26.09.07 LivingDead
 
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LivingDead

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AW: Heaven's Gate - Das Tor zum Himmel

Heaven's Gate - Das Tor zum Himmel

Auszüge aus meiner ofdb.de - Kritik:

Cimino beleuchtet in seinem Western - oder sollte man eher Gangsterfilm sagen? – ein dunkles Kapitel in der Geschichte Amerikas. Im Jahre 1890 versuchen mächtige Viehzüchter in dem US-Bundesstaat Wyoming Einwanderer aus Osteuropa zu vertreiben. Einer von ihnen ist Nathan Champion (Christopher Walken). Auf der anderen Seite kämpft Marschall James Averill (Kris Kristofferson) für die Rechte der Einwanderer. Ein Krieg steht kurz bevor.

Durchaus kann man darüber streiten, ob man es Cimino negativ anrechnen sollte, dass er die geschichtlichen Hintergründe teils absolut unaufrichtig darstellt. Doch sollte man ebenfalls inserieren, dass es wohl nie seine Intention war, eine Schulstunde in Geschichte zu geben, sondern vielmehr das aktuelle politische Klima während der Carter/Reagan-Ära zu explizieren…

Ähnlich wie heutzutage ein Terrence Malick („Der Schmale Grat“), so setzte schon Cimino überwiegend Geltung auf Bilder, als auf übliche narrative Mittel wie Dialoge, welche in „Heaven’s Gate“ äußerst rar gesät sind. Dominierend sind wunderschöne Landschaftsaufnahmen und bis ins kleinste Detail ausgearbeitete Kulissen, bei denen sich Cimino auch nicht zu schade war, diese aus allen erdenklichen Winkeln auf Zelluloid zu bannen. Doch bei all der Bildgewalt vernachlässigt Cimino zwei Dinge in seinem Film: Stringenz und Charakterentwicklung.

Doch zunehmend werden die pompösen Landschaftsaufnahmen weniger. Cimono zeigt Staub, Blut, Krieg… Die so optimistische Grundstimmung wechselt zu einer von Defätismus geprägten Sicht auf die amerikanische Geschichte. Dass solch ein Film nicht den Geschmack des breiten Publikums trifft – vor allem damals – verwundert heutzutage nicht mehr wirklich. Streifen wie ein „Gangs of New York“ werden heutzutage in ihrer politischen Boshaftigkeit weitaus weniger kritisch hinterfragt.

9/10
 

Travis

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AW: Heaven's Gate - Das Tor zum Himmel

Der Film brachte UA gewaltig ins Schlingern. Meiner Meinung nach nicht zu Unrecht.
Ich bin ja wirlich ein Fan eher ruhigerer Western, aber was sich Cimino hier geleistet hat, war für mich schon eine Frechheit. Will und kann jetzt gar nicht auf alle Details eingehen. Doch auch für mich stellt der Film einen hoffnungslos überinspirierten Egotrip eines Regisseurs dar, der sich hiermit ein persönliches Denkmal schaffen wollte und nicht anderes als einen maßlos überogenen Langweiler schuf, bei dem man zum wachbleiben schon viel guten Willen aufbringen muß.

Kann man natürlich auch völlig anders sehen, womit ich deiner Kritik und Bewertung, LD, nicht die Rechtmäßigkeit deiner persönlichen Sichtweise des Films absprechen möchte. Ist halt einer jener Filme, die man gut finden kann oder maßlos enttäuscht ist. Wir scheinen uns da halt an den konträren Ende der Skala zu befinden, was ja manchmal auch sehr dienlich ist. Nur...

LivingDead schrieb:
Hast du "The Deer Hunter" gesehen? Von Inszenierung und Stimmung her sind sich die Filme nicht ganz unähnlich.
... gerade dieser Vergleich verbietet sich für mich. Denn genau all das, was Cimino bei The Deer Hunter richtig, faszinierend und atemberaubend auf die Leinwand zauberte, ließ er bei Heaven's Gate vermissen. Ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb ich auf Heaven's Gate bis heute so schlecht zu sprechen bin. Denn als ich das erste Mal Heavens Gate sah, geschah dies in der Erwartungshaltung ein weiteres Meisterwerk von Schlage Deer Hunter geboten zu bekommen, von dem er allerdings Lichtjahre entfernt ist.

Ist für mich absolut kein Wunder, daß Cimino mehr oder minder in der Versenkung verschwunden ist, nachdem er mit Heavens Gate und Der Sizilianer zwei Schnarcher allererster Güte fabrizierte. Schaut wirklich so aus, als hätte der Mann tatsächlich nur ein wirkliches Meisterwerk auf der Platte gehabt und dabei seine komplette künstlerische Gestaltungsfähigkeit aufgebraucht. Das wirst du, LD, natürlich völlig anders sehen. Eine Meinung, die dir unbenommen bleibt. Ich wollte hier nur kurz meine Meinung zum Ausdruck bringen, da ich auf Heavens Gate auch heute noch sauer bin. Denn vom Potential der Story wäre wesentlich mehr drin gewesen.
 

Travis

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Beitrag von LivingDead:

Mit deiner Meinung gehörst du jedenfalls zum Gros der Kritikerlandschaft. Ich hingegen bilde nur eine klägliche Minderheit, obschon der Film nach seiner Wiederaufführung auf der Berlinale endlich seine verdiente Anerkennung fand. Ich kann deine Ärgernis größtenteils sogar nachvollziehen, doch sind es wohl gerade die von dir genannten Kritikpunkte, die ich als Stärken des Filmes definiere. Die so oft plakatierte "Langeweile" wurde für mich zu einer dreieinhalbstündigen Momentaufnahme mit einer faszinierenden Sogwirkung.
Sicher wollte Cimino wieder etwas großes schaffen; sicher wollte er nach "The Deer Hunter" nicht auf der Stelle treten. Doch welcher Regisseur macht das nicht? Welcher Regisseur handelt nicht ein klein bisschen narzisstisch?
Ich fühlte mich nach dem Film berauscht und begeistert zugleich.
 

Travis

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AW: Heaven's Gate - Das Tor zum Himmel

LivingDead schrieb:
Die so oft plakatierte "Langeweile" wurde für mich zu einer dreieinhalbstündigen Momentaufnahme mit einer faszinierenden Sogwirkung.
Dann gehst du bestimmt auch gern in Galerieen, kannst dich länge Zeit vor einem Gemälde hinstellen und beim Betrachten des Bildes in tiefe Gedanken versinken. Ist absolut nicht spöttisch gemeint. Ich kenne das, da man mir diese "Kunst" schon oft vermitteln wollte. Eine nahe Verwandte ist Malerin in New York. Bei jedem Besuch in N.Y. mußte ich mindestens 6 Stunden Metropolitan Museum of Mordern Art am Stück einplanen, inklusive sämtlicher Belehrungslektionen über die Kunst des Betrachtens eines Gemäldes. Hat alles nichts gebracht.

Sicher wollte Cimino wieder etwas großes schaffen; sicher wollte er nach "The Deer Hunter" nicht auf der Stelle treten. Doch welcher Regisseur macht das nicht? Welcher Regisseur handelt nicht ein klein bisschen narzisstisch?
Och, da gäbe es schon so einige, die keinerlei Ambitionen haben. Jedenfalls scheint es so. ;)
Doch genau dieser Umstand war es ja, der ihm hier das Genick brauch. Jedenfalls aus meiner Sicht. Man kann durchaus als ambitioniert bezeichen, verbunden mit dem festen Willen, einen Meilenstein zu schaffen. Man kann es aber auch Größenwahn nennen, der zur verdienten Bauchlandung führte.
Kann wrklich nicht sagen, wie der Film heute auf mich gewirkt hätte, wenn ich ihn noch nie gesehen hätte. Unmöglich zu beantworten. So aber, hat er bei mir für alle Zeiten versch..., um es ganz deutlich zu sagen. Zu stark klafften nach Deer Hunter Anspruch und Wirklichkeit auseinander, zu tief saß und sitzt bei mir der Stachel enttäuschten Entsetzens, als daß sich dieser heute noch ziehen lassen würde. Respektiere aber durchaus deine persönliche Ansicht und Meinung, die du ja sehr schön begründet hast.

Ich fühlte mich nach dem Film berauscht und begeistert zugleich.
Berauscht? Ja, stimmt. Aber für mich war es halt eine Überosis THC geschwängertes Valium.
 

Travis

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Beitrag von Living Dead:

Travis schrieb:
Dann gehst du bestimmt auch gern in Galerieen, kannst dich länge Zeit vor einem Gemälde hinstellen und beim Betrachten des Bildes in tiefe Gedanken versinken. Ist absolut nicht spöttisch gemeint.
Hach, herrlich Travis!
Genau das Beispiel schwebte mir nämlich auch ständig beim Schreiben im Kopf und ja, genau so wirkte auch "Heaven's Gate" auf mich; und genau deswegen kann ich auch absolut nachvollziehen, warum du - wie viele andere auch - so enttäuscht von dem Film warst. Tatsächlich sollte man sich den Film als eine Art ruhendes Gemälde vorstellen, welches nur durch Zeit und vielleicht auch Geduld seine absolute Wirkung entfaltet... Sowieso sollte man absolut keinen Unterhaltungsfilm erwarten, dann hat man gleich verloren....

Och, da gäbe es schon so einige, die keinerlei Ambitionen haben. Jedenfalls scheint es so.
Hm ja okay... Oller Erbsenzähler.

Jedenfalls aus meiner Sicht. Man kann durchaus als ambitioniert bezeichen, verbunden mit dem festen Willen, einen Meilenstein zu schaffen. Man kann es aber auch Größenwahn nennen, der zur verdienten Bauchlandung führte.
So sieht´s aus. Wobei hier der Grad zwischen den beiden Lagern extrem gering bemessen ist und sich beide Seiten nahezu überschneiden.

Respektiere aber durchaus deine persönliche Ansicht und Meinung, die du ja sehr schön begründet hast.
... und mehr wollen wir ja gar nicht.

Berauscht? Ja, stimmt. Aber für mich war es halt eine Überosis THC geschwängertes Valium.
Hmm... Apropos THC-geschwängertes Valium: Wie findest du eigentlich Terrence Malick?
 

Travis

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AW: Heaven's Gate - Das Tor zum Himmel

Living Dead schrieb:
Apropos THC-geschwängertes Valium: Wie findest du eigentlich Terrence Malick?
Warum wußte ich nur, daß bei einem derartigen Diskussionsverlauf die Frage nach Malick auftauchen würde?
Mein Verhältnis zu Malick habe ich an anderer Stelle schon mal relativ ausführlich geschildert, weshalb ich es hier relativ kurz an den drei prägnantesten Beispielen festmache. Mein absoluter Malick-Favorit ist ohne Einschränkungen "Badlands - Zerschossene Träume": Ich liebe diesen Film. Stilistisch, inhaltlich und inszenatorisch ein Meisterwerk. "Der schmale Grat". Immer noch ein herausragender Film, der jedoch schon über diverse, in die Ausführlichkeit nicht ganz notwendige Längen verfügt. Aber immer noch ein Highlight und Meisterwerk, wenn auch mit kleinen Dellen. "The New World", auf den du dann wohl hinauswillst, könnte dann tatsächlich als Gegenstück zu "Heaven's Gate" durchgehen. Optisch ein Meisterwerk, aber mit gewaltigen Längen, die in dieser Intensität für mich jeden Filmspaß reduzieren und das Betrachten zur Geduldsprobe werden lassen. Überinspiriert ist auch hier für mich der persönlich am ehesten treffende Ausdruck. Ich muß zugeben, daß ich hier entgegen meinen üblichen Gepflogenheiten öfter den Gebrauch der Vorlauftaste als letzte Notwehr sah. Ein Film den ich, auch wenn ich dessen künstlerischen Wert zweifelsfrei anerkenne, mir wohl nie mehr antun werde.
Ich denke mal, daß ich dich mit dieser Erklärung nicht überrascht und dein Bild bestätigt habe. Genauso wie ch mir sehr gut vorstellen kann, daß "The New World" auf dich einen völlig anderen Eindruck machte.
 

Travis

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Beitrag von Living Dead:

Travis schrieb:
Ich denke mal, daß ich dich mit dieser Erklärung nicht überrascht und dein Bild bestätigt habe. Genauso wie ch mir sehr gut vorstellen kann, daß "The New World" auf dich einen völlig anderen Eindruck machte.
Nein, absolut nicht und danke nochmals für das ausführliche Statement, obschon es ja eher eine Bestätigung meiner Vermutungen ist.
Nun, ich vergöttere "Der schmale Grat", war aber eher enttäuscht von "The New World", sehe ihn im Endeffekt aber immer noch um ein Vielfaches stärker als du. Wie gesagt: "Heaven's Gate" und "New World" sind in vielerlei Hinsicht ähnlich und Cimino, wie auch Malick haben es durch ihr Bestreben stets perfektes Material abzugeben nie leicht gehabt... Weder in Hollywood noch beim Publikum.
 
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