Die Bösen schlafen gut

Sam Spade

Filmarchitekt
Teammitglied
Registriert
13 Juli 2012
Beiträge
6.009
Ort
10086 Sunset Boulevard
Filmkritiken
56

Die Bösen schlafen gut


悪い奴ほどよく眠る

Die Bösen schlafen gut
aus dem Jahre 1960, den ich nachfolgend nur noch The Bad Sleep Well (engl. Titel) nennen werde, ist nach Throne of Blood von 1957 ein weiteres Kurosawa Werk, dass zumindest in Teilen ein wenig Shakespeare inspiriert ist. Doch hält sich Throne of Blood noch sehr nahe an der Vorlage um den schottischen König Macbeth, so gibt es in The Bad Sleep Well nur einige kleinere Berührungspunkte zu Shakespeares Werk Hamlet.

In diesem Film-Noir geht es um Kōichi Nishi, mal wieder grandios gespielt von Toshirō Mifune (unglaublich wie wandlungsfähig er ist, er avancierte mittlerweile zu meinem absoluten Lieblingsschauspieler), der sich in einem großen Baunternehmen zum Assistenten des Chefs hocharbeitet und dessen Tochter heiratet, weil er sich an eben diesen Chef Rächen will. Der Rachegedenke exisitert, da bereits sein eigener Vater wenige Jahre zuvor von dieser Firma in den Selbstmord getrieben wurde.

Dieser Film gestaltet sich insgesamt relativ komplex und man sollte schon voll bei der Sache sein, um alles zu verstehen. Vor allem kam anfangs hinzu, dass ich etwas Probleme hatte, die Personen auseinander zu halten, was natürlich durch die japanischen Namen nochmals erschwert wurde. Doch hat man dann einmal reingefunden und ist mit den Personen vertraut, sitzt man gefesselt am Bildschirm und beobachtet Mifune dabei, wie er die Firma von innen mehr oder weniger infiltriert und versucht die schmutzigen Geschäfte zu unterbinden und sich an den verantwortlichen Personen zu rächen. Hauptziel von ihm ist natürlich der Boss des Unternehmens, Iwabuchi (Masayuki Mori). Um sein Ziel, an diesen Rache zu nehmen zu erreichen, heiratet er gar die Tochter von Iwabuchi. Anfangs wirklich nur mit dem Hintergedanken, an ihren Vater ranzukommen, entwickelt sich hier aber im laufe des Films dennoch mehr. Natürlich weiß auch Iwabuchi nicht, dass Nishi der Sohn des in den Suizid getriebenen Ex-Mitarbeiters Furuya ist, da Nishi nicht sein wahrer Name ist. Als dann aber gewisse Dinge im Hintergrund und mit anderen Führungspersonen, ausgelöst durch Nishi, geschehen, ist Iwabuchi drauf und dran, herauszufinden wer für alle diese Dinge verantwortlich ist. Die Luft wird also nach und nach dünner und die Spannung steigt weiter an.

Um falsche Erwartungen zu vermeiden, muss hier ebenfalls gesagt werden, dass es sich hier nicht um einen Rache-Film im eigentlichen Sinne handelt. Vor allem sollte man nicht denken, dass hier große Actionelemente zum Einsatz kommen, und Mifune die wichtigen Personen nach und nach ausknipst. Viel mehr geht es um ein schlaues und intelligentes Vorgehen bei der Rache an den jeweiligen Personen und um einen Plan, der von Mifune konsequent verfolgt wird.

Die Grundstimmung in dem Film ist allgemein sehr düster und böse. Erinnerte mich fast manchmal an den Film-Noir Sweet Smell of Success, doch im Gegensatz zu diesem, hat man hier mit Mifune einen Sympathieträger, mit dem man sich identifizieren kann. Und so wie auch Sweet Smell of Success das schmutzige Geschäft von Zeitungen und Medien aufzeigt, so zeigt The Bad Sleep Well das schmutzige Geschäft einer korrupten Firma in der es nur um Macht und Geld geht, und in der unangenehme Personen ausgeschaltet werden, egal wie.

Wie bisher immer bei Kurosawa, hat mich auch die Bildsprache fasziniert und liefert die unterschiedlichsten interessanten Aufnahmen. Zudem gibt es relativ häufig Szenen in der bei Dunkelheit Licht sehr genial verwendet wurde, z.B. durch Autoscheinwerfer oder des öfteren durch eine genutzte Taschenlampe.

Auch über die Musik kann ich nur wieder positives verlieren. Abgesehen von tollen einzelnen Stücken, gibt es auch ein Theme, welches immer wieder gespielt wird, sich aber der Situation dementsprechend anpasst. Das funktioniert sehr eindrucksvoll. So schafft es im Grunde die selbe Komposition, die Stimmung sehr ins positive, fast fröhliche zu tragen, aber gleichzeitig auch, in anderen Szenen, eine Gänsehaut zu erzeugen.

Je näher es dann dem Ende entgegengeht, desto spannender wird es und es beschleicht einen ständig das Gefühl "Kann das alles gut ausgehen? Kann hier wirklich das Gute triumphieren oder werden die Bösen am Ende doch wieder gut schlafen können?" Dies kann jeder selbst in Erfahrung bringen. :)

Dieses Werk hat mich auf ganzer Linie überzeugt, nein begeistert. Von A-Z bekommt man eine durchdachte, spannende Geschichte, die man sehr Aufmerksam verfolgen muss, grandiose Darsteller und ein Soundtrack der besser nicht sein könnte. Nun also auch der erste nicht-Samurai-Film von Kurosawa der von mir, zu 100% verdient, die Höchstwertung bekommt.

Eine zweite Sichtung muss dieses Jahr unbedingt noch folgen.

10/10
 
Zuletzt bearbeitet:
Oben