Ein Mann namens Ove

Willy Wonka

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Twin Peaks
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Ein Mann namens Ove

Das schwedische Kino bietet mehr als nur Krimi- und Thriller-Unterhaltung. In den letzten Jahren hat sich Schweden auch zunehmend als ein Land der populären Komödien etabliert und versucht gar in Konkurrenz zu unseren französischen Nachbarn zu treten. Zumindest der Trailer von Ein Mann namens Ove suggeriert eine Wohlfühl-Komödie nach französischer Machart mit einem grantigen, pedantischen alten Herren, der an jeder Kleinigkeit seiner Nachbarn etwas auszusetzen hat, in der Hauptrolle. Doch die Werbung täuscht. Während der Trailer die Komödien-Aspekte (über)betont, um eventuell dadurch mehr interessierte Zuschauer zu erreichen, überrascht der Film mit einer durchweg emotionalen, dramatischen Unterhaltung, die nur sporadisch von kurzen humorvollen Passagen unterbrochen wird.

Der Film beginnt mit dem ersten Selbstmordversuch des titelgebenden Antihelden Ove. Seitdem seine Frau gestorben und sein ehemaliger bester Freund im Rollstuhl gefesselt ist und sich nicht mehr mitteilen kann, hegt Ove einen Groll gegen Gott und die Welt. Die Situation spitzt sich noch zu, als Ove aufgrund seines Alters von seinem langjährigen Arbeitgeber entlassen wird. Nicht wissend, was er mit der Zeit anfangen soll, widmet er sich noch mehr als zuvor den kleinen Regelverstößen seiner Nachbarn, weist sie zurecht und läuft griesgrämig durch die Welt. Bis eines Tages neue Nachbarn in die Siedlung ziehen, die seine Nerven noch mehr strapazieren, aber ihm auch gleichzeitig helfen, indem sie ihm das Gefühl geben, wieder gebraucht zu werden. Während die Handlung fortschreitet, liefert der Film einige Rückblenden in die Vergangenheit von Ove. So erfahren wir, wie er seinen Vater verloren, einen ersten Job bekommen und seine Frau kennengelernt hat.

Durch die exzellenten Schauspieler nimmt man als Zuschauer immer mehr am Leben von Ove teil, versteht mehr und mehr seine Haltung und wieso er sich so gibt, wie er sich gibt. Auch wenn der Plot nach einem klassischen Muster abläuft, versteht es Regisseur Hannes Holm sehr gefühl- und humorvoll in die Welt von Ove einzuführen und dem Zuschauer an seinen Emotionen teilhaben zu lassen. Die verhandelten Motive und Themen mögen nicht neu sein, aber schaffen es im Gegensatz zu konfektionierten, oberflächlichen Best-Ager-Komödie wie „Best Marigold Hotel,“ ein besseres und vor allem natürlicheres Gefühl von Liebe, Trauer und das kleine Glück zu vermitteln und die Zuschauer zu berühren, wenn diese es denn zulassen.
 
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